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 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:40 
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Wachser
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„Hi. Bin ich zu spät?“ Matti drehte sich herum und sah direkt in Marttas vom Laufen erhitztes Gesicht. Dann warf er einen Blick auf die Uhr. Der Sekundenzeiger sprang in diesem Moment auf die Zwölf. Es war genau halb elf. Typisch Martta, immer auf die Sekunde pünktlich.
„Nein. Ich bin auch gerade erst gekommen.“
„Dann ist’s ja gut.“ Er sah sie vorsichtig lächeln, nickte jedoch lediglich als Antwort.
„Magst du?“ Sie hielt ihm etwas hin und er senkte den Blick auf ihre Hände. Sie hielten zwei Flaschen Bier die, da sie so kalt waren, einen feuchten Beschlag hatten. Überrascht sah er sie an. Sie erwiderte den Blick vorsichtig, doch er sah ihre Unsicherheit, da sie nervös auf ihrer Unterlippe herumkaute.
„Das ist ein Friedensangebot.“ Sie verzog das Gesicht schief. „Ich hätte dich nicht so anfahren sollen.“
„Ich habs überlebt.“ Matti musste unwillkürlich lächeln. „Und ja, ich hätte gerne eins.“ Sie reichte ihm beide Flaschen und kramte dann aus ihrer Hosentasche einen Flaschenöffner heraus.
„Was ist denn das?“ Matti deutete mit dem Kinn auf das riesige Ding in ihrer Hand.
„Ein Flaschenöffner?“ Sie hob eine Augenbraue, redete jedoch dann schnell weiter: „Ich beherrsche keinen der Tricks, wie man eine Flasche ohne einen auf kriegt und ich wollte es nicht darauf ankommen lassen.“ Sie nahm ihm eine der Flaschen ab und reichte ihm den Öffner. „Aber sei vorsichtig, ich fürchte, ich habe die Flaschen geschüttelt.“
„Danke für die Warnung.“ Er hielt die Flasche und den Öffner so weit von sich weg wie es ging und öffnete das Bier. „Das ging ja.“ Er reicht ihr die offene Flasche und erhielt dafür die andere. Dann steckte sie den Flaschenöffner wieder ein.
„Prost.“ Er hielt ihr die Flasche zum Anstoßen hin.
„Ja, Prost.“ Sie ließ ihre dagegen klackern. Beide tranken einen ersten Schluck.
„Wann geht’s denn los?“ Martta sah sich interessiert um. Langsam kamen immer mehr Menschen ans Ufer des Kallavesi zusammen. Das Feuerwerk sollte von einer im See montierten Plattform abgeschossen werden.
„Um Elf.“ Auch Matti ließ seinen Blick schweifen. „Ich frage mich allerdings, ob es nicht etwas zu hell ist für ein Feuerwerk.“
„Ach, es sind doch noch ein paar Minuten.“ Sah sie es positiv. Ein kleines Lächeln war auf ihrem Gesicht erschienen.
„Was ist?“ Matti hatte es bemerkt.
„Mhm?“ Martta sah ihn fragend an.
„Du scheinst dich zu freuen.“ Tastete er sich weiter vor.
„Ich habe nur überlegt, wann ich das letzte Mal ein Feuerwerk gesehen habe.“
„Und?“
„Vor drei Jahren. Im Urlaub in Italien. Das war aber eigentlich ganz schrecklich, da es irgendwie relativ heftige Erschütterungen gab und ständig die Alarmanlagen von den geparkten Autos angingen. Das hat vielleicht genervt.“ Sie musste bei dem Gedanken lachen.
„Wo warst du da in Italien?“ Fragte Matti weiter. Urlaub erschien ihm ein unverfängliches Thema zu sein. Irgendwie hatte er immer noch Angst, dass sie irgendetwas in den falschen Hals bekam. Das wieder gewonnene Vertrauen war noch mehr als dünneisig.
„Auf Sizilien. Mit Anneli.“ Erklärte sie bereitwillig. Urlaub war ein gutes Thema für einen Smalltalk, auf mehr wollte sie es nun wirklich nicht ankommen lassen.
„Und ihr seid nicht der Mafia in die Finger geraten?“ Scherzte Matti.
„Nein, nein Natürlich nicht. Wobei Anneli viele Verehrer hatte.“ Jetzt musste sie wieder Lachen. „Und ich meine richtig viele.“
„Und du nicht?“
„Ich? Nein. Ich doch nicht. Ich bin außerdem nicht blond.“ In diesem Fall war sie über diesen Zustand auch nicht wirklich traurig gewesen. Anneli hatte diese Aufmerksamkeit und die ständigen dummen Sprüche tierisch angenervt.
„Warst du das nicht mal?“ Erinnerte sich Matti.
„Oh, nein!“ Stöhnte Martta. „Erinnere mich nicht daran, das hatte ich gerade so erfolgreich verdrängt!“
„Ich fands nicht so schlecht.“ Zuckte er mit den Schultern.
„Ja aber auch nur, weil deine Frisur noch mehr zum fürchten war. Du meine Güte!“ Martta schlug die Hände vors Gesicht. „Man sollte Haarfarben erst ab Achtzehn kaufen dürfen, dann würde so manche Jugendsünde vermieden werden.“
„Solange das deine einzige Jugendsünde war.“ Lachte Matti.
„Es kann ja nicht jeder soviel Dreck am Stecken haben wie du!“ Ohne dass sie es eigentlich wollte, schossen diese Worte aus ihrem Mund und die eigentlich lockere Stimmung, die zwischen ihnen geherrscht hatte, schlug in die altbekannte Gereizte um.
„Okay.“ Matti sah sie ruhig an. „Sind wir also bei Thema angekommen. Können wir dann auch bitte endlich mal vernünftig darüber reden?“
„Dann rede!“ Forderte sie.
„Mhm.“ Er nickte.
„Fehlen dir jetzt die Worte?“ Innerlich biss sie sich auf die Zunge. Sie hatte doch schweigen wollen, aber solche Dinge kamen einfach ganz von alleine aus ihr heraus in seiner Gegenwart. Die Macht der Gewohnheit.
„Es ist nicht so ganz einfach und du machst es mir auch nicht gerade leicht.“ Seufzte er.
„Aina hatte es auch nicht leicht.“
„Martta bitte! Glaube mir. Es gab niemals etwas zwischen uns und das habe ich Aina auch klipp und klar vorher gesagt. Wir waren jung. Das war Spaß, von beiden Seiten her. Einmal Spaß. Sie wusste, dass sie nicht das Mädchen war, in das ich verliebt war.“
„Deine Gefühle müssen ja mächtig stark gewesen sein, wenn du einfach mit Aina in Bett gegangen bist. Und wer war überhaupt die Unglückliche?“ Sie sah ihn immer noch wütend an, merkte jedoch schnell, dass das zu viel gewesen war. Sie konnte richtig sehen, wie er zu machte und sein Gesichtsausdruck verschlossen wurde.
„Das kannst du nicht beurteilen und es geht dich auch nichts an.“
Prüfend musterte sie ihn für einen Moment und dann schüttelte sie den Kopf.
„Nein, du hast Recht. Das geht mich wirklich nichts an. Aber Aina hat sich wirklich Hoffnungen gemacht, ganz egal was du ihr erzählt hast.“ Sie merkte wie sie langsam wieder herunterkam, sich beruhigte.
„Das tut mir leid.“ Matti seufzte und fuhr sich durch die Haare. „Das wusste ich echt nicht. Es war nun wirklich nicht meine Absicht sie zu verletzen.“
Ein durchdringendes Quitschen und dann ein lauter Knall unterbrachen ihr nun doch ernsthaftes Gespräch. Beide sahen ruckartig nach oben und folgten den Lichtsternen, die sich über den Himmel ausbreiteten.
„Wow!“ Entfuhr er Martta ungewollt. Das musste eine Riesenrakete gewesen sein, die den ganzen Himmel über ihnen zum funkeln brachte. Es war ein überwältigender Anblick.
„Schön, nicht?!“ Hörte sie Mattis leise Stimme neben sich und nickte andächtig.


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Do 24. Jul 2008, 14:40 


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 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:41 
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Wachser
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Martta schluckte und als weitere Raketen in den Spätsommerhimmel aufstiegen, begann sie schließlich leise zu erzählen.
„Manchmal finde ich immer noch Gefallen an der Kindergeschichte, dass die Toten Sterne am Firmament sind und auf uns nieder sehen. Das hat Leena mir immer erzählt, wenn ich abends im Bett geweint habe. So konnte sie mich meistens trösten und ich habe stundenlang am Fenster gestanden und hinaufgesehen.“ Sie konnte sich nicht so recht erklären, warum sie gerade ihm dies alles erzählte. Vielleicht war es eben der finale Knall gewesen. Ein reinigender Streit. Sie wusste es nicht und es spielte im Prinzip auch keine Rolle.
Matti lauschte stumm ihren Ausführungen. Es überrascht ihn, dass sie so offen so etwas persönliches erzählte und das nur einen Moment nachdem sie sich angefeindet hatten. Aber irgendwie machte es ihn auch stolz. Es gab mit Sicherheit nicht viele Menschen, die diese Geschichte kannten. Und er konnte sich direkt vor sich sehen, die kleine Martta im Schlafanzug, die abends am Fenster stand.
„Tut mir leid. Ich sollte dich nicht mit so einem sentimentalen Mist langweilen.“ Ihre Augen folgten den surrenden Raketen, die gerade in schneller Abfolge in den Himmel geschossen wurden. Ihr plötzlicher Ausbruch war ihr nun peinlich.
„Das…“ Er wusste nicht so recht, was er jetzt sagen sollte. „Das langweilt mich nicht Martta.“ Er hatte sich ihr zugewandt und sah ihr ins Gesicht. Doch sie sah eisern weg. „Von der Seite her habe ich es noch nie betrachtet.“ Gab es dann zu.
„Von welcher?“ Fragte sie leise mit erstickter Stimme nach, als er nicht weiter sprach.
„Dass Aina schon der dritte Mensch war den…den du verloren hast.“ Solche Dinge fielen ihm immer so schwer auszusprechen und er hatte das Gefühl das alles, was er sagte nur falsch sein konnte. Martta begannen die Tränen die Wangen herunter zu laufen, obwohl sie verzweifelt versuchte sie zu stoppen.
„Sie war meine beste Freundin. Und ich konnte ihr nicht helfen.“ Schluchzte sie und wandte sich dann ab. Er sollte sie nicht so sehen, sie war schon viel zu weit gegangen. Hatte sich schon viel zu weit geöffnet. Energisch zog sie die Nase hoch und wischte sich die Tränen vom Gesicht.
„Tut mir leid.“ Sie stellte sich wieder neben Matti und sah in den von bunten Lichtern erhellten Himmel.
„Was?“ Irritiert sah er zu ihr rüber. „Das muss dir doch nicht Leid tun. Also wirklich Martta!“ Er legte ihr die Hand auf die Schulter und drehte sie sanft so, dass sie ihn ansehen musste. Sie zuckte unsicher mit den Schultern.
„Was weiß denn ich? Das ist alles so ungewohnt.“ Er konnte selbst durch die minimale Berührung seiner Hand an ihrer Schulter spüren, wie verkrampft sie war.
