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Tummelplatz für alle Freunde des finnischen Skispringens
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BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 15:23 
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B-Kader Trainer
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Guten Abend meine Lieben,
Ich weiß, ich stecke noch mitten in der anderen Geschichte aber ich brauche ab und zu etwas anderes um schreiben und die Ideen die ich im Moment haben passen einfach nicht in "let the new year begin."
Also werde ich mit und mit einfach mal posten was ich hierfür schon hab.
Der Name steht noch nicht fest, mir ist bis jetzt nichts besseres eingefallen, also wundert euch nicht wenn sich der Name ändert.

Hier erstmal eine Art Prolog :)
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Da war er schon wieder. Da war schon wieder dieser Blick.

Ich hatte in letzter Zeit gemerkt, dass es immer gleich ablief.
Ich schaute gerade in der Luft herum oder war einfach nicht auf irgendetwas besonderes konzentriert, da bemerkte ich, dass irgend jemand mich an sah.
Nach wie vor verstehe ich nicht ganz wie das funktioniert, aber man merkt es einfach.
Das nächste was passierte war normalerweise, dass ich aufsah um mich umzusehen. In diesem Moment schaute er schnell weg, die Bewegung nahm ich war und sah zu ihm rüber.
Er sah nicht mehr her.
Schnell drehte auch ich meinen Kopf wieder weg.
Natürlich hielt ich das nicht lange aus, ich wollte Bestätigung haben, wissen ob ich mir das nicht nur eingebildet hatte.
Doch nein, es war keine Einbildung. Sobald ich ihn ansah war da wieder dieser Blick. Kalt.
Manchmal fragte ich mich warum er mich überhaupt ansah wenn es so wenig Begeisterung in ihn auslöste.
Der Blickkontakt blieb nur für ein paar Momente bestehen, ich konnte nie lange Stand halten.
Und dann endete das Spiel für gewöhnlich, denn ich konzentrierte mich für die nächsten Momente auf etwas anderes um nicht wieder hinschauen zu müssen.
Solange bis etwas anderes mich die Szene vergessen liess.

Im Grunde sollten man nun meinen, dass man doch irgendwie Gefallen an diesem kleinen Spielchen finden könnte.
Klar, das hätte ich auch sicher...wenn ich ihn gemocht hätte.
Und das war leider nicht der Fall. Ich hasste ihn auch nicht. Im Gegenteil. Er war mir einfach egal, ich fand ihn langweilig. Und das war auch irgendwie schon immer so gewesen.

Aber heute...
Heute war ich fast sauer. Schließlich war es wirklich unpassend.
Er musste doch merken, dass es mich ein wenig verwirrte.
Und diesmal blickte ich zurück. Genervt und fragend.
Und ich spürte seinen Blick noch auf mir verweilen als nur noch meine weiße Schleppe an der Bank vorbei glitt in der er sass.

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Zuletzt geändert von Nanna am So 27. Jul 2008, 10:33, insgesamt 1-mal geändert.

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Verfasst: Do 24. Jul 2008, 15:23 


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BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 15:24 
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B-Kader Trainer
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Wer hatte bitte die Idee gehabt auch den Brautjungfern weiße Kleider zu kaufen?
Okay, ich war also nicht die Braut obwohl mein Kleid hätte zweifeln lassen können.
Aber aus irgendeinen Grund hatte meine Schwester darauf bestanden und an diesem Tag hätte ich wohl jedes Kleid für sie angezogen.
Am Altar angekommen stellte ich mich mit meiner kleinen Schwester an die Seite.
Mein Blick fiel auf Tapio, den Bräutigam. Er lächelte leicht zurück aber sein Blick flackerte immer wieder zur Tür hinüber. Auch meine Aufmerksamkeit richtete sich nun nach dort. Nervös sah ich ein letztes mal nach ob mein Kleid richtig sass, als die Tür aufging und Musik zu hören war. Alle mussten etwas schmunzeln, es war nicht der Hochzeitsmarsch oder etwas ähnliches, sondern eine fröhliche Melodie die allen ein Lächeln auf die Lippen zauberte bevor sie die Braut nur sahen.
Doch als diese die Kirche betrat interessierte die Musik bereits keinen mehr.
Mit großen Augen sah ich meine große Schwester an und merkte wie mir die Tränen in die Augen schossen.
Sie sah so wunderschön aus.
In den letzten Wochen sah man ihr ihre Schwangerschaft bereits ein wenig an, aber trotzdem sah sie in dem Kleid einfach fantastisch aus und das Strahlen auf ihren Lippen zeigte mir wie glücklich sie war. Und das machte mich glücklich.
Am Arm unseres Vaters kam sie den Gang entlang geschritten und die Musik endete langsam als sie vorne angekommen war und unser Vater sie Tapio übergab.
Meine Mutter in der ersten Reihe hatte schon lange angefangen zu weinen und auch wenn ich lächelte lief mir eine kleine Träne die Wange herunter.
Schnell wischte ich sie weg.

Die Trauung war schön auch wenn ich das Gefühl hatte ich hätte nur die Hälfte mitbekommen.
So richtig "wach" wurde ich erst wieder, als wir im Auto sassen, auf dem Weg zu der kleinen Halle in der die Feier statt finden würde.
Der kurze Weg von der Kirche zum Auto hatte gereicht um mich zum Zittern zu bringen.
Auch wenn es Sommer war. Lahti war Lahti.

Die Fahrt dauerte eine Weile und brachte mich um Nachdenken.
Annikki war gerade mal drei Jahre älter als ich, als sie so alt gewesen war wie ich jetzt, nämlich 22 Jahre, war sie schon eine ganze Weile mit Tapio zusammen gewesen...die beiden hatten ziemlich lange mit dem heiraten gewartet.
Selbst meine kleine Schwester Marika hatte seit einer ganzen Weile einen festen Freund und sie war erst 18.
"Irgendwas hast du falsch gemacht." sagte ich mir selbst im Gedanken.
Ich war nicht wirklich traurig deswegen, aber Annikki im Hochzeitskleid...das gab mir eine richtig gute Vorahnung wie ich darin aussehen würde.
Es war schon immer so gewesen, dass ich aussah wie Annikki vor ein paar Jahren und genau das gleiche passierte im Moment mit Marika. Wenn Menschen sie auf der Straße sahen die uns ein Weile nicht gesehen hatten, waren sie immer überrascht wie wenig wir uns verändert hatten. Marika ging das glaube ich ziemlich auf die Nerven immer nur „die kleine Schwester von Anniki und Inka“ zu sein.
Erst als jemand meinen Namen rief wurde ich aus den Gedanken gerissen. „Inka, wir sind gleich da. Marika...schau dass dein Kleid nicht wieder irgendwo fest hängt...Ich nähe heute nichts mehr.“
Meine Mutter schien etwas angespannt. Aber ich fragte mich warum. Schließlich kam jetzt der Teil des Abends wo nicht mehr so viel schief gehen konnte.
Sobald wir im Festsaal waren hatte ich ein Strahlen auf den Lippen.
Annikkas und meine Freunde waren im Grunde die gleichen und so waren alle da. Dazu noch ein ganzer Schwall von Verwandten die extra angereist waren.
Immer wieder sah man Leute die man noch nicht begrüsst hatte und mit denen man etwas auf das Brautpaar trank.
Dazu kam, dass ich die meisten schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen hatte.
Ich hatte die letzten drei Semester in Stockholm verbracht, für eine zukünftige Fotografin war es gar nicht so schlecht ab und zu mal neue Motive zu haben.
Und so freute ich mich nur umso mehr als ich ein mir nur zu gut bekanntes Gesicht zwischen den Gästen entdeckte.
Arttu grinste mir entgegen und sofort lief ich zu ihm rüber um ihn fest zu umarmen.
„Du bist ja wirklich gekommen...“ sagte ich lachend während ich ihn strahlend ansah.
Er erwiderte das Strahlen und liess seinen Arm um meine Schulter baumeln. „Natürlich. Glaubst du das hier lasse ich mir entgehen?“
Arttu war schon seit Jahren einer meiner besten Freunde. Das war eine ziemlich komplizierte Sache, schließlich lebte er in Kuopio, das waren mit dem Auto knapp fünf Stunden von Lahti.
Aber trotzdem war unsere Freundschaft immer bestehen geblieben.
Dass er zur Hochzeit meiner Schwester kommen würde war irgendwie klar gewesen, über sie hatten wir uns schließlich kennen gelernt.
Annikki war früher mit Veli zur Schule gegangen und ziemlich viel Ski gefahren. So hatte sie die meisten ihrer Freunde kennen gelernt und für mich waren es nie die bekannten Skispringer gewesen sondern die Freunde meiner Schwester und später eben auch meine Freunde.
Erst jetzt bemerkte ich, dass neben Arttu auch Veli, Jussi mi seiner Frau Kaisa und Matti standen. Ich lächelte ihnen allen kurz zu.
Dann verzogen Arttu und ich uns aber um zu reden, seit meiner Abschiedsfeier hatten wir uns nicht mehr gesehen.

„Das ist nicht dein Ernst?“
Ich sass auf einer Bank vor der Halle und starrte Arttu ungläubig an.
Wir sassen schon eine ganze Weile hier und hatten geredet, bevor er mit der Sprache rausrückte.
„Doch..“ sagte er langsam und begann zu grinsen.
„Aber...warum? Ich dachte du magst Kuopio so gerne?“ Er zuckte mit den Schultern. „Ja, das ist auch so. War auch nicht meine Idee...aber man hielt es wohl für nötig mir einen neuen Trainer zu geben. Und bevor ich mich versah hatte ich schon den Club gewechselt.“
Immer noch konnte ich ihm nicht ganz glauben. Man zog doch nicht so einfach in eine andere Stadt. Vor allem nicht wenn man die Stadt mochte und es dort auch wirklich genug gute Trainer gab.
Aber er konnte mir selbst auch nicht viel mehr sagen, wenn es nicht klappen würde, würde er auch wieder umziehen. Bereits Anfang August würde es soweit sein.
Erst an diesem Punkt merkte ich wie sehr ich mich über die Nachricht freute und umarmte ihn glücklich.

Wir hatten uns gerade wieder voneinander gelöst als ich ihn mit ein paar anderen zusammen stehen sah.
Er sah mich wieder an. Meine gute Stimmung liess mich vergnügt zu ihm rüber lächeln. Es war bereits recht dunkel, aber ich sah, dass leicht seine Mundwinkel hochzog, aber ein richtiges Lächeln hätte man das wohl auch nicht nennen können.
Dann sah er weg. Dieses mal hatte ich aber einfach keine Lust auf das Spiel und drehte mich wieder Arttu zu.
„Ich finde schön, dass du hier bist.“ sagte ich lächelnd und lehnte mich an seine Schulter.
„Ich auch.“ sagte er und wir blieben noch eine Weile so sitzen.

Wir feierten lange. Das Fest so wunderschön und als ich endlich kurz alleine mit Annikki war musste ich ihr das auch sagen. Sie lächelte mich so glücklich an, dass mir schon wieder die Tränen in die Augen stiegen, was dann auch sie zum weinen brachte, aber es waren bei beiden von uns Freudentränen.
„Für dich finden wir auch noch jemanden.“ sagte sie und strich mir leicht durchs rote Haar, ich seufzte leise.
„Ach...Heute ist dein Tag.“ sagte ich schnell um dem Thema auszuweichen und zog sie mit mir auf die Tanzfläche.

Als die Musik langsamer wurde und sich immer mehr Pärchen auf der Tanzfläche einfanden verliess ich sie, sah lieber lächelnd zu.
Ich versuchte mir alles ganz genau zu merken. Wie schön Tapio und Annikki zusammen aussahen. Wie eng umschlungen Mirka und ich Freund tanzten. Wie Arttu mit irgendeiner meiner Cousinen tanzte...

Und da war es schon wieder, das Kribbeln in meinem Nacken, ich drehte mich sofort um. Er hatte sich neben mich gesetzt und sah mich nüchtern an. „Willst du tanzen?“
Einen Moment lang traute ich meinen Ohren nicht und sah ihn nur fragend an.
„Naja...du sitzt hier so alleine. Nicht das da hinter eine tanzende Schwester im Familienalbum fehlt.“ Ich sah wieder kurz zur Tanzfläche hinüber und schüttelte dann den Kopf.
„Nein, danke. So schlimm steht es um mich noch nicht, dass ich Mitleidstänze brauche.“
Ich lächelte leicht und stand dann auf. „Ich werd mal zu meiner Oma rüber gehen, ich habe noch fast gar nicht mit ihr geredet heute.“
Er nickte nur und stand auch wieder auf.
Einen Moment zögerte ich und lächelte ihn dann aber noch mal an. „Aber Danke, Veli.“
Dann drehte ich mich um und ging zu dem anderen Tisch hinüber.

Zu diesem Zeitpunkt war ich mir nicht bewusst, dass ich ihn damit hätte verletzen können. Aber es war so.
Die Hände in seine Hosentaschen vergrabend ging er langsam zu seinen Freunden zurück.

