Disclaimer:
Ich kenne keine der in der Geschichte vorkommenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Jegliche Handlungen entspringen meiner Fantasie und ich möchte niemandem damit zu nahe treten. Jeder gehört nur sich selbst. Ich verdiene mit dieser Geschichte kein Geld. Allerdings erhebe ich Anspruch auf die Urheberrechte der von mir geschaffenen Charaktere und Handlungsabläufe.
Vielen Dank für euer Feedback! Hab mich sehr darüber gefreut!
Und natürlich wird es im Verlauf der Geschichte auch ein paar jüngere Springer geben. Nicht nur die „alten Hasen“.
Ganz liebe Grüße,
Schreiberling
„Was ist los Ville?“, wollte Arttu überrascht wissen.
Denn dieser hatte sein Gespräch mit Sami auf ziemlich rüde Weise unterbrochen und diesen weg geschickt.
„Er beginnt Fragen zu stellen.“, flüsterte er ernst.
Verstehend nickte Arttu nur, auch wenn Ville keinen Namen genannt hatte wusste er direkt worum es ging.
„Was hast du erwartet? Er wäre nicht Jannes Sohn, wenn ihm nicht irgendwann etwas auffallen würde. Schließlich kennt er seinen Vater am Besten von uns allen!“
„Aber was tun wir, wenn er die Wahrheit herausfindet?“
Traurig lächelte Arttu daraufhin.
„Wie kommst du darauf, dass das passieren könnte? Außer den Jungs aus unserer damaligen Mannschaft weis niemand was bei der Tournee damals passiert ist. Und glaubst du, dass sie ihm die Wahrheit sagen? Du weist genau wie sehr Velli, Matti und Janne Happonen ihn dafür verachten was er getan hat! Ich frag mich ja manchmal schon wie dieser Mann einen vernünftigen Trainingsbetrieb stellen kann so negativ wie ihm manche der Jungs gegenüberstehen. Und da glaubst du wirklich, dass sie Mico gegenüber ehrlich sind? Obwohl sie seit, lass mich überlegen, mehr als zehn Jahren so tun als ob nichts geschehen sei? Und es ihr selbst erklärtes, oberstes Ziel ist, dass er nie erfährt was Janne getan hat? Mico wird von den dreien niemals die Wahrheit gesagt bekommen! Genauso wenig wie von mir. Wenn auch aus anderen Gründen.“
Ville antwortete darauf jedoch nicht, vielmehr rieb er sich die Hände über das Gesicht. Konsequent vermied er es auch Arttu ins Gesicht zu sehen.
„Nein! Ville sag mir, dass du das nicht vorhast! Das kannst und darfst du nicht tun!“
„Vielleicht wäre es für sie beide das Beste.“
„Verdammt Ville!“, rief Arttu nur und warf die Arme in die Luft.
Scheinbar war sein Ausbruch jedoch heftiger gewesen als er es beabsichtigt hatte, denn die anderen aus der Mannschaft, auch Mico, drehten sich zu ihnen um.
„Du hast doch keine Ahnung welche Lawine du damit lostreten würdest! Das kannst du niemals einschätzen oder kontrollieren! Es hängen viel zu viele Leben daran als, dass du etwas riskieren könntest! Janne weis was er tut! Und wenn er es für richtig hält zu schweigen dann müssen wir es akzeptieren.“
„Janne geht daran zu Grunde Arttu! Selbst heute hat er das alles noch nicht verarbeitet. Und wenn Mico jetzt auch noch beginnt nachzufragen…“
„Dieser Winter ist jetzt mehr als zehn Jahre her Ville! Und ich sehe es absolut nicht, dass sich an der momentanen Situation etwas verändert!“, für ein paar Momente schwieg Arttu. „Ich weis doch, dass er leidet. Aber es ist soviel Zeit vergangen. Janne muss lernen wieder zu leben, wieder in die Zukunft zu sehen. Denn das was die beiden hatten kann er nicht mehr zurückholen.“
„Das ist ungerecht!“, protestierte Ville ungehalten.
„Ich weis.“, murmelte Arttu leise.