„Ich weiß.“ Stimmte er leise zu. „Ich finde es auch ganz komisch. Irgendwie vertraut, aber dann natürlich nicht wirklich.“
„Ja. Ich weiß was zu meinst.“ Martta hatte die Arme vor dem Körper verschränkt und starrte weiter die Lichtspiele an.
„Vorsicht!“ Martta war so in das Geschehen am Himmel versunken gewesen, dass sie nicht bemerkt hatte, dass sie ungewollt einen Schritt nach hinten gestolpert war und fast das Übergewicht bekommen hätte. Im letzten Moment hatte Matti geistesgegenwärtig den Arm um sie gelegt und sie so vor dem sicheren Sturz bewahrt.
„Hoppla.“ Mit einer Hand an seinem Bauch in der anderen am Rücken hielt sich an ihm fest bis sie das Gleichgewicht wieder gefunden hatte. „Danke.“ Sie ließ ihn wieder los, doch Matti ließ seine Hand locker an ihrem Rücken ruhen. Nicht dass sie noch mal ins Straucheln geriet! Sie schien es jedoch nicht mitzubekommen, da sie sich wieder auf das Feuerwerk konzentriert hatte. Auch Matti wandte den Blick nun wieder dem Himmel zu.
„Schön wars.“ Nach dem Ende des Feuerwerks wandte sich Martta wieder Matti zu. Immer noch lag seine Hand leicht an ihrem Rücken, aber irgendwie war die Wärme, die von ihm ausging und die sie so spüren konnte, beruhigend. „Danke Matti.“ Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln.
„Jederzeit.“ Auch sein Mundwinkel verzog sich ein wenig schief.
„Dann lass uns mal gehen. Oder willst du noch hier bleiben?“ Martta musste gähnen und wandte sich etwas ab. „Entschuldigung. Aber ich bin hundemüde.“
„Dann gehen wir wohl besser.“ Er beobachtete wie sie sich bückte und die beiden leeren Bierflaschen aufhob.
„Ja, lass uns gehen.“
„Wie bist du hier? Zu Fuß?“ Sie schlenderten nebeneinander her.
„Ja.“ Martta nickte.
„Okay.“ Matti schlug die Richtung zum Haus von Marttas Onkel und Tante ein.
„Du musst mich aber nicht heimbringen.“ Sie stoppte und sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Das ist ja ein totaler Umweg für dich.“
„Ich möchte aber.“ Matti setzte sich einfach wieder in Bewegung. Sie einfach so alleine stehen zu lassen bzw. allein nach Hause gehen zu lassen erschien ihm dieses, ja fast denkwürdigen, Abends nicht würdig.
„Okay.“ Martta zuckte mit den Schultern und folgte ihm. Wenn sie nicht alleine durch die dunklen Straßen laufen musste, sollte ihr das nur recht sein. Matti verlangsamte seinen Schritt so lange, bis sie wieder neben ihm herlief. Sie schwiegen, aber es war keines der feindseligen Schweigen, die sie so viele in den letzten Jahren geteilt hatten.
„Was machst du denn Rest des Sommers?“ Erkundigte sich Matti irgendwann.
„Naja, viel Sommer ist nicht mehr übrig fürchte ich.“ Sie seufzte. „Die Uni geht ja schon bald wieder los.“ Die Schule hatte schon wieder angefangen und da die Ferienspiele damit herum waren, hatte sie nun frei.
„Keine Lust auf Uni?“
„Doch, ist schon okay, aber von mir aus könnte einfach noch mal Sommer sein.“
„Das klappt wohl nicht.“ Sie hörte ihn leise lachen. „Da musst du wohl auf nächstes Jahr warten.“
„Das ist so lang.“ Martta rümpfte die Nase. „Aber ich wollte auf jeden Fall noch ein paar Tage wegfahren. Mit Anneli. Wir sind jedoch noch nicht dazu gekommen genaueres zu planen. Aber sie hat angeblich schon viele Ideen.“
Matti schluckte. Er kannte Annelis Seite des Plans und war sich allerdings nicht so sicher, wie Martta sie aufnehmen würde. Aber das Anneli ihrer Freundin noch nichts davon erzählt hatte, wunderte ihn doch schon ein wenig. Andererseits, vielleicht hatte sie sich auch noch nicht getraut, aus Angst vor Marttas Reaktion.
„Jaja, Anneli und ihre Ideen.“ Sagte er daher nur lapidar. Doch Martta fiel seine zurückhaltende Reaktion nicht auf. Zu sehr waren sie noch damit beschäftigt, den Anderen mit Samthandschuhen anzufassen, nicht Falsches zu tun oder zu sagen.
„Och, da ist schon die ein oder andere gute dabei.“ Martta war an die Spinnereien der Freundin gewöhnt.
„Was sie nicht weniger verrückt macht.“ Grinste Matti. Er mochte die Freundin seines besten Freundes. Manchmal zwar am liebsten in homöopathischen Dosierungen, aber er mochte sie.
„Das mag ja sein.“ Auch sie musste nun vor sich hin grinsen, als ihr einige von Annelis Aktionen durch den Kopf gingen.
„So, hier sind wir.“ Matti stoppte vor dem Haus von Marttas Onkel und Tante. Er hatte die Hände in die Hosentaschen geschoben und sah etwas unsicher vor sich hin. Okay, der Abend war mehr oder weniger glatt gelaufen, doch wie sollte er sich nun von ihr verabschieden? Er wusste es nicht und das verunsicherte ihn. Sollte er ihr zunicken und einfach verschwinden? Ihr die Hand geben oder sie umarmen, wie er das mit jeder normalen Freundin getan hätte? Aber war sie das nicht? Wurden sie das nicht gerade wieder – normale Freunde? So wie es früher gewesen war? Aber würde sie das zulassen?
„Was ist los Matti?“ Martta musterte ihn verwundert. Er schwieg schon eine geraume Weile, schien mit seinen Gedanken meilenweit weg zu sein und hatte seine Stirn in hohe Denkerfalten gelegt.
„Oh, entschuldige.“ Er kam wieder in der Wirklichkeit an. „Ich habe nachgedacht.“
„Das habe ich gemerkt.“ Ein belustigtes Lächeln hatte sich in ihrem Mundwinkel festgesetzt. „Verrätst du mir auch worüber, oder ist das geheim?“
Matti fuhr sich mit der flachen Hand übers Gesicht. Ja, was war es? War es geheim oder sollte er sie einfach fragen?
„Ich habe über heute Abend nachgedacht.“ Erwiderte er schließlich. „Dass es doch ganz…gut gelaufen ist.“
„Mhm.“ Martta nickte.
„Und ich es schön finde, dass wir wieder miteinander reden und etwas miteinander unternehmen können.“ Er studierte angestrengt seine Fußspitzen.
„Finde ich auch.“ Hörte er dann plötzlich Marttas leise Stimme neben sich. Sie war zu ihm getreten. „Danke für den Abend Matti. Ich… ich geh’ jetzt rein.“ Er hob den Blick und bemerkte, dass sie direkt vor ihm stand.
„Gute Nacht Martta.“ Er sah sie einfach nur an, wieder unsicher was er tun sollte.
„Ja, gute Nacht.“ Er spürte, wie sie nach seiner Hand fasste und diese kurz drückte. Dann schenkte sie ihm noch ein flüchtiges Lächeln und verschwand im Haus.
Eine Weile starrte Matti noch in die Dunkelheit, dann machte er sich auf den Nachhauseweg.

Martta hatte die Haustür hinter sich geschlossen, lunste aber durch das kleine Fenster neben der Tür wieder hinaus. Matti stand immer noch unbeweglich vor dem Haus, genauso wie sie ihn vor kurzem verlassen hatte. Nachdenklich legte sie den Kopf schief, während sie weiter nach draußen sah. Er hatte recht gehabt, es war zwar nicht immer ganz einfach gewesen an diesem Abend und manchmal hatte sie sich wie bei einem Drahtseilakt gefühlt, aber trotzdem war es ein Schritt in die richtige Richtung gewesen, da war sie sich nun ganz sicher. Sie musste ihn ja immer noch nicht zu ihrer Lieblingsperson deklarieren, aber ein normaler Umgang miteinander, was sicher keine schlechte Idee.
Sie sah, wie er sich schließlich abwandte und langsam begann die Straße entlang zu schlendern. Einen Moment sah sie noch hinaus, dann zog sie sich ihre Schuhe aus und ging in ihr Zimmer. Sie fühlte sich müde und KO und wollte endlich in ihr Bett. Sie spürte jetzt, wo sie zur Ruhe kam, dass sie der Abend seelisch doch ganz schön angestrengt hatte. Mehr als sie gedacht hätte.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:41 
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„Ratet mal, wen ich gestern beim Feuerwerk mit einer Frau gesehen habe?!“ Jussi sah in Villes breites Grinsen.
„Und wen?“ Er war nur mäßig daran interessiert, wen der Andere da schon wieder gesehen haben wollte.
„Deinen Bruder!“ Triumphierte Ville.
„Lass ihn doch.“ Mischte sich Kaisa beruhigend ein. Sie lag auf der Couch und sah schon wesentlich gesünder aus, als am vergangenen Tag. Doch Ville achtete nicht auf ihren begütigenden Einwurf, sondern plapperte gleich weiter.
„Und noch interessanter ist ja, mit wem er da war.“
„Mit wem denn?“ Jussi stimmte immer noch nicht in die Begeisterung seines Freundes ein.
„Ich sage nur braune Locken.“ Jussi verdrehte die Augen.
„Damit hast du die in Frage kommenden Frauen auf mindestens mehrere Hundert verringert.“ So viele Braun-gelockte gab es bestimmt in der Stadt.
„Aber nur eine, mit der er in den letzten Jahren kein gescheites Wort gewechselt hat.“ Genoss Ville seinen scheinbaren Triumph.
„Ach so, Martta. Ja, die haben sich wieder einigermaßen vertragen.“ Nickte Jussi, er sah immer noch nicht ganz die Sensation der Sache.
„So gut, dass er mit ihr herumknutscht?“ Trumpfte Ville auf.
„Sie haben geknutscht?“ Jetzt wurde Jussi doch aufmerksam.
„Ja.“ Ville nickte wild.
„Bist du dir sicher?“ Kaisa brachte der Geschichte etwas mehr Skepsis entgegen.
„Ja, klar. Ich hab sie ja mit eigenen Augen gesehen.“
„Na besser spät als nie.“ Begann Jussi nun doch zu grinsen.
„Wie meinst du jetzt das?“ Erkundigte sich Kaisa mit gerunzelter Stirn.
„Martta war Mattis erste große Liebe.“ Erklärte Jussi ihr zugewandt. „Mein Gott war der verliebt. Aber das ging ja jetzt doch ganz schön schnell.“
„Die waren mal zusammen?“ Kaisa musterte ihren Mann fragend. Das war jetzt aber doch neu für sie und irgendwie konnte sie es sich nicht wirklich vorstellen.
„Nein, nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Er hat es sich nie getraut ihr zu sagen. Das war eine unerwiderte, geheime große Liebe. Typisch Matti eben.“ Kaisa nickte verstehend.
„Und du bist dir wirklich sicher, dass du das richtig gesehen hast?“ Wandte sie sich dann wieder an Ville.
