Forum für Finnen-Fans

Tummelplatz für alle Freunde des finnischen Skispringens
Aktuelle Zeit: Mo 29. Apr 2024, 18:30

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 83 Beiträge ]  Gehe zu Seite 1, 2, 3, 4, 5  Nächste
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:30 
Offline
Wachser
Benutzeravatar

Registriert: Mi 23. Jul 2008, 19:40
Beiträge: 186
Also hier noch einmal und vollständig: Wer einmal lügt...

Wie immer würde ich mich über eure Meinung, Kritik etc. freuen :danke:


Die Geschichte ist reine Fiktion. Die beschriebenen Situationen und Handlungen haben niemals so stattgefunden und sind ein Produkt meiner Phantasie.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Do 24. Jul 2008, 14:30 


Nach oben
  
 
 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:31 
Offline
Wachser
Benutzeravatar

Registriert: Mi 23. Jul 2008, 19:40
Beiträge: 186
„Wir sollten das wirklich öfters machen.“ Martta Seppänen strahlte in den azurblauen Himmel hinein und strampelte dabei kräftig mit den Beinen.
„Hey!“ Ihre beste Freundin Anneli Tuuri ging lachend vor den Wassermassen, die Martta mit ihrem Tun aufwirbelte, in Deckung. Die beiden Mädchen saßen am offenen Heck eines Tretbootes und genossen den warmen Tag gemeinsam auf dem Wasser. Sie hatten Schuhe und Strümpfe ausgezogen und ließen ihre Beine im Wasser baumeln.
„Das gibt Rache!“ Immer noch lachend folgte Anneli dem Beispiel ihrer Freundin und so ergoss sich kurz darauf auch über Martta ein Schwall Wasser. Doch die lachte nur. Es war so warm, dass ihr diese Abkühlung nur recht war. Zufrieden ließ sie sich zurücksinken, so dass sie mit dem Rücken auf der Liegenfläche des Bootes zu liegen kam.
„So sollte das Leben immer sein.“ Sie hatte die Augen geschlossen und genoss die Sonne.
„Das währe wirklich schön.“ Stimmte Anneli zu und betrachtete lächelnd die Freundin. Sie kannten sich seit dem ersten Tag an der Uni und waren in den letzten Jahren unzertrennlich geworden. „Aber andererseits…“ Nun legte sie sich auch zurück. „Das wäre doch wohl auf die Dauer langweilig.“
„Och, ich hätte kein Problem mit ein bisschen Langeweile.“ Martta öffnete die Augen wieder und sah die Freundin blinzelnd an. Die plötzliche Helligkeit machte ihren Augen zu schaffen. „Kein Stress, keine nervigen Leute, keine Probleme… Außerdem…“ Nun grinst sie. „Du vermisst ja nur Joni, gib’s zu.“
„Ich gebe hier gar nichts zu.“ Anneli grinst zurück. „Und du solltest aufhören den Menschen so viel Mistrauen entgegen zu bringen“
„Tu ich doch gar n… Wah!“ Martta schrie auf, setzte sich ruckartig auf und zog die Beine aus dem Wasser.
„Was ist?“ Anneli folgte deutlich langsamer, richtete sich jedoch ebenfalls auf.
„Mich hat was in den Zeh gebissen.“ Martta rieb ihren großen Zeh des rechten Fußes.
„Das war sicher das Seeungeheuer vom Kallavesi.“ Anneli grinste ungerührt. „Oder so ein dicker fetter Fisch.“ Sie machte einen Fischmund und öffnete und schloss diesen mehrfach hintereinander, während sie die Augen schielend verdrehte. „Schade dass er nicht angebissen hat, dann wäre wenigstens für unser Abendessen gesorgt.“
„Hey!“ Nun war es Martta die sich beschwerte. „Mein Zeh ist doch kein Köder.“
„Ach was.“ Wank die Andere ab. „Kleine Opfer muss man bringen.“
„Mein Zeh ist KEIN KÖDER!“ Bekräftigte Martta noch einmal empörter als sie wirklich war. Das war es, was sie an der Anderen so schätzte, dass man mit ihr sowohl ausgelassen Blödsinn machen konnte, als auch ernsthaft Probleme wälzen.
„Okay, ich habs verstanden.“ Anneli lachte immer noch, während sie sich ihre blonden Haare aus dem Gesicht strich. Mit ihren hellblonden Haaren war sie ein ganz anderer Typ als Martta, die ihre braunen Locken hochgesteckt hatte und deren Nacken nur eine vergessene Strähne bedeckte.
„Wir sollten langsam los.“ Martta seufzte und angelte nach ihren Schuhen.
„Wo willst du denn noch hin?“ Anneli folgte dem Beispiel der Freundin.
„Ich habe Leena versprochen heute Abend da zu sein.“ Martta lebte seit dem Tod ihrer Eltern vor zwölf Jahren bei ihrem Onkel Taneli und ihrer Tante Leena.
„Sollst du auf Teresa aufpassen?“ Deren eigene Tochter Teresa war neun Jahre alt und eigentlich der Meinung, dass sie keinen Babysitter mehr brauchte. Und dennoch bat Leena Martta meist zu Hause zu sein, wenn sie ausging, damit Teresa eine Ansprechperson hatte und es nicht zu bunt trieb.
„Ja.“ Die Angesprochene erhob sich und ließ sich auf einen der Plastikschalensitze gleiten. „Aber dann kann ich endlich mal eine Ordnung in meine Notizen bringen, das Chaos ist echt nicht mehr zum Aushalten.“
„Du könntest ja auch erst keins aufkommen lassen.“ Bemerkte Anneli schlau und folgte der Freundin, indem sie sich auf den zweiten der Sitze setzte.
„Wie langweilig.“ Martta verdrehte die Augen. Als ob die Andere einen Deut ordentlicher wäre als sie!
„Du wolltest doch mehr Langeweile.“ Behielt Anneli das letzte Wort.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:31 
Offline
Wachser
Benutzeravatar

Registriert: Mi 23. Jul 2008, 19:40
Beiträge: 186
Martta blieb aufseufzend im Schatten stehen und atmete einmal tief aus. Es herrschte eine unvorstellbare Hitze an diesem Tag. Sie hatte das Gefühl, als würde sie an dem wegschmelzenden Asphalt unter ihren Füßen festkleben. Verstohlen betrachtete sie die Menschen um sich herum. Man konnte eine ganz klare Zweiteilung erkennen. Die Menschen die im Schatten in einem der Cafes saßen wirkten entspannt und zufrieden, während diejenigen, die in der Sonne herumliefen schwitzten und allgemein fertig aussahen. Sie konnte es ihnen gut nachfühlen. Sicher sah sie keinen Deut frischer und besser aus.
Schweren Herzens setzte sie sich wieder in Bewegung und verließ den angenehm kühlen Schatten und setzte ihren Weg in der prallen Sonne fort. Ihr Onkel Taneli hatte in der kommenden Woche Geburtstag und sie hatte diesen freien Nachmittag dazu nutzen wollen ein Geschenk für ihn zu kaufen. Doch wegen der Hitze hatte sich das ganze Unterfangen zu einem wahren Alptraum entwickelt.
Erneut blieb sie im Schatten stehen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Vielleicht sollte sie die Sache mit dem Geschenk einfach vergessen und lieber ihre Badesachen holen. Aber dann schüttelte sie den Kopf über sich selbst. Sie würde sonst keine Zeit mehr haben ein Geschenk zu besorgen und das würde sie nicht wollen, ihrem Onkel an seinen Geburtstag ohne ein Geschenk gegenüberzutreten. Zweifelnd fixierte sie den auf der anderen Straßenseite liegenden Eingang des Kaufhauses. Ob sie dort etwas finden würde, oder sollte sie auf das Standartgeschenk – etwas für das größte Hobby ihres Onkels, das Angeln – zurückgreifen? Erneut schüttelte sie den Kopf. Das war nur der letzte Notnagel. Sie wollte lieber doch etwas einfallsreicher sein.
Gedankenverloren setzte sie sich wieder in Bewegung, ihr Ziel, der Eingang des Kaufhauses, vor Augen. Doch sie kam kaum zwei Schritte weit, bevor sie mit Schwung in einen anderen Passanten rannte. Genervt sah sie auf, sich dabei die Schulter haltend, die den vollen Aufprall abbekommen hatte.
„DU?!“ Sie riss die Augen auf. „Na, das hätte ich mir ja denken können! Wer könnte sonst schon so trampelig sein.“ Wütend funkelte sie ihn an, dabei völlig außer Acht lassend, dass sie es gewesen war, die plötzlich und ohne nach rechts oder links zu schauen seinen Weg gekreuzt hatte.
„Guten Tag Martta.“ Entgegnete ihr Gegenüber ruhig, ihre ungerechtfertigte Anschuldigung dabei wohlweislich überhörend. „Wie geht es dir?
„Gut.“ Erklärte sie schnippisch. „Jedenfalls bis du aufgetaucht bist.“ Sie widmete ihm, nachdem sie gesehen hatte wer es war, keinen weiteren Blick, sondern wandte sich ab. So entging ihr, dass er sie intensiv mit zusammengezogenen Brauen musterte. Sie sah müde und gestresst aus, aber das ging ihn ja nichts an.
„Keine Angst.“ Er hob abwehrend die Hände. „Ich gehe schon wieder. Einen schönen Tag noch.“ Er wandte sich ab und war im nächsten Moment verschwunden.
Martta achtete nicht weiter auf ihn, sondern überquerte nun, doch mehr auf ihre Umgebung achtend, die Strasse und verschwand in der klimatisierten Kühle des Kaufhauses.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:32 
Offline
Wachser
Benutzeravatar

Registriert: Mi 23. Jul 2008, 19:40
Beiträge: 186
„Taneli, bist du das?“ Schallte es Martta entgegen, als sie die Haustüre des Hauses ihrer Tante und ihres Onkels aufschloss und dankbar in die Kühle des Hauses trat.
„Nein.“ Antwortete sie ihrer Tante ebenfalls in gehobener Lautstärke. „Ich bins.“
„Oh, hallo Martta.“ Ihre Tante Leena erschien in der Tür der Küche, einen tropfenden Topf und ein Geschirrhandtuch in den Händen. Freundlich lächelte sie ihrer Nichte, die inzwischen wie eine Tochter für sie war, zu. „Das ist ja schrecklich heiß heute. Die Kinder waren zu gar nichts zu haben. Nicht mal etwas anstellen wollten sie.“ Sie arbeitete als Kindergärtnerin. „Aber du siehst auch ganz abgekämpft aus.“ Inzwischen war der Topf abgetrocknet und Leena nahm Topf und Handtuch in die linke Hand, um dann den rechten Arm liebevoll um Marttas Schultern zu legen. „Möchtest du etwas zu trinken?“
„Gerne.“ Martta erwiderte das Lächeln ihrer Tante. „Ich geh’ nur noch schnell hoch.“ Sie hielt ihre Einkaufstüte hoch. „Bevor Taneli nach Hause komme.“ Verschwörerisch blinzelte sie der Anderen zu, damit sie verstand. Leena nickte.
„Mach das. Nicht dass noch die Überraschung ruiniert wird.“
Schnell streifte sich Martta ihre Sandalen von den Füßen und flitzte die Treppe nach oben. Ganz unter dem Dach hatte sie ihr eigenes Reich. Sie rümpfte die Nase, als sie auf dem obersten Treppenabsatz ankam. Normalerweise genoss sie es etwas abgeschottet hier oben ganz alleine zu wohnen, doch heute war das oberste Stockwerk eindeutig nicht der Hauptgewinn. Unter der Dachschräge stand die Luft wie eine heiße Wand und verhieß keine erholsame Nacht.
Martta verstaute ihre Einkäufe in ihrem Schrank und schlüpfte dann noch schnell in eine alte kurze Hose und das leichteste Hemdchen das sie finden konnte. Dann lief sie wieder die Treppe nach unten. Unten im Haus war es angenehm kühl, da die Rollläden den ganzen Tag über geschlossen gewesen waren und somit die Hitze ausgesperrt hatten.
„Und, warst du erfolgreich?“ Leena stellte eine große Kanne gekühlten Tee, sowie zwei Gläser mitten auf den Küchentisch, dann setzte sie sich zu Martta und schenkte ihnen ein.
„Ja.“ Martta trank durstig und mit einem Zug das ganze Glas aus. Tat das gut! „Und ich habe sogar etwas gefunden, was nichts mit Angeln zu tun hat.“ Sie streckte sich nach der Kanne in der Mitte des Tisches und goss sich ein weiteres Glas ein.
„Siehst du mal…“ Leena hatte ihren Durst schon nach dem nach Hause kommen gelöscht und nippte nur noch an ihrem Getränk. „Da hast du mir was voraus. Von mir kriegt er einen neuen Stuhl.“
„Einen Stuhl?“ Martta runzelte fragend die Stirn.
„Ja, so einen schicken high-tech Stuhl zum Angeln.“ Erläuterte ihre Tante.
„Aber hat er nicht schon so einen?“ Martta erinnerte sich dunkel an so ein kompliziertes Teil.
„Hatte.“ Leena grinste. „Damit ist er doch letzte Woche zusammengebrochen. Hast du die Geschichte noch nicht gehört? Ich dachte eigentlich den Schreckensschrei hätte man noch am Südpol hören können.“
„Nein.“ Auch Martta kicherte. „Ich höre zum ersten Mal davon. Aber ich kann es mir bildhaft vorstellen.“
„Was kannst du dir bildhaft vorstellen?“ Taneli war, durch das Kichern der Frauen unbemerkt, im Türrahmen erschienen.
„Wie einer der kleinen Teufel einen anderen mit der Gießkanne geduscht hat.“ Reagierte Martta geistesgegenwärtig und spielte dabei an die Arbeit ihrer Tante an.
„Ach so.“ Taneli setzte sich zu den Frauen an den Küchentisch und griff nach dem Glas seiner Frau, um es sofort mit einem großen Schluck leer zu trinken. „Warum sitzt ihr denn hier drinnen bei dem schönen Wetter?“ Leena und Martta stöhnten unisono.
„Hier ist es einfach kühler.“ Erklärte Leena dann ihrem Mann.
„Jetzt ist es schon mal schön und da…“ Wollte er ihnen vorhalten, wurde jedoch vom Läuten der Türglocke unterbrochen.
„Wenn du noch so viel Energie hast, dann kannst du ja aufmachen.“ Bestimmte Leena und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Ihr Mann rümpfte die Nase, ging dann aber doch widerspruchslos in den Flur. Wenige Sekunden später stand er mit einem blonden Wirbelwind in der Küchentür.
„Es ist…“ Begann er, wurde jedoch sofort unterbrochen.
„Hallo.“ Grüßte Anneli unbefangen, holte sich ungefragt ein Glas aus dem Schrank und setzte sich zu den zwei Frauen an den Küchentisch. „Ist das ein tolles Wetter.“ Bemerkte sie fröhlich und goss sich, ebenfalls ungefragt, Tee ein. Sie fühlte sich hier im Haus wie zu Hause.
„Schön?“ Martta zog eine Grimasse. „Wie kann man so eine abartige Hitze schön finden?“
„Ach, seh’ es doch nicht so negativ. Wir gehen schwimmen und nachher grillen.“ Erzählte Anneli. „Und ich bin hier um dafür zu sorgen, dass du mitkommst.“
„Ich gehe heute sicher nicht noch mal vor die Tür.“ Protestierte Martta. „Weißt du wie sehr ich vorhin geschwitzt habe. Nix da.“
„Ach was. Es kühlt doch schon langsam ab. Und das Wasser ist auch schön erfrischend.“ Anneli kippelte den Stuhl zurück und balancierte nur noch auf der äußersten Kante. „Außerdem sollten wir es genießen, wenn wir schon mal bekocht werden. Wer weiß wann das mal wieder so sein wird.“ Taneli, der die Küche noch nicht wieder betreten hatte, kam zurück in den Raum, fasste nach der Rückenlehne von Annelis Stuhl und kippte sie zurück, so dass dieser wieder fest auf dem Boden stand.
„Du bist das also immer, die dafür sorgt, dass ich die Stühle ständig nachleimen muss.“ Streng aber dennoch freundlich blickte er die beste Freundin seiner Nichte an. „Und ich hatte schon Teresa im Verdacht.“
„Ups. Tut mir leid.“ Anneli zog entschuldigend die Schultern hoch und setzte ich ordentlich hin. „Können wir dann los?“ Wandte sie sich an Martta, ihre Beine zappelten nervös hin und her. Sie konnte gerade einfach nicht stillsitzen. Martta verdrehte die Augen.
„Hast du es mal wieder geschafft.“ Sie erhob sich.
„Was?“ Anneli folgte ihrem Beispiel.
„Mich zu überreden mitzukommen.“ Sie verließen die Küche und stiegen die Treppe zu Marttas Reich nach oben.
„Ich habe doch gar nicht geredet.“ Widersprach Anneli. Martta blieb vor ihrer Zimmertür stehen und drehte sich grinsend zu der Freundin um.
„Bevor du uns das ganze Haus auseinander nimmst gehe ich lieber mit.“
„Pfft.“ Schnaubte die andere belustigt. „Als ob ich randalieren würde. Boah ist es hier heiß!“ Wechselte sie dann das Thema und ließ sich auf Marttas Bett fallen.
„Ja. Ich freue mich schon auf heute Nacht.“ Martta öffnete zum zweiten Mal an diesem Abend ihren Kleiderschrank und suchte ihre Badesachen und eine dreiviertel Hose sowie ein T-Shirt heraus. „Vielleicht sollte ich in den Keller umziehen.“ Sie schälte sich aus ihren Klamotten. Die die sie gerade trug waren so alt und abgerissen, dass sie nur noch zu Hause darin herumlief.
„Ein Kellerkind sozusagen.“ Anneli erhob sich wieder und öffnete die Tür zu Marttas kleinem Badezimmer. „Was für ein Handtuch?“ Rief sie der Freundin zu.
„Das Rote.“ Martta war in ihren Badeanzug geschlüpft und zog nun noch die Kleider, die sie zuvor herausgesucht hatte, an. Dann zog sie ihre Sporttasche unter dem Bett hervor und begann sie mit den Dingen, die sie an diesem Abend brauchen würde, zu befüllen.
„Wer kommt eigentlich allen heute Abend?“ Fragte sie leise, während sie das Handtuch, welches ihr Anneli zuwarf auffing.
„Ich weiß nicht so genau.“ Anneli zuckte mit den Schultern und ließ sich wieder aufs Bett sinken. Hier in dieser Hitze begann selbst sie zu schwitzen. Martta, die gerade den Reisverschluss ihrer Tasche schloss, sah ihre Freundin über das Bett hinweg mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
„Du weißt es ganz genau, gib’s doch zu.“
„Und wenn?“
„Dann sag mir ob er kommt.“ Forderte Martta. Nach einem kurzen Nicken der Blonden sank sie sichtlich in sich zusammen. „Nicht schon wieder.“
„Na komm, es ist schon länger her, dass er dabei war. Du wirst es schon überleben.“ Redete ihr Anneli gut zu.
„Also heute Nachmittag würde ich nicht gerade als lange her bezeichnen.“ Seufzte Martta.
„Du hast ihn getroffen?“ Anneli musterte ihre Freundin.
„Ja.“
„Und?“
„Er ist in mich reingerannt und ich habe ihn angemacht.“ Erzählte Martta im Telegrammstil.
„Und dann?“ Sie zuckte mit den Schultern.
„Dann ist er gegangen.“
„So wie immer also.“ Schlussfolgerte Anneli. Erneut zuckte Martta mit den Schultern. „Komm, lass uns gehen. Ich zerfließe hier.“ Anneli erhob sich, während Martta zögerte.
„Komm endlich.“ Forderte sie die Blonde auf. „Du willst dir doch sicher die Gelegenheit nicht entgehen lassen zweimal an einem Tag auf ihm herumhacken zu können!“
„Meinst du etwa, es würde mir Spaß machen auf ihn zu treffen?“ Regte sich Martta sofort auf. Folgte jedoch der Freundin. „Er ist dran schuld, dass alles so gekommen ist. Wenn er nicht gewesen wäre…“
„…Dann wäre alles ganz genauso gekommen.“ Fiel ihr Anneli ins Wort und schloss Marttas Zimmertür hinter ihnen. „ Komm Martta, vergiss endlich deinen dummen Groll gegen ihn. Meinst du nicht, dass fünf Jahre genug währen?“
„Ich habe keinen Groll gegen ihn.“ Martta folgte ihr die Treppe herunter. „Ich hasse ihn.“
„Martta, jetzt hör mir doch mal zu! Er hat keine Schuld!“ Anneli stoppte am Ende der Treppe und drehte sich zu ihrer Freundin um. „Du redest dir da nur etwas ein, was Aina sich eingebildet hat.“ Mit vor Wut verzerrtem Gesicht starrte Martta die Freundin an.
„Du hast doch gar keine Ahnung was Aina angeht.“
„Nein, habe ich nicht.“ Gab Anneli ruhig zu. „Aber ich habe eine Ahnung von dir. Und deshalb gehen wir jetzt da hin und machen uns einen schönen Abend.“ Martta schnaubte.
„Das werde wir noch sehen.“ Anneli reagierte nicht mehr, sondern schlüpfte stattdessen in ihre Schuhe. Bei diesem Thema würden sie nie auf einen Nenner kommen. Sicher, es war nicht alles ideal gelaufen damals, aber in ihren Augen übertrieb es Martta doch etwas mit ihrem Abwehrverhalten. Andererseits war sie nur eine Außenstehende, die mit dem Ganzen nicht die starken persönlichen Gefühle verband wie es Martta tat.
„Geht ihr?“ Leena erschien in der Küchentür und lächelte die Mädchen an. Sie hatte ihre Diskussion durchaus mitbekommen, enthielt sich jedoch eines Kommentars. Es ging sie nichts an. Martta war erwachsen und konnte ihre eigenen Entscheidungen treffen, ihre eigenen Vorlieben und Abneigungen haben.
„Ja.“ Auch Martta bückte sich nach ihren Schuhen.
„Habt ihr auch was zu trinken dabei?“ Erkundigte sich Leena, ganz die besorgte Mutter.
„Brauchen wir nicht.“ Wank Anneli ab. „Es ist für alles gesorgt.“
„Auch für etwas zu trinken was nicht Bier ist?“ Leena zog die Augenbrauen hoch.
„Ja sicher.“ Beruhigte Martta sie. „Bei der Hitze allemal.“
„Okay. Dann wünsche ich euch einen schönen Abend.“ Leena umarmte beide Mädchen.
„Ja, danke. Euch auch.“ Anneli griff sich nun auch ihre Tasche, die sie neben der Tür abgestellt hatte und ging vor nach draußen.
„Ja, viel Spaß.“ Martta folgte und schloss die Tür hinter ihnen. „Puh!“ Sie fuhr sich mit der flachen Hand über die Haare, ließ es dann jedoch offen ob ihr Ausruf ihrer Tante oder dem Wetter galt. Denn die Hitze hatte sie wieder voll getroffen, als sie die Kühle des Hauses verlassen hatten.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:33 
Offline
Wachser
Benutzeravatar