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 Betreff des Beitrags: Re: so be my saviour, my secret.
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 15:24 
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Als wir spät in der Nacht zurück kamen hatte ich das Gefühl, dass ich nicht eine sondern mehrere Nächte durch getanzt hatte. Da ich wirklich erst seit wenigen Tagen aus Schweden zurück war wohnte ich noch bei meinen Eltern, eine eigene Wohnung hatte ich noch nicht gefunden. Meine alte hatte ich leider abgeben müssen, drei Semester lang zwei zu bezahlen war nun wirklich nicht drin. Aber der Vermieter hatte mir gesagt, dass er vielleicht noch etwas in der gleichen Lage und Preisklasse für mich hatte.
Aber im Moment fand ich es eigentlich ganz schön mal wieder in meinem alten Zimmer zu schlafen. Klar, das würde keine Dauerzustand werden.
Eigentlich hatte ich sofort ins Bett gehen wollen aber ein Foto das ich fast vergessen hatte zog auf einmal meine Aufmerksamkeit auf sich. Es war am Rand eines großen Bilderrahmen festgemacht und ich nahm es heraus und setzte mich damit auf das Bett.
Es war schon ein paar Jahre alt und den Klamotten zufolge war Sommer gewesen. Arttus, Annikkis, Tapios und mein Gesicht strahlten dem Photographen entgegen, während jeder von uns ein Eisbecher vor sich stehen hatte.
Ich konnte gar nicht anders als breit zu grinsen als ich das Bild betrachtete. Würde es bald immer so sein? Gut, Annikki und Tapio waren jetzt verheiratet aber dafür würde Arttu nach hier ziehen.
Ich legte das Foto auf meinen Nachttisch und ging dann ins Badezimmer.

Am nächsten Morgen war meine Stimmung immer noch so verdammt gut, dass ich Lust hatte mich heute so richtig in die Arbeit zu stürzen. Das Semester hatte noch nicht begonnen und einschreiben musste ich mich auch nicht, da ich ja nur für eine Weile weg gewesen war. Aber die Sache mit der Wohnung wollte ich heute gerne weiterbringen.
Meine Ziele für den heutigen Tag zerplatzen als ich mich daran erinnerte, dass Arttu auf unserem Sofa lag und schlief. Am Sonntag Abend würde er wieder nach Kuopio zurück fahren- erstmal- aber solange wollte ich schon gerne etwas mit ihm unternehmen würde.
Schmunzelnd lief ich ins Wohnzimmer und liess mich einfach auf den noch tief schlafenden Arttu drauf fallen. Dieser brummte laut und riss die Augen auf. „Argh...Du bist schrecklich.“ sagte er schlaftrunken und packte mich an den Hüften...um mich dann vom Sofa zu werfen.
Lachend rappelte ich mich auf und rüttelte leicht an ihm um ihn davon abzuhalten, dass er sich umdrehte und wie einschlief.
„Hey...keine Müdigkeit vortäuschen. Wir haben viel vor. Also glaub ich zumindest...was machen wir?“ Bei der letzten Frage war meine Stimme leicht quängelig geworden.
Immer noch brummend fuhr sich Arttu mit der Hand über die verschlafenen Augen und sah mich dann fragend an. „Und dafür weckst du mich?“
Ich lächelte nur und er lächelte zurück.
Bald konnte er sich selbst dazu bringen aufzustehen.
Erst am Frühstückstisch überlegten wir was wir tun sollten. „Wir könnten eine Runde joggen gehen...“ murmelte er nach einer Weile und ich zuckte mit den Schultern.
„Ich bin nicht in Form und ehrlich gesagt hab ich auch keine Lust heute. Lass es uns langsam angehen.“ Ich biss genüsslich in mein Brot und er zuckte mit den Schultern.
„Okay...dann spielen wir aber heute Nachmittag eine Runde Volleyball mit den anderen, ja?“
Ich seufzte leise. Klar, ich liebte Volleyball, aber konnten diese Sportler es nicht mal einen Tag einfach sein lassen? „Okay, geht klar. Aber was machen wir jetzt?“
Arttu schaute aus dem Fenster während er eine Weile lang nachdachte.
„hmm...weißt du, dass ich noch nie in dem Sportmuseum an der Schanze war? Dieser Simulator soll der Hammer sein.“
Schnell nahm ich einen großen Schluck Kaffee. So viel dazu.
„Okay, da können wir gerne hin...auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass das Teil viel taugt.“
„Wir werden es sehen.“

Und das taten wir dann tatsächlich. Am Fuß der Schanze lag das Sportmuseum. Es war zwar definitiv interessant, aber ich war gerade als Kind so oft dort gewesen, dass mich die Inhalte nicht wirklich locken konnten und so gingen wir fast sofort zu dem Simulator hinüber. Normalerweise
war dort ziemlich viel los aber einmal war es noch recht früh am Morgen und außerdem verschwanden die paar Kinder, die davor rumsprangen sofort, als sie Arttu sahen.
Arttu wollte natürlich als erster. Bei seinem ersten Versuch scheiterte er kläglich, es war eben doch etwas anderes. Aber während er wenigstens rund 80 Meter schaffte, stürzte ich schon nach 40 Metern ab.
„Du bist viel zu früh abgesprungen, so kommst du doch gar nicht von der...“
Ich hob eine Hand und musste lachen. „Ach...Arttu. Ich bin kein Skispringer..“
Peinlich berührt hörte er auf und huschte dann wieder in den Simulator.
Bereits bei seinem zweiten Sprung klappte es viel besser.
Aber wir wussten beide, dass Arttu auch auf der richtigen Schanze nicht richtig in Form war. Naja, aber vielleicht würde sich das mit dem Umzug ja wirklich ändern.
Nach ein paar Sprüngen hatte er raus wie man die Maschine überlisten konnte und als er am Ende über 300 Meter sprang war das dann doch etwas seltsam.
„So...ich würde sagen. Der neue Weltrekordhalter hat jetzt genug...“ sagte er lachend.
Arm in Arm schlenderten wir noch eine ganze Weile durch das Museum bevor wir uns auch eine Weile an die Schanze stellten und dem Nachwuchs beim springen zusahen.
Es war wirklich angenehm warm heute.
„Okay, ich würde sagen. Wir suchen dir jetzt ein knappes Sportdress heraus und dann ab in den Sand.“

„Nein, das ziehe ich nicht an...“ Entsetzt sah ich Arttu an. Wir standen beide vor meinem Schrank und anstatt der Jogginghose die ich anziehen wollte hatte Arttu mir eine schwarze Radler in die Hand gedrückt. „Warum hast du sowas wenn du sie nicht anziehst?“ fragte er verständnislos und wedelte bedeutend mit der Hose unter meiner Nase herum.
„Ach...im Fitnessstudio kann man sowas anziehen aber doch nicht..wenn andere da sind.“
„Keine Ausreden. Es ist warm, es ist Sommer und ich spiele auch in Shorts.“
Er drückte mir die Hose in die Hand und verschwand dann um sich umzuziehen.
„Neeeein.“ murmelte ich leise vor mich hin und wusste aber genau, dass wir nicht gehen würden, bevor ich dieses Teil an hatte.
Wenig später trat ich in dem schwarzen Monster, Turnschuhen und einem Top ins Wohnzimmer.
Zufrieden lächelnd sass Arttu auf dem Sofa, die versprochenen Shorts und ein Tshirt an.
„Wunderbar. Sonne, Frauenbeine und eine Fuhre nie lächelnder Finnen mit denen wir jetzt spielen werden.“
Er sprang äußerst motiviert auf und ich machte in leicht nach, was ihn nur dazu brachte noch mehr rumzuspringen. Uns so gegenseitig pushend rannten wir zum Auto.

„Siehst du...Joana ist auch in kurzer Hose da.“ sagte Arttu grinsend als wir am Sportplatz ankamen. Erfreut sah ich zu der kleinen Gruppe die bereits an dem Volleyballfeld wartete und sah dann Arttu böse an. Sie trug eine Dreiviertelhose.
Wir liefen schnell quer über den Platz und ich liess meine Tasche am Rande des Rasens fallen.
Lächelnd begrüßte ich Joana. Sie hatte ich schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.
Arttu schien alle irgendwie zum Sport zu begeisterten Freunde angerufen zu haben die er hatte auftreiben können. Neben Olli Pekkala, Veli und dem Stöpsel Ville Larinto hatte er noch eine ziemlich große Mannschaft aus unseren Freunden zusammen gestellt. Wir Mädchen waren zwar in der Unterzahl, aber immerhin blieben Joana und ich nicht die einzigen.
Natürlich liessen es sich die Sportler nicht nehmen, sich vorher aufzuwärmen...aber beim Volleyball spielen konnte ich das glatt noch verstehen und so drehten wir ein paar Runden um den Platz.
Mittlerweile hatte ich die Hose vergessen und lief einfach neben Arttu her. Meine Kondition war natürlich im Vergleich zu ihnen allen immer schon schlecht gewesen aber in Schweden hatte ich wirklich gar nichts gemacht. Und während sie beschlossen erstmal das „normale“ Trainingspensum zu laufen liess ich mich schon ins Gras fallen. Warm war ich definitiv.
Das Gras unter mir war erstaunlich warm und so sah ich den anderen noch kurz zu, legte mich dann hin. Die Augen schließend genoss ich die Sonne, bis ich merkte, dass ich nicht die einzige Person war die abgebrochen hatte. Als ich die Augen wieder öffnete sass Veli auf einmal neben mir und lächelte zu mir hinunter. „Schon schlapp?“
Als ich mir selbst kurz an die Wange fasste merkte ich, dass mein Gesicht wohl ziemlich rot war.
„Ja ziemlich.“ sagte ich ehrlich und er warf mir eine kleine Wasserflasche zu. „Danke.“ murmelte ich und setzte mich zum trinken wieder auf.
„Was ist mit dir?“ Ich sah ihn herausfordernd an. „Hast du auch schon genug?“
Er lächelte leicht. „Nein, aber ziemlich neue Schuhe die ich besser erstmal eingelaufen hätte.“
Wie automatisch sah ich zu seinen Schuhen hinunter als könnte man ihnen ansehen, dass sie ihm weh taten.
„Das ist allerdings übel...“ sagte ich und zuckte dann aber mit den Schultern. „Der Sand ist warm...wir ziehen sie einfach beide aus.“
Auch er zuckte nun mit den Schultern, aber sein Lächeln war geblieben, das sah man nicht so häufig bei ihm, gerade nicht in letzter Zeit.
Und für einen ganz kurzen Moment blieb mein Blick an seinen Lippen hängen.
Wohl ein wenig zu lange, denn als er es bemerkte wurde aus dem Lächeln ein Grinsen und ich wandte mich schnell ab.
In diesem Moment begann er doch tatsächlich sich die Schuhe auszuziehen und ich zog natürlich mit.
Als die anderen die große Runde beendet hatten standen wir beide schon auf dem Feld, bis zu den Gelenken im Sand. Ich genoss das raue Gefühl auf der Haut und freute mich mittlerweile schon fast auf das Spiel.

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 Betreff des Beitrags: Re: so be my saviour, my secret.
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 15:25 
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Erleichtert stellte ich fest, dass auch einige anderen besser nicht mehr die große Runde mitgelaufen wären. Aber ich kannte das, man hatte immer das Gefühl man müsse mit den anderen mithalten, was natürlich Schwachsinn war...schließlich war es ihr Beruf.
Als wir dann anfingen zu spielen fand ich wirklich Freude daran. Gott sei Dank hatte mich Arttu dazu bringen können.
Länger als ein paar Spiele spielten wir jedoch nicht, denn die Sonne knallte heute wirklich unermüdlich auf uns herunter.
„Was machen wir denn noch?“ fragte mich Arttu nach einer Weile und ich zuckte mit den Schultern. „Wir könnten bei mir essen...draußen. Gegen Abend ist es dazu bestimmt zu kalt.“
Er sah mich irritiert an. „Mit allen?“
Jetzt hatte er mich falsch verstanden. Ich hatte nicht bemerkt, dass er uns alle meinte aber jetzt sahen mich alle grinsend an.
Seufzend aber grinsend zuckte ich mit den Schultern. „Na von mir aus. Wir haben wohl keinen Grill und Fleisch muss auch jemand mitbringen.“
Das ganze war schnell organisiert und ich war schon froh, dass meine Eltern erstens sehr spontan waren und sich gut mit unseren Freunde verstanden. Es war ja schon ein wenig dreist sie einfach alle anzuschleppen, zumal ich ja gar nicht mehr richtig bei ihnen wohnte.
Aber auf der Rückfahrt freute ich mich über die Entscheidung und wieder hatte ich das Gefühl dieser Sommer würde einfach spitze werden.