„Na, ich wird doch noch erkennen, wenn sich zwei küssen!“
„Trotzdem merkwürdig.“ Kaisa war noch nicht völlig überzeugt.
„Jedenfalls…“ Ville er hob sich. „War das alles, was ich euch erzählen wollte und jetzt lass ich die traute Familie auch wieder allein.“
„Reiß du den Mund nicht so weit auf.“ Jussi schob den Freund zur Tür.
„Tschüß Ville.“ Kaisa blieb sitzen, wank den Männern jedoch zu.
„Tschüß.“ Er nickte ihr zu und dann verschwanden sie im Flur und gleich darauf knallte die Haustür.
„Also ich bin da noch nicht völlig von überzeugt.“ Sie sah auf, als ihr Mann das Zimmer wieder betrat.
„Von dem was Ville sagt?“ Er griff nach der Kaffeekanne und schenkte sich eine weitere Tasse ein.
„Mhm.“ Sie nickte und sah dabei nachdenklich auf ihre Finger, die ihre Tasse spielerisch hin und her drehten. „Ich kann mir das einfach nicht vorstellen, ich meine gerade Martta. Hast du die mal einfach so rumknutschen sehen?“
„Nein. Wenn du es so sagst, nein.“ Er schüttelte den Kopf.
„Und dann mit Matti? Mit dem Mann, den sie mitverantwortlich für den Tod ihrer besten Freundin macht?“ Wieder schüttelte er nachdenklich den Kopf.
„Bevor wir uns hier den Kopf zerbrechen, frage ich Matti später mal.“ Versprach er.
„Mach das.“ Sie beobachtete wie er sich erhob und begann den Frühstückstisch abzuräumen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:42 
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Ein letztes Mal tauchte Martta unter, beim Auftauchen schleuderte sie ihre Haare zurück und wischte sich dann das Wasser aus Augen und Gesicht. Sie blickte sich um. Es war Sonntag und viele Menschen tummelten sich in der noch warmen Sonne am Seeufer. Ganze Familien hatten sich ausgebreitet, aber auch viele junge Leute genossen den Tag. Auch sie hatte sich spontan dazu entschlossen schwimmen zu gehen. Allein, denn alle, die sie hätte fragen wollen, waren an diesem Wochenende unterwegs.
Nachdem sie sich einmal umgesehen hatte begann sie in Richtung Ufer zu laufen. Auch wenn es nicht mehr ganz so heiß war, war ein solches erfrischendes Bad dennoch angenehm. Am Ufer angekommen strich sie die nassen Haare zurück, die noch in ihrem Gesicht klebten und lief dann zurück zu ihren Sachen.
Im Halbschatten eines Baumes hatte sie ihre Decke ausgebreitet. Sie griff nach ihrem Handtuch und trocknete sich flüchtig ab, dann rückte sie ein Stück in die Sonne und ließ sich genüsslich nieder, um sich von der Sonne richtig trocknen zu lassen. Mit geschlossenen Augen und dem Arm noch als weiterem Sonnenschutz darüber gelegt dämmerte sie vor sich hin.
„Oh, hallo Martta.“ Hörte sie nach einer ganzen Weile, sie hätte nicht sagen können wie lange sie schon dort lag, eine tiefe Stimme neben sich. Mühsam öffnete sie ihre Augen wieder und blinzelte in der plötzlichen Helligkeit. Sie setzte sich auf und sah ihr Gegenüber an.
„Hei Aki.“ Begrüßte den Kommilitonen. Sie kannte ihn nur flüchtig und wunderte sich im Stillen darüber, dass er sie angesprochen hatte.
„So ganz alleine? – Darf ich?“ Er ließ sich neben ihr auf der Decke nieder.
„Ähm, ja.“ Fragte man nicht erst und setzte sich dann? Sie fühlte sich überrumpelt.
„Wo ist denn Anneli?“ Er sah sich um. Marttas befremdete Blicke übersah er, ob nun gewollt oder ungewollt.
„Unterwegs.“ Gab sich Martta einsilbig. Sie griff nach ihrem T-Shirt und zog es sich über den Kopf. Sie fühlte sich unwohl so halbnackt vor Aki zu sitzen.
„Ach so.“ Er nickte verstehend und sah dann wieder aufs Wasser hinaus. Martta wunderte sich erneut, was er hier von ihr wollte, schien er doch kein wirkliches Anliegen zu haben und ein Gespräch konnte man ihr betretenes Schweigen auch nicht wirklich nennen. Aus dem Augenwinkel schielte sie zu ihm hinüber. Er sah gut aus, das konnte man nicht leugnen, mit seinen hellblonden, etwas längeren und wuscheligen Haaren. Dazu war er hoch aufgeschossen und durchaus gut trainiert. Das konnte sie sehen da er nur blaue Shorts trug, die hypermoderne Sonnenbrille hatte er in seine Haare geschoben.
„Was machst du heute Abend?“ Fragte er schließlich und wandte den Kopf um sie wieder direkt anzusehen.
„Nichts.“ Erwiderte Martta überrumpelt, aber wahrheitsgemäß. Im nächsten Moment hätte sie sich am liebsten in den Hintern gebissen. Denn wollte sie, dass er das wusste? Aki schenkte ihr ein strahlendes Lächeln.
„Hättest du Lust was zu machen? Also mit mir? Mein Bruder schmeißt heute Abend eine Party.“ Nun wunderte sich Martta noch mehr. Sie hatte nicht den Eindruck, dass sie sein Typ war, denn Aki konnte man ständig in der Begleitung von verschiedenen weiblichen Wesen sehen und die hatten in der Regel so viel Ähnlichkeit mit ihr wie eine Regenwurm mit einem Kamel. Aber warum sollte er sie sonst fragen? Sie runzelte die Stirn.
„Wie kommst du denn jetzt da drauf?“
„Dass du mit mir dahingehen würdest?“ Nun war es Aki der die Stirn runzelte.
„Ja.“ Erwiderte sie wahrheitsgemäß.
„Das war einfach nur eine Idee, da du ja noch nichts vorhattest.“
„Mhm.“ Martta nickte.
„Und? Kommst du mit?“ Näherte er sich nun wieder dem Kern der Sache.
„Wo findet die Party denn statt?“ Erkundigte sie sich.
Aki nannte ihr eine Adresse am entgegen gesetzten Ende der Stadt.
„…Aber natürlich würde ich dich abholen.“ Beeilte er sich hinzuzufügen.
„Okay.“ Stimmte Martta schließlich zu. Sie hatte wirklich nichts anderes vor und hatte sich schon den ganzen Tag etwas alleine gefühlt, da alle, mit denen sie regelmäßig Kontakt hatte an diesem Wochenende nicht da oder beschäftigt waren. Und vielleicht…Ja, es schmeichelte ihr auch ein wenig, dass er sie gefragt hatte.
„Echt? Super!“ Aki schenkte ihr sein schönstes Lausbubenlächeln. „Ich hole dich dann um halb zehn ab. Ist das in Ordnung?“
„Ja, klar.“ Nickte sie. Das hörte sich gut an. „Muss ich was mitbringen?“ Erinnerte sie sich dann noch zu fragen.
„Nein.“ Immer noch strahlend sprang Aki auf. „Bei meinem Bruder doch nicht. Bis nachher.“ Er winkte ihr zu und begann sich rückwärts von ihr zu entfernen.
„Halt!“ Fiel es ihr ein. „Meine Adresse.“
„Ich finde dich schon.“ Er hob die Hand zum Gruß, drehte sich dann herum und war kurz danach verschwunden. Noch einen Moment sah sie ihm hinterher, dann legte sie sich wieder hin und drehte sich auf den Bauch. Während Martta die Augen wieder schloss, hörte sie nicht damit auf sich zu wundern. Sie passte so gar nicht in Akis Clique hinein und schon gar nicht zu den Mädchen, die ihn immer umschwärmten. Aber wieso hatte er sie dann gefragt? Vielleicht irrte sie sich ja doch und es würde ein schöner Abend werden. Man sollte nicht mit zu vielen Vorurteilen im Kopf durchs Leben gehen.


„Der Abholservice ist da.“ Sobald Martta die Haustür geöffnet hatte, strahlte Aki sie an.
„Oh, hei.“ Sie versuchte sich an einem kleinen Lächeln. Sie war aufgeregt, kannte sie doch keinen auf der Party, noch nicht mal Aki wirklich. Sie hatte ein paar Vorlesungen und auch ein Seminar zusammen gehabt und auch dort war ihr Kontakt mehr als sporadisch gewesen. Außerdem hatte sie immer noch nicht verstanden, was er nun eigentlich von ihr wollte.
„Bist du fertig?“
„Ja, sofort. Ich muss nur noch Schuhe anziehen. Magst du kurz reinkommen, oder…?“
„Ich warte hier.“ Er lehnte sich in die Tür und sah ihr dabei zu, wie sie ein paar Schuhe auswählte und dann in diese hinein schlüpfte. „Können wir?“
„Ja.“ Sie nahm sich noch ihre Tasche, dann trat auch sie vor die Tür. „Wir können.“
„Sehr gut“ Sie schlenderten schweigend nebeneinander her zu Akis Auto und Martta wunderte sich zum wiederholten Mal, was das wohl werden würde an diesem Abend, denn schon wieder schwiegen sie sich an.
„Hast du deinen Stundenplan schon zusammengestellt?“ Brach Aki schließlich das Schweigen, als sie im Auto saßen.
„Ja.“ Martta seufzte. „Und natürlich überschneidet sich alles, was interessant ist mal wieder.“
„Das ist doch immer so. Machst du die Ringvorlesung dieses Semester?“ Sie fuhren durch die abendlich leere Stadt.
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Die habe ich schon letztes Jahr gehört. Glücklicherweise.“
„So schlimm? Mach mir keine Angst.“
„Was heißt schlimm? Tödlich langweilig würde es eher treffen.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Aber wenigstens braucht man nur einen Anwesenheitsschein.“
„Na, da kann ich mich ja auf was freuen.“ Seufzte Aki.
„Vielleicht wird es ja dieses Mal interessanter.“ Versuchte Martta ihn aufzubauen. „Kommt ja ganz darauf an, wer alles dort vorträgt.“
„Wollen wir mal das Beste hoffen.“ Aki zog eine Schnute.
„Nun, was anderes wird dir wohl nicht übrig bleiben.“ Lachte Martta. Sie hatte sich merklich entspannt während ihres Gesprächs, auch wenn es noch so nichts sagend war.
„Ich fürchte auch.“ Er parkte das Auto mit lässiger Eleganz in einer winzigen Parklücke. Rund um sie standen viele Autos, es schien also schon einiges los zu sein auf der Party.


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BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:42 
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Martta sah sich Wohnung von Akis Bruder um. Der schien entweder gerade ein- oder auszuziehen, da die ganze Wohnung mehr oder weniger leer war. Nur ein paar Matratzen und ein paar vereinzelte Stühle waren vorhanden. Dafür saßen oder standen überall Leute herum. Martta hatte, wie erwartet, bis jetzt noch niemanden entdeckt den sie kannte. Aki hatte sich, nachdem er ihnen etwas zu trinken besorgt hatte und sie sich noch eine Weile über die Uni unterhalten hatten, zu einer Gruppe gesellt die Playstation spielte, doch darauf hatte sie keine Lust gehabt.
