“ Ach Süße, was tust du dir nur an.” Juha Matti Ruuskanen stand zweifelnd im Schlafzimmer Mari`s und betrachtete die hübsche Frohnatur. Sie sah so wunderschön aus in diesem schlichten, aber elegantem Kleid und doch würde der Mann für den es bestimmt war, wieder an ihr vorbei sehen. Mari drehte nachdenklich eine ihrer Locken und straffte seufzend die Schultern: “ Wie sehe ich aus?” Juha lächelte sanft und küsste ihr die Wange: “ Wie eine Prinzessin.” Mari lachte und nahm seinen dargebotenen Arm: “ Und bereit für einen Abend voller versteckter Seitenhiebe, Beleidigungen und Spaß?” “Spaß? Juha grinste, als die beiden kurz darauf ins Auto stiegen: “ Die Frage ist bloß, wer hier mehr Spaß haben wird.” Der Finne verstand einfach nicht, weshalb es Mari so wichtig war Veli- Matti zu helfen. Solange sie ihm mit Anni half, würde er ihr nie bemerken, was sie für ihn empfand. Dafür war er viel zu engstirnig. Mari tat sich damit nur selbst weh.
Der Finne brummte als die Beiden Arm in Arm das Nobelrestaurant in Helsinki betraten. Für Anni hatte ein Essen bei Freunden bloß den Wert von vergeudeter Zeit. Geldausgaben im Durchschnittswert hinterließen kaum bleibenden Eindruck im Gemüt der Blondine, weshalb Mari dieses Restaurant vorgeschlagen hatte. Die Einladung für Mari und Juha kam jedoch überraschend von Anni. Und auch wenn Veli- Matti äußerst unglücklich über die nicht vorhandene Zweisamkeit schien, so hatte Mari sich gefreut. Vielleicht würde Vellu endlich erkennen, dass Anni nicht die richtige war. Sie ignorierte ihren kühlen, stechenden Blick als sie ihrem bestem Freund zur Begrüßung die Wange küsste und Juha und Sie gegenüber Platz nahmen. “ Hübsches Kleid,” Anni betrachtete Mari abschätzend und zwang sich zu einem Lächeln, ehe sie fortfuhr: “ aber, wohl nicht ganz das Richtige für eine solche Figur. Man sollte seine Fehler verbergen und nicht offen zur Schau tragen” Juha verschluckte sich an dem Rotwein, den der Kellner ihm gerade serviert hatte und kämpfte damit die Fassung zu wahren. Doch Mari war nicht auf den Kopf gefallen. Sie lächelte nur und nahm einen Schluck aus dem Weinglas: “ Das machst du ja ganz gut nicht wahr? Wenn man sich deinen Kopf ansieht liegt die Vermutung nahe, dass er viele Haarconditioner dir das letzte bisschen Verstand auch noch weggespült hat.”
Vellu räusperte sich nervös, als sein Freund Juha leise zu kichern begann. Er hatte gedacht Mari würde ihm helfen. Er bedachte seine beste Freundin mit durchbringendem Blick und war froh als die Speisekarten gereicht wurden. Ein Blick auf die Speisekarte jedoch ließ ihn schlucken. Mari erwartete doch nicht etwa, dass er alle 4 zum Essen einlud!? Nervös begann er die Speisekarte studieren, darauf bedacht etwas zu finden, dass er sich noch halbwegs leisten konnte. Doch Anni schien sich nicht für das knappe Budget ihres Ex- Freundes zu interessieren und bestellte quer durch die Bank. Er wusste nicht weshalb sie Juha und Mari zum Essen eingeladen hatte, doch sie schien sich an ihrer Anwesenheit zu stören. Immer wieder warf sie stechende Blicke in Maris Richtung.