Ich stand gerade unter der Dusche als schon das erste mal die Klingel ertönte.
Das war ja klar, wenn es was zu essen gab waren alle überpünktlich. Da aber sowohl Arttu als auch Mirka da waren machte ich mir aber keine Hektik. Annikki und Tapio hatten wir für den heutigen Tag mal in Ruhe gelassen. Die sollten erstmal ihre Zweisamkeit geniessen.
Als ich frisch umgezogen aus dem Bad kamen verteilte sich bereits der Geruch von Kohle im halben Haus. Joana packte gerade eine Bowle aus und ich fragte mich wie sie die in der kurzen Zeit noch hatte machen können. Aber das war Joana, sie überraschte einen immer wieder.
Mir zulächelnd stellte sie die Bowle auf den Tisch und kam dann herüber.
„Schön, dass wir nach hier kommen konnten. Irgendwie ist es als wärst du nie weg gewesen.“ Ich nickte nur und sah zu wie Olli gerade versuchte die Kohlen an zu fachen und den ganzen Qualm in Villes Richtung fächerte der darauf hin begann zu husten.
Schmunzelnd sah ich Joana an. „Ja, ich bin auch wirklich froh, dass es so ist. Wenn ich zurück gekommen wäre und alles wäre anders geworden, dann hätte ich Schweden wohl bereut.“
„Ja, das verstehe ich. Aber das bedeutet ja, dass du es nicht bereust...Es war also schön, ja?“
Und so unterhielten wir uns eine Weile über die Leute die ich kennen gelernt hatte und ich wurde über die neusten Gerüchte und Affären Lahtis aufgeklärt.
Nein, ich bereute nicht nach Schweden gegangen zu sein, aber mit einem leichten Lächeln stellte ich fest, dass ich es auch definitiv nicht bereute zurück gekommen zu sein.
In diesem Moment hatten sich die Jungs nämlich anscheinend daran erinnert, dass wir ja einen Pool hatten. Das war in Finnland nun wirklich ungewöhnlich. Whirpools und heiße Quellen, okay...aber keine Pools.
Nur meine Eltern hatten darauf bestanden. Gut, wenn man Geld hatte konnte man sich so einen Traum schon mal erfüllen, aber so richtig warm wurde das Wasser nie.
Und auch im Sommer konnte man es nur aushalten wenn man schnell ein paar Bahnen schwamm.
Auf jeden Fall schien das die Jungs nicht zu stören die im nächsten Moment schon in Boxershorts schon davor standen. Sie anfeuernd gingen wir nun auch raus und es dauerte noch eine Weile bis sie sich gegenseitig so weit gepusht hatten, dass sie wirklich sprangen.
Vor mich hin lächelnd lief ich ins Badezimmer um ein paar Handtücher zu holen. Draußen wurden diese schon dringend gebraucht, daran hatte natürlich niemand gedacht.
Schnell warf ich sie ihnen zu.
Der vor Kälte schlotternde Arttu kam mir entgegen gelaufen und jammerte vor sich hin. Lachend rieb ich ihm über die Arme die mit dem Handtuch bedeckt waren.
„Ich glaub das kann er besser gebrauchen.“ meinte Arttu nur grinsend und deutete auf den Pool. Erst jetzt bemerkte ich, dass Veli erst jetzt aus dem Wasser stieg.
Kopfschüttelnd ging ich ihm entgegen und hielt ihm das Handtuch hin. Er schlotterte nicht wie die anderen, aber seine Haut war mit einer Gänsehaut überzogen.
„Du bist wirklich eiskalt.“ murmelte ich und spielte damit auf die hartnäckigen Gerüchte an, dass Vellu eigentlich gar keine Gefühle besass. Okay, er entsprach jedem Klischee eines Finnen, vor allem an der Schanze. Aber ich wusste genau, dass er auch viel lachte und jeden Spaß mitmachte.
„Im Moment gerade schon ja...“ sagte er lächelnd und ich hört wie seine Stimme vor Kälte zitterte.
Lachend warf ich ihm das andere Handtuch das ich noch in der Hand hatte über seinen Kopf und struwelte ihm kurz durch die langen Haare, bevor ich ihn wieder davon befreite.
Als ich seine Haare sah musste ich lachen, sie standen ja so schon oft in alle Richtungen ab, aber so sah es wirklich süß aus.
Süß? Nein, irgendwie war das doch das falsche Wort...Veli und süß...
Einen Moment lächelten wir uns an, dann ging ich wieder zu den anderen zurück.
Arttu schien von der Szene ziemlich amüsiert.

Als das Essen fertig war und wir es uns auf der Terrasse gemütlich gemacht hatten war es schon recht dunkel geworden. Mirka hatte ein paar Decken rausgebracht und nun war fast schon eine gemütliche Stimmung als Arttu die erste Flasche Sekt köpfte und wir anstiessen.
Es war sicher schon neun als auf einmal mein Handy klingelte.
„Guten Tag, hier ist Aatami Turunen. Gut, dass ich sie erwische Inka. Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich ihnen die Wohnung jetzt definitiv zusagen kann. Der andere Interessent hat abgesagt.“
„Oh wow..Danke...“ murmelte ich ein wenig durcheinander. „Okay, dann...Dann komme ich morgen mal vorbei.“
„Ja, es gäbe da wohl noch ein paar Sachen zu bereden...Es handelt sich nicht um die Einzelwohnung...Wir müssten noch einen Mitbewohner für sie suchen.“
„Nicht?“
„Nein, aber das können wir morgen bereden.“
„Gut...ich komme gegen Mittag vorbei.“
Als ich aufgelegt hatte sah ich Arttu strahlend an, der den Blick fragend erwiderte.
„Arttu? Ich glaube ich hab eine Wohnung für dich gefunden...“


Wir hatten am nächsten Morgen ausgeschlafen und waren dann nach dem Frühstück sofort zu der Wohnung gefahren, schließlich würde Arttu heute Abend wieder fahren.
Der Vermieter war begeistert, dass sich schon ein zweiter Mieter gefunden hatte und liess uns in die Wohnung.
Sie war ähnlich wie meine alte, guter Zustand und recht hell.
Ich hatte gerne dort gelebt, aber diese Wohnung war noch besser, weil sie einfach noch größer war. Klar, sie war ja auch für zwei Personen gedacht.
Die Küche war geräumig, schloss dafür aber direkt an das Wohnzimmer an, was ich nicht unbedingt schlimm fand.
Auch unsere beiden Zimmer waren groß genug und hatten jeweils zwei Fenster. Nur das Bad sah schrecklich aus, aber der Vermieter meinte sie hatten mit dem Umbau nur gewartet bis die Wohnung leer war und sie würden neu kacheln und eine neue Dusche und Toilette einbauen bevor wir einziehen würden.
Ungläubig sahen Arttu und ich uns an. „Bist du dir sicher, dass das hier wahr ist?“ fragte Arttu mich als wir im Wohnzimmer standen und auf die kleine Terrasse hinaus schauten.
„nein...“ erwiderte ich lachend. „Aber ich würde es machen...“
Lächelnd sah ich zu ihm hoch. „Und du?“
Auch er begann zu lächeln. „Ja, ich auch.“
„Also...nehmen wir sie?“
Grinsend umarmte mich Arttu und nickte dann.
„Wir nehmen sie.“
„Sehr schön.“ sagte er Vermieter lächelnd. „In zwei Wochen könnten sie einziehen, bis dahin ist alles gemacht.“
Mein Herz schlug höher, das war fast schon zu gut.
„Gut...also wenn sie wollen können wir heute den Vertrag unterschreiben.“
Wir begannen beide zu nicken und bald stand schwarz auf weiß, dass Arttu und ich uns bald diese Wohnung teilen würden.

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 Betreff des Beitrags: Re: so be my saviour, my secret.
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 15:25 
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„Inka!“ hörte ich die vorwurfsvolle Stimme meiner kleinen Schwester aus dem Wohnzimmer. Hastig lief ich mit dem großen Karton in ihre Richtung und sah sie über einer noch größeren Kiste stehen.
„Warum um Himmels Willen willst du Fotomagazine aus dem Jahr 1980 zu behalten? Wenn ich dich erinnern darf, da warst du noch nicht geboren.“
Ich musste grinsen. „Faulheit.“ war meine einfache Antwort. Im Studium war sowas manchmal ganz hilfreich. Man konnte wenn man etwas zeitspezifisches suchte und nicht zu tief in die Materie eintauchen wollte einfach hübsche bunte Zeitungsartikel lesen anstatt dicker Bücher.
Außerdem hatten wir hier Gott sei dank genügend Platz.
„Wenn ich mal umziehe...dann schleppst du genau die gleiche Anzahl an Kartons, auch wenn ich nur halb so viele besitzen werde. Glaub mir, ich zähle mit...ich bin schon bei acht.“
Annikkis lautes Lachen kam von der Küche her. Sie war so überdimensional schwanger, dass alleine der Gedanke von ihr und Kartons in Kombination keine gute Idee war.
„Press du mal weiter Orangen aus.“ maulte meine kleine Schwester und machte sich auf um wieder um Auto zu gehen.
Mit einem Grinsen auf dem Lippen folgte ich ihr und als ich gerade auf die hintere Bank des Autos geklettert war hörte ich ein Auto neben uns parken. Freudig sah ich auf, Herr Lappi schien also auch endlich mal daran zu denken aufzutauchen.
Wenige Sekunden später kam er schon, wie immer lächelnd, aus dem Auto gehüpft und sah dann verdattert auf die vielen Kisten im Kofferraum. „Wow...ich hab halb so viel Zeug.“ murmelte er und vergass darüber ganz mich zu begrüßen.
Inka lachte und ging ohne eine Erklärung mit einer weitern Ladung hoch.
Ich räusperte mich leise.
„Um ehrlich zu sein ist ziemlich viel sogar schon oben.“
Arttu verdrehte die Augen, aber das bekam ich nicht mit, weil in diesem Moment Vellu aus Arttus Auto stieg.
Vorwurfsvoll sah ich Arttu an. Er wusste genau wie unwohl ich mich in Velis Gegenwart manchmal fühlte.
Dieser sah mich nicht entschuldigend sondern eher fragend. Als wolle er sagen „Was? Wir können jede Hand gebrauchen.“ Und das stimmte.
Also lächelte ich Veli leicht an als er neben uns stand, er war noch am telefonieren und lächelte nur schwach zurück.

Wir hatten recht früh am Morgen des 1. Augusts begonnen unsere Sachen in die Wohnung zu bringen und so kamen die anderen versprochenen Helfer erst als das elende Tragen schon vorbei war. Die einzigen die wirklich lange blieben waren Olli und Joana und so kam es, dass wir gegen Mittag eine Pause einlegten. Annikki hatte wirklich nicht viel helfen können und so hatte sie Küchenutensilien ausgepackt und etwas gekocht, was allen wirklich recht kam.
Die Wohnung sah schrecklich aus. Manche Ecken waren schon von uns möbliert worden und sahen teilweise fast schon bewohnbar aus, in anderen standen die Kartons noch fast einen Meter hoch.
Bei dem Anblick musste ich seufzen und Arttu legte lächelnd einen Arm um mich. „Das wird schon. Noch haben wir doch noch Zeit hier alles einzuräumen.“

Das stimmte. Arttu musste im Moment zwar viel trainieren, war aber noch nicht so weit wieder bei vielen Springen mit dabei zu sein.
Ich hatte noch Zeit bis das neue Semester begann, aber ich hatte mittlerweile einen Job gefunden. Als Fotografiestudentin war es recht einfach gewesen in einem Fotogeschäft in Lahti aushelfen zu können. Auch wenn es nicht wirklich viel mit dem zu tun hatte was ich studierte. Einmalkameras in Regale räumen, abstauben und Kunden bedienen. Aber es war recht angenehm und brachte gutes Geld.

„Ja du hast Recht. Und toll wird es auch.“ sagte ich zufrieden und lehnte mich an meinen besten Freund. Eine Weile sassen wir so da als er auf einmal ein „Was ist eigentlich mit dir los?“ von sich gab. Verwirrt sah ich ihn an, bemerkte dann, dass er nicht mit mir, sondern mit Veli der auch neben ihm sass sprach. „Du bist ja noch stiller als sonst. Hat dir das Mädel von gestern so die Sprache verschlagen?“
Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah ich zu Veli hinüber. „Da war nichts.“ sagte dieser nur knurrend und sah zu Boden. „Klar.“ sagte Arttu lachend und schüttete sich noch etwas Cola ein. „Du hast sie ja nur nach „Hause“ gebracht, nachdem sie dich den ganzen Abend mit den Augen verschlungen hat.“ Veli sah ihn genervt an. „Da war wirklich nichts. Ich hab sie einfach nach Hause gebracht.“
Arttu sah ihn Augen verdrehend an. „Ne klar Vellu. Wäre ja auch gar nicht deine Art.“
„Okay, das will ich nicht wissen...“ schaltete ich mich leise ein. Das wollte ich wirklich nicht. Genauso wenig wie ich wissen wollte was genau passiert war wenn Arttu mal wieder zu tief ins Glas geschaut hatte. Aber das würde sich wohl nicht mehr so einfach vermeiden lassen.
„Na gut. Anderes Thema. Also...bleibt die Couch hier stehen oder kommt sie dahinten unters Fenster?“ fragte Arttu und er schien das Thema wirklich schon vergessen zu haben.
„Hmm...willst du jedes Mal wenn du das Fenster aufmachst drauf klettern müssen?“ fragte ich und mit einem Grinsen sprang Arttu nach einer Weile des nachdenkens auf und nickte. „Unbedingt.“ sagte er und versuchte das Sofa samt Vellu und mir in die Richtung zu schieben.
„Und da war wirklich nichts.“ hörte ich Veli noch leise sagen als wir beide aufstanden.