Seinen Bruder hatte sie inzwischen auch kennen gelernt. Er hieß Pekka und war so ganz anders als Aki. Eher klein und kräftig, mit dunklen Haaren. Hätte sie die beiden auf der Straße gesehen, wäre sie sicher nicht auf die Idee gekommen, dass sie Brüder waren. Auch war Pekka deutlich älter als Aki und feierte heute, so hatte sie erfahren, seine Beförderung. Was er genau tat wusste sie nicht, Aki hatte nur gesagt, dass es was mit Computern war. Aber so genau hatte sie es auch nicht wissen wollen.
Um sie herum herrschte eine unangenehm aufdringliche Stimmung. Der Alkohol floss in Strömen, doch sie hatte sich bislang eher zurückgehalten. Irgendwie fühlte sie sich nicht so recht zugehörig. Sicher, sie hatte sich schon mit einigen der Gäste unterhalten, aber viele waren inzwischen schon so jenseits von Gut und Böse, dass kein normales Gespräch mehr möglich war. Sie hätte zwar zu Aki gehen können, doch der war immer noch in die Playstation versunken. Innerlich fragte sie sich, warum er sie gefragte hatte, wenn er doch den ganzen Abend nur spielte? Viel hatte sie ja sowieso nicht erwartet von diesem Abend, aber dass die Party nur aus exzessivem Saufen und Playstation bestand, hatte sie dann doch nicht gedacht.


„Hi Brüderchen.“ Mit Schwung ließ sich Jussi auf den freien Platz neben Matti fallen.
„Was gibt’s so Wichtiges?“ Erkundigte sich dieser ohne Begrüßung.
„Wieso kommst du darauf, dass es etwas Wichtiges gibt?“ Antwortete der Andere unbefangen und signalisierte der Bedienung, dass er auch ein Bier haben wollte.
„Du rufst mich nie so spontan an, ohne dass es etwas Wichtiges ist. Das letzte Mal, als das passiert ist, hast du mir erzählt, dass ihr ein Kind kriegt. Und das ist schon eine Weile her.“ Erklärte der Jüngere. „Also, was ist es?“
„Stimmt es, dass du was mit Martta laufen hast?!“ Platzte Jussi ohne Einleitung heraus.
„WAS?“ Mattis Augenbrauen hatten schon fast seinen Haaransatz erreicht. „Wie kommst du denn da drauf?“
„Es stimmt also?“
„Was? Nein! Überhaupt nicht!“
„Mhm…“ Nachdenklich betrachtete Jussi seinen Bruder. „Und ihr habt auch gar nicht ein bisschen herumgeknutscht?“
„Nein!“ Befremdet betrachtete Matti den Anderen. „Wie kommst denn um alles in der Welt darauf?“
„Ville hat behauptet er hätte euch gestern Abend gesehen.“ Rückte Jussi schließlich mit der Sprache heraus. Matti verdrehte die Augen.
„Der sollte sich mal eine Brille zulegen. Wir haben uns lediglich das Feuerwerk angesehen.“
„Aber zusammen?“
„Ja.“ Langsam wurde Matti genervt. „So wie das eben zwei Menschen machen, die keine Lust haben alleine irgendwohin zu gehen.“
„Naja, eigentlich ist das ja schon Sensation genug.“ Gab Jussi zu.
„Wahrscheinlich.“ Nickte Matti.
„Und sonst…?“ Fragte Jussi in vertraulichem Ton weiter.
„Was?“ Matti wurde vom Tonfall seines Bruders aufmerksam. „Was und sonst?“
„Was fühlst du für sie? Liebst du sie?“
„Ja sicher.“ Entgegnete der Jüngere ironisch. „Ich liebe die Frau, die mich für das größte Arschloch des Universums hält.“
„Na, du hast es jedenfalls mal getan.“ Entgegnete Jussi ruhig. Er hatte sich in seinen Stuhl zurückgelehnt und beobachtete seinen Bruder.
„Selbst wenn, würde dich das nichts angehen.“ Wehrte der ab.
„Also ja.“
„Nein!“
„Du musst es ja wissen.“ Jussi maß den Jüngeren mit einem langen Blick, dann wechselte er das Thema. „Hast du jetzt eigentlich was für deinen Urlaub geplant?“
„Mhm.“ Matti nickte. „Schon.“
„Aber…?“ Jussi hatte genau den zögernden Tonfall gehört.
„Ich bin mir nicht so sicher, ob das Martta gefallen wird.“
„MARTTA! Du fährst mit ihr in den URLAUB? Und behauptest da läuft nichts?“ Der Ältere hatte ungläubig die Augen aufgerissen.
„Jetzt reg dich mal wieder ab. Es geht hier um einen Urlaub mit Freunden: Jouni, Anneli und noch Martta.“
„Naja, du wirst notgedrungen viel mit ihr herumhängen, wenn sonst nur noch die zwei Turteltäubchen dabei sind.“ Grinste sich Jussi einen. „Ich glaube da geht doch was.“
„Der Urlaub war Annelis Idee.“ Erklärte Matti, nun wirklich genervt. „Und ich möchte gerne mitfahren weil mein bester Freund auch mitfährt.“
„Mit seiner Freundin.“
„Ja und? Ich mag Anneli.“
„Und Martta?“
„Mit Martta wäre ich gerne wieder so befreundet, wie früher, ja. Mehr aber nicht. Aus. Schluss. Ende.“ Er leerte sein Bier und erhob sich. „Einen schönen Abend noch.“
„Wie, du gehst?“ Jussi hatte noch ein halb volles Bierglas vor sich stehen.
„Ja, ich suche mir Gesellschaft, die mich nicht so nervt.“ Damit drehte sich Matti herum und ging.
„So wie Martta zum Beispiel?!“ Rief ihm Jussi noch hinterher, doch Matti reagiert nicht mehr.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:43 
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Martta trat aus dem Haus auf dem Bürgersteig, schloss die Tür hinter sich und seufzte auf. Einerseits erleichtert, denn das war der langweiligste Abend ihres Lebens gewesen, andererseits entnervt, da sie sich am anderen Ende der Stadt befand und keine Ahnung hatte, wie sie denn nach Hause kommen würde. Zu Fuß wäre sie mindestens die halbe Nacht unterwegs, doch das behagte ihr sowieso nicht. Aber ein Taxi? Das war ihr ja eigentlich zu teuer, allerdings gab es keine weitere Möglichkeit, außer dort zu versauern. Aki war, wie die meisten der Partygäste inzwischen so besoffen, dass sie von ihm keine Hilfe erwarten konnte. Doch sie wollte es auch nicht. Sie war sauer. Was hatte er sich denn dabei gedacht, sie mitzuschleppen und dann den ganzen Abend über absolut nicht zu beachten?
Mit angesäuerter Miene zog sie ihr Handy hervor und bemerkte zu ihrer Überraschung, dass sie eine SMS bekommen hatte und das erst vor wenigen Minuten. Sie öffnete die Nachricht.
‚Sag mal, weißt du was, was ich Anneli schenken könnte? Matti’ Kurz und knapp und kein Wort zuviel, typisch Matti. Aber woher sollte sie etwas aus dem Ärmel zaubern, was er Anneli zum Geburtstag schenken könnte? Kopfschüttelt drückte sie intuitiv auf das Verbinden-Symbol und keine fünf Sekunden später hatte sie Matti an der Strippe.
„Sag mal, früher ist dir das nicht eingefallen?!“ Fiel sie mit der Tür ins Haus.
„Wieso, ich hab doch noch drei Tage.“ Erklärte er gelassen. „Hei, erst mal.“
„Ja, hei.“ Stimmte Martta zu. „Aber ich habe so spontan auch keine Idee.“ Sie runzelte konzentriert die Stirn und überhörte dabei, dass sich einer der betrunkenen Partygäste von hinten anschlich.
„Sch’ne Frau.“ Er hickste und Martta verzog das Gesicht, brachte ein paar Schritte zwischen sich und ihn und wandte sich ab, um ihm ihre Ablehnung zu zeigen. Eine Bewegung, die sie besser unterlassen hatte, denn er kam noch näher und legte ihr den Arm um die Schulter.
„Wie wärs’n mit uns Süße?“
„Lass mich in Ruhe!“ Martta machte sich ruckartig und wenig behutsam los und ging erneut auf Abstand von ihm. Sie hasste es von Betrunkenen angemacht zu werden, wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich von dieser verdammten Party wegzukommen. Der Betrunkene hatte mit seinem vollen Gewicht auf ihrer Schulter gehangen und immer noch hatte sie den unangenehmen Geruch seines Bieratems in der Nase.
„Sei nich so v’rklemmt…Spaß...“ Erneut stellte er ihr nach, doch diesmal nahm Martta die Beine in die Hand und rannte zwei Straßen weiter bis sie sicher war ihn abgehängt zu haben. Keuchend lehnte sie sich an eine Hauswand. Als wäre der Abend nicht schon beschissen genug gewesen, das hatte ihr gerade noch gefehlt! Aber sie war sich eigentlich sicher, dass der andere viel zu besoffen gewesen war, um ihr folgen zu können.
„Martta! Martta, bist du noch da? Verdammt Martta, was ist da los? Geht es dir gut?“ Vernahm sie plötzlich Mattis aufgeregte Stimme aus ihrem Handy, das sie immer noch umkrampft festhielt.
„Ja, ich…alles okay.“ Sie atmete immer noch schwer.
„Was ist denn los? Wo bist du?“ Hörte sie wieder Matti mit eindringlicher Stimme fragen. Sie seufzte.
„Ich war mit einem Kommilitonen auf einer Party. Aber das war der absolute Reinfall und deshalb wollte ich gehen und stehe grad auf der Straße. Das eben war so ein besoffenes Arschloch von der Party.“
„Du stehst auf der Straße?“ Hörte sie ihn besorgt fragen. „Wo denn?“ Sie nannte ihm, nach einem kurzen Blick auf das Straßenschild, die Straße in der sie sich gerade befand.
„Und wie kommst du jetzt nach Hause? Fährt er dich? Ist er wenigstens nüchtern?“
„Nein, ich bin allein gegangen und werde mir wohl ein Taxi rufen müssen, wenn ich nicht nach Hause laufen will.“ Seufzte sie entnervt.
„Was? Nein!“ Sie hörte Geräusche am anderen Ende der Leitung. „Hör mal Martta!“ Vernahm sie schließlich wieder Mattis tiefe Stimme. „Du bleibst genau da stehen, wo du jetzt bist! Ich hole dich.“
„Was? Das musst du nicht! Ich kann auch…“
„Nein!“ Fiel er ihr ins Wort. „Du bleibst genau da stehen und…“ Sie hörte im Hintergrund eine Tür knallen. „…Erzählst mir was.“
„Was soll ich dir denn erzählen?“ Völlig verwirrt von dieser Aussage vergaß sie ganz zu protestieren.
„Irgendetwas. Nur dass ich noch höre, dass du dran bist.“ Wieder hörte sie eine Tür, diesmal hörte es sich an wie eine Autotür. Und wirklich hörte sie ihn kurz darauf den Motor starten.
„Wie?“ Vor Verblüffung über sein Verhalten stand sie immer noch auf dem Schlauch.