Unter den misstrauischen und fragenden Blicken ihrer Mannschaftskameraden schlossen sie dann wieder zu der Gruppe auf. Für ein paar Sekunden kreuzten sich dabei auch der Blick von Mico und Arttu. In diesem Moment fragte er sich zum ersten Mal seit so vielen Jahren ob Janne wirklich das Richtige getan hatte mit seinem Schweigen…
*.*
Zornig knirschte Mico mit den Zähnen. Er konnte es kaum fassen. Sie wussten es alle. Jeder einzelne aus dieser Mannschaft wusste was mit seinem Vater los war. Doch keiner fühlte sich dazu im Stande ihm die Wahrheit zu sagen! Dabei wollte er nur das Beste für ihn. Diese verdammte Traurigkeit die immer auf Janne zu lasteten schien sollte endlich verschwinden. Wie er das schaffen sollte wusste er jedoch nicht…
*.*
Seit über zwei Stunden saßen sie alle in der Zwischenzeit gemeinsam in einem kleinen Lokal. Mico hatte jedoch die meiste Zeit schweigend neben ihnen gesessen und stocherte dabei lustlos in seinem Salat.
„Und was habt ihr euch so für Harris Geburtstag vorgestellt?“, wollte Arttu gerade wissen.
Doch Mico verdrehte nur genervt die Augen. Schließlich hatte er schon vor langer Zeit bemerkt was er vorhatte. Er wollte verhindern, dass er eine längere Gesprächspause dazu nutzte um seinen Vater zum Thema zu machen.
„Harri Olli?“, fragte Joonas in diesem Moment nach.
„Ja! Genau der!“, knurrte Ville. „Seit wann ist der eigentlich aus der Klinik raus?“
In Arttus Augen blitzte in dieser Sekunde mehr als deutlich die Wut auf. Schließlich war Harry schon vor langer Zeit zu einem ernsten Streitthema zwischen den beiden, eigentlich sehr guten, Freunden geworden. Denn Ville konnte nicht nachvollziehen, dass Arttu immer noch so unerschütterlich zu dem Springer stand.
„Seit drei Tagen!“, erklärte Arttu ärgerlich und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Hört auf damit euch zu streiten, wir wissen alle, dass ihr bei diesem Thema nicht einer Meinung seid!“, mischte sich Sami plötzlich ein.
„Nicht einer Meinung!“, wiederholte Ville und schnaubte abfällig. „Der Kerl bekommt seine Alkoholprobleme nicht in den Griff und schädigt damit unser aller Ansehen! Aber Kritik daran äußern darf man nicht. Und ja! Verdammt ich versteh dich nicht Arttu. Harri macht eine Dummheit nach der nächsten, aber du bist völlig blind dafür und erklärst jedem der es hören will, dass du ihn unterstützt egal was kommt. Dabei hast du auch einen Ruf zu verlieren. Als Jurist und als möglicher Kandidat für das Amt des Co – Trainers von Janne.“
Genervt verdrehte Arttu nur die Augen. Er konnte nicht einmal mehr zählen wie oft sie diese Diskussion schon geführt hatte.
„Harri ist mir wichtiger als das was irgendwelche Pressefritzen von mir denken! Und das weist du auch Larinto!“, grollte er.
„Du weist genau, dass Harri mir nicht egal ist! Aber ich denke einfach nicht, dass es gut ist vor seinen Problemen die Augen zu verschließen. Schließlich musste Janne ihn sogar aus dem Kader nehmen nach seiner letzten Sauftour!“
Wieder war es in diesem Moment Sami der die beiden unterbrach. Müde rieb er sich eine Hand über die Augen.
„Wie oft haben wir uns in den letzten Wochen wegen Harri gestritten? Ich finde einfach, dass wir für ihn da sein sollten, wenn er unsere Hilfe braucht, dass wir aber nicht kompromisslos zu ihm stehen dürfen. Und zudem wird er sowieso erst mal ausfallen nach seinem Bänderriss. Somit ist dieses Thema noch gar nicht akut.“, seufzte er.
Ville knurrte nur. Denn sie wussten alle, dass sich Harri diesen Bänderriss im Sprunggelenk zugezogen hatte als er, in betrunkenem Zustand, auf den vereisten Straßen Innsbrucks ausgerutscht war.
„Außerdem bin ich der Meinung, dass wir hier doch genug eigene Probleme zu lösen haben.“
Überrascht sahen sie ihn auf diese Aussage hin alle überrascht an, auch Mico.