Gegen Nachmittag waren alle unsere Möbel zumindest schon mal aufgebaut, ohne unsere Helfer hätte das sicher viel länger gedauert. Als Dank sollte es am nächsten Abend ein großes Essen geben, danach würde es eine Einweihungsparty für alle unsere Freunde geben. Eigentlich hielt ich nicht viel davon für jede kleine Sache eine Party zu feiern, aber da wir momentan eh alle fast jeden Tag aufeinander hingen war es okay, außerdem war ich dann doch irgendwie aufregend. Während unser Wohnzimmer gegen Abend schon recht bewohnbar aussah waren unsere Zimmer noch recht kahl.
Als ich so auf mein einsames Bett schaute, das von vier unheimlich kahlen Wänden umgeben war sank mein Herz ein gutes Stück. „Irgendwie deprimierend, hm?“ hörte ich Arttu hinter mir fragen und ich nickte nur.

Es kam wie es kommen musste. Bald lag Arttus große Matratze im Wohnzimmer und so verbrachte wir die erste Nacht mehr oder weniger auf dem Boden. Aber es war gut. Ich hatte das Gefühl, irgendwie schon zu Hause zu sein.

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BeitragVerfasst: Mo 28. Jul 2008, 15:55 
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Als ich am nächsten Morgen aufwachte musste ich bei Arttus Anblick so laut lachen, dass er aufwachte. „Was?“ murmelte er verschlafen.
„Es fehlt dir echt nur noch ein Gorillakostüm. Sehr anmutig.“
Tatsächlich lag er alle viere weit von sich gestreckt auf dem Rücken.
„Ach, lass mich in Ruhe.“ murmelte er und drehte sich wieder um. Lächelnd stand ich auf und begann erstmal Kaffee zu kochen.
„Komm...steh auf, wir müssen gleich los einkaufen gehen und es ist schon elf. Wenn die anderen um vier kommen dann sollten wir bei unseren Kochkünsten doch lieber etwas mehr Zeit einplanen.“
Arttu grunzte nur etwas und ging dann ins Badezimmer.
Ich zog eine Augenbraue hoch. Na das konnte ja lustig werden wenn er morgens immer so drauf war. Doch sobald er geduscht hatte war er Gott sei Dank wieder viel besser drauf.

Irgendwie fühlte es sich an wie Urlaub. Ich wusste, dass es bald anders sein würde, aber im Moment war es wirklich als würden wir zu zweit in einem Ferienhäuschen wohnen und einkaufen gehen um dann Essen zu kochen. Also nahm ich es wie es kam und genoss es einfach.
Als am Nachmittag unsere fleißigen Helfer ankamen war meine Laune auf einem Hochpunkt.
Beim Einkaufen hatten wir nicht wirklich das gefunden was wir uns vorgestellt hatten und so machten wir Tortellini mit verschiedenen Soßen. Das war jetzt nicht gerade aufwendig, aber wir waren uns immerhin sicher, dass es allen schmecken würde.
Es stand schon alles auf dem Tisch und als erstes kamen meine Schwestern, dann Vellu und Joana. Zu sechst war das ganze richtig lustig und bald schon waren alle Töpfe völlig leer.
„So und jetzt den Nachtisch.“ sagte ich und stand auf, Arttu tat es mir nach um mir zu helfen.
Während ich schon zur Küche rüber ging kramte Arttu ein paar Cds raus und legte sie vor Veli auf den Tisch. „Mach in der Zwischenzeit schonmal Musik an."
Vellu schaute verdattert auf die Hüllen. „Was willst du denn hören?“ fragte er während Arttu schon neben mir stand und wir das Tiramisu in kleine Töpfchen umfüllten.
„Keine Ahnung...was du magst.“ antwortete dieser nur und Vellu durchsuchte die Sachen, nach einer Weile zuckte er mit den Schultern. „Keine Ahnung.“
Annikki sah zu ihm rüber. „Mach halt irgendwas an was du hören willst...“
Sein Gesichtsausdruck wurde angespannt, ich sah es nur weil ich gerade die ersten Töpfchen zum Tisch brachte.
„Nein...“ erwiderte er nur. „Ist mir egal... Ist alles in Ordnung.“
Das konnte ich einfach nicht nachvollziehen. Okay, er wollte nichts aussuchen, gut. Aber dass er keine Vorlieben hatte? Das konnte doch nicht sein. Es gab doch kaum Menschen denen Musik völlig egal war.
Seltsam, aber typisch Veli wie ich ihn kennen gelernt hatte. Alles war mehr oder weniger egal, alles außer Skispringen.
Wie wenig ich das nachvollziehen konnte schien sich wohl in meinem Gesicht wieder zu spiegeln, meine Augenbrauen zogen sich hoch. Ich mochte diese Angewohnheit nicht sonderlich an mir, aber ich konnte nicht dagegen tun. Ich wirkte abschätzig und das wollte ich nicht.
Doch genau in diesem Moment sah Veli auf und einen Moment lang kreuzten unsere Blicke sich. Ich drehte mich um und holte die restliche Portionen.
Ein paar Minuten, während wir uns über die Nachspeise her machten, machte ich mir noch darum Gedanken, dann vergass ich es wieder. Es war nicht so wichtig, sowas passierte doch andauernd und er hatte es sicher nicht so Ernst genommen. Dann liess ich mich aber wieder von der guten Laune anstecken.
Als ich gerade dabei war zu versuchen alles in die Spülmaschine zu kriegen klingelte es wieder und der Rest des Besuches trudelte ein.
„Lass das doch stehen. Wir machen das morgen.“ sagte Arttu nachdem er alle begrüßt hatte in meine Richtung.
Lächelnd sah ich auf. „Ist schon gut. Wenn ich das morgen noch hier stehen sehe wird mir ganz anders.“ sagte ich und ein weiterer Topf fand seinen Weg in die Spüle.
„Ach...komm schon. Du bist Studentin. Du darfst nicht auf Sauberkeit achten, das ist ab heute verboten.“ Er zog mich hinter der Kochinsel heraus und ich ergab mich lachend und begrüßte alle glücklich. Als ich ein paar Minuten später wieder in die Küche stand war die Spülmaschine geschlossen, alles Geschirr weg. Das kleine blinkende Licht zeigte, dass sie am laufen war...
Wer war das denn gewesen?
Einen Moment lang schaute ich mich um, dann fand ich mich damit ab, dass es Arttu gewesen sein musste.

Um der Gefahr zu entgehen, dass sich direkt am ersten Abend unsere Nachbarn beschweren würden weil sie es zu laut fanden, hatten wir sie einfach auch eingeladen. Es hatte mich ein wenig Überwindung gekostet überall zu klingeln, aber außer einer älteren Dame im Erdgeschoss waren alle Bewohner in unserem Alter und..außer der ältern Dame waren auch alle gekommen, auch wenn sie nicht sehr lange blieben.

Zum Einstand hatten wir ein paar Geschenke bekommen. Das meiste waren lustig gemeinte Geschenke wie Topflappen mit Augen, aber es war auch ziemlich viel Alkohol dabei und so wurde die Runde immer ausgelassener. Bald lagen wir alle auf der viel zu kleinen Sofaecke und die Trinksprüche und Mixturen der Drinks wurden immer absurder, während gleichzeitig eine Flasche Wein nach der anderen um ging.
Der Alkohol steigerte meine gute Laune nur noch, ich war vollkommen zufrieden und wurde dabei immer leiser, hörte eher den anderen zu wie sie vor sich hin redeten, oder eher lallten.
„Hör mal du? Ich will ja nix sagen, aber mein Arm schläft langsam ein.“
Es dauerte eine Weile bis ich merkte, dass ich angesprochen war.
„hmm?“ „Du liegst auf meinem Arm.“
Vellu lachte leicht und ich richtete mich auf, tatsächlich, ich hatte mich auf ihn gelegt.
Überrascht sah ich an mir runter. Okay, meine Beine waren aber auch über die von Joana gelegt, es war wirklich eng.
„Tschuldigung.“ murmelte ich, ungeschickt richtete ich mich auf und versuchte einen anderen Platz für meinen Kopf zu finden.
„Ist schon okay.“ sagte er und ich merkte das er wieder lachte, was war denn bitte so lustig hier?
Er schüttelte seinen Arm leicht und legte ihn dann auf die Sofalehne.
Ab diesem Moment war meine leichte Klarheit wieder Geschichte und nachdem ich lachend einen weiteren Kurzen mit den anderen gekillt hatte liess ich meinen Kopf wieder auf das einzige freie Plätzchen sinken und das war gerade seine Schulter.
Alles um mich herum drehte sich und ich musste immer wieder die Augen zumachen weil ich Angst hatte, das mir schlecht werden würde. Aber das blieb Gott sei Dank aus und so gab ich mich damit zufrieden, dass ich den anderen zuhörte. Schlafen würde ich nicht...zumindest dachte ich das.
Als ich meine Augen wieder öffnete war ich etwas überrascht. Es war kaum mehr jemand da.
Okay, hatte ich wohl doch geschlafen.
„Oh mein Gott.“ sagte Annikki lachend und sah zu mir rüber. „Sie lebt ja noch. Wir wollten uns gerade verabschieden.“
„Mhh...“ machte ich nur und rieb mir leicht über die Augen.
Lachend beugte sie sich über mich, drückte mir einen Kuss auf die Wange und sie und Tapio gingen.
Immer noch drehte sich alles wie wild. Ich kuschelte mich wieder an Vellu und wollte gerade die Augen wieder schließen als ich seine Hand an meinem Arm spürte. „Hey...komm ich bring dich ins Bett. Du bist ja echt fertig.“
„Ach Quatsch“ sagte ich langsam und öffnete die Augen wieder. „Ich bin wach...ich brauch nur...eine kurze Pause.“ Meine Stimme wurde immer leiser dabei.
„Klar, genau wie gerade. Komm.“ Er stand neben mir auf und zog mich hoch.
Widerwillig stand ich auf und sah mich um. „Aber ich will noch nicht, war gerade so schön...wo sind denn alle?“
Veli neben mir verdrehte die Augen. „Die meisten sind nach Hause... Es ist halb vier. Arttu, Ville und Joana sind vor einer halben Stunde auf die Idee gekommen sie müssen unbedingt einen Spielplatz suchen und sind mit den Rädern weg, das kann noch was dauern. Tapio und Annikki waren die letzten.“ Einen Arm um meine Hüfte zog er mich in Richtung meines Zimmers.
Aus irgendeinem Grund begann ich zu kichern, keine Ahnung warum.
Vellu hatte mich aufs Bett plumpsen lassen und ich stand aber sofort wieder auf.
„Was?“ fragte er immer noch lachend als ich ihn auf einmal locker an seinen Hemdärmeln fest hielt.

Man sagt ja immer, wenn man betrunken ist denkt man nicht nach. Also das traf gerade nicht wirklich zu. Ich dachte nach, nur war es eben kompletter Blödsinn.
Sein Gesichtsausdruck war leicht fragend und verwirrt und das sollte nun kein Zeichen dafür sein, dass er Lust hatte mich zu küssen, aber ich wollte das in diesem Moment umso mehr.
Mit einem leicht angeschwipsten Lächeln machte ich mich ein wenig größer und drückte meine Lippen auf seine. Um so auf den Zehenspitzen stehen zu bleiben musste ich mich nun wirklich an seinen Armen festhalten.
Irgendwann begann ich immer mehr zu schwanken, aber ich wollte den Kuss nicht unterbrechen. Es fühlte sich ganz schön an auch wenn ich nicht wirklich viel davon mitbekam.
Dass er den Kuss erst gar nicht erwiderte wurde mir erst bewusst, als er es endlich tat und einer seiner Arme um meine Taille griff um mich zu stützen.

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BeitragVerfasst: Mo 28. Jul 2008, 21:11 
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Ja, ich konnte mich nicht zurück halten und musste an dieser Stelle weiter schreiben.
:D
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Sofort wanderten meine Hände um seinen Hals und seine freie Hand landete in meinen Haaren. Bald schon hatte ich alle Hemmungen abgelegt und wir taumelten leicht zum Bett.