Registriert: Mi 23. Jul 2008, 19:40
Beiträge: 186
„Wieso sind wir eigentlich auf die idiotische Idee gekommen mit dem Fahrrad zu fahren?“ Martta schob sich die verschwitzten Haare aus der Stirn.
„Weil laufen zu lange gedauert hätte?!“ Antwortete Anneli abwesend auf die eher rhetorische Frage ihrer Freundin. Mit den Augen suchte sie nach einer Person in der Gruppe von jungen Menschen.
„Ist er schon da?“ Martta beobachtete die Blonde belustigt. Ihre Freundin war so verliebt, das es auf keine Kuhhaut ging. Der Auserwählte hieß Joni und Martta freute sich für die beiden. Sie mochte ihn und er konnte gut mit der manchmal etwas stürmischen Art ihrer Freundin umgehen. Inzwischen hatte Anneli ihn erreicht und warf sich schier in seine Arme. Musste Liebe schön sein!
Martta beobachtete Anneli und Joni, die die Welt um sich herum vergessen hatten, für einen Moment, dann wandte sie sich dem See zu, um sich etwas zu trinken zu besorgen. Eine Traube Menschen stand im flachen Wasser und sie vermutete dort die Getränke. Langsam näherte sie sich der Gruppe, die offensichtlich versorgt war, denn kurz bevor sie den Wassersaum erreicht hatte, verließen sie das Wasser in Richtung der ausgebreiteten Decken und des Feuers. Nur noch ein einzelner Mensch stand über die Getränke gebeugt. Martta trat näher, riss jedoch die Augen auf, als sie neben ihm zu stehen kam und er sich aufrichtete.
„So sieht man sich wieder.“ Er nickte ihr zu.
„Mhm.“ Sie wusste nicht so recht was sie sagen sollte.
„Magst du etwas trinken?“ Mit gerunzelter Stirn starrte sie ihn an. Hallo? Würde sie neben den Getränken stehen wenn sie einen Limbo tanzen wollte? Was fragte er so dämlich?
„Okay, dumme Frage.“ Korrigierte er sich dann auch sofort. „Besser: was willst du trinken?“ Matti biss sich innerlich auf die Zunge. Seit wann redete er denn so einen Schwachsinn? Aber er konnte nicht verhindern, dass er immer aufgeregt war, wenn er auf Martta traf. Denn es war nie sicher wie sie reagieren würde. Meisten so wie jetzt, entweder einsilbig oder unfreundlich.
„Weiß nicht.“ Murmelte sie vor sich hin und trat neben ihn, um sehen zu können was es denn gab. Schließlich bückte sie sich nach einer Flasche Apfelsaftschorle. Die Fahrt hierher hatte sie wieder durstig werden lassen. Die Flasche in der Hand drehte sie sich von Matti weg, der immer noch neben ihr stand und sie aus dem Augenwinkel heraus beobachtete und ging, ohne ihn weiter zu beachten, in Richtung von Anneli und Joni, die inzwischen aufgehört hatten zu knutschen.
„Na, habt ihr euch voneinander losgerissen?“ Lächelnd setzte sie sich zu den beiden. Sie öffnete die Flasche mit dem kalten Getränk und trank durstig.
„Welch ein Wunder!“ Hörte sie eine tiefe, belustigte Stimme hinter sich. Innerlich verdrehte Martta die Augen. Das hatte Anneli prima hingekriegt sich in Mattis besten Freund zu verlieben. Seitdem die beiden zusammen waren, trafen sie wieder ständig aufeinander, was ihr gewaltig auf den Wecker ging. Keine Frage, sie mochte Joni und fand, dass er und Anneli ausgezeichnet zusammenpassten, aber auf seinen Freund hätte sie gut und gerne verzichten können!
„Ich geh schwimmen.“ Sie erhob sich und schlüpfte aus T-Shirt und Hose. Dann wandte sie sich um und lief in Richtung Wasser, sich nicht um die Blicke, die an ihrem Rücken klebten scherend.
Das Wasser war einfach zu erfrischend! Genießerisch ließ sie sich hineinfallen und paddelte an der Oberfläche herum. Sie spürte, wie die angenehme Kühle langsam die Hitze aus ihrem Körper zog und sofort begann sie sich frischer zu fühlen.
An Land sah Anneli zu Matti herüber, der sich neben ihnen niederließ.
„Immer noch nicht besser?“ Fragte sie ihn leise über sein Verhältnis zu Martta. Er schüttelte resigniert den Kopf.
„Nein. Wird es wohl auch nie wieder.“
„Ich bewundere dich dafür.“ Gab Anneli unumwunden zu.
„Wofür?“ Matti betrachtete die Freundin seines Freundes mit fragend zusammengezogenen Augenbrauen und drehte sein Bier abwesend in den Händen.
„Naja, dass du ihr immer so gelassen und freundlich begegnest, ich wäre schon längst aus der Haut gefahren.“
„Das ist eben der Unterschied zwischen uns.“ Matti betrachtete das blonde Mädchen belustigt. Die grinste zurück.
„Ich denke doch, dass das nicht der Einzigste ist.“
„Also ICH weiß das sicher.“ Mischte sich nun auch Joni ein. Matti verzog das Gesicht.
„Bitte keine Einzelheiten.“
„Pffft.“ Machte Anneli nur. Während sie sich gegen ihren Freud lehnte wanderte ihr Blick hinaus auf den See. Martta war nun schon eine ganze Weile dort drin und sie konnte ihren Kopf weiter draußen ausmachen. Doch sie wusste, dass die Andere eine ausgezeichnete Schwimmerin war und so machte sie sich keine Gedanken. Joni allerdings schon.
„Wo ist Martta eigentlich?“ Er scannte den See vor ihnen mit seinen Augen ab.
„Da draußen.“ Anneli streckte den Arm aus und deutete auf den Kopf der Freundin.
„Hui, ganz schön weit draußen. Machst du dir da keine Gedanken?“ Er beugte sich vor um seiner Freundin ins Gesicht sehen zu können. Die schüttelte den Kopf.
„Sie kann gut schwimmen.“ Mischte sich nun auch Matti, allerdings sehr kurz angebunden, ein.
„Also, ich versteh euch nicht.“ Joni sah nachdenklich von seinem Freund zu Martta im Wasser und zurück. „Ihr kennt euch so gut und doch blafft ihr euch nur an. Und das nach all den Jahren noch.“
„Es ist anscheinend nicht gerade einfach für sie zu verarbeiten.“ Versuchte Matti eine Erklärung zu finden. Er fand es schade, dass sie sich so verhielt. Schließlich hatte er nichts gegen Martta. Im Gegenteil, er mochte sie, hatte sie immer gemocht so lange er denken konnte und es tat ihm Leid eine Freundin verloren zu haben.
„Aina war ihre beste Freundin.“ Erwiderte Anneli. „Ihr ganzer Halt als ihre Eltern gestorben sind und als dann das Ganze passierte ist es eben ganz besonders schief gelaufen zwischen den Beiden.“
„Also mir ist das zu hoch.“ Joni kratze sich am Kopf. Er war ein friedliebender Mensch und kam mit allen Menschen gut aus.
„Mir auch. Aber vielleicht kann man es als Außenstehender einfach nicht verstehen.“ Anneli sah zu ihrem Freund hoch und musste unwillkürlich lächeln, als sie ihre Blicke trafen.
„Glücklicherweise hast du dich nicht anstecken lassen.“ Immer noch zärtlich lächelnd beugte sich Joni zu seiner Freundin herunter und küsste sie ganz sanft auf den Mund.
„Wie meinst du das?“ Anneli stupste seine Nase mit ihrer an und hielt ihn so nah bei sich.
„Naja, ich bin ja quasi aus dem ‚feindlichen’ Lager.“ Erneut suche er nach ihrem Mund.
Matti, der den beiden bei ihrem Geturtel nicht zusehen wollte, erhob sich, um sich ein neues Bier zu organisieren. Während er in Richtung See lief hielt unbewusst Ausschau nach Martta. Immer noch konnte er ihren Kopf ein ganzes Stück entfernt ausmachen, doch schien sie auf dem Rückweg zu sein. Unwillkürlich stahl sich eine Erinnerung in Mattis Gedächtnis. Es war sein erster Sommer in Kuopio gewesen. Und sie waren an genau dieser Stelle baden gewesen. Martta und Aina die Unzertrennlichen waren damals vierzehn gewesen und hatten sich im Wasser um eine Luftmatratze gebalgt. Immer noch hörte er ihre hohen, fröhlichen Stimmen in seinem Ohr. Immer waren sie im Doppelpack aufgetreten. Aina mit ihren hellbraunen langen Haaren, mit blitzenden Augen und Martta die immer etwas ruhigere deren wilde Locken jedoch davon erzählten, dass sie auch ganz anders sein konnte.
Traurig schüttelte er den Kopf. Diese Zeiten waren unwiderruflich vorbei und alles was ihnen blieb waren ihre Erinnerungen. Er bückte sich und nahm sich ein neues Bier aus dem Kasten, dann sah er sich um. Anneli und Joni lagen inzwischen mehr auf ihrer Decke als dass sie saßen und hatten die Welt um sich herum vergessen. Die Zwei hatte es richtig erwischt. Unwillkürlich ertappte er sich beim Lächeln. Sie passten schon gut zusammen, die beiden. Er wandte sich ab, wollte dort nicht stören und begab sich zu der Gruppe, die sich um den, inzwischen angeheizten, Grill gebildet hatte. Eigentlich fragte er sich, was die bei dem Wetter so nahe beim Feuer wollten, aber irgendeinen Grund würde es wohl geben.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:33 
Offline
Wachser
Benutzeravatar