„Warte mal.“ Sie hörte nur einige ferne Geräusche. „So, jetzt kann ich wieder reden.“ Er hatte die Freisprechanlage angebracht. „Ich meinte nur, dass wir weiter Telefonieren.“ Nahm er den Faden wieder auf. „Ich lege doch sicher nicht auf, wenn du da am Arsch der Welt stehst.“ Marta spürte, wie sich mit einem Mal ein angenehm warmes Gefühl in ihrem Bauch ausbreitete. Er war besorgt! Um sie! Sie, die sich in den letzten Jahren wie der letzte Mensch ihm gegenüber verhalten hatte. Ein Gefühl der Ruhe überkam sie.
„Das ist…“ Sie schluckte. „…schön.“
„Was?“ Matti hörte nur mit halbem Ohr zu, da er sich aufs Fahren konzentrieren musste.
„Das ist schön, dass…dass du dir…Sorgen machst.“ Sie biss sich auf die Lippe. War es klug gewesen ihm das zu sagen? Klang es nicht…merkwürdig? Aber egal, sie hatte es ja jetzt gesagt und konnte es schlecht zurücknehmen.
„Natürlich mache ich das!“ Er klang fast ein wenig ärgerlich.
„Danke. Aber weißt du was?!“ Redete sie schnell weiter, um damit zu überspielen, dass es sie berührte. Er hatte gewollt, dass sie ihm etwas erzählte, also würde sie das nun auch tun!
„Nein. Was?“ Er klang amüsiert.
„Soll ich dir nun was erzählen, oder nicht?“ Schon längst hatte Martta vergessen, dass sie immer noch allein mitten in der Nacht auf einer fremden Straße herumstand. Sie war völlig auf das Telefongespräch konzentriert.
„Doch, ich bitte darum.“ Nun hörte sie ihn leise lachen.
„Lach mich nicht aus!“
„Niemals.“ Es hörte sich fast so an, als würde er kichern. Martta zog die Stirn kraus. Matti kicherte?!
„Ich werde dich nicht weiter beachten, sondern nur erzählen, was Anneli schon wieder für einen Bock geschossen hat.“
„Was hat sie denn schon wieder gemacht?“ Er kannte Anneli und ihre Missgeschicke, aber von einem Neuen hatte er noch nichts gehört. Martta grinste.
„Sie hat einen Unfall verursacht. Mit dem BMW ihres Vaters.“
„Oho! Der wird sie aber dafür lieben.“
„Eher nicht. Aber das bringt auch nur Anneli fertig, dass sie das Auto mitten auf der Kreuzung abwürgt. Und dann, als sie ihn endlich wieder am laufen hatte, da hat sie, dank der ungewohnten Automatikschaltung, den Rückwärtsgang rein und ist so voll in das Auto hinter ihr geknallt.“
„Oh, es ist doch aber hoffentlich niemandem etwas passiert?!“
„Ach wo. Bei dem Tempo doch nicht. Es gab nur Blechschaden.“
„Wenigstens etwas.“ Matti atmete auf.
„Dafür hat ihr Vater ihr aber die Todesstrafe angedroht, sollte sie seinem Auto jemals wieder auch nur näher als zehn Meter kommen.“
„Gut, dann weiß ich jetzt, wem ich niemals mein Auto anvertraue. – Hei.“ Matti stoppte das Auto neben Martta und öffnete die Tür.
„Oh, hei!“ Sie fuhr herum, da sie mit dem Rücken zur Straße gestanden hatte. „Du bist schon da?“
„Was heißt hier schon?“ Matti sah auf seine Uhr und stieg dann aus. Er war flüssig vorangekommen, da sonntagnachts nicht wirklich viel los war, aber wirklich kurz hatte er auch nicht gebraucht.
„Es kam mir kurz vor.“ Erklärte sie und zuckte mit den Schultern.
„Umso besser.“ Er versuchte ein kleines Lächeln, doch eigentlich fühlte er sich so, wie sie aussah – unsicher. Mit hängenden Schultern standen sie sich gegenüber, keiner von ihnen wusste so recht, wie sie sich begrüßen sollten. Mit einer Umarmung, per Handschlag oder reichte das kurze ‚hei’ von zuvor?
„Danke, dass du gekommen bist.“ Auch sie verzog ihren Mund kaum sichtbar.
„Immer wieder gerne. – Sollen wir fahren?“ Löste er die peinliche Situation.
„Ja, gerne.“ Sie ging um das Auto herum und stieg ein und auch Matti setzte sich wieder hinters Steuer.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:44 
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„Wie bist du eigentlich hier hingeraten?“ Nahm Matti das Gespräch wieder auf, als sie die Hauptstraße erreicht hatten.
„Mit `nem Kommilitonen.“ Seufzte Martta. „Das war die Party seines Bruders. Und irgendwie…“ Sie zuckte mit den Schultern.
„Was?“ Matti schielte zu ihr herüber.
„Ich hatte gehofft, dass es besser wäre.“
„Kanntest du die Leute nicht oder warum wusstest du nicht wie es sein würde?“ Wunderte er sich. Irgendwie hörte sich diese Geschichte nicht sehr nach der Martta an die er kannte. Nicht dass sie nicht gerne feierte, das tat sie schon, aber dann mit ihren Freunden. Besonders kontaktfreudig hatte er sie nicht eingeschätzt.
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich kenne Aki nicht wirklich und seinen Bruder überhaupt nicht. Aber er hat so gebettelt und ich hatte eh nichts Besseres vor, da bin ich eben mit.“
„Sieht er gut aus, oder was?“ Matti hatte das Auto an einem Stoppschild gestoppt und sah mit gehobener Augenbraue zu ihr rüber. Doch sie blickte stur nach vorne.
„Eigentlich schon, aber oft hält die Verpackung ja nicht, was sie verspricht.“ Zuckte sie dann mit den Schultern. Matti fuhr wieder an und dachte sich seinen Teil. Doch Martta hatte seinen Gesichtsausdruck aus dem Auenwinkel gesehen.
„Er schien wirklich okay zu sein.“ Brauste sie auf. Warum sie mit einem Mal so wütend war wusste sie auch nicht so recht.
„Das glaube ich dir ja.“ Wehrte Matti beschwichtigend ab. Er wollte nun wirklich nicht, dass sie diesen Abend mit einem Streit beendeten. Noch waren sie beide empfindlich was Streitereien oder harsche Worte anging.
„Entschuldige.“ Martta fiel direkt in sich zusammen. Fahrig fuhr sie sich mit beiden Händen übers Gesicht. „Ich bin genervt und müde, am Besten sage ich überhaupt nichts mehr.“
Matti sah erneut zu ihr hinüber, den Mund zu einem schiefen Lächeln verzogen.
„Wars anstrengend?“
„Die Party?“ Martta blickte ihn fragend an.
„Ja.“ Er fuhr wieder los. „Die Party, der Tag…“
„Mhm, schon.“ Stimmte sie zu. „Dabei war die Party eher langweilig. Um besoffene Dumpfbacken zu treffen muss ich nicht durch die ganze Stadt fahren.“
„Na danke.“ Kam es trocken von Matti. Die Stimmung zwischen ihnen war wieder leichter und lockerer geworden.
„Bist du besoffen?“ Martta runzelte die Stirn. „Das will ich ja nicht hoffen.“
„Nein, nein.“ Wehrte er ab. „Das lässt dann also nur die unbesoffene Dumpfbacke für mich.“
„Das hast du gesagt.“ Grinste sie nun schwach. „Aber wenn es dir durch Selbstbeschimpfung besser geht…“
„Wolltest du nicht schweigen?“
„Wie denn, wenn du ständig mit mir redest?“
„Wird nicht wieder vorkommen.“ Matti bremste vor Marttas Zuhause. „Wir sind da.“ Er stellte das Auto aus, während Martta ihren Sicherheitsgurt löste.
„Danke Matti, wirklich. Ich…“
„Ich komm noch mit an die Tür.“ Auch er schnallte sich ab und stieg aus. Martta folgte mit fragendem Gesicht. Nachdem sie die Autotür hinter sich geschlossen hatte, wandte sie sich wieder Matti zu.
„Das musst du nicht. Dass du mich geholt hast war schon mehr als…“
„Nein.“ Unterbrach er sie erneut. „Ich habe dich nach Hause gebracht, also bringe ich dich auch richtig dahin.“
„Was sollte denn jetzt noch passieren? Meinst du unser fieser Gartenwichtel würde mich überfallen? Außerdem bist du ganz schön fürsorglich dafür, dass du mir noch bis vor wenigen Tagen die Pest an den Hals gewünscht hast.“ Erneut konnte Martta nicht sagen, woher diese Worte kamen, doch sie konnte ihre Abwehrhaltung Matti gegenüber nicht einfach so ablegen. Auch wenn diese negative Reaktion eher aus ihrer Unsicherheit ihm gegenüber resultierte.
Matti seufzte innerlich. Da war es wieder, der Zwist der so schnell zwischen ihnen entstand. Entschlossen blieb er stehen.
„Halt, stopp! Martta. So geht das nicht! Ich habe dir niemals die Pest auf den Hals hetzen wollen und ich mache mir immer Sorgen, wenn es um meine Freunde geht.“
„Sind wir Freunde?“ Fragte sie leise. Seine Worte hatten sie schlucken lassen. Sie wandte sich ihm zu, so dass sie sich im dunklen Vorgarten gegenüberstanden.
„Wir waren es einmal.“ Matti hatte seine Hände in seinen Hosentaschen vergruben. Solche schwierigen Situationen mochte er nicht. „Und ich hoffe eigentlich, dass wir es auch wieder werden können.“
„Mhm.“ Martta nickte, sie wusste nicht so recht was sie sagen sollte. Wollte sie wieder mit Matti befreundet sein? So wie früher? Sie bemerkte, dass er sie unablässig beobachtete.
„Tut mir leid Matti.“ Sie fasste nach seinem Arm. „Das ist alles ein wenig zuviel jetzt gerade. Ich…wir reden ein anderes Mal, okay?!“
„In Ordnung.“ Nickte er. „Dann wünsche ich dir eine gute Nacht.“
„Danke.“ Nun schenkte sie ihm ein kleines Lächeln. „Dir auch. Und danke noch mal, dass du gekommen bist. Ich…ich weiß nicht was ich sonst gemacht hätte.“ Gab sie zu.
„Wenn du noch mal in eine solche Situation kommst, dann rufst du sofort an. Okay?!“ Er hatte sich zu ihr heruntergebeugt und musterte sie eindrücklich.
„Okay.“ Kam leise die Antwort von Martta. „Gute Nacht.“ Sie senkte den Blick und wollte sich abwenden.
„Ja, gute Nacht.“ Mit einem Mal befand sie sich in Mattis Armen, die sie einen kurzen Moment festhielten, dann löste er sich wieder von ihr. „Schlaf gut.“ Und schon hatte er sich herumgedreht und verschwand in Richtung Auto.
Diese Szene ließ Martta nicht los. Auch als sie schon im Haus angekommen war und aus ihren Schuhen schlüpfte, kreisten ihre Gedanken immer noch um diese Umarmung. Es hatte sich vertraut angefühlt und er hatte immer noch so gerochen, wie sie es in ihrer Erinnerung hatte. Doch das war es nicht alleine, was sie jetzt so beschäftigte. Neben der Überraschung, der Aufregung und dem Wieder erkennen hatte sie eine tief verwurzelte Sicherheit gespürt, die sie sich nicht erklären konnte, die sie so nicht kannte. Aber warum kam dieses Gefühl bei ihm auf? Was hatte das überhaupt zu bedeuten?