Wieder rasten tausende Gedanken durch meinen Kopf, aber es waren nicht die die es eigentlich hätten sein sollen wie: „Du kannst Veli nicht leiden, was tust du da?“ oder „Die anderen kommen gleich zurück!“ sondern eher „Er riecht ja richtig gut.“ und „Wie habe ich ihn denn bitte übersehen können?“
Innig umschlungen lagen wir da und es verging Minute um Minute. Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern an diesem Abend irgendwo anders gewesen zu sein als in diesem Bett...
Ich nahm trotzdem alles wahr. Wie seine Lippen flüchtig über meinen Hals strichen, seine Hand immer wieder über meine Seite fuhr und vor allem wie sich seine Lippen auf meinen anfühlten. Und ich genoss es einfach.
Als meine Hand jedoch unter sein Tshirt wanderte war ich auf einmal wieder völlig klar im Kopf, zumindest für einen Moment. Wahrscheinlich war es der Schock...was tat ich da bitte?
Hastig zog ich meine Hand zurück und unterbrach den Kuss.
Seine blauen Augen sahen meine freundlich an, aber ich bemerkte es kaum und murmelte ein leichtes „verdammt.“
Ich wollte gerade unter ihm heraus krabbeln als Veli mich fest hielt. „Hey ist schon okay, ich lass es...“ Er musste ich überlegen was er meinte, dann sah ich, dass auch seine Hand schon seit einiger Zeit unter meinem Tshirt auf meine Bauch ruhte. Von dort zog er sie jetzt zurück und lächelte mich an.
Diesmal war er es der mich küsste und es war ganz anders als vorher. Sein Kuss war alles andere als wild, einfach nur zärtlich, fast vorsichtig.
Jetzt dachte ich wirklich einen Moment lang nicht nach und ließ es geschehen. Seine Hand lag an meine Wange und er strich mit dem Daumen darüber, ich hätte beinahe selig vor mich hin geseufzt als sich mein etwas nüchterner Kopf wieder einmischte.
Warum machte er das? Er war doch eh nicht darauf aus hier nur zu liegen und ein bisschen rumzuknutschen... Er war Vellu, er hatte mit jeder was und da blieb es nicht bei ein bisschen kuscheln.
In diesem Moment wurde mir wirklich schlecht und mit einem Ruck versuchte ich so viel Land zu gewinnen wie möglich. Nur etwas von „schöne Masche“ murmelnd rollte ich vom Bett, landete auf dem Boden.
„Was?“ murmelte er. „Aber du wolltest doch...“
Das stimmte. Was er sagte nahm ich gar nicht so genau wahr als ich mich wieder aufrappelte und sah kurz zu ihm rüber. „Aber doch nicht... nein wollte ich nicht...ich bin doch nicht so eine...“ Es machte keinen Sinn was ich sagte.
„Nein, will ich nicht.“ sagte ich nochmal etwas fester. „Ich kann dich doch nicht ausstehen.“ fügte ich im Kopf hinzu.

Schnell verliess ich den Raum, ich wollte einfach weg.
Dann wurde mir bewusst, dass es ja mein Zimmer gewesen war, ich war in meiner Wohnung.
Mist.
Ohne zu wissen was ich tat ging ich zum Fenster, öffnete es schnell. Die Luft war angenehm kalt und ich atmete ein paar mal tief ein und aus.
Nach einer Weile hörte ich Schritte hinter mir, dann verstummten sie aber.
Ich wollte mich nicht umdrehen, dachte mir schon, dass er da stand.
Nach einer Weile hörte ich wie die Wohnungstür zu ging.

Das war ja eine super Aktion gewesen. Einfach der Wahnsinn.
Schnell ging ich vom Fenster weg, sonst würde er ja gleich unten auf der Straße an ihr vorbei laufen.
Ohne Plan lief ich ins Bad und liess sich Wasser über mein Gesicht laufen. Es half, aber als ich in den Spiegel sah musste ich beinahe lachen. Meine Schminke hatte ich vergessen...die lief mir jetzt schön übers Gesicht. Mir feuchte Tücher schnappend versuchte ich erst zu retten was zu retten war, dann schminkte ich mich einfach ganz ab. War jetzt eh egal.

Ich wollte nicht mehr wirklich mit den anderen zusammen stossen, sie konnten sich ja sicher denken, dass ich schlafen gegangen war.
Als ich dann aber wieder in meinem Zimmer stand wurde mir so richtig schlecht. Bei dem Anblick von dem zerwühlten Bett.
Ich versuchte mir immer wieder zu sagen, dass das jedem mal passierte und dass es immerhin jemand war mit dem ich eh nicht so viel zu tun hatte und...ich konnte ja nie wieder mit ihm reden...
Nein, das konnte ich nicht. Verdammt.
Und das war ja auch völlig übertrieben.

Wie konnte sie vor einer halben Stunde noch mit ihm rummachen und jetzt war auf einmal alles klar? Naja alle nicht... sie schwankte immer noch, sie hatte nur endlich mal nachgedacht.
Leise vor sich hin wimmernd, weil ihr der Gedanke daran immer noch so peinlich war, zog sie sich aus und dann ihren Schlafanzug an.
Mit bedrückter Miene stand sie wieder vor dem Bett und biss nachdenklich auf ihrem Daumen herum. Das ging doch nicht... sie konnte sich doch jetzt nicht einfach so dahin legen...
„Mist Mist Mist“ murmelte sie leise vor sich hin und schüttelte das Laken so gut es ging auf.
„Kein Appletini, Wodka O und Martini mehr mischen..“ war ihr letzter Gedanke bevor sie ins Bett kroch.



„Aufstehen meine Gute.“
Was? Huh?
„Inka...komm schon.“
Inka. Ja, das bin wohl ich.
„Hallo? Was hast du da bitte alles in dich reingekippt wenn du deine Augen nicht mal mehr ganz aufkriegst?“
Ein leises Brummen kam von mir und ich erkannte Arttu.
„Was ist denn?“ murmelte ich verschlafen und er begann zu grinsen.
„Naja...Vielleicht die Tatsache, dass gerade der Nachmittag angebrochen ist und ich schon vom Trainig zurück bin.“
„Ach mist.“ sagte ich während ich langsam aufstand und schnell fest stellte, dass der heutige Tag für mich sehr langsam ablaufen musste.
„Komm wir frühstücken jetzt erstmal...schön mit Vitaminen und so... und dann sehen wir weiter.“

Gott sei Dank bedeutete das sehen wir weiter nur, dass wir aufräumten und Arttu schnell zur Videothek fuhr um ein paar Filme zu holen.
Er war gerade weg als das Telefon klingelte. Sofort bildete sich ein Gedanke in meinem Kopf: „Ich gehe nicht ran, vergiss es.“
Nach drei Mal Klingeln hatte ich es mir anders überlegt und hob ab.
„Ja?“
„Hallo Inka.“
Nein. Das konnte doch nicht wahr sein.
Nach so einem Abend hörte man nicht voneinander, zumindest für eine ganze Weile nicht. Er konnte jetzt nicht einfach anrufen.
„Oh...hallo“ sagte ich nur knapp.
„Ähm...Du...ich habe gestern mein Portemonnaie bei euch vergessen...“
Ungläubig flackerte mein Blick zu der Kommode wo Arttu eben alles hingeräumt hatte was die anderen hier gelassen hatten, Salatschüsseln und sowas.
Ja, da lag es.
„Du hast Recht... liegt hier.“
„Hm...also ich hole es morgen oder so ab, aber kannst du mir einen Gefallen tun und mir meine Personalausweisnummer sagen? Ich brauche die ganz dringend.“
Ich dachte: „Neinn...ich will jetzt sofort auflegen. Ich will nicht mit dir reden.“
Ich sagte: „Ähja klar...warte einen Moment.“ sagte ich hastig und suchte mit der freien Hand seinen Personalausweis raus und diktierte ihm die Nummer.
„Äh gut. Ich komm dann morgen nachmittag und hole es ab.“
„ja, okay. Bis morgen...“ sagte ich schnell.
„Ja, danke. Tschüss.“

Als wäre ich morgen nachmittag zuhause. Um genau zu sein würde ich morgen nachmittag überall sein nur nicht hier.
Wütend sah ich das Bild auf dem Ausweis an und packte ihn zurück in die Geldbörse, warf sie auf die Kommode.

Und ab diesem Moment war ich sauer. Warum wusste ich nicht genau.
Immerhin hatte ich angefangen.
Sauer war ich trotzdem.
Aber ich hatte mich unter Kontrolle und als Arttu zurück kam konnte wir die Komödien die er ausgesucht hatte nicht schauen ohne durchgehend zu lachen.

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BeitragVerfasst: Do 31. Jul 2008, 12:33 
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Veli hielt den Atem an und rannte und rannte.
Seit einer Stunde war er unterwegs, joggte einen kleinen Kiesweg entlang.
Da war Luft anhalten natürlich nicht gerade angebracht und bald sog er mit einem kleinen Japsen die Luft wieder ein. Trotzdem würde er es bald wieder tun. Solange er nicht atmete bildeten sich auch irgendwie keine Gedanken in seinem Gehirn.
Wenn es auch nur für einen kurzen Moment war... es war ruhig, vollkommen ruhig.

Sie war betrunken gewesen, völlig am Ende, und das hatte er genau gewusst.
Auch Veli selber hatte gut zugelangt, schon früh am Abend hatte er keinen klaren Gedanken mehr fassen können, aber es waren trotzdem noch Welten zwischen ihrem und seinem Zustand gewesen.
Er hätte vernünftig sein sollen, ach... loyal hätte er sein sollen, schließlich hatte er die Situation total ausgenutzt.
Gut, das einzige was für ihn sprach war, dass nicht er damit begonnen hatte, sondern sie. Aber machte es das wirklich besser? Wahrscheinlich nicht.
Das schlimmste war, dass er sich jetzt wo er wieder nüchtern war nicht mal einreden konnte, dass sie IHN hatte küssen wollen. Nein, sie hatte einfach nur irgendwen küssen wollen und er war der einzige gewesen der da gewesen war.

Veli schloss bei dem Gedanken daran die Augen, er spürte praktisch noch ihren Körper an seinen gedrückt. Schnell beschleunigte er sein Tempo wieder.
Warum war er auch da geblieben? Eigentlich hätte er es ganz lustig gefunden mit den anderen zum Spielplatz zu gehen, aber nein, er war dort geblieben, nur weil sich Inka mal dazu erniedrigt hatte ihn zu berühren. Sonst schnitt sie ihn ja immer und so war Veli sitzen geblieben und hatte sich selbst vorgespielt sie wären ein Paar und würden mit Tapio und Annikki dort sitzen, irgendwann wäre Inka eingeschlafen. Weil sie sich so wohl bei ihm fühlte.
Vellu biss sich auf die Zunge um an etwas anderes zu denken.
Das war doch fast schon Masochismus. Er hatte doch gewusst, dass es ihm am nächsten Tag so wehen tun würde...um am Tag danach...und bestimmt noch für eine ganze Weile.
Und dann hatte sie ihn geküsste.
Als seine Gedanken sich wieder um diesen Teil des gestrigen Abends richteten blieb er plötzlich stehen. Er jetzt merkte er, wie schnell sein Herz schlug und sein Atem fast schon gequält klang. Das hier hatte nichts mehr mit joggen zu tun, das war einfach wahnsinniges durch die Gegend rennen.
Fertig lehnte er sich an einen Baum.
Es lief aber auch gar nichts wie er es wollte. Nicht mit dem Springen, nicht mit dem Studium und erst recht nicht mit ihr.
Was sollte er denn nur tun?
Sie war ja regelrecht vor ihm geflüchtet als sie bemerkt hatte wen sie da gerade küsste.
Langsam ging er wieder los, diesmal in Richtung Heimweg. Das hatte doch keinen Sinn. Er brachte eine Dusche und endlich etwas Schlaf.


Als er wieder in seiner Wohnung war wollte er eigentlich nur wieder weg. Es wirkte so einsam und grau, da war ja sogar dieser Weg durch den Wald besser gewesen.
Er hatte gerade geduscht als das Telefon klingelte.
Es war sein Trainer.
„Du, tut mir Leid, ich weiß ja, dass du noch nicht lange zuhause sein kannst, aber ich brauche hier für ein paar Papiere Daten.“ Veli war überrascht, eigentlich kümmerte sich jemand anders um sowas und die hatten alle Daten von ihm.
„Zum Beispiel?“
Also fragte er Vellu ein paar Sachen ab während er sich ein Müsli machte. Er konnte alles beantworten ohne groß nachzudenken, aber als er nach seiner Personalausweisnummer wissen wollte musste Veli passen.
Hastig suchte er nach seiner Geldbörse. Aber die war nirgendwo.
Gestern abend hatte er sie aber noch ganz sicher gehabt...also musste sie in seiner Jackentasche oder seiner Hosentasche sein.
„Hey...ich find gerade nichts, ich ruf dich gleich an wenn ich sie habe, ja?“ sagte er schnell und verabschiedete sich.
Verdammt. Wenn das Portemonnaie nicht hier war...dann konnte es nur bei Arttu und Inka sein.
Toll, konnte seine Lage noch blöder werden? Er musste die Nummer haben, solche Papiere konnten nicht warten.
Verzweifelt sah er das Telefon an. Oh nein...oh nein.
Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken Annikki anzurufen und sie zu bitten für ihn nachzufragen. Aber diese würde sich weigern und außerdem kam das ja noch komischer rüber.
Kurzerhand rief er Arttu auf dem Handy an, aber dieser war gerade in der Videothek, meinte nur, dass Inka aber zuhause sei.
Scheiße.
Er atmete tief durch und wählte dann die Nummer der Wohnung.