Registriert: Mi 23. Jul 2008, 19:40
Beiträge: 186
Anneli und Joni schreckten erst aus ihrer Versunkenheit ineinander auf, als dicke Wassertropfen auf sie niederfielen. Verwirrt setzte sich Anneli auf. Von Regen hatte die Wettervorhersage nun wirklich nichts gesagt. Sie sah auf und direkt in Marttas lachendes Gesicht, die ihre Haare über ihnen auswrang.
„Hey!“ Beschwerte sich Anneli und versuchte dem Wasserangriff ihrer Freundin auszuweichen.
„Seid nicht so langweilig.“ Martta freute sich diebisch, dass ihr Anschlag geglückt war. „Außerdem ist das langsam nicht mehr jugendfrei was ihr hier veranstaltet.“
„Nur kein Neid.“ Joni hatte sich inzwischen auch aufgesetzt. Bevor Martta antworten konnte, mischte sich Anneli wieder ein.
„Also dafür, dass du solche Angst hast, dass dir ein Fisch in den Zeh beißen könnte, warst du aber ganz schön lange da drinnen.“ Stichelte sie zurück, während sie der Freundin deren Handtuch reichte. „Und jetzt trockne dich endlich mal ab! Du tropfst!“
„Ach nee.“ Martta griff sich ihr Handtuch das ihr die Freundin hinhielt und begann sich abzutrocknen. „Wasser ist nun mal nass.“ Als sie wieder einigermaßen trocken war, breitete sie das Handtuch aus und streckte sich entspannt darauf aus.
Anneli beobachtete die Freundin. Sie hatte die Augen geschlossen und lag ganz entspannt da. Sie beneidete Martta um ihren Teint. Sobald sie in die Sonne kam wurde diese knackig braun und blieb so bis weit in den Winter hinein, während sie mit ihren hellblonden Haaren und der hellen Haut nur rot wie eine Krabbe wurde und niemals auch nur annähernd Marttas Hautton erreichte.
„Was machen wir denn jetzt?“ Begann sie schon wieder herum zu hibbeln. Martta, die die Augen geschlossen hatte und einen Arm darüber gelegt hatte, öffnete nur träge ein Auge.
„Ich weiß nicht was du machst, ich entspanne und trockne.“ Entgegnete sie der Freundin.
„Bist du Langweilig.“ Moserte die andere. Martta grinste spöttisch.
„Wer hat denn hier die ganze Zeit herumgelegen, während ich schwimmen war? Wärst du halt mal mitgekommen!“ Sie verdrehte innerlich die Augen. Manchmal war die andere wie ein kleines Kind. „Geh halt mal gucken, wie weit das Essen ist.“ Riet sie Anneli dann, mit der Hoffnung, dass sie sie dann in Ruhe lassen würde.
„Okay.“ Die andere erhob sich. „Willst du dann auch was?“
„Nicht jetzt.“ Martta schloss ihr Auge wieder. „Nachher.“
„Himmlische Ruhe.“ Joni streckte sich neben Martta auf der Decke aus.
„DU solltest so was eigentlich nicht sagen.“ Grinste Martta in seine Richtung. Sie hatte ihr eines Auge wieder geöffnet.
„Naja, manchmal hat sie mir einfach zu viel Energie.“ Seufzte er.
„Aber sonst…?“
„Sonst…“ Sein strahlendes Lächeln verriet Martta schon alles was sie wissen wollte. „Ist alles total schön.“
„Gut.“
„Gut?“ Erkundigte er sich gleich.
„Ja. Gut dass du meiner Freundin nicht das Herz brichst. Ich bin da nämlich eindeutig parteiisch.“
„Dann werde ich mich bemühen müssen. Deinen Zorn will ich nicht auf mich ziehen.“ Witzelte Joni, doch Martta konnte so gar nicht darüber lachen. Ruckartig stand sie auf.
„Dann sieh zu, dass du sie nicht verletzt.“ Fast gehetzt lief sie auf das Ufer zu. Sie setzte sich auf einen Stein, so dass sie mit den Füßen im Wasser plantschen konnte und starrte auf den See hinaus. Sie wusste, dass Joni das Ganze eher scherzhaft gemeint hatte und doch konnte sie darüber nicht lachen. Dazu war das Thema zu ernst.
„Was ist denn jetzt los?“ Anneli tauchte neben Joni auf.
„Ich habe wohl etwas Dummes gesagt.“ Gestand der geknickt.
„Was denn?“ Annelis Blick glitt hektisch zu Martta, die auf einem Stein saß und auf den See hinausstarrte und dann wieder zurück zu ihren Freund.
„Dass ich dir nicht weh tun sollte, damit ich nicht ihren Zorn abkriege.“
„Du Idiot!“ Anneli gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf und verdrehte die Augen. Da hatten sich endlich alle Wogen einigermaßen geglättet, da setzte er nach! Er wusste doch genau was Sache war. Sie beeilte sich zu Martta zu kommen.
„Hei.“ Vorsichtig setzte sie sich neben die Freundin auf den großen Stein.
„Hei.“ Antwortete Martta und drehte den Kopf so, dass sie die Freundin ansehen konnte.
„Bist du okay?“ Martta zuckte mit den Schultern.
„Geht schon. Ich war nur im ersten Moment etwas sauer.“ Ihre dunklen Augen sahen traurig drein, aber geweint schien sie, wie Annelis mit Erleichterung feststellte, nicht zu haben.
„Manchmal ist er eben einfach ein Idiot.“ Seufzte Anneli und legte einen Arm um die Freundin.
„Er ist ein Mann.“ Stellte diese trocken fest und konnte schon wieder ein klein bisschen Lächeln. Annelis Anwesenheit tat ihr wie immer einfach gut.
„Daran wird es liegen.“ Beantwortete diese ihre Bemerkung. Sie freute sich, dass Martta schon wieder fröhlich wurde.
„Hallo Mädels.“ Hörten sie da eine Stimme hinter ihnen. Wie auf Kommando sahen sich Anneli und Martta an und verdrehten unisono die Augen. Worüber hatten sie gerade geredet?!
„Hallo Ville.“ Antwortete Anneli ohne sich umzudrehen. Doch so schnell gab der sich nicht geschlagen. Er watete ins seichte Wasser, bis er vor den Mädchen zu stehen kam.
„Na, heute schon was Umwerfendes gesehen?“ Bis zu den Knien im Wasser stehend baute er sich vor Anneli auf. Grinsend zog er sein Hemd aus. „Na was sagst du dazu?“ Martta beobachtete belustigt wie er Anneli anmachte. Hatte er noch nicht mitbekommen, dass diese mit Joni zusammen war, oder war es ihm schlichtweg egal?
„Du erinnerst mich irgendwie ans Mittagessen.“ Äußerlich völlig ernst sah Anneli zu ihm hoch.
„Ach, du findest mich so lecker?“ Lasziv fuhr er sich mit einer Hand über den bloßen Oberkörper. Anneli hob lediglich eine Augenbraue, während Martta inzwischen Probleme hatte sich das Lachen zu verbeißen. Sie kannte die Freundin gut und wusste, dass diese eine passende Antwort in petto hatte.
„Na ja, es gab Hünchen.“ Nun grinste diese ihn frech an, erhob sich und stieß Ville, zu dessen völliger Überraschung, fest gegen die Hühnerbrust. Es machte batsch und schon hatte es ihn da nieder gelegt. Ungerührt setzte sich Anneli wieder neben Martta, die sich vor Lachen kaum halten konnte, während Ville wie wild im flachen Wasser herumplanschte und versuchte wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen.
„Du dumme Kuh!“ Wild hustend spuckte er das Wasser, welches er zuvor geschluckt hatte, wieder aus.
„Tja, man sollte sich nicht mit der Frau eines anderen anlegen.“ Hörten sie Jonis belustigte Stimme hinter ihnen. Beide Frauen drehten sich flink herum. Hinter ihnen standen alle ihre Freunde am Ufer und beobachteten das Schauspiel amüsiert.
„Und schon gar nicht mit Anneli.“ Setzte Matti noch eins drauf. Alle Anwesenden kannten ihr freches Mundwerk. Mit einem letzten bösen Blick auf seine Freunde drehte sich Ville herum und schwamm davon.
„Schwimm nicht zu weit raus, nicht dass deine Hühnerbrust die Belastung nicht aushält.“ Rief Anneli ihm noch als Krönung hinterher. Spürte dafür jedoch sofort Marttas Ellebogen in ihrer Seite. Dieser liefen zwar immer noch die Lachtränen hinunter, jedoch bekam ihr Mitleid die Oberhand. Auch wenn Ville gerne mal den Obermacker heraushängen ließ, so würde sich doch keiner gerne vor all seinen Freunden so niedermachen lassen.
„Es reicht.“ Zischte sie deshalb zu ihrer Freundin rüber. „Er hat sein Fett weg.“ Doch die war nun viel zu sehr mit Lachen beschäftigt, als dass sie Martta sehr ernst nehmen würde. Setzte jedoch auch keine weitere Bemerkung drauf.
Martta hatte sich wieder gefangen und wischte sich die Lachtränen aus dem Gesicht.
„Du spinnst doch wirklich.“ Stellte sie dann fest, während sie Anneli dabei beobachtete wie sie es ihr gleich tat und sich immer noch etwas fahrig vom Lachen im Gesicht herumwischte.
„Na komm, er hat es doch geradezu herausgefordert.“ Die Mädchen erhoben sich von ihrem Sitzplatz und schlenderten zu ihrem Liegeplatz zurück.
„Na, meine Hühnerdompteurin. Alles klar?“ Joni nahm lachend Anneli in den Arm, während Martta wieder in ihre Kleidung schlüpfte. So langsam kühlte es ein wenig ab und es versprach doch noch ein angenehmer Abend zu werden.
„Klar. Und ich hab Hunger.“ Stellte Anneli fest und schmiegte sich in seine Arme. „Nach Huhn.“ Kichernd machte sie sich von ihm los und zog ihn hinter sich her in Richtung des Grills, der bereits leckere Düfte in ihre Richtung sandte.
Martta sah ihnen belustigt hinterher. Anneli schaffte es doch immer wieder noch einen drauf zu setzen!


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:34 
Offline
Wachser
Benutzeravatar

Registriert: Mi 23. Jul 2008, 19:40
Beiträge: 186
Martta betrachtete die ruhige und glatte Wasserfläche vor sich. So still und ungestört war sie während des Tages nie. Genießerisch pflügte sie durch die erfrischenden Fluten. Hinter sich hörte sie die Geräusche am Ufer. Fröhliche Stimmen und zwischendurch erklang auch immer wieder eine Gitarre, von der immer wieder Musikfetzen herüberwehten. Sie genoss diese Situation, diese Stimmung und schwamm mit kräftigen Schwimmzügen weiter. Immer noch war es angenehm erfrischend im Wasser.
Nicht weit von ihr entfernt hörte sie ein Geräusch. Schnell wandte sie den Kopf und sah hinüber, konnte jedoch nichts ausmachen. Wahrscheinlich war es ein Fisch gewesen, der an die Wasseroberfläche gekommen war. Im Gegensatz zu Annelis Frotzelei hatte sie keine Angst vor den Fischen – oder dem Seeungeheuer. Trotzdem verfiel sie in Kraul und schwamm nun mit kräftigen Zügen zurück zum Ufer.
Als sie flacheres Wasser erreicht hatte, stellte sie sich auf und wischte sich das Wasser aus den Augen. Erst jetzt bemerkte sie den Aufruhr, der am Ufer herrschte. Alles lief und rief durcheinander und mittendrin stand Matti wie ein Häufchen Elend. Sie hob eine Augenbraue. Was war den hier los? Was hatte er denn jetzt schon wieder getan?
Sie näherte sich nun laufend dem Ufer, wurde jedoch schon nach wenigen Schritten aufgehalten.
„Stopp!“ Anneli wedelte an Land mit beiden Armen in der Luft herum und versuchte so sich Marttas Aufmerksamkeit zu sichern. Martta runzelte die Stirn, ließ aber dann ihre Blicke schweifen und entdeckte, etwas seitlich von der Stelle an der sie hatte aus dem Wasser steigen wollen, die Bescherung. Fleisch und Würstchen trieben, garniert von Holzkohlestückchen, am Ufer, während Joni und Lauri gerade dabei waren den Grill zu bergen, der wie eine Insel aus dem Chaos ragte.
Martta zog einen großzügigen Bogen um die Bröckchen die da im Wasser trieben und kletterte behände ans Ufer.
„Was ist denn hier passiert?“ Interessiert betrachtete sie das Chaos. Anneli rollte mit den Augen.
„Was wohl? Die Oberchaoten waren wieder am Werk und wollten testen, ob es stimmt, dass es sich besser grillt, wenn man Bier über das Grillgut gießt. Nur irgendwie haben sie die Sachen mit dem Berg und dem Propheten missverstanden und haben den Grill zum Bier getragen, anstatt einfach ein Bier zu holen.“
„Aha. Und wie ist die ganze Chose ins Wasser geraten?“ Martta wrang sich die Haare aus, die sie ständig nass tropften.
„Ganz einfach. Der Grill stand total wackelig direkt an der Kante und Matti ist dagegen gestoßen, als er Ville das Bier aus der Hand reißen wollte. Der hatte schon so viel darüber gegossen, dass das Feuer fast ausgegangen war.“
„Na super. Das hat er ja prima hingekriegt.“ Anneli enthielt sich eines Kommentars. In ihren Augen war es nicht, wie Martta schon wieder meinte, Mattis alleinige Schuld. Die ganzen angeheiterten Freunde hatten das Chaos gemeinsam verursacht. Aber Martta hatte ihren Wunschschuldigen schon gefunden.
„Wenigstens hatte ich keinen Hunger mehr.“ Stellte Martta fest.
„Wie schön für dich. Ich aber.“ Joni tauchte neben ihnen auf und wollte seine Freundin in den Arm nehmen, doch die quiekte entsetzt und sah zu, dass sie Abstand zwischen sie brachte. Joni hatte, während er den Grill gerettet hatte in der entstandenen Brühe gebadet und dementsprechend sah er auch aus. Sein Körper war geschmückt vom Fett des Fleisches und von kleinen Grillkohlestücken, die wie schwarze Punkte an ihm klebten.
„Du hast einen Pippi Langstrumpf-Freund.“ Grinsend wandte sich Martta an ihre Freundin.
„Ähm.“ Diese stoppte in ihrer Flucht vor dem dreckigen Joni und sah die Freundin fragend an. „Wo siehst du da Pippi Langstrumpf? Ich sehe da nur Siff und Holzkohle.“
„Ja eben.“ Martta amüsierte sich. „Lauter schwarze Punkte, wie beim Kleinen Onkel.“ Anneli musste bei der Vorstellung auch kichern. Fing sich jedoch schnell wieder, als er sich ihr wieder näherte.
„Geh!“ Sie streckte den Arm in Richtung Wasser aus. „Und mach dich erst mal sauber.“
„W’rum?“ Ganz sicher stand Joni auch nicht mehr auf seinen Beinen. Da würde Anneli noch ihren Spaß haben dachte sich Martta und machte sich auf in Richtung ihrer Decke, wo ihr Handtuch lag. So völlig unabgetrocknet in der Gegend herumzustehen war doch nicht so angenehm, trotz der warmen Nacht.
„Und?“ Anneli ließ sich neben Martta nieder, die sich wieder angezogen hatte, bequem ausgestreckt auf ihrer Decke lag und in den Himmel starrte. „Es hat sich doch gelohnt mitzukommen, oder?“
„Mhm.“ Gab Martta zu. Hier am See zu liegen war sicher tausendmal besser als in ihrem stickigen Zimmer zu versauern.
„Geht’s dir gut?“ Anneli legte sich neben die Freundin. Diese lächelte und drehte den Kopf, damit sie die andere ansehen konnte.
„Ja. Geht es. Aber solltest du das nicht lieber Joni fragen?“
„Warum? Weil er sich gerade die Kante gibt?“
„Ja.“
„Ach, der ist alt genug um auf sich alleine aufzupassen.“ Wank Anneli ab.
„Du bist ja eine liebevolle Freundin!“ Martta zog die Augenbrauen zusammen.
„Ja eben! Ich bin seine Freundin, nicht sein Kindermädchen.“ Kam es ungewollt heftig von Anneli.
„Hey.“ Beruhigend strich Martta ihrer Freundin über die Schulter und den Arm. „Das sollst du ja auch nicht sein.“
„Ja, aber es regt mich auf.“ Die Blonde drehte sich ruckartig auf den Rücken und biss sich auf die Unterlippe.
„Was genau?“ fragte Martta vorsichtig nach.
„Ach ich weiß auch nicht so genau. Ich hatte mich halt auf einen netten Abend gefreut und was macht er…?“
„Säuft mit dem Antichrist.“ Entgegnete Martta prompt. Anneli prustete trotz ihrer schlechten Laune los.
„Das muss ich mir merken!“ Sie begann sich vor Lachen zu winden.
„Tu mir den Gefallen und denk daran, wenn du ihn nachher nach Hause bringst.“ Martta legte ihre Arme um ihre Freundin, die sich aufgesetzt hatte, da sie vor lauter Lachen kaum Luft bekam. „Und bist nicht traurig wegen seines idiotischen Verhaltens.“
„Ich werd’s versuchen.“ Immer noch glucksend wischte sich Anneli die Lachtränen vom Gesicht. „Trotzdem meine ich, dass er nicht der Antichrist ist.“ Nun blickte sie ihrer Freundin ernst in die Augen. Martta verdrehte selbige.
„Fang bitte nicht schon wieder damit an. Ich dachte, wir hätte das Thema durch.“
„Okay. Keine Vorhaltungen mehr.“ Stimmte Anneli zu. „In keiner Richtung.“
„In Ordnung.“ Martta legte sich wieder um und entspannte sich. Inzwischen herrschte eine richtig angenehme Temperatur, die Hitze des Tages war mehr oder weniger verflogen und die Nacht war warm und angenehm.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:35 
Offline
Wachser
Benutzeravatar