„Wie meinst du das?“, fragte er tonlos nach.
Fast schon genervt sah Sami ihn an.
„Ich meine deinen Vater.“
Genau erkannte Mico wie Arttu und Ville erschrockene Blicke tauschten.
„Wie… Wie kommst du denn darauf, dass es da ein Problem gibt?“, stotterte Ville schließlich.
Dieses Mal war es Mico der ihn mit einem ärgerlichen Blick fixierte.
„Als was würdest du, dass den sonst bezeichnen was hier abläuft? Janne spricht kaum mit uns. Gibt nur die nötigsten Ansagen, wenn es ums Training geht. Ihr habt euch untereinander schon vor langer Zeit zerstritten was die Situation noch schlimmer macht. Und allgemein haben wir eine Spannung hier die das Team irgendwann von innen heraus zerstören wird!“, erklärte er nachdenklich.
Arttu seufzte daraufhin leise. Sami war wirklich erwachsen geworden in den letzten Jahren und er war dabei auch gut darin geworden Menschen einzuschätzen. Vielleicht war es da auch ihr Glück, dass Sami von allem was passiert war nichts mitbekommen hatte, weil er damals nur sporadisch im A – Kader mittrainierte. Ansonsten hätte er wohl schon lange versucht etwas zu unternehmen…
Als Arttu seinen Blick wieder anhob kreuzte er damit auch direkt den von Mico. Jannes Sohn sah ihn fast schon auffordernd an etwas zu sagen. Deutlich erkannte er jedoch die Sorge in den braunen Augen die Jannes so ähnlich waren. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit fühlte er sich in diesem Moment wirklich schuldig, schuldig dafür, dass er Micos Sorgen zulies, wenn er die Wahrheit kannte. Doch er schwieg schon zu lange für Janne als, dass er es jetzt so einfach ändern konnte. Schließlich war es wirklich so wie er es zu Ville gesagt hatte, an dieser Wahrheit hingen zu viele Leben. Und wenn Janne seinen Sohn nicht ins Vertrauen ziehen wollte konnte er das nicht ändern.
„Arttu?“
Überrascht zuckte er zusammen als sich eine Hand auf seine Schulter legte. Erst in diesem Moment brach er auch den Blickkontakt zu Mico und drehte sich um. Direkt war er dann mit Joonas konfrontiert, der junge Finne sah ihn besorgt an.
„Alles in Ordnung bei dir?“, fragte er leise.
„Ja! Ja sicher.“, murmelte er.
Sein Blick fand dabei sofort wieder den von Mico. Schwer schluckte er nur als er die Enttäuschung darin erkannte. Langsam schüttelte er schließlich den Kopf, deutete ihm somit an, dass er ihn nicht aufklären würde.
Direkt erkannte er wie sich dieser straffte. Nur wenige Augenblicke hatte er ein paar Geldscheine aus der Hosentasche gezogen und sie auf den Tisch geworfen. Mit einem Kopfschütteln nahm er schließlich seine Jacke und verlies das Restaurant.
„Mico! Mico warte!“
So schnell er konnte war Arttu in diesem Moment aufgesprungen und ihm hinterher gerannt. Was er ihm dabei eigentlich sagen wollte wusste er nicht einmal. Alles was ihm klar war, war die Tatsache, dass er Mico in diesem Zustand nicht gehen lassen durfte.
„Was willst du noch von mir Lappi?“
„Ich… Ich möchte nicht, dass du glaubst ich vertrau dir nicht oder so etwas… Aber es steht mir nicht zu darüber zu reden. Nur Janne alleine ist in der Lage dir die Wahrheit zu sagen.“
„Danke! Vielen Dank!“, knurrte Mico nur.
Denn zu präsent waren in diesem Moment auch wieder Villes Worte. Schließlich hatte ihm auch der andere Finne lediglich erklärt, dass allein Janne ihn aufklären konnte. Doch er kannte seinen Vater lange genug um zu wissen, dass er seinen Schmerz lieber in sich hineinfraß als, dass er darüber sprach was ihn quälte. Somit glaubte er auch nicht daran, dass er ihm freiwillig die Wahrheit sagen würde…