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 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:44 
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Martta lehnte sich entspannt zurück und legte gemütlich die Füße vor sich auf den Tisch. Sie saß auf der Terrasse und genoss die Sonne, die mit angenehmen Temperaturen auf sie nieder schien. Gemütlich in ihren Stuhl hingelümmelt nahm sie sich ihr Telefon vor und ließ es wählen. Als sich ihr Gesprächspartner meldete fragte sie ohne Umschweifen: „Hast du heute Zeit?“
„Ist dir irgendwie das Vokabular für die Begrüßung ausgegangen?“ Hörte sie Mattis belustigte Stimme. „Und ja, ich habe Zeit.“
„Sehr gut. Mir ist nämlich eingefallen, was du Anneli schenken könntest.“
„Oh, gut. Was denn?“ Nun klang er wieder ernster.
„Triff mich in einer halben Stunde in der Stadt und du wirst es sehen.“
„Okay… Halbe Stunde, das schaffe ich. Und wo sollen wir uns treffen?“
Martta nannte ihm einen Treffpunkt und legte auf. Etwas bedauernd richtete sie sich aus ihrer bequemen hingelümmelten Haltung auf und ging ins Haus um sich fertig zu machen. Während sie an diesem Morgen gemütlich ihren Kaffee getrunken hatte, war ihr wieder eingefallen, dass er sie ja nach einem Geschenk für Anneli gefragt hatte. Und da sie ihm immer noch mehr als dankbar war, dass er sie in der vergangenen Nacht gerettet hatte, hatte sie sich so lange den Kopf zerbrochen, bis ihr etwas eingefallen war.
„Hei.“ Sie hatte sich Matti, der schon wartend herumstand, von hinten genähert und sprach ihn an, als sie nur noch wenige Schritte von ihm entfernt war.
„Oh, hallo Martta.“ Er nickte ihr zu. „Wie geht’s dir?“
„Gut danke.“ Ein breites Lächeln zierte ihr Gesicht. Sie war an diesem Morgen schon äußerst gut gelaunt aufgewacht und fühlte sich voller Tatendrang. „Ich bin ja schließlich gestern gut nach Haue gekommen. Danke noch mal dafür.“
„Schon gut.“ Wehrte Matti ab. „Was ist denn jetzt mit Annelis Geschenk?“
„Ach so, ja.“ Martta fuhr sich mit der Hand durch die Haare, die sich wild gelockt auf ihren Schultern ringelten. „Gehen wir.“ Matti sah ihr überrumpelt nach, wie sie sich wieder von ihm entfernte. Ihre Haare wippten bei ihren energischen Schritten. Nachdem sie sich drei Meter von ihm entfernt hatte, blieb sie ruckartig stehen und drehte sich zu ihm herum.
„Kommst du nicht mit?“ Matti fühlte sich in diesem Moment wie gelähmt. Sie sah ihn mit blitzenden Augen an, der leichte Wind spielte mit ihren Haaren. Irgendwie… Er fühlte sich an alte Zeiten erinnert. An endlos scheinende Sommer mit Martta, die genau diesen Gesichtsausdruck gehabt hatte. Freudig erregt…Fröhlich…Die Frau, die ihm mehr als eine schlaflose Nacht verursacht hatte.
„Ja was ist jetzt?“ Belustigt musterte sie ihn und er schob diese Gedanken beiseite. Daran war nur das komische Gespräch mit seinem Bruder schuld!
„Verrätst du mir dann noch, was es sein soll?“ Er schloss zu ihr auf.
„Ach ja.“ Sie gingen Seite an Seite weiter. „Ich dachte mir, da Anneli im neuen Jahr für ein paar Monate nach Australien geht, könntest du ihr, als Einstimmung sozusagen, einen Bildband schenken.“
„Mhm…“ Matti legte den Kopf schief. „Nicht schlecht. Klingt sogar gut.“
„Na danke.“ Lachte Martta.
„Aber hättest du das mir nicht auch am Telefon sagen können?“ Wunderte sich Matti.
„Hätte ich schon, aber dann hätte ich nicht dafür sorgen können, dass du was Gescheites kauft. Außerdem habe ich Lust zum Shoppen.“ Sie betrat vor ihm die Buchhandlung.
„Hilfe.“ Stöhnte er theatralisch. Seine Laune hatte sich inzwischen auf das Niveau von ihrer gehoben. Er genoss ihr lockeres Beisammensein.
„Stell dich nicht so an.“ Sie ditschte ihn vor die Brust. Ließ dann jedoch schnell wieder von ihm ab und begann in den Regalen mit den Bildbänden nach der Australien-Abteilung zu suchen.

„Und, welchen schlägst du vor?“ Matti und Martta hatte einige der bildreichen Bücher vor sich ausgebreitet.
„Mhm…“ Sie legten den Kopf schief und zog die Stirn in hohe Denkerfalten. „Ich finde den schön.“ Sie wies auf das Buch, dass sie in der Hand hielt. „Und dann natürlich das da. Aber das kostet ein Vermögen.“ Matti griff nach dem großformatigen Buch.
„Uff, ist das schwer!“ Er ging unwillkürlich in die Knie. So schwer hatte er sich den Schinken nicht vorgestellt.
„Und das will ein Leistungssportler sein.“ Spottete Martta. Doch Matti hob nur eine Augenbraue und sah sie mit einem langen Blick an. Der jedoch an Martta abprallte. An diesem Tag ließ sie sich davon nicht einschüchtern. Dazu ging es ihr zu gut.
„Also ich finde das auch am besten.“ Matti hatte sich dem Buch in seiner Hand zugewandt. Vorsichtig blätterte er weiter. „Oh! Sieh mal!“ Er schob ihr eine aufgeschlagene Seite hin. Sie zeigte einen traumhaften Strand.
„Das würde mir jetzt auch gefallen.“ Nickte Martta.
„Oh ja!“ Matti schlug das Buch entschlossen zu. „Das nehme ich.“
„Das ist aber das Teuerste.“ Wandte Martta ein. „Mit Abstand.“
„Na und?“ Zuckte er mit den Schultern. „Das ist es mir Wert.“ Nachdem sie die anderen Bücher wieder in das Regal einsortiert hatten, schlenderten sie zur Kasse.
„Was schenkst du eigentlich Anneli?“ Beim Bezahlen hatte sich eine Schlange gebildet und sie mussten anstehen.
„Einen Urlaub.“
„Wohin solls den gehen?“ Langsam ging es voran.
„In die Provence. Da hat mein Onkel - also nicht Taneli, sondern Hannes, der kleine Bruder meines Vaters - ein Ferienhaus. Und da es vier Betten hat, darf sie noch zwei Gäste mitbringen.“
„Schön.“ Matti musste sich räuspern. Von dem geplanten Urlaub hatte er auch schon gehört.
„Du bist dran.“ Er war so in Gedanken gewesen, dass er nicht bemerkt hatte, dass er an der Reihe war.
„Oh...“ Er legte das Buch an der Kasse ab und kramte nach seinem Geldbeutel.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:45 
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„Da wird sich Anneli sicher freuen.“ Sie hatten die Buchhandlung verlassen und standen nun etwas unschlüssig davor.
„Ich hoffe es doch.“ Matti stellte die schwere Tüte mit dem Buch zwischen seinen Beinen ab. „Danke für den Tipp, Martta. Und für die Hilfe.“ Sie senkte ihren Blick. Dies war eine Stimmung zwischen ihnen, mit der sie noch nicht so zurecht kam. Wenn es um wichtige Dinge ging. Lockere Gespräche und Plänkeleien kamen ihr inzwischen gut über die Lippen.
„Kein Problem.“ Murmelte sie. Matti betrachtete sie aus dem Augenwinkel. Sie hatte wieder etwas zugemacht, war nicht mehr so fröhlich und unbeschwert wie zuvor. Er seufzte innerlich. Bis sie wirklich wieder unbeschwert miteinander umgehen konnten würde es wohl noch eine ganze Weile dauern.
„Hast du noch Zeit für einen Kaffee, oder musst du weiter?“ Überwand er sich dann aber doch zu fragen.
„Wenns kein Kaffee sein muss, dann klar.“ Antwortete sie wieder lockerer.
„Wieso?“ Sie schlugen den Weg zu einem Cafe ein. „Seit wann trinkst du keinen Kaffee mehr?“
„Ich trinke ihn noch, allerdings habe ich vorhin schon zwei Tassen getrunken und das reicht für den Moment.“
„Ach so. Hätte mich auch gewundert.“ Galant hielt er ihr die Tür auf. „Draußen oder drinnen?“
„Danke.“ Sie betrat das Cafe. „Bei dem Wetter draußen.“ Sie durchquerten den Innenraum und betraten den Hof, der mit kleinen Tischen in der Sonne zum Verweilen einlud. Sie suchten sich einen Tisch und während Matti sich niederließ legte Martta nur ihre Sachen ab.
„Ich muss schnell auf die Toilette. Bestellst du mir einen Tee mit?“
„Klar, kann ich machen. Was willst du denn für einen?“
„Egal.“ Martta zuckte mit den Schultern. „Such mir was aus, ich trinke alles – außer Kamille und Fenchel.“
„Schade, daran hatte ich gerade gedacht.“ Neckte Matti sie.
„Brr.“ Sie verzog das Gesicht. „Ich bin doch nicht krank. Und selbst wenn, davon wird man noch kränker.“ Sie verschwand wieder im Gebäude und Matti folgte ihr mit seinem Blick, dann nahm er die Getränkekarte vor.
Entspannt genoss er die Sonnenstrahlen. Hier im Innenhof des Cafes war es sehr still. Bis auf ein Pärchen, das ein paar Tische weiter saß, war kaum etwas los.
„… Weißt du. Und dann hat der Dödel vergessen das Terrarium zuzumachen und die Schlange ist in der Nacht entkommen. Natürlich hat es erst mal keiner bemerkt, bis Silja, die sowieso so viel Panik vor Schlangen hat, fast drauf getreten ist. Mann war das ein Aufruhr!“ Unwillkürlich lauschte er der Unterhaltung der Beiden, während er die äußerst umfangreiche Teekarte studierte. Was Martta wohl schmecken würde? Und ob sie Angst vor Schlangen hatte? Er runzelte die Stirn, wieso brachte er jetzt die Unterhaltung des Pärchens mit Martta in Verbindung?
„Und konnten sie die Schlange wieder einfangen?“ Ging die Unterhaltung am Nebentisch weiter.
„Ja natürlich. Aber erst mal habe alle Gäste Reißaus genommen.
„DAS hätte ich auch in einer solchen Situation!“
„Ist es so schwierig etwas auszusuchen?“ Vernahm Matti dann wieder Marttas helle Stimme. Sie hatte sich zu ihm an den Tisch gesetzt und betrachtete ihn nun etwas belustigt.
„Nein, nein. Ich hab nur…nachgedacht.“ Wehrte er ab.
„Und was ist dabei rausgekommen?“
„Dass du ja jetzt deinen Tee selbst aussuchen kannst.“ Er reichte ihr die Karte.