Registriert: Mi 23. Jul 2008, 19:40
Beiträge: 186
Missmutig starrte Martta aus dem von Wassertropfen verschleierten Fenster. Die Hitze der letzten Tage entlud sich dort in einem der stärksten Gewitter, die sie jemals erlebt hatte. Und das an ihrem freien Tag! Während der Semesterferien arbeitete sie beim Ferienprogramm für Kinder, das die Stadt anbot, mit. Sie mochte die Arbeit mit den Kindern und so konnte sie außerdem wichtige Erfahrung für ihren Beruf als Lehrerin sammeln.
Doch jetzt hing sie schon den ganzen Vormittag vor dem Fernseher herum und konnte sich nicht aufraffen etwas anderes zu tun. Lustlos zappte sie weiter. Von der Verkaufssendung, wo ein unschlagbares Putzmittel wie Sauerbier angepriesen wurde schaltete sie weiter und landete bei einer Widerholung einer, der Kleidung und den Frisuren nach, uralten Soap. Innerlich schüttelte sie den Kopf. Wie die da aussahen! Alleine dafür lohnte es sich schon das anzusehen. Martta fragte sich, ob die Menschen in zwanzig Jahren auch mal über ihre Mode lachen würden. Wahrscheinlich aber schon.
In der Flimmerkiste stritten sich gerade ein junges blondes Mädchen und ein älterer Mann. Vor lauter Überlegungen über die Kleidung, war ihr ganz entgangen, um was es da ging. Doch sie hatte keine Bedenken, dass sie es noch mitbekommen würde. In der Regel konnte jeder, der auch nur einen IQ von 0,5 besaß, diesen Geschichten folgen. Gerade flog eine Blumenvase durchs Bild. Martta hob eine Augenbraue. Oha! Jetzt ging es richtig los. Die Blonde war inzwischen in Tränen ausgebrochen und schrie den anderen mit knallrotem Gesicht an.
„Ich habe langsam die Nase voll von deinem Hin und Her. Entscheide dich endlich. Sie oder ich!“
Martta musste grinsen. Wenn die Kleine öfter so aussah musste sie aufpassen, dass er sie nicht sitzen lies. Und wo blieb überhaupt die betrogene Ehefrau, die musste ja auch noch auftauchen. Sie kuschelte sich bequemer in ihr Bett und legte die Fernbedienung weg. Vielleicht konnte sie ja hier noch was lernen. Auch wenn sie stark daran zweifelte, dass sie jemals in eine solche Situation geraten würde.
Belustigt folgte sie dem Verlauf der Handlung. Der Streit dauerte noch eine Weile an und plötzlich zog die Blonde ein scharfes, stabiles Anglermesser hervor und richtete dieses auf den Mann. Starr vor Schock starrte er die Frau an, während diese sich auf ihn zubewegte.
„Das…das…Nimm doch Vernunft an, so kannst du kein Problem lösen.“ Stieß er stoßweise hervor.
„Doch, das…“ Ihre weitere Antwort wurde von einem grellen Blitz mit sofort folgendem gellenden Donner unterbrochen. Sie zuckte erschrocken zusammen. Diese Schrecksekunde nutzte der Mann und schlüpfte aus dem Zimmer und dann schnell aus dem Haus. Die Strasse lag verlassen da im Gewitter, es waren weit und breit keine Menschen zu sehen. Der Mann sah sich für einen Sekundenbruchteil um, dann wandte er sich nach rechts und lief im Laufschritt die Straße entlang.
Er hatte schon einen kleinen Vorsprung als die blonde Frau ebenfalls auf die Strasse trat, das Messer im Anschlag.
„Na warte du Feigling! Dich kriege ich schon!“ Kreischte sie und machte sich an die Verfolgung.
Der Mann, der sich immer wieder nervös umsah, reagierte sofort. Er erhöhte seine Geschwindigkeit und erreichte keuchend einen wartenden Bus. Schnell sprang er hinein und rief dem Busfahrer zu: „Schließen sie die Tür, fahren sie los! Sofort! Sie will mich umbringen!“
Doch der behäbige Busfahrer reagierte nicht wie gewünscht. Langsam drehte er sich zu seinem heftig keuchenden und sehr aufgeregten Fahrgast um und musterte ihn bedächtig.
„Immer mit der Ruhe. Ich fahre ja gleich.“
Er hatte schon den Finger auf dem Knopf der die Türen schloss, doch bevor ihr zischendes Geräusch erklang, das das Schließen der Türen einläutete, stand schon die blonde Frau vor ihnen im vollen Bus. Hektisch wackelte sie mit ihrem Messer in der Luft herum und drohte dem älteren Mann. Doch außer diesem schien keiner der anderen Fahrgäste mitzubekommen, dass sie bewaffnet war. Möglichst unauffällig versuchte er sich unter die restlichen Fahrgäste zu mischen, suchte Schutz, versuchte jedoch gleichzeitig die Blonde im Blick zu behalten.
Mit jedem Schritt den er sich von ihr entfernte, schien sie zu altern, während er immer jünger wurde. Erst glaubte er sich geirrt zu haben, doch schnell wurde ersichtlich, dass dem nicht so war. Die ehemals blonden Haare waren grau geworden und die schlaffe Haut krauste sich zu Falten, während seine grauen Schläfen sich wieder dunkel färbten. Noch während er sich fragte, was hier vor sich ging spürte er den Stoß. Stöhnend sank er zusammen und fiel wie ein Stein mitten im Gang des Busses auf den Rücken.
Als Martta das Gesicht des Mannes sah, schrie sie entsetzt auf. Keuchend saß sie aufrecht mitten in ihrem Bett, während vor dem Fenster weiterhin das Gewitter tobte.
Tief atmete sie ein und aus und versuchte sich zu beruhigen. Es war nur ein Traum, wiederholte sie immer wieder wie ein Mantra in ihrem Kopf. Nur im Traum verwandelten sich junge Frauen in alte und Messer plötzlich in Regenschirme. Doch Mattis Gesicht, als er da niedergeschlagen auf dem Boden gelegen hatte, wollte einfach nicht vor ihrem inneren Auge verschwinden. Und, sie schluckte, die Hand die den Regenschirm gehalten hatte, der auf Mattis Kopf niedergesaust war, hatte zwar der alten, ehemals blonden Frau gehört, doch hatte an deren Finger deutlich ihr Ring mit dem roten Stein gesteckt… Sie war es gewesen… Sie hatte im Traum Matti niedergeschlagen!
Fast ärgerlich strich sie sich die verschwitzten Locken aus dem Gesicht. Jetzt quälte er sie schon im Schlaf. Was sollte denn als nächstes kommen?
„Martta?! Martta ist alles in Ordnung?“ Hörte sie die Stimme ihrer Tante zwischen dem Klopfen an ihrer Tür. „Martta?“
„Ja.“ Antwortete sie mit gehobener Lautstärke und Leena betrat das Zimmer.
„Alles in Ordnung?“ Wiederholte diese die Frage. „Du hast schrecklich geschrieen.“ Fuhr sie erklärend fort und setzte sich auf Marttas Bettkante.
„Ich habe nur geträumt.“ Gab diese mit einem kleinen, peinlich berührten Lächeln zu. Es war ihr unangenehm. Sie hatte sich verhalten wie ein kleines Kind mit Alpträumen. Okay, es war ein Alptraum gewesen, aber trotzdem hätte sie nicht so schreien müssen!
„Was war es denn, war es schlimm?“ Leena streckte die Hand aus und fuhr der Jüngeren sanft durch die Haare, wie sie es immer bei Teresa tat, wenn diese einen Alptraum gehabt hatte. Unwillkürlich schloss Martta die Augen und genoss die unverhoffte Liebkosung, fragte sich jedoch gleichzeitig, wann ihre Tante das das letzte Mal getan hatte. Ihr über die Haare gestreichelt, weil sie schlecht geträumt hatte.
Es hatte eine Zeit gegeben, als sie dies oft hatte tun müssen. Oft jede Nacht, oder sogar häufiger. Auch Leena schien an diese Zeit zurück zu denken, denn sie lächelte ein wenig traurig und strich ihr erneut übers Haar.
„Wie früher, nicht?“ Stellte sie fest.
„Ja.“ Martta nickte nachdenklich. Sie hatte den Traum schon fast vergessen.
„War es…“ Wagte sich Leena vorsichtig nach vorne. „…Dasselbe Thema, dass dich gequält hat?“
„Nein.“ Martta schüttelte den Kopf. „Ich habe einen Mist im Fernsehen gesehen und bin darüber eingeschlafen und habe wohl irgendwie die Geschichte auf meine Art weitergeträumt.“ Erklärte sie. Den genauen Inhalt ihres Traumes verschwieg sie lieber, denn sonst hätte es mit Sicherheit dumme Fragen und Bemerkungen gehagelt.
„Ja, das passiert manchmal.“ Lena nickte. „Dass Realität und Phantasie in einem Traum verschmelzen.“
„Das fühlt sich voll blöd an.“ Müde fuhr sich Martta durchs Gesicht und schwang dann die Beine über die Bettkante.
„Dann sollte man sich nicht einen solchen Mist im Fernsehen angucken.“ Antwortete Leena, ganz Mutter.
„Ja, wahrscheinlich. Aber es regnet so.“ Martta zog die Nase kraus, während ihre Tante anfing zu lachen.
„Dich kann man auch nicht zufrieden stellen. Erst ist es zu heiß, jetzt regnet es. Was kommt denn als nächstes?“ Die Jüngere zuckte mit den Schultern.
„Weiß nicht. Es ist halt so langweilig.“ Leena erhob sich.
„Dann tu dich mit Teresa zusammen, die hat das selbe Problem.“
„Ja, mal gucken.“ Martta stand auf und reckte sich. Dann gähnte sie. „Es war auf jeden Fall eine dumme Idee jetzt zu schlafen. Ich werde überhaupt nicht mehr wach.“ Erneut musste sie gähnen.
„Dann spiel was mit Teresa, die bringt dich auf Trab.“ Animierte Leena energisch ihre Nichte.
„Okay.“ Diese folgte der Tante aus ihrem Zimmer und ins untere Stockwerk. Etwas Besseres hatte sie sowieso nicht zu tun.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:35 
Offline
Wachser
Benutzeravatar

Registriert: Mi 23. Jul 2008, 19:40
Beiträge: 186
Missmutig starrte Matti nach draußen. Es regnete Bindfäden. Schon den ganzen Tag und so langsam aber sicher schlug es ihm auf das Gemüht. Seufzend lehnte es sich zurück. Er saß auf seiner Couch, mit direktem Blick aus dem Fenster und drehte sein tragbares Telefon in der Hand hin und her. Gerade hatte er mit Joni telefoniert. Ein belustigter Ausdruck huschte über sein Gesicht. Da hatte sich sein Freund ja was Schönes angelacht mit Anneli. Deren chaotisches Wesen übertraf alles, was er jemals erlebt hatte. Aber irgendwie schien es gut zwischen den Beiden gut zu funktionieren.
Nachdenklich wischte Matti das leicht verschmierte Display des Telefons mit seinem Pulloverärmel sauber. Er gönnte dem Freund sein Glück. Auch wenn es durchaus Nachteile für ihn hatte. Seufzend legte er sein Spielzeug aus den Händen und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch die Haare. Er langweilte sich. Normalerweise währe er bei einer solchen Gelegenheit zu Joni gefahren und sie hätten sich einen Film angesehen und ein paar Bier getrunken, aber der war ja beschäftigt… Das zweite Problem dieser Beziehung war Annelis beste Freundin. Er empfand es als anstrengend ständig einer biestigen Martta zu begegnen. Es lag nicht daran, dass er sie nicht mochte. Es hatte sogar einmal eine Zeit gegeben, da hatten sie sich äußerst gut verstanden und er hatte weiterhin kein Problem mit ihrer Person, aber ihre ständigen Anfeindungen ihm gegenüber nervten ihn und es kostete viel Kraft, immer alles so gelassen an sich abprallen zu lassen.
Immer noch schlecht gelaunt beobachtete er die Wassermassen, die draußen vom Himmel stürzten. Unkonzentriert ließ er seinen Blick schweifen. Plötzlich zuckte er zusammen, als sich ein dunkler Schatten dem Fenster näherte und im nächsten Moment tat es einen gewaltigen Schlag. Ein Schrei entfuhr ihm. Erschrocken atmete Matti einmal tief durch, damit hatte er jetzt wirklich nicht gerechnet. Aber wann tat man das schon?
Schnell sprang er auf, lief ans Fenster und spähte hinaus. Alles was er ausmachen konnte, war ein kleiner Vogel, der auf dem Boden lag und nun die Beine in die Luft streckte. Er seufzte. Das passte ja prima zu diesem verdammten Tag, dass auch noch ein Vogel an seinem Fenster starb! Noch einmal warf er einen Blick auf die bedauernswerte Kreatur, dann wandte er sich wieder ab. Wenn es endlich einmal aufhören würde zu regnen, würde er sich um die kleine Leiche kümmern.
Immer noch nicht besser gelaunt ließ er sich wieder auf seiner Couch nieder, starrte gelangweilt in die Luft. Dies war einfach einer dieser Tage, an denen man besser gar nicht erst aufstand, sondern einfach im Bett blieb. Alles andere würde sowieso nur schief gehen.
Ein lautes Geräusch riss ihn erneut aus seinen Überlegungen. Das Telefon klingelte. Er griff neben sich und sah auf das Display: Unbekannt. Wer konnte das wohl sein?
„Hautamäki.“ Meldete er sich kurz angebunden.
„Hallo Matti, hier spricht Petteri.“ Matti zog die Augenbrauen zusammen. Petteri war Sprungtrainer bei den ganz Kleinen. Was wollte er wohl von ihm? Sollte er mal wieder vorbeischauen und die Kleinen als ‚großes Vorbild’ animieren?
„Oh, Hallo.“
„Um es kurz zu machen…“ Kam Petteri auch sofort zur Sache. „…Ich bräuchte deine Hilfe.“
„Aha. Und wofür?“
„Wir veranstalten im Zuge der diesjährigen Ferienspiele einen Schnuppertag und da bräuchte ich noch ein Zugpferd. Eigentlich wollte das Arttu machen, doch ihm ist etwas dazwischengekommen.“ Erklärte Petteri. „Und nun sind wir etwas unter Zugzwang.“
„Aha.“ Wiederholte Matti. „Wann ist das denn?“
„Diesen Mittwoch.“
„Mhm.“ Im Geiste ging Matti seinen Kalender für die Woche durch, was jedoch recht schnell erledigt war, es stand, abgesehen vom normalen Training, absolut nichts an.
„Okay, kann ich machen.“ Stimmte er dann zu. Diese Veranstaltungen machten ihm nicht so viel aus. Die Kleinen waren ganz lustig und allemal besser als irgendwelche offiziellen Termine, bei denen er im Anzug auflaufen musste und irgendwelchen anderen Anzugträgern, die sich für ungemein wichtig hielten, die Hand schütteln. Außerdem hatte er sowieso nichts Besseres vor. Abgesehen davon auf der Couch zu sitzen und aus dem Fenster zu starren.
„Oh, super.“ Freute sich Petteri. „Ich schicke dir dann noch eine Mail mit allen wichtigen Daten. Dann bis Mittwoch.“
„Bis Mittwoch.“


Martta stand vor dem Spiegel uns steckte sich die Haare hoch, als es an der Tür klopfte.
„Ja, herein.“
„Hi!“ Anneli stürmte ins Zimmer. „Oh, du bist fertig. Das ist gut. Wir sind leider etwas spät.“ Sie grinste. Martta prüfte noch ein letztes Mal ihre Haare, dann drehte sie sich zur Freundin um.
„Und ich will auch gar nicht wissen wieso.“ Auch Martta grinste und wurde in ihrem Gedanken bestätigt, als Anneli rosige Wangen bekam.
„Keine Einzelheiten bitte.“ Sie griff sich ihre Tasche und hielt Anneli die Tür auf. „Lass uns lieber gehen.“ Gemeinsam polterten sie die Treppen ins Erdgeschoss hinunter, wo Joni stand und sich angeregt mit Taneli unterhielt.
„Hi.“ Grüßte Martta.
„Hallo meine Große!“ Strahlte ihr Onkel zurück. Martta hob eine Augenbraue.
„Du warst eigentlich nicht gemeint. Wir haben uns heute schon gesehen.“
„Oh.“ Gespielt traurig schüttelte Taneli den Kopf, an Joni und Anneli gewandt beschwerte er sich: „Da seht ihr es, Undank ist der Welten Lohn. Erst zieht man sie auf und dann wird man nicht einmal mehr beachtet.“
„Du Armer.“ Martta nahm lachend ihren Onkel in den Arm, während die beiden alle in ihr Lachen einstimmten.
„Machts gut und einen schönen Abend.“ Wünschte Taneli den Jüngeren.
„Danke, den werden wir haben.“ Anneli hatte schon wieder ihre Schuhe und ihre Jacke angezogen, es regnete immer noch ohne Unterlass, während Martta noch nach einem geeigneten Regenschutz suchte.
„Tschüss.“ Sie winkte ihrem Onkel zu und folgte dann den beiden anderen in den Regen hinaus.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:36 
Offline
Wachser
Benutzeravatar