Als Vellu Sie sich ansah wusste er nicht, was ihr an dem Kleid seiner besten Freundin nicht gefallen hatte. Sie sah wirklich gut aus in diesem schulterfreien Kleid. Ja, wenn sie nicht Mari wäre würde er sagen, sie sah verdammt sexy aus. Er räusperte sich unbeholfen als er Anni die nächste Attacke gegen seine beiden Freunde starten schien. Sich diesmal an Juha wendend: “ Sagmal Ruuskanen. Springst du denn immer noch?” Juha nickte und konnte mit ansehen, wie sich Annis Gesicht zu einem Grinsen verzog: “ Eigenartig. Man findet dich doch kaum in irgendwelchen Ergebnislisten. Verschafft dir das denn überhaupt noch Befriedigung?” Juha grinste süffisant und zwinkerte schelmisch: “ Ich habe es noch nicht so nötig wie du meinst.”
Anni straffte die Schultern und strich sich einige ihrer blonden Strähnen hinter das Ohr, ehe ihre Stimme sanfter wurde: “ Ich meine ja nur, dass du und Mari sicher ein gutes Paar abgeben würdet. Sie ist ja wirklich durchschnittlich hübsch.” “ Durchschnittlich Anni?” “ Ja ich meine sie würde gut zu dir passen. Natürlich hätten Männer wie Veli ganz andere Ansprüche, aber du bist ja nicht Veli.” “ Natürlich. Veli steht ja auf hochblondierte, Intelligenzbestien wie du eine bist.” Anni lächelte und fasste es irrtümlich als Kompliment auf: “ Veli weiß eben was gut ist.”
Alle sahen erstaunt auf als Maris Stuhl plötzlich unsanft nach hinten geschoben wurde und der braune Lockenkopf gefasst auf das Dreiergespann blickte: “ Ich brauche frische Luft.” Mit gestrafften Schultern verließ sie das Restaurant und versuchte das Zittern in ihr zu verbergen. Es regnete und das nicht wenig, doch Mari war es egal. Sie war eine toughe junge Frau doch diesmal ließen sich ihre Tränen kaum noch zurückhalten. Wieso war Veli nur so verdammt dumm?! Wieso nahm er es ihr nicht ab, ihm zu zeigen, was sie für ihn empfand?! Wieso konnte er nicht auch einen Schritt auf sie zugehen?! “ Mari? Süße?” Erstaunt hob sie den Kopf als sie Vellu`s Stimme erkannte. “ Willst du nicht reinkommen, das Essen wird sonst kalt.” Mari biss sich auf die Lippen und ignorierte die einzelne Träne, die ihr über die Wange rann: “ Du bist so unsagbar dumm.” “ Ich.....was meinst du?” Vellu betrachtete sie stirnrunzelnd, doch als Mari nicht reagierte, legte er ihr sanft die Hand auf den Arm: “ Es regnet. Lass uns reingehen, ehe wir noch nass werden.” Doch die junge Finnin befreite sich unsanft aus seiner Umarmung und sah ihn zornig an: “ Kannst du mich nicht auch einmal so ansehen, wie du Anni ansiehst?” “ Was....wie....wieso?” Veli hatte die Stirn gerunzelt als Mari langsam auf ihn zuging und zu ihm aufsah: “ Kannst du mich nicht auch einmal so verliebt ansehen? So als würdest du mich sexy finden, als wärst du stolz darauf jemanden wie mich zu kennen? Mich, die wirklich etwas erwidern würde?! Aber statt dessen musst du diese Blondine anbeten, die Frau die nicht einmal ein Fünkchen Liebe für dich empfindet! Ja du bist unsagbar dumm!” Vellu starrte fassungslos auf seine beste Freundin und wusste nicht wie er antworten sollte. Hatte sie ihm gerade eine Liebeserklärung gemacht oder war es bloß der Versuch ihm zu zeigen, dass er Anni nicht leiden konnte?!
Er seufzte leise: “ Mari...ich weiß nicht...also....es ist nicht so einfach...” Er wollte fortfahren, doch weiter kam er nicht. Mari hatte ihre Lippen auf seine gelegt und ihn unsagbar sanft geküsst.
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