„Und darüber musstest du so scharf nachdenken?“ Lachte sie.
„Mhm. Woher soll ich denn wissen was du willst?“
„Ich hab doch gesagt, dass ich alles trinke – also fast.“
„Okay.“ Matti nahm ihr die Karte wieder aus der Hand. „Dann suche ich dir was aus.“
„Von mir aus.“ Martta lehnte sich zurück. „Ich kann mich hier bei der riesigen Teekarte sowieso nie entscheiden.“
„Was kann ich euch bringen?“ Ein junges Mädchen hatte sich ihrem Tisch genähert und sah sie nun fragend an, Block und Stift gezückt in der Hand.
„Einen Cappuccino und einmal den Tee Nummer…“ Er starrte mit gerunzelter Stirn die Karte an. „Ach ja, hier. Nummer vierzehn.“
„In Ordnung. Kommt sofort.“ Die Bedienung entfernte sich in Richtung Küche.
„Was hast du denn jetzt ausgesucht?“ Martta streckte die Hand nach der Teekarte aus, die Matti immer noch in der Hand hielt. Doch der streckte sie, anstelle sie ihr zu geben, in die entgegen gesetzte Richtung weg.
„Nix, da. Du lässt dich überraschen.“
„Och Mensch.“ Schmollte sie künstlich.
„Das zieht nicht.“ Er legte die Karte auf dem leeren Nachbartisch ab und setzte sich wieder gemütlich hin. „Erzähl mir lieber was von dem Typ gestern. Wie hieß er doch gleich…Aki!“ Nun sah ihn Martta richtig verwirrt an.
„Was willst du denn von dem wissen?“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen betrachtete sie ihn fragend. „Willst du seine Telefonnummer? Soll ich ein Date für dich ausmachen?“
„Nein, Danke. Aber du hast immerhin zugegeben, dass er gut aussieht, da muss ich dich doch ein bisschen mit ihm aufziehen.“
„Spar dir den Atem lieber. Der Typ war gar nichts. Auch das habe ich dir bereits gestern gesagt.“ In dem Moment brachte die Bedienung ihre Getränke und sie verstummten.
„Okay. Aber es war den Versuch wert.“ Matti grinste spitzbübisch.
„Wenn du meinst.“ Murmelte Martta eine zerstreute Antwort. Sie hatte die Augen geschlossen und roch äußerst konzentriert an ihrem Tee. Wenn sie schon nicht wissen durfte was das für ein Tee war, dann wollte sie das Erlebnis wenigstens bis ins Letzte genießen.
„Und, bist du zufrieden mit meiner Wahl?“ Matti schob sich einen Löffel mit Milchschaum in den Mund.
„Riechen tuts auf jeden Fall sehr gut.“ Sie hatte ihre Augen wieder geöffnet. Vorsichtig nahm sie das Teeglas in beide Hände, pustete das heiße Getränk und trank dann einen behutsamen Schluck.
„Mhm.“ Sie nickte. „Schmeckt auch gut. Hast du gut gemacht.“ Lobte sie ihn übertrieben gönnerhaft.
„Na, wenigstens Tee aussuchen kann ich.“ Antwortete Matti trocken und sie konnte hören, dass etwas an ihm nagte.
„Alles in Ordnung?“ Fragte sie deshalb vorsichtig nach.
„Mhm.“ Machte er unentschlossen und fuhr sich durch die kurzen Haare. „Es läuft nicht so wirklich im Training. Eine ganze Weile war es richtig gut, aber in letzter Zeit…“ Er verstummte. „Das gehört jetzt aber nicht hier her.“ Wank es dann ab.
„Wieso nicht?“ Fragte Martta etwas verwundert. Sie hatten über alles Mögliche gesprochen, warum also nicht auch über sein Training? Oder war ihm das wieder zu persönlich? Auch ihr fiel es immer noch schwer solche Themen anzuschneiden.
„Weil es macht, dass ich schlechte Laune kriege.“ Erklärte er und Martta atmete innerlich auf. Es lag also nicht an ihr. „Und die mag ich jetzt nicht haben.“
„Okay.“ Martta nickte. Das konnte sie verstehen. „Und über was reden wir dann?“


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 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
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Matti legte den Kopf schief.
„Wie wäre es mit…?
„Wow!“ Martta unterbrach ihn und folgte der Bedienung, die gerade zwei riesige Salate an ihnen vorbei balancierte und sie zwei Frauen, im Altersabstand wie Mutter und Tochter, vorsetzte, mit weit aufgerissenen Augen.
„Ja, die machen hier richtig gute Salate.“ Stimmte Matti schmunzelnd zu. Martta sah gerade aus wie ein Kind zu Weihnachten.
„Ich weiß. Und ich glaube, dass ich hier auch nicht ohne einen hinausgehe.“ Sie griff sich die Speisekarte, ließ sie dann aber wieder sinken. „Du hast doch noch Zeit, oder? Weil alleine Essen ist doof.“
„Doch, doch.“ Beeilte sich Matti zu sagen. Er fühlte sich wohl hier in dem ruhigen Hinterhof in der Sonne sitzend und dabei mit Martta zu plaudern. Außerdem hatte er wirklich nichts vor und Hunger bekam er langsam auch.
„Schön.“ Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln, das wieder die ungestüme Fröhlichkeit vom Morgen ausstrahlte und vertiefte sich in die Karte. Schließlich schob sie ihm die Speisekarte zu. „Hier. Willst du auch was?“
„Ja klar. Oder meinst du, ich sehe dir beim Essen zu?“
„Du? Nein, sicher nicht.“ Lachte Martta und wich seinem Klaps aus. „Kann ich mir nicht vorstellen.“ Setzte sie noch einen drauf, als er sich wieder in seinen Stuhl zurückgelehnt hatte und sie somit aus seiner Reichweite draußen war.
„Du bist ganz schön frech junge Frau.“ Missbilligend zog er die Augenbrauen zusammen.
„Du kannst ja gehen, wenn es dir nicht passt.“ Grinste sie zurück. Doch er warf ihr nur einen Blick zu und verschanzte sich dann wieder hinter der Speisekarte.
Er wollte nicht gehen. Genoss er es doch gerade viel zu sehr, dass sich ihre Freundschaft langsam wieder einrenkte.
„Sag mal Matti…?“ Fragte Martta nachdem sie ihre Bestellung aufgegeben hatten.
„Ja, was ist?“ Aufmerksam sah er sie an.
„Warum hast du eigentlich gerade mich angerufen?“
„Wegen Annelis Geschenk?“ Verwundert sah er sie an. „Du bist ihre beste Freundin, die sind in der Regel der beste Anlaufpunkt wenn es um Geschenke geht.“
„Nein, das meine ich nicht.“ Schüttelte sie den Kopf. „Ich meinte eigentlich den Abend, als du auf Kia aufpassen solltest.“
„Ach so.“ Er nickte. Dieses Gespräch hatte kommen müssen und er war eigentlich ganz froh darum, dass sie endlich über einige Dinge reden würden. „Das meinst du. Ich…“ Er stützte den Kopf in die Hand. „Ich war einfach verzweifelt weil sie nicht aufgehört hat zu weinen. Und wenn ich ganz ehrlich bin…“ Er zuckte entschuldigend die Schultern. „War ich daher nicht ganz bei mir. Ich meine…ich hätte ja sonst wen anrufen können. Z.B. meine Muter wäre wohl eigentlich die richtige Person gewesen die ich um Rat hätte fragen können. Aber mir fiel in dem Moment irgendwie nur deine Aussage darüber, dass Kinder dein Spezialgebiet seien, ein.“
Martta nickte. Nahm seine Antwort auf und dachte darüber nach. Sie klang plausibel und sie war sich sicher, dass er die Wahrheit gesagt hatte, auch wenn sie vielleicht nicht sonderlich schmeichelhaft für sie war, dass er in seiner Panik sie als Erstbeste angerufen hatte. Andererseits, vielleicht war es doch eine Auszeichnung, dass sein Unterbewusstsein sie auserkoren hatte?!
„Du sagst gar nichts.“ Hörte sie Mattis raue Stimme in ihre Gedanken einbrechen. Er schien nervös zu sein. Sie wusste, dass seine Stimme immer so rau wurde wenn er nervös war.
„Ich denke nach.“ Sie hob ihren Blick und sah ihn nun direkt an. „Darüber ob ich beleidigt oder geschmeichelt sein soll, dass ich der Notnagel war.“
„Auf jeden Fall warst du ein sehr hilfreicher Notnagel.“
„Also doch.“ Stellte sie fest, sah jedoch eher belustigt, als beleidigt aus.
„Ich weiß es nicht.“ Er fuhr sich nervös über die Haare. „Ich bin aber froh, dass ich dich angerufen habe.“ Vorsichtig, aber doch offen sah er sie an. „Ich…ich fand das keine schöne Situation, so…wie es vorher war. Weißt du ich…“
„Ich weiß ja selbst, dass ich mich da kindisch benommen habe.“ Nun war es Martta, die sich unsicher übers Gesicht fuhr. „Aber ich bin einfach nicht damit klar gekommen, dass…“ Sie schluckte und musste sich sammeln, noch immer ließ sie das Thema nicht kalt, sondern nahm sie mit. „Dass auch Aina plötzlich nicht mehr da war. Sie war doch die einzige, die mir geblieben war.“ Zum Schluss war ihre Stimme ganz dünn geworden und Matti konnte deutlich die unterdrückten Tränen hören. Ohne lange darüber nachzudenken was er tat, erhob er sich, ging um den Tisch herum und schloss Martta in seine Arme. Diese Geste war der Tropfen der das Fass zum überlaufen brachte und stumme Tränen begannen über Marttas Wangen zu fließen.
„Hey.“ Sanft drückte er sie an sich, setzte sich auf ihren Stuhl und zog sie auf seinen Schoss. Sie war noch niemals sehr groß gewesen, doch gerade kam sie ihm leicht und zerbrechlich wie ein kleines Kind vor.
„Tut mir leid.“ Hektisch wischte sie sich die Tränen vom Gesicht.
„Martta.“ Er hatte seine Hände auf ihren Schultern liegen und hielt sie so, dass er sie ansehen konnte. Eindringlich sah er sie an. „Das ist okay, ja?!
„Mhm.“ Sie kam sich schrecklich verheult vor. Auch er hatte mitbekommen, dass sie nicht wirklich überzeugt klang.
„Das meine ich wirklich so Martta. Vor mir muss dir das nicht peinlich sein.“
„Gerade das ist es aber.“ Antwortete sie trotzig und mit gesenktem Blick. Fahrig zeichneten ihre Finger Kreise auf ihrem Oberschenkel.
„Ach komm.“ Sanft hob er ihren Kopf an. „Ich finde es wirklich nicht schlimm. Weißt du was wirklich peinlich war?“
„Was?“ Sie schnieft immer noch.
„Als Jussi herausgefunden hat, dass ich noch nie ein Mädchen geküsst hatte und uns dann in die Speisekammer eingesperrt hat und nicht wieder rauslassen wollte, bis ich dich geküsst hätte. DAS war extrem peinlich!“
„Das hatte ich ganz vergessen.“ Martta musste trotz allem auflachen.
„Glaub mir, das hätte ich auch gerne vergessen!“
„Und das war wirklich dein erster Kuss?“ Nun neugierig geworden musterte sie ihn.