Registriert: Mi 23. Jul 2008, 19:40
Beiträge: 186
„Mensch, ist das ekelhaft!“ Lauri ließ sich neben Martta auf dem Sofa nieder. Sie saßen bei Eila, der Schwester von Joni und warteten auf ihre Freunde. Sie hatten geplant diesen ungemütlichen Abend mit einem guten Film zu verbringen. „Ich bin völlig durchweicht.
„Ich merks.“ Sie rückte etwas von ihm ab, denn er hatte nicht übertrieben. Sie war schon etwas getrocknet und wollte nicht durch ihn wieder nass werden.
„Willkommen im Club.“ Anneli hatte auch ungewohnt viel Platz zwischen sich und Joni gebracht, da auch sie beide nass bis auf die Knochen waren.
„Wollt ihr was Trockenes zu Anziehen haben?“ Eila erschien mit Knabberzeug in den Händen, dass sie auf dem niedrigen Tisch abstellte.
„Oh ja gerne.“ Anneli erhob sich und auch Martta nickte, während die beiden Männer den Kopf schüttelten. Also verließen nur die drei Mädchen das Zimmer.
„Was brauch ihr denn?“ Sie betraten Eilas Schlafzimmer.
„Ich nur eine Hose.“ Martta war dankbar für ihre gute Regenjacke, doch all das Wasser, das sie abgehalten hatte, hatte ihre Hose völlig durchweicht.
„Okay.“ Eila zog mit sicherem Griff eine frische Hose aus ihrem Schrank und warf sie Martta zu. „Und du?“ Fragend musterte sie Anneli, die schon angefangen hatte zu zittern.
„Alles.“ Bibberte sie. Eila nickte und suchte auch ihr trockene Kleidung heraus. Inzwischen war Martta in die trockene Hose geschlüpft. Sie war etwas kurz, da Eila etwas kleiner war als sie selbst, doch da es eine Trainingshose war, ging es sonst. Sie verließ das Zimmer und traf im Flur auf Matti, der sich gerade aus seiner Regenkleidung schälte. Martta schnaubte genervt. Wieso musste er auch immer dort auftauchen, wo sie war? Eine Weile hatte sie schon darüber nachgedacht, einfach nicht mehr zu solchen Treffen zu gehen, aber andererseits wollte sie sich von ihm nicht die Freude an ihren Freunden madig machen lassen. Also kam sie weiterhin. Und er auch, wie sie mal wieder feststellen musste.
„Guten Abend Martta.“ Grüßte er, als er sie bemerkte. Erneut schnaubte sie.
„Bis eben war er das.“ Antwortete sie gereizt und versuchte sich möglichst unauffällig an ihm vorbeizuschlängeln um wieder ins Wohnzimmer zu gelangen.
„So, war es das? Und was machst du dann hier? Allen den Spaß vermiesen?“ Antwortete Matti barsch. Anneli hatte schon Recht. Er musste sich nicht ständig von Martta auf der Nase herumtanzen lassen. Er konnte auch angemessen reagieren. Und heute, wo dieser Tag sowieso schon so bescheiden gewesen war, hatte er einfach keine Geduld mehr.
Martta schreckte etwas zurück. Bisher hatte Matti niemals auf ihre Anschuldigungen und Zickereien reagiert. Auf das Donnerwetter was ihr eben entgegengeschlagen war, war sie nicht gefasst gewesen. Und es machte sie noch wütender. Was bildete sich der Depp denn ein?!
„So? Wer verdirbt hier denn den Abend und schleicht sich ungefragt ein?“ Sie hatte ihre Stimme erhoben.
„Ungefragt?“ Auch Matti wurde immer lauter. „Ich bin genauso eingeladen worden wie du, aber im Gegensatz zu dir weiß ich, wie man sich als Gast benimmt.“
„Wie benimmt man sich denn? Schreit andere Gäste an? Macht sie nieder?“ Martta hatte die Hände zu Fäusten geballt und funkelte ihn wütend an. „Matti - denkt nur an sich - Hautamäki, der Nabel der Welt… Welche Ehre ihn dazuhaben.“ Höhnte sie. Bevor Matti dazu kam zu antworten schritt Anneli, die sich inzwischen auch trockene Kleidung angezogen hatte und daher nicht hatte früher reagieren können, ein und schob sich zwischen die Streithähne.
„Halt! Stopp!“ Energisch stellte sie sich zwischen Matti und Martta, die sich in dem engen Flur direkt gegenüber standen und unterbrach so deren Schimpftiraden. „Es reicht! Du…“ Sie deutete auf Martta. „Gehst ganz schnell wieder ins Wohnzimmer.“ Nun zeigte ihr Zeigefinger auf die Wohnzimmertür und erstaunlich kleinlaut folgte Martta der Anweisung.
„Und nun zu uns beiden.“ Annelis Finger bohrte sich in Mattis Brustbein. „Nur weil ich gesagt habe, dass ich nicht verstehe, wie du immer so gelassen bleiben kannst, musst du jetzt nicht beweisen, dass es auch anders geht. Ihr seit doch keine Dreijährigen in der Trotzphase mehr.“
„Sag das ihr mal.“ Auch Matti fühlte sich von Annelis Auftritt eingeschüchtert.
„Ja, das tue ich, immer wieder. Aber du weißt ja selbst, dass das nichts bringt und ich hätte wirklich gedacht, dass du vernünftiger bist.“
„Anscheinend nicht.“ Er fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. „Ich gehe dann wohl mal besser wieder.“
„Wieso? Seit wann störst du dich an ihren Ausbrüchen?“ Plötzlich wieder gelassen musterte Anneli Matti. Er zuckte mit den Schultern.
„Es nervt einfach ungemein. Ich meine…ich hab ja prinzipiell nichts gegen sie, aber diese ständigen Anfeindungen gehe mit auf die Nerven.“
„Vielleicht hat sie jetzt ja was gelernt.“ Anneli zuckte mit den Schultern. In diesem Punkt verstand sie die Freundin einfach nicht.
„Vielleicht.“ Matti glaubte nicht wirklich daran. „Aber ich gehe trotzdem lieber. Wir sehen uns.“ Er griff wieder nach seiner Jacke. „Und grüß die anderen.“
„Mach ich. Und machs gut.“ Sie winkte ihm einmal hinterher und schloss dann die Wohnungstür wieder.
„So, du hast es also geschafft.“ Anneli baute sich wie eine Rachegöttin vor Martta auf, die wieder auf dem Sofa Platz genommen hatte.
„Was?“ Etwas irritiert sah sie die Freundin an, die beide Hände in die Hüften gestützt hatte.
„Matti, er ist gegangen.“
„Das ist doch gut.“ Martta sah nicht ganz, wo das Problem war. Sie war froh darüber, ihn nicht den ganzen Abend sehen zu müssen.
„Ach ja? Vielleicht habe ich mich ja darauf gefreut ihn zu sehen?“ Anneli gab nicht nach. Dieses Thema musste jetzt endlich ausdiskutiert werden.
„Wie kann man sich nur…“ Setzte Martta wieder an, doch die andere fuhr ihr dazwischen.
„Nein, nein, nein. So geht das nicht.“ Plötzlich wieder etwas ruhiger setzte ich sich neben ihre Freundin. Als Martta ich daraufhin umsah, wurde sie gewahr, dass sie alleine im Wohnzimmer waren, die anderen hatten sich zurückgezogen. „Was wirfst du Matti eigentlich vor?“ Anneli kannte Marttas Meinung, doch sie wollte, dass diese sie noch einmal laut formulierte. Vielleicht könnte sie dann einsehen, dass sie so nicht richtig war. Martta schnaubte nur.
„Er ist Schuld an Ainas Tod. Und das werfe ich ihm nicht vor, das ist eine Tatsache.“
„Er ist nicht Schuld.“ Widersprach Anneli sofort. „Aina war krank und psychisch labil und hat sich da in etwas verrannt, was wiederum nichts mit ihrem Tod zu tun hatte.“
„Du kanntest Aina überhaupt nicht, wie willst du das dann wissen?“ Wütete Martta sofort wieder los.
„Aber ich kannte Aina.“ Hörte sie da plötzlich eine ruhige männliche Stimme hinter sich. Martta wandte sich um und sah Joni an, der gerade ins Zimmer gekommen war. „Sie war krank, Martta. Magersucht ist eine schlimme Krankheit, die auch zum Tode führen kann. Matti hatte damit nichts zu tun.“ Unterstützte Joni seine Freundin.
„Nichts zu tun?!“ Martta schnaubte. „Er hat seine kranke Freundin ausgenutzt, belogen und betrogen!“
„Martta!“ Joni hatte sich neben sie gesetzt und sah sie eindringlich an. „Es gab niemals eine Beziehung zwischen den beiden. Es war EINE, einvernehmliche Nacht. Alles andere hat sich Aina selbst zusammen gereimt. Sie war psychisch krank und alles was man Matti vorwerfen kann ist, dass er auf ihr Werben eingegangen ist. Aber Himmelherrgottnochmal! Er war jung! Da macht man Fehler.“
„Die Aina umgebracht haben.“ Joni seufzte.
„Nein, umgebracht hat sie ihre Krankheit. Nicht Matti. Martta…“ Er rutschte näher zu ihr und seine Stimme klang mit einem Mal viel sanfter. „Ich kann verstehen, dass du deine beste Freundin in einem guten Licht sehen willst, positive Erinnerungen behalten willst und daran will dich auch keiner hindern. Aber Matti trifft keine Schuld.“
Während Jonis letzten Worten waren Martta die Tränen gekommen. Sie schluchzte auf und schlug sich die Hände vors Gesicht. Sofort war Anneli auch wieder da und nahm die Weinende von der anderen Seite ebenfalls in ihre Arme, um sie zu trösten.
„Hey…“ Sanft zog sie sie an sich und strich ihr sanft über die Haare.
„Aina kann sich glücklich schätzen, dass sie eine so gute Freundin in dir hat.“ Hörte Martta Jonis ruhige Stimme neben sich. „Aber man muss auch loslassen und vergeben können.“
Lange noch lag Martta in Annelis Armen und weinte. Doch als sie später am Abend in ihrem Bett lag, die Decke bis zur Nasespitze hochgezogen, gingen ihr Jonis Worte noch einmal durch den Kopf. Vielleicht hatte er Recht und sie hatte die ganze Geschichte zu persönlich genommen... Aber wie konnte sie das auch nicht? Aina war die dritte Bezugsperson, die sie in ihren Jugendjahren verloren hatte, wie hätte sie es also sonst nehmen sollen, als persönlich? Aber verzeihen? Konnte sie das? Und was für ein Bild warf es auf Aina?


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:36 
Offline
Wachser
Benutzeravatar

Registriert: Mi 23. Jul 2008, 19:40
Beiträge: 186
„Ah, sehr gut. Da sind wir ja so gut wie alle da. Dann lasst uns mal anfangen.“ Aufmerksam sah Martta Petteri an, der alle am Schnuppertag beteiligten Betreuer einwies. Sie hatte solche Tage schon öfters mitgemacht und kannte das Prozedere. „Im Prinzip ist alles so, wie abgesprochen und wie auch in den Unterlagen steht. Nur dich Martta…“ Er wies auf sie und sie sah überrascht auf. „…Dich bräuchte ich in einer anderen Gruppe. Aber keine Angst, du wirst einen erfahrenen Springer an deiner Seite haben.“
„Gut.“ Sie nickte. Eigentlich hätte sie das Mädchen für alles sein sollen, doch in einer Gruppe zu arbeiten war auch okay. „Mit Arttu ist das dann, nicht?“
„Nein. Das ist die andere Änderung. Arttu musste zu einer wichtigen Prüfung. Matti ist dankenswerterweise eingesprungen.“ Martta riss die Augen auf, das konnte nur ein schlechter Scherz sein!
„Entschuldigt.“ Hörten sie da schon die etwas abgehetzte Stimme des eben Angesprochenen. „Mein Auto wollte nicht anspringen.“ Martta verdrehte die Augen, das war ja die dämlichste Ausrede überhaupt! Doch Petteri schien sich nicht daran zu stören.
„Kann ja mal passieren. Hauptsache du bist jetzt da. Ich hatte gerade darüber gesprochen, dass du eine Gruppe mit Martta hier…“ Er wies auf sie. „…Leiten wirst. Sie…“
„Ist okay. Wir kennen uns.“ Matti nickte kurz angebunden.
„Oh, dann umso besser.“ Freute sich Petteri, während Martta nur zum wiederholten Male die Augen verdrehte. Das Leben hatte einfach kein Mitleid mit ihr.
„Gut.“ Petteri klatschte in die Hände. „Dann kann’s ja losgehen. Die Kinder sollten in…“ Er sah auf die Uhr. „…etwa vierzig Minuten kommen. Bis dahin sollten wir alles vorbereitet haben.“ Die kleine Gruppe löste sich auf und alle gingen ihrer Wege, nur Martta blieb stoische auf der Stelle stehen. Wie sollte das bitte einen ganzen Tag gut gehen mit Matti und ihr auf einem Fleck?
„Wir sollten dann auch mal anfangen.“ Matti war auf sie zugetreten, hielt jedoch einige Schritte Sicherheitsabstand. Martta schluckte, dann drehte sie den Kopf, so dass sie ihn ansehen konnte. Sie war schließlich Profi und schwor sich, dass an diesem Tage nichts, aber auch gar nichts schief gehen würde! Keine Motzereien, keine Streitereien, nichts. Heute standen die Kinder und der Sport im Vordergrund, auch wenn sie davon recht wenig Ahnung hatte. Aber dafür war ja Matti da.
„Ja.“ Sie nickte. „Was machen wir eigentlich?“ Sie suchte in ihren Unterlagen. „Also, eigentlich sollte ich was anderes machen.“ Setzte sich noch erklärend hinzu.
„Aha.“ Matti war schon klar, dass sie sich nicht darum gerissen hatte, mit ihm zusammen zu arbeiten. „Am Vormittag sollen wir ein bisschen grundlegende Technik machen. Trockenübungen und so…“ Er hatte den entsprechenden Zettel mit den Informationen schneller gefunden. „Hier steht alles drauf. Ja… Und dann später soll ich Tipps beim Springen geben, was du dann machst…?“ Er hob die Schultern und sah auch wieder von seinen Unterlagen auf und sie an.
„Okay.“ Martta hatte inzwischen auch die entsprechende Seite in ihren Unterlagen gefunden und studierte die dort aufgeführten Übungen. „Und wie geht das?“
Matti beobachtete sie, wie sie fragend die Nase rümpfte und sich dabei auf das Geschriebene konzentrierte. Sie schien sich die Übungen vorzustellen, da sie unbewusst die Bewegung mitging. Als sie bemerkte, dass er sie beobachtete stockte sie und runzelte unwillig die Stirn.
„Lach nicht! Meine Spezialität sind Kinder, nicht Skispringen.“ Unwillkürlich und eigentlich ohne es zu wollen musste Matti anfangen zu grinsen.
„Glücklicherweise, von denen habe ich nämlich keine Ahnung.“ Etwas verwirrt sah Martta ihn an. Was war den in ihn gefahren?
„Okay. Du die Übungen, ich die Kinder?“
„Deal.“ So entspannt wie schon lange nicht mehr sahen sie sich an. „Trotzdem sollten wir jetzt mal loslegen, wir müssen noch einiges Aufbauen.“
„In Ordnung. Wenn du mir sagst was.“ Fast schon verzweifelt starrte Martta auf das Blatt in ihrer Hand, die Wörter und Zeichen darauf sagten ihr absolut nichts.
„Kein Problem, komm.“ Matti nickte ihr zu und sie folgte ihm. Ohne zu murren und ohne die sonst so gegenwärtige Wut im Bauch. Sie nahm ihren Job ernst und die Kinder würde nicht unter ihrer Fehde leiden müssen.

Martta hockte am Rande des kleinen Auslaufs und war damit beschäftigt den Schuh eines kleinen Mädchens wieder zu zubinden. Den ganzen Tag hatte sie die Kinder versorgt und sich um deren kleine Probleme gekümmert, während Matti die eigentliche fachliche Arbeit getan hatte. Dies hatte sich als gute Arbeitsteilung herausgestellt, da jeder so in seinem Gebiet arbeiten konnte und sie sich außerdem nicht in die Quere kamen.
Die kleine Blonde sprang in dem Moment, in dem der Schuh fertig gebunden war, auf und rannte davon zu den anderen Kindern. Martta blieb hocken, sah ihr aber nach, wie sie da so davon hüpfte. Unwillkürlich stahl sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. Das Mädchen stellte sich zu den anderen Kindern, die in einem Halbrund um Matti herum standen, der zum sicher fünfzigsten Mal an diesem Tag einen Bewegungsablauf erklärte und vormachte. Martta wunderte sich über sein Durchhaltevermögen, das hätte sie ihm nicht zugetraut und so viel pädagogisches Einfühlungsvermögen schon gar nicht.
Er wechselte die Position und stellte sich zu den Kindern, die nun die Übung nachmachen sollten, dabei drehte er sich und begegnete Marttas Blick, der noch immer auf der Kindergruppe hing. Einen winzigen Moment hielt sie dem Blick stand, doch dann wich sie schnell aus, senkte den Blick und erhob sich wieder. Bestimmt warteten schon längst wieder neue Aufgaben auf sie.
Während die Kinder die Übung imitierten wanderte Mattis Blick unwillkürlich zu Martta zurück. Es hatte ihn doch gewundert, dass sie dem Blickkontakt für einen Moment standgehalten hatte. Und es war kein unfreundlicher Blick gewesen, eher nichtssagend. Was er aber dennoch als Fortschritt wertete.
Immer wieder schweifte sein Blick ab und suchte ungewollt nach Martta. Inzwischen kümmerte sie sich um ein weinendes Mädchen, unterstützt von einem weiteren Mädchen, wohl einer Freundin der Weinenden. Auch sein ungeübtes Auge konnte erkennen, dass sie gut mit den Kindern klar kam. Sie schien immer neue Ideen zu haben und zu wissen, was in der herrschenden Situation zu tun und sagen war.
Innerlich schüttelte er den Kopf über sich. Wie kam er jetzt dazu so viel über Martta nachzudenken und ich auch noch zu beobachten? Es musste wohl daran liegen, dass sie sich so untypisch freundlich verhielt. Oder sollte er besser sagen professionell? Mit Freundlichkeit hatte es sicher weniger zu tun.
Schon wieder! Ermahnte er sich und zwang sich dazu, seine Aufmerksamkeit ausschließlich auf die Kinder zu konzentrieren.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:37 
Offline
Wachser
Benutzeravatar

Registriert: Mi 23. Jul 2008, 19:40
Beiträge: 186
„Uff!“ Martta ließ sich auf eine Bank fallen und streckte die Beine von sich. War sie froh, dass dieser Tag vorbei war!
„Das kannst du laut sagen.“ Matti setzte sich, mit gehörigem Sicherheitsabstand, neben sie. „Bin ich froh, dass das vorbei ist!“
„Naja…“ Sie wackelte mit ihren Füßen in der, vergeblichen, Hoffnung, sie würden dann aufhören so weh zu tun. „Wir müssen noch einpacken und morgen um neun geht’s weiter.“ Im selben Moment, als die Worte ihren Mund verließen, fragte sie sich, warum sie ihm das eigentlich erzählte.
„Echt?“ Matti rümpfte die Nase etwas. Ihm hatte dieser eine Tag gereicht. Doch Martta zuckte nur mit den Schultern.
„Das ist ein Job.“ Sie legte den Kopf in den Nacken und schloss genießerisch die Augen.
„Ist er wenigstens gut bezahlt?“ Martta hob den Kopf wieder etwas an und öffnete ein Auge, um ihn anzusehen.
„Was glaubst du denn, wie so etwas bezahlt wird?!“
„Bescheiden?“
„Mhm.“ Sie brummte bestätigend. Inzwischen hatte sie auch das eine Auge wieder geschlossen und versuchte wenigstens für ein paar Minuten zu entspannen.
„Das war ja ein voller Erfolg.“ Ein fröhlicher Petteri trat zu ihnen und Martta öffnete ihre Augen wieder. „Und ihr habt wirklich hervorragende Arbeit geleistet. Alle beide.“
„Danke. Hat auch Spaß gemacht.“ Martta lungerte immer noch ziemlich fertig auf der Bank. Und doch meinte sie das, was sie gesagt hatte so wie es war. Es hatte Spaß gemacht mit den Kindern. Auch wenn sie nun völlig fertig war.
„Das hat man gemerkt. Und ich denke auch, dass ihr genug getan habt, ihr seid also entlassen.“ Er machte eine Bewegung, als wolle er Hühner vor sich herscheuchen.
„Aber wir müssen doch noch aufräumen.“ Protestierte Martta, obwohl ihr der Gedanken jetzt nach Hause gehen zu können mehr als nur gut gefiel.
„Ach was.“ Wank Petteri ab. „Da gibt genügend Helfer, die nicht halb so viel wie ihr heute geleistet haben. Ihr könnt gehen.“
„Danke.“ Mühsam wollte Martta aufstehen. Die kurze Zeit des Sitzens hatte ihr erst gezeigt wie fertig sie war. Richtig gerädert fühlte sie sich.
„Komm, ich helf dir.“ Plötzlich stand Matti vor ihr und hielt ihr eine Hand hin. Zunächst schaute sie irritiert zwischen seiner Hand und seinem Gesicht hin und her, unsicher was sie tun sollte.
„Wehe du lässt mich fallen.“ Immer noch beäugte sie ihn unsicher.
„Martta!“ Stöhnte Matti. „Ich bin keine zwölf mehr. Komm einfach.“ Schließlich ergriff sie seine Hand vorsichtig und er zog sie kraftvoll, aber mit Bedacht auf die Beine.
„Friede?“ Er hielt ihre Hand immer noch in seiner und sah sie prüfend an. Überrumpelt von seiner Initiative nickte sie und entzog ihm dann schnell ihre Hand.
„Wie kommst du nach Hause?“ Fragte Matti, auf der Suche nach einem möglichst belanglosen Thema, während sie auf dem Weg in das Gebäude waren, um ihre Sachen zu holen.
„Auto.“ Murmelte Martta kurz angebunden. Ihr war die ganze Situation unheimlich. Seit wann führte sie mit Matti Smalltalk? Hatte sie das überhaupt schon mal getan?
Sie schwiegen wieder. Während Martta sich wünschte, dass der Weg endlich vorbei wäre, durchforstete Matti sein Gehirn krampfhaft nach etwas, was er sagen konnte. Irgendwie hatte er das Gefühl, ein Gespräch mit Martta führen zu müssen. Um diese feindliche Stille zu durchbrechen.
„Kommst du zur Party bei Joni?“ Fragte er schließlich und hätte sich im selben Moment am liebsten selbst an den Kopf geschlagen. Was für eine dämliche Frage. Natürlich würde sie kommen.
„Sicher.“ Erwiderte Martta, erneut nicht sehr gesprächig, setzte jedoch gleich leiser noch hinzu: „Sofern ich eingeladen bin.“ Matti blieb ruckartig stehen und da er gerade in der schmalen Tür stand und Martta nicht damit gerechnet hatte, knallte sie voll in ihn rein. Mit aufgerissenen Augen starrte sie ihn verdutzt an.
„’Tschuldigung.“ Nuschelte sie und trat wieder zwei Schritte zurück. Matti blieb stehen wo er war und sah sie verwundert an.
„Wieso solltest du nicht eingeladen sein?“ Das konnte er jetzt gar nicht verstehen. Martta starrte ihre Schuhspitzen an.
„Meinungsverschiedenheit.“ Nuschelte sie ihre Füße an. Matti starrte sie weiterhin an. Warum in aller Welt sollten sich Joni und Martta streiten?
„Wegen Anneli?“ Fragte er schließlich. Alles was er sich vorstellen konnte war, dass sie nicht zufrieden war, wie er mit seiner Freundin umging, was er eigentlich total unverständlich fand, da sein Freund Anneli auf Händen trug und nie etwas tun würde, was diese verletzen könnte.
„Häh?!“ Martta sah auf. „Anneli?“
„Ja. Warum sollte du sonst eine Meinungsverschiedenheit mit Joni haben.“ Erklärte Matti. Doch Martta schüttelte nur den Kopf und starrte wieder ihre Schuhe an. Dann setzte sie sich in Bewegung und quetschte sich, ohne weiter auf ihn zu achten, an ihm vorbei ins Innere des Hauses.
„Es ging um Aina.“ Nuschelte sie und war im nächsten Augenblick aus seinem Blickfeld verschwunden. Wie erstarrt stand Matti immer noch auf seinem Platz und starrte ihr hinterher. Warum stritten sich die beiden über Aina? Und hatte er dabei wohl eine Rolle gespielt? In Gedanken versunken setzte er seinen Weg fort. Doch Martta traf er nicht mehr an, sie schien wie von Erdboden verschluckt.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:37 
Offline
Wachser
Benutzeravatar

