Kapitel 4: Ein lustiger Nachmittag
Ein Geräusch was sich irgendwie nach Holz anhörte, weckte mich auf. Ich sah mich um. Ich lag in meinem Hotelzimmer, das war mir vorher auch klar gewesen, aber ... was hatte mich jetzt aufgeweckt? Ich hörte in die Stille. Es klopfte an der Tür – das war es also. Ich schob die Bettdecke beiseite, sprang aus dem Bett und öffnete die Tür. „Wie siehst du denn aus?“ Arthur stand vor der Tür. „Woher weißt du ...?“ Ich war echt erstaunt. Aber anstatt das er mir eine Antwort gab, betrat er einfach so das Zimmer. Er schmiss sich auf mein Bett, wo ich bis eben noch gelegen hatte. „Alex hat mir den Hotelnamen und die Zimmernummer gesagt. Und da ich eh nichts zu tun hatte, dachte ich mir ich komm mal bei dir vorbei.“ Das war echt nett von ihm. „Schön. Und nun?“ „Was hälst du davon, wenn wir ein bisschen spazieren gehen. Hier gleich um die Ecke ist ja der große Stadtpark. Bist du dabei?“ „Klingt viel versprechend. Also klar bin ich dabei. Aber lass mich bitte noch einmal meine Haare durchkämmen, ich habe nämlich das Gefühl das die gerade zu allen Seiten abstehen.“ „Dein Gefühl bestätigt sich – sieht aber sehr niedlich aus.“ Ich merkte wie ich rot anlief. Ich verschwand im Badezimmer und bürstete meine langen dunkelbraunen Haare durch. Sicherheitshalber schminkte ich mich noch einmal über. Ich war Perfektionistin – und das in allen Sachen. „So, wir können.“, sagte ich und schnappte mir meine Tasche. Arthur sprang auf und sah mich an. Er war einfach niedlich. Ich nahm den Schlüssel und machte zu Arthur eine Handbewegung, die soviel heißen sollte wie „und einmal bitte raus hier“ – immerhin verstand er es.
Langsam und gemütlich schlenderten wir durch den Stadtpark. Enten schnatterten, Liebespaare lagen im Gras und küssten sich – es war alles einfach toll. Trotzdem fragte ich mich immer wieder was Gregor nun gegen mich hatte? „Kannst du mir mal ne Frage beantworten?“ Ich versuchte es auf diese Tour. Arthur sah mich an. „Na klar – schieß los. Ich bin der Frauenversteher überhaupt.“ Ich musste lachen. So kam er auch rüber. „Weißt du was Gregor gegen mich hat?“ „Wie kommst du denn darauf das der was gegen dich hat?“ „Der ist voll böse zu mir.“ „Böse? Sowas kann der sein? Das verwundert mich ja. Sonst ist er Mädchen gegenüber total schüchtern... hmmm...“ Das beantwortete meine Frage ja super. „Vielleicht hat er mal wieder seine Tage – wobei... nein, die hatte er letzte Woche schon. Du siehst, ich kann dir leider deine Frage nicht beantworten. Eventuell solltest du selber mal mit ihm reden, was hälst du davon?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Aber eine Freundin hat er nicht, oder?“ „Nein, er ist Single. Seine Beziehungen haben noch nie sehr lange gehalten. Die Mädchen wollten nämlich nur mit dem Skispringer Gregor Schlierenzauer zusammen sein und nicht mit seiner Persönlichkeit.“ „Ist der denn so erfolgreich?“ Arthur starrte mich an, dann fiel er plötzlich in einen Lachanfall. Hatte ich jetzt etwas falsches gesagt? „Das meinst du nicht ernst oder?“ „Ähm ... doch. Ich hab echt keine Ahnung wie erfolgreich der nun ist oder nicht.“ „Ach du Scheiße! Der Kleine ist echt gut im Skispringen, merk dir das.“ Okay – gemerkt! „Und wie gut bist du?“ „Mittelmäßig. Ich war schon mal besser.“ „Was machst du noch so für Sport?“ „Ich reite, spiele Volleyball, gehe Tanzen. Das übliche halt.“ „Stimmt.“ Er lächelte mich an.