Das war das kälteste Telefongespräch gewesen, dass er je gehabt hatte. Aber immerhin hatte er jetzt diese Nummer und vielleicht war es nicht mehr so peinlich wenn sie sich das nächste mal sehen würden, vielleicht hatten sie das jetzt schon hinter sich gebracht.
„Wohl eher nicht.“ fügte er im Gedanken hinzu.

Er versuchte sich die nächsten Wochen nicht allzu sehr zurück zu ziehen. Ja, es war schon schlimm für ihn gewesen, aber es gab ja auch noch andere Sachen. Je mehr Energie und Wut er in seine Sprünge steckte umso besser wurden sie, er lernte für Klausuren wirklich mal richtig und wenn er sich sicher war, dass genügend Leute mitkamen unternahm er auch etwas mit Arttu und den anderen. Nur wenn er ihn fragte ob er Lust habe auf einen Videoabend öder etwas ähnliches zu kommen blockte Veli meist ab.
Arttu machte sich keine Gedanken darum, das machte er meistens nicht.
Nur Annikki konnte es sich denken. Wie lange sie schon wusste wie stark seine Gefühle für ihre kleine Schwester waren? Schon eine halbe Ewigkeit. Am Anfang hatte er immer versucht sich raus zu reden, aber mit der Zeit hatte er aufgegeben.
Erst als Inka für ein Jahr Lahti verliess konnte er ihre Schwester davon überzeugen, dass das jetzt das Ende der Schwärmerei war, ganz einfach weil er es selbst geglaubt hatte.
In diesem Jahr hatte Veli viele Mädchen gehabt, manche die nur für das Bett in Frage kamen und andere die er ganz nett fand. Er hatte sich auf keine feste Beziehung eingelassen, einfach weil er es nicht wollte.
Und so hatte er Inkas Wiederkehr eigentlich voll Zuversicht entgegen geblickt. Er konnte wieder ganz normal mit ihr umgehen, er würde mal zurück zicken wenn sie es tat, mal wirklich er selbst sein zu können.
Aber das alles war sehr naiv gewesen. Als er sie das erste mal dort auf der Hochzeit von ihrer Schwester gesehen hatte war alles noch viel schlimmer. Er mochte ihre ganze Art, wie sie mit allem umging und wie sie redete..er mochte eigentlich alles, nur eben nicht wie sie zu ihm war.

Das sollte jetzt wirklich mal aufhören. Der Fehler gestern war ein Fehler gewesen und jetzt konnte es nur besser werden. Fast schon zuversichtlich griff er zum Telefon.
„Ja...“
„Hallo Annikki, Vellu hier. Hast du Lust auf einen Kaffee? Ich brauche mal....deinen Rat.“
Annikki am anderen Ende etwas überrascht. „Joa, warum nicht...Wollten wir uns heute nicht eh zum schwimmen treffen?“
Vellu dachte kurz nach. „Stimmt.“
„Ich denke mal ich sollte Arttu und Inka besser nicht fragen ob sie nicht mitkommt?“
„Du weißt..das...“ Veli war geschockt. Inka hatte ihr das sofort erzählt?
„Nein...aber ich hätte sie normalerweise gefragt... aber wenn du gerne alleine mit der Schwangeren schwimmen gehen willst. Du bist schuld wenn hinterher überall umgeht, dass Veli-Matti Lindström Vater wird.“
Vellu begann zu lächeln. „Nein, ich brauch nur wen zum reden.“
Wie seltsam war es, dass die Person der er am meisten vertraute die Schwester von Inka war.
Annikki war schon ewig seine beste Freundin gewesen.
„Kein Problem...“ sagte sie freudig. „Aber vielleicht gehen wir doch besser was trinken...oder noch besser...was essen. Ich hab Lust auf Pizza.“
„Gut dann komme ich dich gleich abholen.“

Schon auf der Fahrt brachte Annikki es auf den Punkt.
„Dir geht’s gar nicht gut, hm?“ Sie sah ihn von der Seite an, er schaute jedoch fest auf die Straße.
„Mir geht es schon ne Weile so...das weißt du doch.“ Warum leugnete er es eigentlich, er wollte es ja los werden und er wusste auch, dass das eine rhetorische Frage gewesen war.
„Ist es wegen Inka?“
Na dass es so offensichtlich war fand er aber dann doch mies.
Als er nicht antwortete hörte er Annikki neben sich leicht seufzen. „Ich wusste, dass es keine gute Idee war euch alleine zu lassen.“
Jetzt sah Veli sie aber verletzt an. „Na....das war doch nicht meine Idee gewesen.“ sagte er aufgebracht und nun war sie es die ihn überrascht ansah.
„Ich...ich meinte, dass es keine gute Idee war weil es dir doch eh nur weh tun würde wenn du...mit ihr alleine bist.“
Jetzt fiel der Groschen bei Veli. „oh.“
Das schlimmste war ja, dass sie sogar recht hatte.
„Aber was meinst du denn bitte?“ kam dann die Frage auf die Vellu gewartet hatte.
Er schluckte und sah kurz zu ihr rüber. „Naja...sie war betrunken und wollte ins Bett...“
Annikki war der Mund aufgefallen und sie sah ihn entsetzt an, unterbrach ihn sofort: „Du hast....nein...das...“
„Nein.“ unterbrach diesmal er sie. „Sie...sie hat mich geküsst. Und eigentlich wollte ich sie nur ins Bett bringen...aber dann hat sie mich halt geküsst. Irgendwann hat sie gecheckt was sie tut und mich praktisch weg geschubst.“
Er sah wieder fest auf die Straße, das war wirklich das was ihm am meisten weh tat.
Einen Moment lang sagte niemand etwas.
„Veli..“ begann Annikki dann irgendwann als sie schon dabei waren eine Parklücke zu suchen. „Du weißt aber, dass sie sehr betrunken war und sie eigentlich...“
„Und sie eigentlich denkt ich bin total ätzend? Ja, das weiß ich.“ murmelte er und kam in diesem Moment zum stehen.
Er schnallte sich ab und sah zu Annikki rüber. Diese sah ihn mitleidig an, nahm ihn dann in den Arm. „Du Armer...Ich wünschte sie wüsste was sie an dir haben könnte.“
„Könnte sie das?“ murrte er als sie sich wieder voneinander lösten und sah auf das Lenkrad.
Schnell stubste sie ihn an. „Sowas darfst du nicht mal denken. Wir finden noch wen für dich. Jemand der so sehr in dich verliebt ist, dass du Inka ohne mit der Wimper zu zucken wieder vergisst.“
Veli lächelte leicht. „Ja, gerne.“
Auch Annikki lächelte und sie beide stiegen aus.

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BeitragVerfasst: Fr 1. Aug 2008, 15:53 
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Gelangweilt sass ich in der Cafetaria.
Es war erst der zweite Tag an der Uni, aber etwas hatte ich festgestellt: Es gab Nachteile wenn man ein Jahr an einer anderen Uni studiert hatte. Erstmal hatten sie dort auf ganz andere Sache wert gelegt, in einigen Fächern war ich also weit voraus und konnte mich getrost zurück lehnen...in ein paar anderen umso weniger. Ausgeglichen wäre mir das ganze lieber gewesen.
Und zweitens... kannten sich alle.
Das hört sich vielleicht blöd an, aber es war einfach ein wenig seltsam. Okay, es war erst der zweite Tag und zu erwarten, dass ich nicht mehr „die Neue“ war, wäre wohl auch ein bisschen viel gewesen, trotzdem hatte ich es mir ein bisschen einfacher vorgestellt.
„Du bist doch nicht mehr in der Unterstufe verdammt.“ sagte ich mir selbst und nahm mir vor in die nächste Vorlesung ganz entspannt zu gehen. Ich war weder unausstehlich noch sonderlich introvertiert...also würde das schon noch klappen.
Schnell steckte ich mir den letzten Rest meines Sandwiches in den Mund und sah dann auf meinen Stundenplan. Was war nochmal die nächste Vorlesung?
Schnell überflog ich ihn...und stellte fest, dass das eben die letzte gewesen war.
Warum um Himmels Willen ass ich in der verdammt teuren Cafetaria wenn ich nach Hause gehen konnte wo Arttu wahrscheinlich schon gekocht hatte?
Seufzend stand ich auf, schnappte mir meine Tasche und machte mich auf den Weg zu meinem Auto. Solche Verwirrungen würden sich hoffentlich auch noch legen, ich konnte es nur hoffen.

Als ich die Wohnungstür öffnete sah ich schon, dass sich Arttu in einem riesigen Berg Büchern vergraben hatte und gerade wie gebannt auf seinen Laptop starrte.
„Hallo.“ murmelte ich nur und warf meine Tasche und meine Jacke auf den Stuhl neben der Tür. Arttu sah kaum auf. „Viel zu tun?“ fragte ich und ging zu ihm rüber, lehnte mich auf die Rückenlehne des Stuhls auf dem er sass und schaute ihm über die Schulter.
„Ja.“ murmelte er leise und sah nur kurz auf. „Ich hab das Gefühl ich komme einfach nicht mehr nach. Wie kann es denn sein, dass der Stoff so anders ist...“
Seufzend legte ich meine Arme und meinen Kopf auf seine Schulter. „Bei mir ist es genauso. Ich will gar nicht wissen wie das noch wird wenn erstmal die Schonfrist der ersten paar Tage vorbei ist.“
Arttu lehnte sich zurück, ich schien ihn mittlerweile genug abgelenkt zu haben. Er streckte sich und begann zu gähnen.
„Seit wann sitzt du schon hier?“ fragte ich überrascht als ich sah, dass er noch seinen Pyjama anhatte.
„Naja, seit du gegangen bist...“
„Das war heute morgen um sieben, du hast seitdem durchgearbeitet?“
Er nickte langsam. „Ja...Irgendwie wollte ich alles schnell hinter mich bringen.“
„Und deswegen büffelst du durch? Hast du schon was gegessen?“ Die Frage hätte ich mir sparen können, als ich sah, dass er drei leere Kaffeetassen neben ihm stehen sah.
„Okay, vergiss es wir gehen jetzt was essen. Der Kühlschrank ist eh leer. Deine Augen fallen ja gleich zu, so wird das doch nichts mehr.“
Gequält lächelnd sah er mich an und ich konnte ihm ansehen, dass er eigentlich erst ablehnen wollte, dann bemerkte er wahrscheinlich selber, dass er Hunger hatte.
„Ja gut...“
Wir kamen gerade unten an seinem Auto an als ihm etwas einfiel. „Ach. Ich bin so blöd. Annikki hat eben angerufen und uns heute abend zum essen eingeladen. Sie meinte, dass das wahrscheinlich die letzte Gelegenheit ist bevor Bruno kommt.“
„Bruno?“ Fragte ich verdattert. Arttu hatte in letzter Zeit begonnen verschiedene Namen für das Kind auszuprobieren...aber Bruno?
„Nicht gut?“ „Nein, pass auf was du meinem Patenkind antust bevor es überhaupt geboren ist.“ sagte ich lachend und stieg ein.
„Naja, aber dann haben wir schon wieder Geld gespart und ein Essen umsonst.“ Irgendwie achtete ich schon sehr aufs Geld seid wird hier wohnten und Arttu verdrehte nur die Augen. Er fand das total unnötig weil wir eigentlich nicht so knapp bei Kasse waren, immerhin arbeitete ich nebenbei noch und er wurde durch das Skispringen ja ein bisschen unterstützt...okay auch wenn das nicht mehr so viel war.
„Ist schon gut, sags nicht, wir fahren hin weil wir die beiden sehen wollen.“
„Das wollte ich hören.“ sagte Arttu nur noch und fuhr los.