Registriert: Mi 23. Jul 2008, 19:40
Beiträge: 186
Genießerisch lies sich Martta zurücksinken. Das warme, angenehme Wasser mit der Schaumschicht oben darauf umfing sie wie ein warmer Mantel. Entspannt seufzte sie und legte sich bequem zurück. Das war genau das Richtige nach so einem Tag! Langsam stieg die entspannende Wärme durch ihren ganzen Körper und sie spürte wie ihre Muskeln schwer und weich wurden. Sie schloss die Augen um die ganze Wirklichkeit um sie herum auszublenden.
Die Arbeit an diesem Tag war anstrengend gewesen. Nicht nur die vielen Kinder die durcheinander gewuselt waren, auch die ungewohnte Tätigkeit im Sport und ganz besonders Mattis Gegenwart hatten an ihren Nerven gezerrt.
Dabei war es nicht nur seine reine Anwesenheit gewesen, die sie beschäftigt hatte, sie hatten es ganz gut geschafft aneinander vorbei zu arbeiten, ohne das jemand etwas mitbekam. Auch der Streit mit Anneli und Joni und die Dinge, die Joni gesagt hatte, gingen ihr nicht aus dem Kopf. Sicher, für sie war Matti immer noch ein Charakterschwein und selbst wenn man die ganze Angelegenheit von Jonis Seite her betrachtete, dann hatte er sich immer noch mit einem Mädchen, das große Probleme hatte, ohne über mögliche Konsequenzen nachzudenken, eingelassen und war noch in der Nacht wieder verduftet. Kein Verhalten, das sie, auch unter der Ausrede der Jugend, akzeptieren konnte. Und schon gar nicht, wenn es um Aina ging!
Unwillkürlich traten ihr die Tränen in die Augen. Aina. Aina die immer für sie da gewesen war als ihre Eltern verunglückt waren. Aina mit ihrem unglaublichen Mut und ihrer Durchsetzungskraft. Aina, von der nur noch ein kläglicher Rest übrig geblieben war, bis sie ihrer Krankheit erlegen war.
Die Ärzte und Psychologen hatten die schwierige Beziehung ihrer Eltern für den Ausbruch der Krankheit verantwortlich gemacht. Sie kannte die Familie nur allzu gut und wusste auch, wie kompliziert die Mutter und wie brutal und gleichzeitig gleichgültig der Vater gewesen war. Wenn man es so sah, konnte man sagen, dass sie beide ohne ihre Eltern hatten aufwachsen müssen. Nur hatte sie noch Leena und Taneli gehabt, die sie geliebt und immer wieder aufgefangen hatten. Aina hatte niemanden gehabt außer ihr und sie war auch nur ein Teenager mit eigenen Problemen gewesen…
Wie immer wenn sie an Aina dachte, schlich sich ein höllisch schlechtes Gewissen bei Martta ein. Sie war es gewesen, die eine bessere Freundin hätte sein sollen. Die für Aina hätte da sein sollen. Doch sie war es nicht gewesen, hatte es nicht gekonnt noch mehr für sie da zu sein, ständig eine Lösung für alle Probleme zu finden. Und so hatte Aina nicht mal ihren neunzehnten Geburtstag erlebt.
Heiße Tränen liefen Martta die Wangern herunter. Wie oft hatte sie schon mit dem Schicksal gehadert! Leena, mit der sie über ihre Bedenken gesprochen hatte, hatte immer wieder versucht sie zu beruhigen, ihr zu erklären, dass es eine schlimme Krankheit war und sie als Laie, als Kind eigentlich noch, nichts hätte dagegen tun können. Doch das schlechte Gefühl versagt zu haben blieb. Und würde sie wohl das ganze Leben lang verfolgen.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:37 
Offline
Wachser
Benutzeravatar

Registriert: Mi 23. Jul 2008, 19:40
Beiträge: 186
Matti seufzte genervt auf, als das Telefon klingelte. Gerade hatte er sich gemütlich mit einem Bier auf dem Sofa niedergelassen und wollte einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher verbringen.
„Ja?“ Meldete er sich nicht eben freundlich.
„Gott sei Dank bist du da!“ Hörte er die gehetzte Stimme seines Bruders durchs Telefon.
„Ja und? Was gibt’s?“ Brummte er. Ihm war jetzt schon klar, dass das mit dem ruhigen Abend nichts werden würde.
„Kannst du kommen? Bitte! Ganz schnell!“ Jussi klang immer dringlicher.
„Was ist denn los?“ Auch Matti wurde unruhig, so kannte er den Älteren gar nicht.
„Kaisa, sie hat schlimme Schmerzen im Bauch. Schon den ganzen Abend und es wird immer schlimmer.“
„Dann fahr sie ins Krankenhaus.“ Antwortete Matti, noch immer ein wenig verwirrt. Was wollte der andere von ihm?
„Mache ich ja, aber ich brauche jemanden der so lange auf Kia aufpasst.“
„Und das soll iiichh machen?“ Matti schnappte nach Luft. Keine Frage, er liebte die Kleine, aber sie war noch so klein und zerbrechlich, da wagte er sich lieber nicht zu nahe dran.
„Ja.“
„Aber…aber…“ Stotterte er. „Warum kann das nicht einer eurer Babysitter machen?“
„Da erreiche ich keinen. Kommst du jetzt?“ Jussi wurde immer nervöser. „Kia hat getrunken und schläft, sie wird also erst mal keine zu großen Probleme machen.“ Matti verdrehte die Augen. Erst mal klang ja sehr beruhigend.
„Kann ich nicht Kaisa ins Krankenhaus fahren?“ Fiel es ihm dann ein.
„Nein. Das mache ich. Ich brauche dich jetzt! Und zwar pronto!“ Damit legte Jussi auf und Matti starrte sprachlos auf den tutenden Hörer.
Dann, die Situation plötzlich ganz erfassend, schlüpfte er schnell in Schuhe und Jacke und verließ die Wohnung. Glücklicherweise war er nur dazu gekommen, drei Schlucke seines Biers zu trinken!
Als Matti bei seinem Bruder ankam, kamen sie ihm schon entgegen. Kaisa hatte das Gesicht schmerzvoll verzogen und wurde von Jussi gestützt. Der wies mit der freien Hand hinter sich.
„Anweisungen und alles liegt auf dem Wohnzimmertisch. Meine Handynummer hast du ja.“ Im letzten Moment nickte er seinem Bruder noch mal zu. „Danke Matti.“ Dann wandte er sich wieder seiner Frau zu und die beiden verschwanden in die Nacht hinaus.
Fast zögernd betrat Matti das Wohnzimmer, so als würde dort etwas Schreckliches auf ihn warten. Auf dem Couchtisch fand er das Babyphon und ein paar gekritzelte Anweisungen.
Matti schluckte. Bisher war er noch nie mit Kia alleine gewesen, überhaupt noch nie mit einem Baby!
Langsam ließ er sich auf der Couch nieder und setzte sich unwillkürlich gerade und angespannt hin. Da hatte ihm sein Bruder ja etwas Schönes eingebrockt. Er hatte ungefähr soviel Ahnung von Babys wie von Wasserbüffeln. Hoffentlich schlief die Kleine möglichst die ganze Zeit!

Vorsichtig lupfte er die Decke und roch an Kia. Nein, stinken tat da nichts. Das konnte es also nicht sein. Aber wieso weinte sie dann so? Ob er sie rausnehmen sollte? Das war wohl das, was man tat. Er schloss die Augen und wünschte sich jemanden herbei, der ihm seine Fragen beantworten konnte, der ihm zeigen konnte wie man mit einem solch kleinen Menschlein umging. Unwillkürlich erinnerte er sich an ihren Satz: ‚Meine Spezialität sind Kinder, nicht Skispringen.’ Martta... Er presste die Augen ganz fest aufeinander und atmete tief durch. Dann nahm er die schreiende Kia ganz behutsam hoch. Wenigstens das hatte ihm Kaisa gezeigt gehabt. Doch es schien nicht zu helfen, die Kleine hörte einfach nicht auf zu weinen.
Gottergeben suchte er, mit Kia im Arm, nach dem Telefonbuch. Wenigstens die Nummer fand er gleich. Tief durchatmend wählte er und lauschte dem Tuten. Was wenn sie nicht da war?
„Martta Seppänen. Guten Tag?“ Er stockte eine Sekunde, als er ihre fröhliche Stimme hörte.
„Hallo? Wer ist denn da?“ Wunderte sich Martta. Sie hörte nur Kinderweinen im Hintergrund und begann sich Sorgen zu machen, wer sie denn da anriefe. Matti nahm sich ein Herz.
„Hallo Martta. Ich bins, Matti.“ Einen Moment Schweigen am anderen Ende, nur Kias Weinen durchbrach die Stille.
„Matti?“ Frage sie leise nach.
„Mhm.“
„Was ist? Schreit da ein Kind bei dir?“ Sie war sprachlos. Warum um alles in der Welt rief er sie an? Und was hatte er mit weinenden Kindern zu tun?
„Ja. Kia. Jussi ist mit Kaisa ins Krankenhaus, der ging es schlecht und ich bin hier mit Kia allein. Und sie hört nicht auf zu weinen.“ Erklärte er stockend und fragte sich dabei, warum er sie anrief. Er kannte doch eigentlich auch noch andere, die sich mit Kindern auskannten. Er konnte es sich nur als Kurzschlussreaktion aus seiner Panik heraus erklären. Aber sie unterbrach seinen Gedankengang.
„Hast du mal die Windel überprüft? Ist sie voll?“
„Ist sie nicht.“ Verneinte er.
„Hunger?“ Zählte Martta routiniert weiter auf.
„Glaube ich nicht. Laut Jussi hat sie gerade getrunken.“
„Mhm.“ Machte Martta und schwieg einen Moment. Matti schluckte seinen Stolz hinunter.
„Könntest du nicht…herkommen?“
„Ich soll zu dir kommen?“ Martta war sich sicher, dass sie in einem Paralleluniversum gelandet war, oder zumindest in so einem merkwürdigen Traum, wie sie ihn letztlich erst gehabt hatte. Den, in dem sie Matti KO gehauen hatte.
„Ja…bitte. Ich…ich weiß einfach nicht mehr weiter.“ Matti wusste nicht was schlimmer war, dass Kia so weinte und er ihr nicht helfen konnte, oder so vor Martta auf den Knien herumzukriechen. „Sie hört einfach nicht auf.“ Martta hörte wie verzweifelt seine Stimme klang und gab sich einen Ruck.
„In Ordnung.“ Stimmte sie zu. „Wo bist du denn?“ Sie griff sich den Block, der griffbereit samt Stift neben dem Telefon bereitlag. „Sagst du mir noch mal die Adresse?“


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:38 
Offline
Wachser
Benutzeravatar

Registriert: Mi 23. Jul 2008, 19:40
Beiträge: 186
Martta klopfte das Herz bis zum Hals, als sie vor der geschlossenen Haustür stand. Einmal holte sie tief Luft, dann drückte sie kurz die Klingel. Nicht dass sie die Kleine wieder aufschreckte, falls Matti doch Erfolg gehabt hatte. Doch schnell konnte sie hören, dass dies nicht so war. Unwillkürlich straffte sie die Schultern, als sie seine Schritte im Flur hörte.
„Hallo.“ Er erschien in der Tür, Kia immer noch im Arm und Martta erschreckte sich, als sie ihn sah. Er sah fertig und erschöpft aus, beide sahen fertig aus. Die Kleine hatte ein ganz rotes, verweintes Gesicht und Matti standen die Haare zu Berge.
„Hi.“ Sie nickte ihm zu, dann wandte sie sich dem Kind zu. „Na du Süße. Was willst du uns denn mitteilen?“ Vorsichtig nahm sie sie Matti ab und wie, als hätte man einem Radio den Strom entzogen, herrschte Stille. Verdutzt sahen die Großen sich an. Matti stöhnte.
„Das glaube ich jetzt nicht! Was machst du, was ich nicht kann?“ Vorsichtig zuckte Martta mit den Schultern, damit sie Kia nicht wieder irritierte.
„Keine Ahnung? Positive Schwingungen?!“ Sie trat in den Flur. „Wohin?“
„Willst du sie noch halten, oder wieder hinlegen?“ Unschlüssig sah Matti sie an.
„Ich glaub, ich halte sie noch ein bisschen.“ Entschied Martta, nicht dass die Kleine wieder anfing zu weinen.
„Okay, dann ins Wohnzimmer.“ Matti öffnete sie entsprechende Tür und ließ Martta vorgehen, bevor er folgte und die Tür hinter sich schloss.
Kopfschüttelnd betrachtete er das kleine Kind.
„Ich kann es echt immer noch nicht glauben.“ Wieder sah er sie ungläubig an. „Wieso hat das bei mir nicht funktioniert?“
„Ich weiß es immer noch nicht.“ Martta die ein paar Mal hin und her gelaufen war, ließ sich vorsichtig in einem der Sessel nieder. Kia hatte inzwischen die Augen geschlossen und atmete ruhig. Aber noch wagte sie sie nicht wieder hinzulegen. „Mit so kleinen Kindern kenne ich mich auch nicht so sonderlich gut aus.“
„Ich dachte, Kinder wären deine Spezialität?!“ Matti hatte sich zurückgelehnt und spürte, wie all die Anspannung von ihm abfiel. Martta, die den Kopf schief gelegt und die Kleine beim Schlafen beobachtet hatte, wandte sich ihm wieder zu.
„Größere Kinder. Kinder im Skisprungalter.“
„Aber irgendwas scheint ja gewirkt zu haben.“ Matti atmete erleichtert aus. „Meinst du, du kannst sie wieder hinlegen?“
„Wir können es ja mal probieren.“ Sie erhoben sich und Matti ging vor ins Kinderzimmer. Dort bettete Martta die Kleine möglicht sanft in ihr Bettchen, deckte sie zu und überprüfte noch einmal das Babyphon. Eine Weile verharrte sie schweigend an dem kleinen Bett und lauschte auf Kias Atemzüge, doch das Kind schien wirklich zu schlafen. Schließlich griff sich Matti das eine Teil des Babyphons und wank Martta zu, ihm zu folgen.
„Tja…“ Unsicher blieb Martta im Flur stehen. Matti, der vor ihr hergelaufen war stoppte ebenfalls und drehte sich zu ihr herum.
„Ja?“ Aufmerksam sah er sie an.
„Kommst du jetzt alleine zurecht?“ Sie sah, wie er die Augen aufriss und sie entsetzt ansah.
„Allein? Ich…“ Er atmete einmal tief durch. „Würdest du… Könntest du nicht…“ Aufmerksam studierte er seine Füße. „…hier bleiben…?“ Zuletzt war seine Stimme ganz leise geworden. Als Martta ihm nicht antwortete, sah er vorsichtig wieder hoch und direkt in ihr unentschlossenes Gesicht. Innerlich knirschte er mit den Zähnen, aber es half ja nichts. Wenn er wollte, dass sie blieb, musste er sich ihr nun ganz öffnen.
„Weißt du, ich habe noch nie auf ein Kind aufgepasst. Und dann so ein kleines…“ Martta schwieg immer noch und zwang ihn so, auch noch das letzte bisschen Stolz über Bord zu werfen. „Ich habe Angst, dass ich etwas falsch mache…dass etwas passiert.“
„Ich habe doch aber auch keine Ahnung.“ Antwortete sie schließlich leise.
„Immerhin noch mehr als ich.“
„Na, ich weiß nicht.“ Martta fühlte sich unwohl unter seinen bittenden Blicken.
„Hast du schon mal ein Kind gewickelt?“
„Ja, natürlich.“ Etwas irritiert sah sie ihn an.
„Siehst du, auch das hast du mir voraus.“ Matti wischte seine schweißnassen Hände an der Hose ab. Das war schwerer als er sich das vorgestellt hatte und irgendwie so irrational. Das letzte normale Gespräch, das sie geführt hatten war sicherlich fünf Jahre her. „Bitte Martta.“ Bat er dann leise. „Du kannst dir doch wohl denken, dass ich hier nicht so rumkriechen würde, wenn es mir nicht ernst wäre. Nicht…nicht vor dir.“ Er schwieg mit gesenktem Blick. Nun hatte er sich völlig vor ihr erniedrigt und wenn sie jetzt ginge, dann wäre es eben so.
Nachdenklich musterte Martta ihn. Eigentlich hatte sie kein Problem damit auf das Kind aufzupassen, aber mit ihm? Sie hatte einfach furchtbare Angst. Angst was passieren könnte. Angst dass sie sich in die Wolle bekämen und ganz einfach Angst mit ihm alleine zu sein und auf Aina angesprochen zu werden. Sie schluckte.
„Okay.“ Sagte sie schließlich zu. „Unter einer Bedingung.“
„Welcher?“ Fragte er stirnrunzelnd nach.
„Es fällt kein Wort über etwas, was länger her ist, als eine Woche.“
„In Ordnung.“ Matti nickte. „Willst du dann wieder reinkommen?“ Er öffnete die Wohnzimmertür.
„Gerne.“ Zögernd und noch immer so befangen wie er folgte sie ihm und setzte sich wieder auf den Sessel, auf dem sie zuvor mit Kia gesessen hatte. Matti ließ sich ihr gegenüber auf dem Sofa nieder. Schweigend starrten sie in die Luft. Immer darauf bedacht den Anderen nicht direkt anzusehen, nicht anzustarren. Martta war in Gedanken versunken, während Matti sich den Kopf nach einem Gesprächsthema zermarterte. Sicher, ihm fielen viele Dinge ein, die er sie eigentlich gerne fragen würde und ganz eigentlich war dies auch die ideale Gelegenheit endlich einmal vernünftig miteinander zu reden. Doch er wollte sich an ihre Bedingung halten, nicht dass sie doch noch verschwand.
„Bei was habe ich dich jetzt eigentlich gestört?“ Fragte er schließlich nach.
„Mhm?“ Schreckte Martta auf.
„Als ich angerufen hab, bei was habe ich dich gestört?“ Wiederholte er die Frage für sie.
„Ach so. Nein, nicht wirklich gestört. Ich habe nur gelesen.“
„Was denn?“ Sie musterte ihn etwas kritisch. Seit wann interessierte er sich denn dafür, was sie las?
„Ein Buch. Aber du musst nicht unbedingt und unter allen Umständen mit mir Konversation treiben.“ Erklärte sie dann, plötzlich wieder abweisend.
„Findest du das Gespräch einen Krampf?“ Matti musterte sie. Er hatte richtig sehen können, wie es in ihrem Kopf gerattert hatte und sie dann dicht gemacht hatte. „Ich hatte dich eigentlich nur etwas ganz normales gefragt. Aus der Gegenwart.“ Überrascht sah ihn Martta an. Seine Stimme klang richtiggehend ein bisschen verletzt.
„’Tschuldigung.“ Nuschelte sie. „Ich…ich meine nur, dass…Das ist alles nicht so einfach.“ Gestand sie dann. Matti seufzte.
„Ich weiß.“ Wieder schweigend nickte Martta zustimmend. Einen Moment herrschte Stille, dann erhob sich Matti.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:38 
Offline
Wachser
Benutzeravatar