Wir gingen gerade an dem einen See vorbei, als wir hinter uns lautes Gebrüll hörten. Wir drehten uns um und sahen zwei Personen sich ankeifen. „Ist das nicht Gregor?“, fragte mich Arthur. Bei näherem hinsehen, sah ich es aber auch. „Sieht verdammt danach aus, ne?“ „Japp. Aber ... wer ist das Mädchen da bei ihm?“ „Was fragst du mich das? Ich kenn doch niemanden außer euch.“ Der hatte ja ne Logik. „Meinst du das ist seine Freundin?“ Hatte der überhaupt verstanden was ich grade gesagt hatte? „Ich weiß nicht – vielleicht. Warten wir erst einmal ab, was jetzt passiert.“ Ich liebte es Leuten beim Streiten zuzuschauen. Wir hörten sowas wie: „Du dumme Schlampe, wieso hast du mich betrogen?“ Das sprach dafür, das sie seine Freundin war. Das Mädchen redete sich damit raus, das sie betrunken gewesen war. Klasse Mädchen, genau die richtige Ausrede. Ich an Gregor ’s stelle würde der so Feuer unterm Hintern machen. Gregor sah sich um. Er schaute genau in unsere Richtung. Es schien so als ob er uns erkannte hätte, aber Arthur wollte wohl kein Risiko eingehen und sprang hintern einen Busch und zog mich mit. Total überrumpelt stand ich da nun. Arthur verkniff sich ein Lachen. „Hättest du mir nicht mal Bescheid sagen können, das du hier hinter springst?“ „Nein. Das ist unsere Mission Impossible.“ Okayyy. Da hatte jemand eindeutig zu viel James Bond geschaut. „Und was machen wir nun?“ „Warten. Was sonst?“ Na super. Und wie lange sollten wir jetzt nun hier warten? Es wurde Still. Wir versuchten durch das Gebüsch zu schauen was los war? Aber ... wir sahen nichts. Die beiden waren verschwunden. Komisch. Ich kletterte aus dem Gebüsch. „Du, die sind weg.“ Auch Arthur kam herausgeklettert. „Super. Jetzt haben wir das wichtigste verpasst.“ „Und das wäre?“ „Die Versöhnung. Wir wissen ja gar nicht ob sie sich versöhnt haben oder nicht.“ „Haben sie bestimmt. Also, mach dir da mal keine Sorgen.“
Wir gingen weiter und ehe ich mich versah, waren wir wieder am Hotel angelangt. Vor dem Eingang blieben wir stehen. „Was machst du heute Abend noch?“, fragend sah er mich an. „Hmmm. Keine Ahnung, was schlägst du denn vor?“ „Ich hol dich um 20 Uhr ab und dann fahren wir in eine Bar. Danach vielleicht noch in einen Club.“ „Okay, ich bin dabei. Macht doch nichts, wenn ich es jetzt als Date ansehe, oder?“ „Nein, ganz und gar nicht. Ich freu mich. Bis nachher.“ Mit einem Kuss auf die Wange verabschiedete er sich von mir. Mit nur einem Gedanken ging ich ins Hotel – er war toll. Sehr toll sogar. Ich war doch nicht etwa dabei mich in ihn zu verlieben, oder? Nein, ich glaube nicht. Der Junge, in den ich mich verliebte, sollte das gewisse Etwas haben und das ... fand ich bei Arthur noch nicht. Gedankenverloren ging ich hoch auf mein Zimmer. Ich hatte gerade meine Zimmertür aufgeschlossen, als meine Tasche anfing zu vibrieren. Ich sah auf den Display. „Hey Süße. Schön das du dich meldest.“ Meine Beste Freundin Emma rief an. „Heeyyy. Los erzähl schon. Wie war dein erster Tag?“ „Es war toll. Die Jungs sind sooo nett.“ „Jungs?“ Ich musste lachen. „Ja. Ich bin bei den Skispringern gelandet.“ „Das ist nicht dein Ernst, oder?“ „Doch. Es ist mein vollster Ernst.“ „Man Nela. Weißt du eigentlich wie sehr ich dich beneide. Dieser Arthur Pauli, der ist ja so süß.“ „Ja, das finde ich auch. Mit dem hab ich nachher ein Date.“ Es wurde still. „NELA! Ich bring dich um.“ Ich hörte ihr Lachen. „Was denn? Tut mir leid, aber er hat mich gefragt ob ich mit ihm in eine Bar gehe.“ „Waaahhh. Und wehe du angelst dir den nicht.“ „Mal schauen.“ Die restliche Zeit bis zu meinem Date verbrachte ich nur noch damit mit meiner besten Freundin zu schnattern. Aber ... ich freute mich. Ich freute mich sehr auf den Abend.
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