Als wir wieder aus dem Auto stiegen wurde es schon langsam dunkel. Annikkis und Tapios Wohnung war etwas ausserhalb.
Annikki, die aussah als könnte es jeden Moment so weit sein, öffnete uns die Tür und umarmte uns freudig. Als ich Tapio durch die Tür kommen sah und er eine Schürze mit der Aufschrift „Papa kocht auch.“ sah umarmte ich auch ihn stürmisch und lachend. Was ich nicht sah war, dass er ein Glas Rotwein in der Hand hatte und er nicht mehr schnell genug handeln konnte. Während ich ihn also umarmte leerte sich der Wein auf meinem Tshirt und erschrocken machte ich einen Satz zurück.
„Oh...oh tschuldigung.“ murmelte Tapio und sah genauso erschrocken aus wie ich. „Schnell auswaschen gehen.“ sagte Annikki hastig und ohne zu zögern rannte ich in die Küche.
Das Tshirt war hellgelb...das würde doch nie rausgehen.
Schnell zog ich mir das Shirt über den Kopf und rannte in Richtung Waschbecken, ich hörte die anderen in der Diele noch verhalten lachen.
Leise „Mist“ fluchend versuchte ich den Fleck auszureiben, aber erst nach einer Weile tat sich etwas. Ich freute mich gerade darüber, dass kaum mehr etwas zu sehen war als ich auf einmal ein Geräusch vorm Fenster her hörte. Schon als ich eine Bewegung aus den Augenwinkeln her sah wusste ich, dass das nicht gut war, gar nicht gut.
„Oh...“ murmelte ich leise als ich sah, dass Veli, mit ziemlich entgeisterten Blick, am Esstisch sass.
Einen Moment lang war ich wie erstarrt. „Hallo Veli.“
„Hallo....“ sagte er und sah dann schnell zu Boden.
Toll, gab es keine bessere Szene um sich wiederzusehen als oben ohne?
Gut, im Bikini sah man genauso viel, aber es war mir trotzdem unangenehm.
„Äh...“ begann ich und fasste mich dann aber. „Ich geh mir schnell was anziehen.“
Hastig ging ich in Richtung des Schlafzimmers und öffnete den Schrank.
Schnell zog ich ein Top von Annikki aus dem Schrank und fuhr mir dann durch die Haare. Warum hatte sie ihn nicht gesehen?
Ein paar Momente später kam Annikki, mit einem ziemlich belustigten Gesichtsausdruck, ins Zimmer. „Mensch...verwirr den armen Veli doch nicht so.“
Während ich mich anzog warf ich ihr einen kurzen Blick zu. „Warum hast du nicht Bescheid gesagt, dass er hier ist?“
Was für eine Frage...warum sollte sie? Ich hatte mit niemandem über den Vorfall geredet, was ich nicht wusste war, dass sie es ja von Vellu erfahren hatte.
Aber was wunderte es mich denn, dass er hier war, er war es öfter als ich. Er wohnte hier in der Nähe und die drei waren schon ewig beste Freunde.
Annikki zuckte mit den Schultern. „Was hast du nur gegen ihn, er konnte doch wirklich nichts dafür...“
Ich zog eine Schnute, begann dann aber zu nicken. „Ja, ich weiß. War ja auch nicht so schlimm...“ Annikki lächelte und deutete dann auf ihren Bauch. „Willst du mal fühlen? Der junge Mann fand die ganze Szene anscheinend auch recht amüsant.“
Mit großen Augen sah sie an. Junger Mann?
Strahlend umarmte ich sie. „Ihr habt es euch also doch sagen lassen.“
Annikki nickte vor sich hin. „Ja, Irgendwie war ich doch zu neugierig...“
Lächelnd hockte ich mich hin und strich über ihren Bauch. Es waren nur noch zwei Wochen bis zum errechneten Termin. Ein seltsamer Gedanke.
Wehmütig sah ich zu meiner großen Schwester hoch die auf einmal Tränen in den Augen hatte.
Zum dritten Mal innerhalb kurzer Zeit umarmte ich sie heute. „Ich freu mich wirklich für euch.“
„Danke. Ich bin einfach froh, dass du wieder hier bist, es wäre seltsam gewesen wenn du nicht dabei gewesen wärst.“

Durch die Nachricht war ich so glücklich und durcheinander, dass ich den Vorfall von eben völlig vergessen hatte als ich wieder in die Küche kam.
Arttu stand mit Veli neben Tapio am Herd und als ich mich zu ihnen gesellte um zu sehen was es geben würde lächelte ich Veli kurz entschuldigend zu.
Egal was ich von ihm hielt, hier war nicht der richtige Ort für Zickerreien und dafür war meine Stimmung einfach viel zu gut.
Er sah nur zu Boden, keine Regung in seinem Gesicht und ich gab auf. Es gab halt Leute wo sich die Mühe anscheinend nicht lohnte.

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Zuletzt geändert von Nanna am Sa 2. Aug 2008, 14:36, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Sa 2. Aug 2008, 14:36 
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Einfach übersehen werden.
Schön, dass eine von Veli-Mattis größten Ängsten die Sache war die ihm immer öfter zu passieren schien. Beim Springen...da hatte er im Moment nicht mal die kleinste Chance wieder irgendwie durch zu starten. Seine Vermieterin sah nicht mal von ihrer Post auf wenn er sie grüßte. Neulich war eine Horde von Finnenfans an ihm vorbei gerannt um sich Autogramme von Ville Larinto zu holen, obwohl er selber in Anzug und mit Skier da stand.
Das alles wäre ihm egal gewesen, wenn solche Kleinigkeiten nicht andauernd passieren würden.
Okay, die Sache mit dem Skispringen war keine Kleinigkeit...

War die Aktion mit dem Tshirt und dem Rotwein eine Kleinigkeit?
Ja, stellte er fest, sie war so hastig zum Waschbecken gerannt, sie hätte auch jeden anderen übersehen.
Was lief sie denn aber auch nur im BH herum? Okay, sie hatte halt nicht gewusst, dass jemand da war, aber trotzdem, dann war doch kein Wunder, dass seine Gedanken verrückt spielten.
Das forderte die Überlegungen ja geradezu heraus, bei denen er sich selbst immer sagte, sie seien niveaulos.
Aber das war eh erst später gekommen, erstmal war er einfach nur geschockt gewesen.
Und dann war das ganze auch schon vorbei.

Vellu liess seinen Kopf gegen die von aussen mit Regentropfen bespränkelte Fensterscheibe sinken. Wieder war er darauf reingefallen sich selbst zu glauben, dass wenn er Inka das nächste Mal sehen würde, er gar kein Problem damit haben würde wieder mit ihr umzugehen wie man es mit der kleinen Schwester seiner besten Freundin halt tun sollte.

Als Annikki und Inka zurück kamen hatten sich Vellus Gedanken beinahe überschlagen. Um ihr nur eine neues Tshirt raus zusuchen waren sie zu lange weg gewesen- sicher hatten sie über ihn geredet.
Er wollte sich das schon wieder ausreden, schließlich tat Annikki sowas eigentlich nicht, als Inka ihn so angesehen hatte.
Mitleidig war das einzige Wort das diesen Blick treffend beschrieb.
Als wolle sie sagen: „Tut mir Leid was passiert ist, ich wusste ja nicht, dass das genau das war was du sehen wolltest.“
Er hatte einfach schnell weg geguckt, auf einmal hatte er Lust einfach nach Hause zu gehen.
Da war ihm aber schon Arttu zur Rettung gekommen. Der hatte zwar sicher keine genaue Ahnung worum es ging, wusste ja aber wie das Verhältnis zwischen ihnen beiden war und hatte ihn dazu überredet mit ihm schon mal das im Gartenhäuschen kalt gestellte Bier holen zu gehen.
Veli hatte natürlich sofort genickt.

Während seine Gedanken immer noch um den restlichen Abend kreisten, er daran dachte, dass er ohne das er es wollte jedes mal aufgeschaut hatte wenn Inkas fröhliches Lachen zu hören gewesen war, begann es immer stärker zu regnen.
„Jetzt reiss dich zusammen.“ sagte er sich selbst. „Du kannst nicht den ganzen Nachmittag hier auf der Couch sitzen und deprimiert sein.“
Kaum hatten sich diese Gedanken geformt hatte er sich schon aufgesetzt und war in die Küche rüber gegangen um erstmal Kaffee zu kochen.
Während er den Kaffee in eine Thermoskanne umfüllte fasste er einen Entschluss.
Er durfte nicht so viel nachdenken und sich Sachen nicht so zu Herzen nehmen.
Immerhin hatte sich hinterher rausgestellt, dass Annikki kein Wort gesagt hatte, er hatte fast ein schlechtes Gewissen weil er es ihr überhaupt vorgeworfen hatte.
Solange Inka sich nichts denken konnte musste er einfach nur seine Einstellung ändern.
Schnell warf er alle seine Sachen in einen Rucksack, heute war ein extra langes Training angesagt.
Im Auto ging ihm die Einstellungssache nochmal durch den Kopf.
Und ganz plötzlich wurde ihm klar, dass das vielleicht klappen würde. Immerhin... war Inka ein Monster. Zumindest was ihn betraf. Sie war unfreundlich, ungehobelt und ohne jede Manieren. Sie war ungeschickt und hatte ihre Mimik nicht unter Kontrolle sodass man jeden ihrer schlechten Charakterzüge sofort entlarvte.
„Tz...“ machte er leise während er auf den Parkplatz einbog. Ja was fand er denn überhaupt an der? Im Grunde war sie ja wirklich nicht was er haben wollte.
Als er ausstieg und die frische Luft einsog musste er auf einmal grinsen.
Ganz einfach. Wenn er schon nicht auf sie stehen konnte...konnte er sie ganz einfach hassen.

Seit langem schon hatte er sich beim Training nicht mehr so gut gefühlt. Als hätte etwas Klick gemacht.
Okay, seine Trainingssprünge waren meistens in Ordnung, nur in Wettkämpfen blieb er so weit zurück. Warum konnten ihm die Trainer nicht sagen. Wahrscheinlich lag es aber an seiner Verbissenheit.
Die verfolgte ihn ja jetzt schon ewig. Vor allem was den Sport anging.
Aber es war keineswegs mehr so schlimm wie damals als er noch regelmässig im Weltcup mitgesprungen war.
Weltcup, den konnte er sich im Moment getrost abschmieren.

Aber all diese Gedanken waren an diesem Morgen irgendwie in den Hintergrund getreten, er fühlte sich gut und das springen machte ihm Spaß. Es gab ordentlich Aufwind und so wurden die Sprünge auch schön weit, man hatte das Gefühl es würde sich lohnen das ganze zu machen.
Lächelnd sah ihn einer der Trainer an als er aus dem Auflauf trat. „Veli das waren fast fünf Meter weiter als gestern.“
Er wollte nicht zeigen, dass er sich auch so sehr freute und zuckte mit den Schultern. „Der Wind ist gut.“
Sein Gegenüber nickte. „Ja, sah aber auch einfach besser aus.“
Als er sich auf den Weg machte um wieder die Schanze hoch zu kommen konnte sich Veli ein leichtes Lächeln nicht verkneifen.

Am Abend macht sich die kleine Gruppe von Freunden ins Kino auf. Annikki nutzte das schwanger sein im Moment in vollen Zügen aus „Es könnte das letzte mal für eine lange lange Zeit sein...“ zog eigentlich immer, gerade wenn man dabei war einen Film auszusuchen. Nach kurzem Murren hatten sich alle dazu bereit erklärt in Sex and the city zu gehen, Annnikkis Wahl.
Veli war sich nicht so ganz sicher ob das nun ein Film für ihn werden würde... aber immerhin regte er sich nicht so auf wie Arttu.
Es war wirklich angenehm und er schaffe es sich richtig zu entspannen auch wenn der Film ihm tatsächlich nicht so wirklich zusagte.
Es war einfach einfacher bei jedem zweiten Wort von Inka zu denken wie sie sich nur so aufführen konnte, aber sonst... war sie halt da...sonst nichts.
„Was hast du heute so gute Laune?“ fragte Annikki nach einer Weile und sah ihn von der Seite an.
„Ach. Mir ist irgendwie ein Stein vom Herzen gefallen.“

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BeitragVerfasst: Di 19. Aug 2008, 13:32 
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„Hast du nicht vor deine Wäsche irgendwann selbst zu waschen?“
Peinlich berührt sah ich meine Mutter an und begann dann langsam mit dem Kopf zu nicken. „Schon...ich dachte nur wenn ich eh schon...“
Sie verdrehte die Augen. „Schon klar. Wenn du eh schon hier bist...“
Ich sah zu meinen Schuhen und dann wieder fragend zu ihr.
„Jaa...“ begann sie. „Ist ja in Ordnung.“

Es war mir schon ziemlich unangenehm, dass meine Mutter sowohl Arttus als auch meine Wäsche im Moment machte, wir hatten im Keller eine eigene Waschmaschine, aber ich kam einfach nicht dazu. Die Uni und der Job brachten mich halb um den Verstand.
Aber es wurde schon langsam besser also würde ich das mit dem selbständig sein mal in Angriff nehmen.
Hastig half ich ihr die erste Trommel voller Wäsche voll zu machen, dann ging ich in die Richtung von Marikas Zimmer. Eigentlich war ich ja eh nur her gekommen um meine kleine Schwester zu besuchen.
Diese sass auf dem Boden vor ihrem Fernsehen als ich herein kam und schaute auf, begann zu lächeln. „Wow...lässt du dich auch noch mal hier blicken.“
Grinsend setzte ich mich neben sie.
Wir plauderten eine Weile und sahen dabei eine Klatschsendung an. Während wir darüber aufgeklärt wurden was es neues im englischen Königshaus gab und in welcher Ecke Pete Doherty gerade rumwegidierte liess ich meinen Blick durch ihr Zimmer gleiten. Hier hatte sich im letzten Jahr so einiges verändert... ich hatte mich noch nicht wirklich daran gewöhnt.
Wir hatten gerade beschlossen uns eine Pizza kommen zu lassen als auf einmal mein Handy klingelte.
„Ach mensch... was denn?“ murmelte ich, denn ich hatte gerade auf dem Festnetztelefon die Nummer des Pizzaservice eingegeben und musste nun wieder auflegen.
„Hallo?“ meldete ich mich.
„Inka?“ hörte ich eine atemlose Stimme.
„Ja wer sonst...“ dachte ich und bejahte die Frage dann aber.
„Inka...es ist soweit.“
Es dauerte eine Weile bis ich verstand wer das da am Telefon war. Tapio.
„Es ist wa...“ begann ich, dann machte es Klick.
„Was?“ schrie ich ihm entgegen. „Jetzt? Oh mein Gott...äh...seid ihr schon...oh...“
„Kommt einfach ins Krankenhaus, ja?“ sagte er und legte dann auf.
Mit großen Augen liess ich meine Hand sinken und sah Marika an.
„Was?“ fragte diese verwirrt. Auf einmal wurden auch ihre Augen groß und wir rannten los.