Registriert: Mi 23. Jul 2008, 19:40
Beiträge: 186
„Magst du auch was zu trinken?“
„Gerne.“
„Was denn? Also, ich weiß nicht so genau was da ist, aber etwas wird sich ja finden lassen.“
„Wenn’s ging, dann hätte ich gerne einen Tee.“ Martta hatte den Kopf gegen die Sessellehne gelehnt und sah zu ihm auf.
„Ich guck mal was sich machen lässt.“ Matti verließ das Zimmer und Martta hörte ihn im angrenzenden Zimmer rumoren. Dann erschien er wieder auf der Schwelle.
„Ich hätte schwarzen Tee, Früchtetee, Fencheltee oder Stilltee im Angebot.“
„Dann bitte Früchte.“ Entschied sich Martta.
„Okay. Kommt gleich. Er verschwand wieder und sie hörte erneut rumoren. Dann erschien er mit zwei Tassen in den Händen, aus denen jeweils ein Teebeutel heraus schaute.
„Was trinkst du?“ Fragte Martta mit hochgezogener Augenbraue, aber glitzernden Augen. „Stilltee?“
Matti, der seine Tasse abgestellt hatte und nun noch Martta ihre bringen wollte, sah sie überrascht an. Seit wann war sie denn zum Scherzen aufgelegt? Dabei übersah er vollkommen die Teppichkante und obwohl er noch seine ganze Geschicklichkeit einsetzte um den Fall abzuwenden, hatte er keinen rechten Erfolg. Er fiel zwar nicht, doch Marttas Tee landete anstatt auf dem Tisch vor ihr auf ihrem Schoß.
Das Teewasser, das noch vor kurzem gekocht hatte, verbrannte sie und sie schrie erschrocken auf. Doch es war nichts gegen das Entsetzen, dass sich auf Mattis Gesicht ausbreitete. Das hatte er nun wirklich nicht gewollt!
Schnell stellte er die nun fast leere Tasse auf den Couchtisch und griff sich das Päckchen Taschentücher das dort herumlag. In rasender Eile riss er einen Stapel Tempos heraus und warf ihn auf Marttas Schoß, die auch sofort begann sich mit ihnen trocken zu tupfen.
„Tut mir leid.“ Entschuldigend und immer noch erschrocken sah Matti sie an. Er war neben ihr auf die Knie gegangen. „Brauchst du noch mehr?“ Er hielt ihr das halbleere Päckchen hin. Als er sie ansprach, sah Martta auf und als sich ihre Blicke kreuzten, setzte Matti hinzu. „Das wollte ich wirklich nicht Martta! Ich…ich…“ Er raufte sich die Haare. „Manchmal bin ich ein solcher Idiot!“ Ruhig sah sie ihn an.
„Da kann ich dir jetzt nicht widersprechen, aber diesmal war es wohl reine Ungeschicklichkeit.“ Beruhigte sie ihn zu seiner Überraschung.
„Du bist gar nicht…böse?“ Verwundert sah er sie an. Er hatte damit gerechnet, dass sie ihn anschrie und hinausrauschen würde.
„Naja.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Kann ja mal passieren und ich glaub dir ausnahmsweise mal, dass du das nicht extra gemacht hast.“ Dazu hatte er viel zu entsetzt ausgesehen. „Und wenn du mir jetzt noch eine trockene Hose organisiert, muss ich glaube ich gar nicht böse werden.“ Matti atmete erleichtert auf, sie konnte es deutlich sehen.
„Okay. Dann komm mal mit, ich guck mal, ob ich was finde. Du kannst dich im Bad umziehen.“ Martta folgte ihm, deutlich weniger beklommen als vor dem Zwischenfall.
Als sie, bekleidet mit einer Hose von Mattis Schwägerin, das Wohnzimmer wieder betrat, stand eine neue Tasse dampfenden Tees vor ihrem Platz. Matti lümmelte auf der Couch.
„Danke.“ Martta ließ es offen, ob sie die trockene Hose oder den Tee meinte, aber es spielte im Prinzip auch keine Rolle. Er hatte ihr eine Gefälligkeit getan und sie dankte ihm dafür. Wie zwei gesittete, erwachsene Menschen. Fast ein Wunder, wenn man ihren sonstigen Umgang miteinander betrachtete.
„Kein Problem.“ Er hatte die Füße angezogen und die Arme darum geschlungen. Während sie im Bad gewesen war, hatte er noch die Spuren des Tees aus dem Teppich geputzt. Glücklicherweise war dieser dunkel gemustert und so fiel es nicht besonders auf.
Sie schwiegen wieder, doch dieses Schweigen war deutlich entspannter als zuvor. Schließlich war es Martta die das Wort ergriff.
„Puh der Bär.“
„Ähm, was?“ Matti konnte ihrem Gedankengang nicht folgen.
„Ich habe Puh der Bär gelesen.“ Erklärte sie ihm und antwortete damit etwas verspätet auf seine Frage.
„Ah.“ Er nickte, dann zog er die Augenbrauen zusammen. „Ist das nicht ein Kinderbuch?“ Martta zuckte mit den Schultern.
„Ich mag es.“ Einen Moment schwieg Matti, doch sie konnte sehen, dass er nachdachte. Geistesabwesend spielte er mit einer Hand an seinen Haaren herum.
„Also ich kann mich kaum noch daran erinnern.“ Erklärte er dann. „Unsere Mutter hat es uns vorgelesen, aber das ist Lichtjahre her.“
„Ich lese es immer wieder gerne.“ Kopfschüttelnd sah Matti sie an.
„Du warst schon immer etwas speziell.“
„Na, danke.“ Bemerkte Martta trocken, beugte sich nach vorne, hob ihre Tasse hoch und begann vorsichtig das heiße Getränk zu trinken. Sie war so konzentriert darauf nichts zu verschütten und sich nicht zu verbrennen, dass sie nicht bemerkte, dass seine Blicke immer noch auf ihr ruhten. Erst als sie die Tasse abgestellt hatte, fiel es ihr auf. Unsicher begegnete sie seinem Blick und ein kleines verschämtes Lächeln stahl sich in Matti Mundwinkel. Doch lange hielt Martta diese Nähe nicht aus. Es war schließlich immer noch Matti. Der Mann der Aina wie Dreck behandelt hatte. Ganz egal wie lange und eng sie davor befreundet gewesen waren, das konnte sie einfach nicht vergessen!
Doch bevor sie Situation richtig befangen wurde, meldete sich Kia durch das Babyphon.
„Oh!“ Martta sah wieder auf. Matti studierte angestrengt die Zeilen, die ihm sein Bruder noch hingeworfen hatte, bevor er ins Krankenhaus gefahren war.
„Sie hat bestimmt Hunger.“ Stellte er dann mit einem Blick auf seine Armbanduhr fest.
„Wie kommst du darauf?“ Es war unmöglich für sie das Gekrakel auf dem Kopf zu lesen.
„Es steht hier, dass sie um diese Zeit herum immer Hunger hat. Gehst du sie holen? Ich schau dann mal, was Jussi vorbereitet hat.“
„In Ordnung.“ Martta erhob sich und verschwand in Richtung Kinderzimmer, während sich Matti, samt seiner ‚Babyanleitung’, in die Küche aufmachte, um zu sehen was zu tun war.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:39 
Offline
Wachser
Benutzeravatar

Registriert: Mi 23. Jul 2008, 19:40
Beiträge: 186
„Magst du mal Kinder haben?“ Kia hatte getrunken und hing nun ganz entspannt an Marttas Schulter. Überrascht sah diese Matti an.
„Wie kommst du jetzt da drauf?“ Sie zog die Augenbrauen zusammen.
„Naja, ist doch nahe liegend, oder? Ich meine, du sitzt hier mit einem Baby im Arm vor mir.“
„Mhm.“ Sie nickte langsam, dann legte sie den Kopf schief und betrachtete das Baby. „Ja, ich möchte schon Kinder. Aber das hat wohl noch ein bisschen Zeit.“ Antwortete sie dann leise.
„Wohl schon.“ Martta sah, dass Matti nachdenklich das Gesicht verzog und gedankenverloren an ihr vorbei sah. Wie alt war Martta? Er glaubte sich daran zu erinnern, dass sie zwei Jahre jünger war als er. Ja, da hatte sie wirklich noch Zeit.
„Und du?“ Fragte Martta nun zurück, nachdem Matti eine ganze Weile geschwiegen hatte. „Willst du welche?“ Dieser hob den Kopf und sah erst Kia dann Martta an.
„Ich denke schon…“
„Du denkst?“ Martta hob eine Augenbraue.
„Naja, es hängt eben von so vielen Faktoren ab, nicht nur von mir.“ Er zuckte die Schultern. Martta nickte und erhob sich dann vorsichtig, um die Kleine nicht zu wecken.
„Ich bringe sie wieder ins Bett.“ Erklärte sie Matti leise.
„Brauchst du meine Hilfe?“ Fragend sah er hoch.
„Nein, nein. Schon okay.“ Wank sie ab und verließ dann das Wohnzimmer.

Jussi öffnete die Tür zum Wohnzimmer, so dass Licht vom Flur hereinfiel, und blieb stocksteif und völlig überrascht stehen. Er hatte einen gestressten, panischen oder vielleicht auch noch übernächtigten Matti erwartet, der sehnsüchtig auf seine Rückkehr wartete, doch das was er hier sah, hatte er nicht erwartet. Wahrlich nicht!
Matti lag mit angezogenen Beinen auf der Couch und schlief tief und fest. Während Martta mehr im Sessel lag als saß. Eine Wolldecke war so über sie ausgebreitet, dass es klar war, dass dies jemand anderes als sie selbst getan hatte.
Sprachlos schüttelte er den Kopf. Was um alles in der Welt tat Martta hier? Seit wann konnte man die beiden zusammen in einem Zimmer lassen ohne dass der dritte Weltkrieg ausbrach?
Kopfschüttelnd betrat Jussi das Zimmer. Er hatte bereits nach Kia gesehen, die ruhig in ihrem Bettchen lag und schlief. Er konnte immer noch nicht glauben, was er da vor sich sah. Einen Moment betrachtete er das friedliche Bild, dann griff suchte er nach seinem Handy und schoss ein Foto. Dieses Bild musste schließlich festgehalten werden!
Unentschlossen stand er weiter mitten im Zimmer. Die Beiden schliefen zwar tief und fest, aber es konnte trotzdem nicht gemütlich sein, wie sie da lagen. Sollte er sie also wecken, oder besser schlafen lassen? Er warf einen letzten Blick auf die entspannten Gesichter, bevor er sich das Babyphon griff, das Licht löschte und das Zimmer wieder verließ. Die zwei würden schon aufwachen, wenn es ihnen zu ungemütlich wurde.

Martta erwachte und wollte sich, so wie sie das immer tat, räkeln, doch irgendetwas stimmte nicht. Mit ihrer Hand war sie an eine Barriere gestoßen, die da nicht hingehörte. Mühsam riss sie ein Auge auf und erstarrte. Wo um alles in der Welt war sie? Und warum brachte sie ihr Rücken schier um?
Sie blinzelte und öffnete auch das andere Auge. Die Umgebung hatte sie schon einmal gesehen, aber was machte sie hier? Ihr schlafumnebeltes Gehirn hatte noch nicht seine vollständige Funktion wieder aufgenommen.
Martta drehte den Kopf und sah sich weiter um. Plötzlich wurde sie der anderen Person auf dem Sofa gewahr und stoppte. Langsam kam die Erinnerung zurück. Babysitten…
Matti, dem seine Haare wild um den Kopf herum abstanden saß zusammengesunken und mit kleinen Augen ihr gegenüber auf dem Sofa.
„Morgen.“ Nuschelte er, als er bemerkte, dass sie ebenfalls wach geworden war.
„Guten Morgen.“ Erwiderte Martta und gähnte dann erst mal ausgiebig. Ihre rechte Hand wanderte in ihren Nacken, den sie mit schmerzlich verzogenem Gesicht zu kneten begann.
„Wie hast du geschlafen?“ Matti saß immer noch unbeweglich, müde und verstrubbelt auf dem Sofa und hatte sich noch keinen Zentimeter bewegt. Marttas Hand wanderte weiter nach unten, während sie im Sessel nach vorne rutschte und sich aufrecht hinsetzte. Stöhnend drückte sie den Rücken durch.
„Naja, geht so.“ Beantwortete sie Mattis Frage wahrheitsgemäß. „Wie man halt auf so einem Sessel schläft.“ Es kam ihr völlig surreal vor, hier mit ihm am frühen Morgen zu sitzen und eine solche alltägliche Unterhaltung zu führen.
„Tut mir leid. Ich hätte dir die Couch überlassen sollen.“ Martta hob eine Augenbraue.
„Aha!? Und warum?“ Verwirrt sah Matti sie an.
„Naja, es wäre gentlemanlike gewesen.“ Marttas Augenbraue stieg noch höher. Seit wann war Matti ein Gentleman? Abgesehen davon, dass sie ihm nicht zugetraut hatte, dass er solche Wörter kannte.
„Nicht?“ Verwirrt sah er sie an.
„Wohl schon. Aber ich habe Schwierigkeiten die Wörter Matti und Gentleman in einen Satz zu bringen.“ Gab Martta wahrheitsgetreu zurück.
„Da hast du wohl recht, da es ja doch ich war, der auf der Couch geschlafen hat.“ Nahm er es nicht persönlich. Außerdem war er noch viel zu müde um mit Martta zu streiten. Und ihr viel zu dankbar, wie er sich eingestehen musste. „Ich kann dir im Nachhinein also nur anbieten dich zu massieren.“
„DU willst mich MASSIEREN?“ Ein fast schon geschockter Ausdruck breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Matti zuckte nur mit den Schultern und beruhigte sich innerlich selbst. Jetzt nur ruhig bleiben, sonst war die ganze gegenseitige Annäherung des vergangenen Abends umsonst.
„Es war nur ein Angebot. Du musst ja nicht. Du kannst auch den ganzen Tag krumm und mit Schmerzen herumlaufen.“ Er zwinkerte ihr zu, um das Gesagte abzumildern. Doch Martta glaubte nicht, was da geschah. Er zwinkerte ihr zu? Er wollte sie massieren? Es war ja jetzt nicht so, dass sie bis gestern Abend nicht mal in einem Zimmer sein konnten, ohne sich anzufahren, dachte sie ironisch. Und dann wollte er ihr gleich so nahe wie bei einer Massage kommen? Sie anfassen? Und dann auch noch am Besten halb nackt?
„Ich weiß nicht.“ Sie war unsicher. Eigentlich würde ihr eine Massage sicher gut tun, aber sich von ihm durchkneten zu lassen? Wohl doch eher nicht.
„Du kannst es dir ja noch überlegen.“ Beendete Matti diplomatisch das Thema.
„Mhm.“ Gab ihm Martta eine undefinierbare Antwort, doch Matti kam nicht dazu nachzuhaken oder weiter darüber nachzudenken, da sich in diesem Moment die Wohnzimmertür öffnete und Jussi, eine noch etwas verschlafene Kia im Arm, das Zimmer betrat.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:39 
Offline
Wachser
Benutzeravatar