„Und...was hat er gesagt? Ich meine...ist das Baby schon da oder...ist sie gerade erst in den Wehen?“
Meine Mutter auf dem Rücksitz brach in Panik aus und Marika versuchte sie so gut es ging zu beruhigen. Und ich... ich sass hinter dem Steuer, nicht gerade das Gefühl habend, dass ich dazu in der Lage war.
Es war ja nicht so als käme es aus heiterem Himmel...nach neun Monaten kam ein Kind halt.
Aber trotzdem. Noch einmal trat ich etwas fester auf das Gaspedal.
„Er hat nichts gesagt. Er meinte einfach nur, dass wir kommen sollen. Und das tun wir jetzt auch.“
Wenige Minuten später kamen wir am Parkplatz an und ich hätte beinahe vergessen das Auto abzuschliessen.
Auf welche Station wir mussten wussten wir ja und fanden es auch relativ schnell. Tapio kam uns auf dem Gang schon entgegen gerannt.
Annikki hatte seit einer halben Stunde Wehen. Das ganze konnte also noch ziemlich lange dauern, Tapio war nur kurz weg um uns zu beruhigen. Und schon war er wieder verschwunden.
Etwas ratlos was jetzt zu tun war liess ich mich auf eine Metallbank fallen.
Meine Ma telefonierte nervös mit meinem Vater und Marika starrte fixiert aus dem Fenster.
„Ich brauche jetzt Zucker.“ hörte ich sie nach einer Weile sagen und dann war sie auch schon in Richtung eines Automatens abgezogen.
Die Minuten vergingen und vergingen.
Und trotzdem war die einzige Auskunft die wir von den Schwestern bekamen wenn wir nachfragten, dass es halt seine Zeit brauchte.
Mittlerweile war ich ganz ruhig geworden, ich konnte ja eh nichts tun als warten.
Und traurig sein.
Warum auch immer. Ich fragte mich eine Weile warum ich mich traurig fühlte...
Ein Baby, das war doch etwas über das man sich freuen sollte und das tat ich ja schließlich auch.
Nachdenklich sah ich zu wie die Leute an uns vorbei rannten ohne ihnen wirklich ins Gesicht zu schauen. Krankenschwestern, Patienten, Besucher... und alles was ich meistens sah waren ihre Schuhe.
Immer wieder rannten diese Schuhpaare an mir vorbei...
...bis auf einmal ein Paar neben mir stehen blieb.
Es dauerte eine Weile bis ich reagierte und hoch in ein paar blaue Augen schaute die auf mich herunter blickten.
„Hallo.“ murmelte ich langsam. Veli nickte mir zu und sah dann zu den anderen herüber.
„Hallo...und? Wie weit ist es?“
Während meine Mutter ihm das wenige erzählte was wir wussten fühlte ich mich auf einmal noch seltsamer.
Was machte er denn bitte hier? Musste er gerade jetzt auftauchen?
In diesem Moment hörte ich meine Mutter: „Veli, ich finde es wirklich schön, dass du gekommen wirst. Annikki wird sich riesig freuen wenn sie erfährt, dass du hier bist.“
Vellu lächelte sie an. „Das hätte ich mir doch nicht entgehen lassen. Bin ich froh wenn sie mich nicht mehr anruft weil sie irgendwas braucht wenn Tapio gerade bei der Arbeit ist.“
Beide lachten leise und auch Marika grinste vor sich hin.
Ich sah weg, das musste ich mir echt nicht antun und es war mir auch irgendwie unangenehm.

Wenig später kam Tapio endlich wieder.
Sein Gesichtsausdruck war nicht ganz zu deuten und als alle aufgesprungen waren blieb er vor uns stehen. „Ähm...ja. Es war anscheinend doch nicht so weit, die Wehen haben wieder ausgesetzt.“
Ein Raunen ging durch unsere Reihen.
„Und jetzt?“ fragte Marika verwirrt.
„Naja.“ antwortete Tapio. „Warten...“ Sein Gesichtsausdruck war fast schon entschuldigend, auch wenn er nicht wirklich etwas dafür konnte.
Ich seufzte leise.
„Ja, dann fahren wir jetzt wieder nach Hause.“ sagte meine Mutter nachgebend und zuckte mit den Schultern. „Wir können sie nicht noch kurz sehen, oder?“ Tapio schüttelte mit dem Kopf. „Nein, sie braucht Ruhe, sonst geht es gleich wieder los...“
Und wir sollten jetzt einfach nach Hause gehen? Nein...

„Ich bleibe trotzdem hier, ich rufe euch an wenn was passiert.“ hörte ich Veli auf einmal neben mir sagen und ich sah ihn entsetzt an. Er hatte mir meinen Gedanken geklaut!
„Äh nein...geh ruhig. Ich bleibe hier.“ sagte ich hastig und er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Nein, nein. Ist schon okay, ich bleibe.“
Was bildete er sich eigentlich ein? Ich war ihre Schwester verdammt.
Er warf mir noch einen genervten Blick zu, dann sah er weg und zuckte mit den Schultern. „Ja gut. Dann bleiben wir halt beide.“
„Von mir aus.“ dachte ich mir. Nachgeben würde ich sicher nicht.
„Okay.“ sagte meine Mutter zufrieden. „Ruft an wenn sich etwas tut..ansonsten...kommen wir auch morgen früh vorbei und lösen euch ab, ja?“
Ich nickte und setzte mich dann wieder.
Nachdem Tapio wieder zu Annikki verschwunden war und meine Schwester und meine Mutter den Gang entlang geeilt waren setzte auch Vellu sich.
Und so sassen wir da, stundenlang, einfach wartend. Ohne ein einziges Wort.

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BeitragVerfasst: Di 7. Okt 2008, 10:32 
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Man glaubt es kaum... ein neues Kapitel :D
Wird aber leider auch in Zukunft nicht öfter vorkommen...in einem Monat gehe ich nach Amerika.
Aber vielleicht kommt vorher noch eins, ich bin schon wieder fleißig am schreiben.
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Gelangweilt starrte ich an die weißen Kacheln der Krankenhauswand.
Ich hatte sie bis vor wenigen Minuten gezählt. Erst horizontal, das waren 52... dann diagonal, ich war extra aufgestanden und den Gang entlang gegangen. 1860.
Um dann auszurechnen wie viele es insgesamt waren hatte ich begonnen mit einem Kuli auf einer Zeitschrift die auf dem Tisch neben mir lag herum zu kritzeln und war am Ende zu dem Ergebnis von 56472 Kacheln gekommen.

Ja, mir war langweilig.
Aber wenn man seit knapp sechs Stunden neben einem vor sich hin schweigenden Veli sass... dann konnte einem schon langweilig werden.
"Ach als wäre er das nicht immer." dachte ich und sah abschätzig zu ihm rüber.
Er schlief mittlerweile, nachdem eine Schwester uns ein paar Kissen gebracht hatte.

"Ach Mist die Türen..." murmelte ich plötzlich leise.
Mist, da wo die Türen waren, waren natürlich keine Kacheln...die Rechnung stimmte also doch nicht. Ich war gerade im Begriff aufzuspringen um nachzuzählen als mir bewusst wurde wie verdammt dämlich es überhaupt war Kacheln zu zählen.
Aber ich konnte eh nicht mehr sitzen und so stand ich am Ende doch auf um mir einen Kaffee zu holen.
Schlafen konnte ich eh noch nicht, ich hatte es ja versucht.
Als ich zurück kam war Veli immer noch am schlafen. Mittlerweile war sein Kopf auf die Rückenlehne zurück gefallen und er sass ziemlich schief da.
Über die Bank hinweg auf der er lag sah ich aus dem Fenster.
Plötzlich begann er immer mehr zu rutschen und ich sah kurz wieder zu ihm runter als mir klar wurde, dass er, wenn er nicht ganz schnell aufwachen würde mit dem Kopf auf die Armlehne knallen würde... aber er tat es nicht.
Ohne groß nachzudenken schnappte ich mir das nächst beste Kissen und stopfte es im letzten Moment zwischen seinen Kopf und sie Spitze der Armlehne.
Mit einem leisen "Pfropf..." landete er darauf...und schlief weiter.
"Der pennt echt weiter." dachte ich nur als ich mich wieder aufrichtete und erst jetzt kam mir der Gedanke, dass ich ihn auch hätte aufschlagen lassen können.
Schließlich war ich doch sauer, oder?
Aber er lag da so friedlich und ruhig... irgendwie konnte ich gar nicht sauer sein.
Und einen richtigen Grunde hatte ich ja eigentlich auch nicht.

Moment mal... was waren denn das bitte für Gedanken? Veli in Kombination mit friedlich und nicht sauer sein?
Das musste ganze schnell aus meinen Gedanken und als er endlich aufwachte war ich gerade dabei abzuzählen wie viele Kacheln mal wie viele Kacheln eine Tür groß war.


-------------------------------------------------

Als Veli aufwachte fühlte er sich nicht gerade toll.
Der Krankenhausgeruch war immer noch da und auch nachts schaltete niemand auf dem Flur das Licht aus, wäre ja aber auch blöd wenn was passieren würde.
Langsam rappelte er sich auf.
Er konnte sich nicht daran erinnern sich hingelegt zu haben, aber irgendwann musste das wohl passiert sein.
Nachdenklich fuhr er sich durch die Haare und stand dann langsam auf.
Inka war nirgendwo zu sehen... ach... was auch immer.
War bestimmt nach Hause gefahren sich die Haare machen, kleine dumme Gans.
Schnell ging er in Richtung Toilette.
Als er vor dem Spiegel stand und sich mit einer Automatenzahnbürste die Zähne putzte sah er im Spiegel, dass seine Haare in alle Richtungen abstanden.
Das hatte man von Nächten auf einer Bank.
Schnell versuchte er sie irgendwie durcheinander zu struweln und ging dann wieder auf den Gang zurück.
Schon von weiten sah er Tapio der mit großen Gesten auf Inka einredete und er beeilte sich zu den beiden zu kommen.
"Es ist wieder soweit und der Arzt sagt diesmal... diesmal kommt es echt..." schrie sein Freund ihm fast schon entgegen.
Veli hätte bei Tapios Anblick beinahe gelacht. Er sah aus als hätte er Drogen genommen. Seine Augen waren weit aufgerissen, immer wieder fuhr er mit seinen Händen über die Hosenbeinen weil sie so schwitzig waren.
"Oh Gott. Ich muss da jetzt wieder rein gehen." sagte er danach ohne jemanden zu Wort kommen zu lassen.
"Aber... sie ist die ganze Zeit am schreien... und weinen... ich halt das nicht aus. Echt..." Er sah die beiden hilfesuchend an.
"Na... dann geh schnell zu ihr, sie braucht dich..." sagte Inka und sah ihn eindringlich an.
"Ich weiß, aber... ich..."
"Alter, wenn du da jetzt nicht rein gehst...dann bringen wir dich dazu..." sagte Veli nur harsch und drückte seinen Freund in Richtung Tür, dieser seufzte und ging dann freiwillig.
Ungläubig sah Veli zu Inka rüber und schüttelte nur seinen Kopf, auch sie konnte nur ungläubig lächeln und verschränkte die Arme.
"Der wäre doch glatt abgehauen." murmelte sie.
"Nein, glaub ich nicht." sagte er und schüttelte den Kopf. "So krass ist er dann doch nicht drauf."
Beide verstummten als ihnen klar wurde, dass sie seit sich sich vor Stunden begrüsst hatten nicht mehr miteinander geredet hatten.
Aber irgendwie fühlte sich gerade alles anders an. Er war aufgeregt wegen dem Baby und an ihren roten Wangen konnte er erkennen, dass es ihr nicht anders ging.
"Ich glaub das kann jetzt dauern..." murmelte er nach einer Weile und sah sie an.
"Hast du Lust auf Frühstück? Hier gibt es eine Kantine."
Die Unentschlossenheit war ihr praktisch ins Gesicht geschrieben.
"Keine Angst. Da gibt es sicher um diese Uhrzeit keinen Alkohol und Betten gibt es auch weit und breit keine." sagte er und sah sie dann lächelnd an.
Es dauerte einen Moment und Veli dachte schon sie fände es nicht lustig.
Doch dann begann sie auch leicht zu schmunzeln.
"Dann bleibt wohl tatsächlich nur frühstücken über." sagte sie und setzte sich in Bewegung.
Veli folgte ihr, nachdem er sich einen Moment lang gefragt hatte was gerade um Himmels Willen passiert war... und das nachdem sie stundenlang geschwiegen hatten.

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