Registriert: Mi 23. Jul 2008, 19:40
Beiträge: 186
„Guten Morgen.“ Er sah völlig übernächtigt aus.
„Morgen.“ Martta musste lächeln, als sie die Zwei mit ihren Sturmfrisuren sah. Frisurentechnisch konnten sie jedenfalls nicht leugnen Vater und Tochter zu sein.
„Wie habt ihr geschlafen?“ Jussi ließ sich auf den zweiten Sessel sinken und bettete seine Tochter um, damit er sie besser halten konnte.
„Geht so.“ Meldete sich nun auch Matti brummend zu Wort, während Martta schmerzhaft das Gesicht verzog.
„Ich hab schon mal besser geschlafen.“
„Ich hab noch überlegt, ob ich euch wecken soll, aber ihr habt so schön geschlafen.“ Jussi wandte sich an Martta. „Was mich zu der Frage bringt, was du hier machst?“ Fragte er die Frage, die ihm schon in der vergangenen Nacht im Kopf herum gegeistert war. Etwas Unverständliches brummend verlies Matti das Zimmer. Martta gähnte hinter vorgehaltener Hand, so dass sich ihre Antwort verzögerte.
„Deinem Bruder beibringen wie man wickelt.“ Gab sie schließlich genuschelt zur Antwort.
„Aber wieso du? Also versteh’ mich jetzt bitte nicht falsch, ich freue mich, dass du hier bist, aber ich war doch sehr überrascht dich hier zu sehen.“ Martta zuckte mit den Schultern.
„Frag mich mal, wie überrascht ich war, als er angerufen hat.“
„Habt ihr euch wieder vertragen?“
„Nein.“ Sie schüttelte langsam den Kopf. „Ich verstehe es auch nicht so recht, aber er klang so verzweifelt, irgendwie musste ich da kommen.“
„Nur weil er keine Windel wechseln konnte?“
„Nein, Kia hat geweint und wollte einfach nicht aufhören.“
„Und du hast sie beruhigt?“ Jussi strich seiner Tochter zärtlich über den Rücken. Martta grinste.
„Ich habe sie auf den Arm genommen und dann war sie still.“
„Einfach so?“ Er hob eine Augenbraue.
„Einfach so.“ Bestätigte Martta.
„Darf ich dich dann demnächst mal ausleihen, wenn sie wieder weint?“ Scherzte Jussi.
„Kommt drauf an, was für mich drin ist?“ Ging sie auf den scherzhaften Ton ein.
„Was war den heute drin?“ Martta zuckte mit den Schultern.
„Nichts.“
„Er hat dir nichts dafür geboten?
„Doch, hat er.“ Matti war wieder zurück ins Wohnzimmer gekommen. „Ich hab angeboten sie zu massieren, da sie sich verlegen hat. Aber das wollte sie nicht.“ Er ließ sich wieder aufs Sofa fallen.
„So? Warum nicht? Er kann das gut – habe ich jedenfalls gehört.“ Setzte Jussi nach einer kleinen Pause noch hinzu.
„Wie geht es eigentlich Kaisa?“ Wechselte Martta abrupt das Thema.
„Schon besser.“ Jussi lächelte erleichtert. „Es war nicht so dramatisch wie es aussah. Sie hatte ziemlich starke Schmerzen im Bauch. Aber sie hat Medikamente bekommen und schläft jetzt.“
„Die Glückliche.“ Martta ließ sich tiefer in den Sessel rutschen und zog die Füße an.
„Bist du noch müde?“ Mischte sich nun, zum Erstaunen von Martta und Jussi, Matti ein.
„Ja.“ Wie zur Bestätigung des Gesagten musste sie wieder Gähnen. „Aber wenigstens ist heute Samstag, da kann ich nachher weiterschlafen.“
„Wollt ihr was frühstücken, oder lieber schnell nach Hause?“ Erkundigte sich Jussi.
„Also ich will lieber heim. Weiterschlafen.“ Erneut gähnte sie. „Oh man, hört das denn nie auf?!“
„Scheinbar nicht. Wie kommst du nach Hause? Soll ich dich fahren?“ Martta schüttelte den Kopf.
„Ich bin mit dem Fahrrad da.“
„Du bist mit dem Fahrrad da?“ Echote Matti sprachlos. „Du bist gestern Nacht mit dem Fahrrad hergefahren?“
„Ja.“ Sie hob eine Augenbraue. „Weißt du, Autos wachsen nicht auf Bäumen. Und ich hab keins.“
„Aber…“ Suchte Matti nach Worten. Es war ihm unangenehm, dass sie mitten in der Nacht wegen ihm mit dem Fahrrad durch die halbe Stadt gefahren war. Doch ihm fiel nichts ein, was er erwidern konnte, also klappte sein Mund wie bei einem Fisch lautlos wieder zu.
„Ich sehe schon, ihr könnt euch bestens alleine unterhalten.“ Grinsend stand Jussi auf. Kia war in seinen Armen unruhig geworden. „Ich seh’ mal zu, dass die kleine Prinzessin was zu Essen bekommt.“ Damit verschwand er eilig aus dem Zimmer. Martta konnte nicht anders, als auch zu grinsen. Sie mochte diesen trockenen Humor.
„Soll ich dich mitnehmen?“ Ignorierte Matti die Bemerkung seines Bruders.
„Wohin?“ Martta zog eine Augenbraue hoch.
„Zu mir natürlich.“ Matti verdrehte die Augen, was Martta nun zum loskichern brachte. Sah das bekloppt aus! Irritiert sah er sie an.
„Du siehst aus wie eine schielende Schildkröte, wenn du die Augen verdrehst.“ Erklärte sie, immer noch kichernd.
„Na danke.“ Matti schüttelte mit dem Kopf. Schielende Schildkröte! Wie kam sie denn auf so was?! „Ich meinte aber eigentlich, ob ich dich nach Hause fahren soll. Zu dir nach Hause.“ Setzte er schnell noch hinzu.
„Das ist eine verlockende Idee.“ Gab Martta zu. Sie fühlte sich wie gerädert und todmüde. „Aber mein Fahrrad steht hier vor dem Haus.“ Ihre Stimme klang fast ein wenig bedauernd. Sie hätte schon noch lieber Matti noch für ein paar Minuten ertragen, wenn sie dann schnell und ohne so richtig wach zu werden, wie man das auf dem Fahrrad zwangsläufig wurde, in ihr Bett kam.
„Das passt schon in den Kofferraum. Komm, lass uns fahren.“ Entschlossen erhob er sich, Martta hob jedoch nur eine Augenbraue.
„Ich habe nicht ja gesagt.“
„Aber sehnsüchtig an dein Bett gedacht, dass du auf diese Weise viel schneller und bequemer erreichen würdest.“ Grinste Matti und verließ, ohne sich noch einmal umzusehen, das Wohnzimmer. Martta sah ihm hinterher, dann kapitulierte sie vor sich selbst. Jetzt hatte sie seine Gegenwart so lange ertragen, da kam es wirklich nicht auf die paar Minuten an. Und sie hörte ihr Bett wirklich sehr laut nach ihr rufen.
Also erhob sie sich und streckte sich noch einmal mit schmerzverzerrtem Gesicht. Das würde noch lustig werden mit ihrem Rücken! Dann begab sie sich in den Flur, auf der Suche nach Matti.
Der Gesuchte lehnte in der Küchentür und beobachtete seinen Bruder dabei, wie er eine Flasche für Kia anrührte.
„Ich komme mit, wenn das okay ist.“ Sie blieb schräg hinter ihm stehen, so dass sie auch in die Küche sehen konnte.
„Klar ist es das. Sonst hätte ich es ja nicht angeboten.“ Als er ihre Stimme hinter sich hörte, wandte er den Kopf zu ihr um.
„Also wollt ihr kein Frühstück?!“ Schlussfolgerte Jussi.
„Nein danke.“ Martta grinste etwas schief. „Lieber ins Bett.“


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:39 
Offline
Wachser
Benutzeravatar

Registriert: Mi 23. Jul 2008, 19:40
Beiträge: 186
„Da vorne musst du…“ Erklärte Martta Matti und deutete nach rechts. Sie hatten wirklich ihr Fahrrad ohne größere Probleme in sein Auto bekommen und waren nun auf dem Weg zu ihr.
„Ich weiß.“ Unterbrach er sie sanft und bog nach rechts ab.
„Mh.“ Martta steckte beide Hände zwischen ihre Oberschenkel und zog die Schultern abwehrend zusammen. „Tut mir leid.“ Auf so kleinem Raum mit ihm zusammen zu sein ließ sie unwillkürlich wieder in Abwehrstellung gehen.
„Was?“ Matti stoppte an einer Vorfahrtsstrasse und wandte sich zu ihr. „Nur weil du mir den Weg zeigen wolltest? Seit wann bist du denn so kleinlaut?“ Er schnaubte fast schon belustigt. Martta seufzte.
„Seitdem ich versuche einen Weg zu finden, ohne Verlust allen Selbstrespekts dein Angebot anzunehmen.“
„Mein Angebot?“ Matti verstand nur Bahnhof. Mit einem eleganten Schwung parkte er vor dem Haus von Marttas Tante und Onkel.
„Das Massieren.“ Erklärte sie leise. „Mein Rücken bringt mich um.“ Matti zog die Augenbrauen hoch. Vor Überraschung. Es hätte ihr nicht zugetraut, dass sie eingestehen würde, dass sie seine Hilfe wollte.
„Echt?“ Überrascht stellte er das Auto aus und zog den Zündschlüssel ab.
„Ja, sag ich doch.“ Sie verdrehte die Augen. „Weder Anneli noch meine Familie sind da, also muss ich den ganzen Tag krumm wie eine alte Frau herumschlurfen, oder dein Angebot annehmen. So es denn noch gilt.“ Setzte sie vorsichtig hinzu.
„Ja, klar.“ Matti schnallte sich ab, öffnete die Fahrertür und stieg aus. Martta folgte. Als sie das hintere Ende des Wagens erreichte, hatte er schon ihr Fahrrad herausgehoben und drückte es ihr in die Hand.
„Danke.“ Sie warf ihm einen, nun wieder zurückhaltenden, Blick zu. „Kommst du?“ Er nickte und folgte ihr. Martta stellte ihr Fahrrad unter den kleinen Unterstand neben dem Haus ab, wo sich schon allerlei Gerümpel angesammelt hatte und schloss dann die Haustür auf.

Während er sich die Hände gewaschen hatte, war sie wieder in ihre Kleidung geschlüpft.
„Danke.“ Vorsichtig sah sie ihn an.
„Ich habe zu danken.“ Matti blieb ein paar Schritte von ihr entfernt stehen. „Das hat mir echt viel bedeutet, dass du gekommen bist und mir geholfen hast. Ich war da echt kurz vorm verzweifeln.“ Ungewohnt offen sah er sie an. Martta zuckte mit den Schultern.
„Sonst hättest du wohl kaum angerufen.“ Sie konnte seinen Blick so direkt nicht entgegnen und sah daher lieber auf den Boden. Da stand noch viel zuviel ungesagt zwischen ihnen, dass sie nicht einfach so übergehen konnte.
„Nein, wohl nicht.“ Gab Matti zu.
„Dann noch ein schönes Wochenende.“ Wünschte sie und sah ihn nun wieder direkt an.
„Dir auch.“ Martta meine fast ihr Herz bliebe stehen, als sie ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht bemerkte. Wo kam das denn her? „Was machst du denn am Wochenende?“ Erkundigte er sich, während er sich herumdrehte und die Zimmertür öffnete.
„Ich weiß nicht so recht. Ich hab noch nichts vor, aber auf jeden Fall muss ich ausspannen.“ Sie hatte den Flur erreicht und Matti bückte sich, um seine Schuhe anzuziehen.
„Hast du Lust, heute Abend zum Feuerwerk zu gehen?“ Immer noch hockte er am Boden und band seine Schuhbändel.
„WAS?“ Martta fiel alles aus dem Gesicht. Ungläubig starrte sie auf seinen Rücken. Was war denn das jetzt? Als er ihre heftige Reaktion wahrnahm, hob er den Kopf und sah sie an.
„Es war nur eine Frage Martta.“ Erklärte er ruhig. Warum er sie gestellt hatte, konnte er auch nicht so recht erklären. Wahrscheinlich hatte ihn das Zusammensein mit ihr in alte Zeiten zurückversetzt, in denen eine solche Frage völlig normal gewesen wäre.
„Ich gehe jetzt.“ Erlegte die Hand auf die Türklinke. „Noch mal danke für deine Hilfe.“ Martta nickte.
„Tschüß.“ Er öffnete die Tür und war im nächsten Augenblick verschwunden.
Martta starrte noch einen Moment die geschlossene Tür an, dann zog sie sich in ihr Zimmer zurück. Die letzten zwölf Stunden hatten ihr mehr als genug Stoff zum Nachdenken gegeben.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:40 
Offline
Wachser
Benutzeravatar

Registriert: Mi 23. Jul 2008, 19:40
Beiträge: 186
Martta gab die Nudeln in das sprudelnde Wasser, dann widmete sie sich wieder der Sauce. Sie hatte den ganzen Vormittag und auch noch den halben Nachmittag mehr oder weniger vertrödelt, doch nun hatte sie Hunger bekommen.
Mit einem Kochlöffel rührte sie in den Zwiebeln herum und befand sie als weich, dann gab sie eine Dose Tomaten hinzu und rührte weiter.
Sie hatte viel nachgedacht in den vergangenen Stunden. Über sich und auch über Matti und ihre Vorwürfe ihm gegenüber. Sie hätte gerne mit Anneli über ihre Gedanken geredet, doch die war mit Joni übers Wochenende weggefahren und somit unerreichbar.
Denn sie musste der Freundin nun doch zugestehen, bis zu einem gewissen Grad recht gehabt zu haben. Es war für sie immer so schön praktisch gewesen, alles auf Matti abzuwälzen, da hatte sie nicht über ihre eigenen Schuldgefühle nachdenken müssen und irgendwann war es eben zur Gewohnheit geworden, ihn zu hassen und zu beschuldigen. Doch all das war fünf Jahre her und wahrscheinlich hatte Anneli recht, dass der Matti heute mit dem von vor fünf Jahren nicht mehr viel gemeinsam hatte.
Doch am meisten bestürzte sie die Erkenntnis, dass sie ihn vermisst hatte. Seine Person und ganz besonders ihre Freundschaft. Als Aina gestorben war, hatte sie nicht nur ihre beste Freundin verloren, sondern auch noch einen ihrer engsten Freunde.
Als der Kurzzeitwecker klingelte und damit verkündete, dass die Nudeln fertig waren, goss sie diese ab, nahm sich Sauce und Käse und ließ sich am Küchentisch nieder. Doch sie fing nicht an zu essen, sondern starrte ihren Teller nur an. Schließlich fuhr sie sich übers Gesicht, erhob sich wieder und kehrte mit ihrem Handy und einem Zettel an den Tisch zurück. Nach kurzem Zögern wählte sie die auf dem Zettel notierte Nummer.
„Hallo?!“ Hörte sie schon kurz nach dem ersten Läuten eine helle Stimme am anderen Ende.
„Hei, hier ist Martta.“
„Oh, hei. Ich habe gehört, dass du heute Nacht meinen Schwager gerettet hast. Danke, dass du dich um Kia gekümmert hast.“ Redete Kaisa gleich los.
„Ja. Aber das habe ich doch gerne gemacht – also mich um die Süße gekümmert.“ Sie konnte Kaisas Lachen durchs Telefon hören.
„Jede andere Antwort hätte mich jetzt auch gewundert.“
„Da hast du wohl recht.“ Gab Martta zu. „Sag mal, ist Jussi zu sprechen?“
„Gerade nicht, nein. Der ist mit Kia raus gegangen und ich musste hier bleiben, weil ich nicht aufstehen soll.“ Martta konnte deutlich hören, dass dies der Anderen missfiel.
„Wie geht es dir denn überhaupt?“
„Viel besser. Es war ja glücklicherweise nichts Gravierendes, aber das weiß man ja nie vorher. Aber kann ich dir helfen, oder muss es Jussi sein?“ Martta zögerte, überwand sich dann jedoch.
„Wenn du Mattis Handynummer kennst, kannst auch du mir helfen.“
„Okay, jetzt bin ich baff.“ Hörte Martta Kaisa nach einem Moment des Schweigens überrascht ausstoßen. „Was willst du denn damit?“
„Ihn kontaktieren?“ Fragte Martta zurück. Sie hatte keine Lust auf große Erklärungen, sonst hätte sie es sich am Ende doch anders überlegt.
„Ja, ich hab sie, warte kurz.“ Kaisa hatte verstanden, dass sie keine weiteren Erläuterungen bekommen würde. „So, jetzt hab ich sie.“ Konnte sie nach einer Weile die Andere wieder sagen hören. „Hast du was zu schreiben?“
„Ja.“
„Also gut.“ Kaisa diktierte die Nummer. „Hast du sie?“
„Ja, danke.“
„Und du willst mir wirklich nicht erzählen, was du damit willst?“
„Nein.“ Verneinte Martta kurz angebunden.
„Okay, dann werde ich wohl mit meiner Neugier leben müssen. Aber sein nett, versprochen?!“
„Ich versuchs.“ Antwortete Martta und das war auch wirklich ihr fester Vorsatz.
„Das wird wohl reichen müssen. Dann Tschüß, meine Süßen kommen gerade zurück.“
„Grüß sie von mir, ja? Bis demnächst.“
„Mach ich, Ciao.“
Martta legte auf und starrte ihr Handy an. Sollte sie wirklich…?


Gemütlich trabte Matti vor sich hin. Er genoss es bei dem schönen Wetter durch die Gegend zu joggen. Sein mp3-Player beschallte ihn dabei mit guter Musik und seiner Meinung nach, gab es wenige entspannendere Tätigkeiten. Auf die Musik lauschend lief er gedankenverloren über den Fußweg und schreckte erst auf, als es in seiner Hosentasche zu vibrieren begann. Die kurze Zeit der Vibration verriet ihm, dass es eine SMS gewesen war. Einen Moment überlegte er, ob es warten konnte, doch dann siegte doch die Neugier. Also hielt er an und zog sein Telefon hervor.
Befremdet zog er die Augenbrauen zusammen. Es war eine unbekannte Nummer. Wer wollte denn da was von ihm? Naja, er würde es wohl nur herausfinden, wenn es nachsah, also öffnete er die SMS.
‚Wann und wo? Martta’ war alles was sie enthielt. Überrascht starrte er die Nachricht an. Was war denn das jetzt? Wollte sie doch mit das Feuerwerk angucken? Eigentlich hatte er den Gedanken schon abgehakt gehabt dort hinzugehen, aber jetzt…? Was sollte er antworten? Wollte er überhaupt noch mit ihr dort hingehen, oder war es nur eine fixe, melancholische Idee gewesen?


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 83 Beiträge ]  Gehe zu Seite 1, 2, 3, 4, 5  Nächste

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde


Wer ist online?

0 Mitglieder


Ähnliche Beiträge

FEEDBACK: Wer einmal lügt...
Forum: Finn FFs
Autor: Lotta
Antworten: 219

Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron
Powered by phpBB® Forum Software © phpBB Group



Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: NES, Foto, Erde, USA, Bild

Impressum | Datenschutz