„Mhm.“ Er nickte und sie meinte fast, eine leichte Röte auf seinen Wangen erkennen zu können.
„Aber du warst damals…“ Sie riss die Augen auf und begann nachzurechnen.
„…Sechzehn.“ Er stand vorsichtig unter ihr auf, ließ sie los und setzte sich wieder auf seinen eigenen Stuhl auf der anderen Seite des Tisches.
„Wow. Ich meine…“ Sie schlug sich die Hand vor den Mund. Ihr war aufgegangen, wie ihr Ausruf bei ihm ankommen musste. „Tut mir leid, Matti. Ich wollte dich nicht…“
„Schon okay.“ Wank er ab. „Ist lange her.“
Martta kam nicht dazu etwas zu sagen, denn die Kellnerin erschien mit ihren Salaten.
„Guten Appetit.“ Matti hatte schon das Besteck gezückt.
„Ja, dir auch.“ Antwortete Martta automatisch, war mit ihren Gedanken aber ganz wo anders. An jenem Winterabend in der Speisekammer. Sie hatte das wirklich vergessen, oder wohl eher verdrängt gehabt. Matti hatte sie an diesem Abend wirklich geküsst. Nur ganz zaghaft und vorsichtig und nur leicht auf die Lippen, aber er hatte es getan.
„Warum hast du es damals eigentlich wirklich getan?“ Ohne weiter darüber nachzudenken war diese Frage aus ihr herausgesprudelt. Mit einer Handbewegung deutete ihr Matti an, dass er erst herunterschlucken musste.
„Was habe ich getan?“ Martta spielte mit ihrem Messer in ihrem Salat herum. Nun war es ihr doch etwas unangenehm, dass sie gefragt hatte. Aber sie konnte es auch nicht mehr zurücknehmen.
„Mich geküsst.“ Erklärte sie daher leise. „Ich meine, ich hätte schon mitgespielt, wenn du Jussi einfach erzählt hättest, du hättest es getan.“ Doch Matti zuckte nur mit den Schultern.
„Das weiß nun ich wiederum nicht mehr. Vielleicht wollte ich es einfach mal ausprobieren?“ Er wusste ganz genau warum er es getan hatte, aber das würde er ihr nun sicher nicht auf die Nase binden! Wie glücklich ihn damals diese vorsichtige Berührung ihrer Lippen gemacht hatte. Wie sein Herz gerast hatte und wie es in seinem Bauch geprickelt hatte. Spätestens nach diesem Abend hatte sie ihm die Lust an jeder anderen Frau für lange Zeit verdorben. Aber er hatte es sich nie getraut ihr zu sagen und so war es bei diesem kleinen Kuss geblieben, der ihn noch Jahre lang beschäftigt hatte.
„Ich war also dein Versuchskaninchen?“ Bemerkte sie trocken.
„Wenn du es so siehst, ja.“ Antwortete er achselzuckend. Doch er merkte wie seine Kehle trocken wurde, als er ihr so ins Gesicht log.
„Wenigstens bist du ehrlich.“ Nahm es Martta gelassen. Das war ja schon so lange her.
„Und, wie schmeckts?“ Wechselte Matti nun das Thema. Es behagte ihn nicht diese Erinnerungen noch weiter auszubreiten. Außerdem fühlte er sich nicht gut dabei sie so anlügen zu müssen.
„Lecker. Wie sonst?“
„Ich weiß ja nicht.“ Er zuckte mit den Schultern und stocherte weiter in seinem Salat herum, suchte sich dann ein Stückchen Putenbrust und spießte es auf. „Vielleicht ekelig?“
„Nö.“
„Dann ist ja gut.“ Martta sah von ihrem Salat auf und begegnete überraschend seinen Augen, die sie mit einem versteckten Funkeln ansahen. Überrascht sah sie weg. Das hatte sich irgendwie total merkwürdig angefühlt. Mit nichts zu vergleichen an das sie gewohnt war.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:46 
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Martta war gerade die erste Treppe zu ihrem Zimmer hochgestiegen, da klingelte es an der Tür. Sie blieb stehen und runzelte die Stirn. Hatte Matti noch etwas vergessen? Sie drehte herum und eilte wieder an die Haustür.
„Du meinst aber auch, was du nicht im Kopf hast, muss ich in den Beinen haben.“ Sie hatte die Tür, ohne nachzusehen wer dort stand, aufgerissen und erstarrte nun, als sie ihr Gegenüber ansichtig wurde.
„Oh, Aki! Was willst denn du hier?“
„Hallo Martta. Ich…Ich…“ Sie traute ihren Augen kaum. Da stand der Frauenschwarm schlechthin unsicher und nervös vor ihrer Tür und traute sich kaum sie anzusehen! Er fuhr sich fahrig durch die Haare.
„Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Das gestern Abend war wirklich unter aller Sau. Ich meine…“ Vorsichtig sah er sie an. „…Ich hätte dich da nicht so stehen lassen sollen. Tut mir wirklich leid Martta.“
„Schon okay.“ Seufzte sie und wank ab. Sie hatte mit dem Abend abgeschlossen.
„Nein ist es nicht.“ Er trat zwei Schritte vor, so dass er kurz vor ihr stand. „Bist du denn wenigstens gut heimgekommen?“ Martta nickte.
„Ja, schon. Ein Freund hat mich abgeholt.“
„Gut.“ Er seufzte auf. „Kann ich das wieder gut machen?“ Er sah sie mit einem bittenden Dackelblick an und Martta war sich sicher, dass er die Wirkung dieses Gesichtsausdruckes genau kannte. „Dich zum Essen einladen?“
„Ich hab schon gegessen.“ Platzte Martta heraus.
„Und heute Abend?“ Bittend sahen seine blitz-blauen Augen sie an. Martta strich sich nervös die Haare aus dem Gesicht. Er machte sie nervös, das konnte sie wohl nicht bestreiten.
„Aki…“ Sie seufzte. „Das ist nett, dass du dich entschuldigt hast. Aber ich weiß nicht…“
„Bitte Martta.“ Ganz ernst fixierten seine Augen ihre, hielten sie gefangen. „Ich weiß, dass ich mich wie das letzte Arschloch aufgeführt habe und doch…bitte gib mir noch eine Chance. Ich…“ Nun senkte er den Blick und fuhr sich erneut nervös durch die Haare. Dann fixierte er sie wieder. „Ich mag dich und ich würde dich gerne kennen lernen.“ Martta riss die Augen auf. Hatte sie das jetzt richtig gehört? Ihr Herz begann vor Aufregung zu klopfen. Das war irgendwie…absurd. Aber wollte sie das denn überhaupt? Wollte sie ihn kennen lernen, mit ihm ausgehen, nachdem sie beim letzten Mal so dauerhaft ignoriert worden war?
„Bitte. Nur heute Abend.“ Bat er erneut, nachdem er immer noch keine weitere Reaktion von Martta bekommen hatte.
„Okay.“ Sie nickte. Er würde sie ja nicht wieder ans Ende der Stadt schleppen und so könnte sie gehen, wenn es ihr nicht gefiel.
„Schön.“ Er schenkte ihr eines seiner strahlenden Lächeln. „Dann hole ich dich um sieben ab und du überlegst dir inzwischen wo du hingehen willst?“
„Das hört sich gut an.“ Stimmte sie zu.
„Bis um Sieben dann.“ Er winkte ihr noch einmal gut gelaunt zu und lief dann zu seinem Auto, das er auf der Straße geparkt hatte.

„Und, was hast du dir überlegt, wo du essen willst?“ Aki und Martta schlenderten nebeneinander her in Richtung Innenstadt, wo die meisten der Restaurants sich befanden.
„Mhm.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Was magst du denn gerne?“
„Alles. Aber das spielt heute keine Rolle was ich mag. Was würdest du denn wollen, wenn du auf nichts Rücksicht nimmst?“
„Ich glaube, ich würde gerne indisch essen.“ Antwortete sie ohne weiter nachzudenken.
„Okay, gehen wir indisch essen.“ Erklärte Aki und blieb stehen. „Dann müssen wir aber in die andere Richtung.“
„Aber das ist doch total teuer.“ Widersprach Martta. Sie war ebenfalls stehen geblieben und musterte ihn mit gerunzelter Stirn.
„Das ist doch egal. Du möchtest es doch.“ Energisch griff er nach ihrer Hand und bewegte sie so dazu mit ihm zu kommen.
Martta seufzte leise, widersprach aber nicht wieder. Sie hatte schon öfters vermutet, dass er aus keinem besonders armen Elternhaus kam. Sein Auto und sein ganzer Lebenswandel verrieten, dass er nicht gerade am Hungertuch nagte.
Doch er hatte sie gehört und blieb erneut stehen.
„Passt es dir nicht?“ Erkundigte er sich.
„Ich persönlich finde es zu teuer und ich werde nicht gerne übergangen.“ Erklärte sie und entwand ihm ihre Hand. Wenn er schon nachfragte, konnte sie ihm auch die Wahrheit sagen.
„Tut mir leid.“ Nun sah er doch etwas betreten aus und zog die Schultern hoch.
„Schon okay. Lass uns einfach gehen.“ Sie seufzte, setzte sich wieder in Bewegung und er folgte ihr.
„Nein, ist es nicht.“ Sträubte er sich. „Du darfst den Abend aussuchen und wenn du Bedenken hast…“
„Lass es uns einfach vergessen und zum Inder gehen, okay?“ Unterbrach sie ihn. „Ich mag nicht mit dir streiten. Das hatte ich gerade erst und das bringt nichts.“ Die Geschichte mit Matti hatte sie das gelehrt.
„Wir haben uns gestritten?“ Verblüfft sah er sie an.
„Nein. Nicht wir, aber ich mich mit jemandem.“ Erklärte sie kurz angebunden. Mehr ging ihn nun wirklich nicht an.
„Oh. Okay.“ Murmelte er etwas verwirrt, ritt aber nicht weiter auf dem Thema herum. „Gehen wir weiter?“ Fragte er schließlich leise.
„Mhm.“ Martta nickte und sie setzten ihren Weg mit einem kleinen Sicherheitsabstand zwischen sich fort. Sie gingen schweigend bis zum Restaurant. Dort hielt Aki ihr die schwere Glastür auf und lies sie vor sich eintreten. Unwillkürlich fühlte sie sich an Matti erinnert, wie er ihr die Tür offen gehalten hatte, als sie am Vormittag das Cafe betraten hatten. Sie schüttelte unwillig den Kopf. Warum musste sie jetzt daran denken? Es war auf jeden Fall eine schöne Zeit gewesen und sie fühlte sich nun wieder entspannter und auch wohler in seiner Gegenwart.
„Alles in Ordnung?“ Hörte sie Aki fragen, der bereit stand ihr ihre Jacke abzunehmen. Es war ein schöner Tag gewesen doch jetzt am Ende des Sommers wurde es abends schon merklich kühl.
„Ja, schon.“ Verwundert sah sie ihn an, während er ihre Jacken aufhängte.
„Du hast nur so nachdrücklich mit dem Kopf geschüttelt.“ Erklärte er.
„Ach so. Nein, ich war nur in Gedanken.“ Wehrte sie ab, den ihre Gedanken gingen ihn ja mal gar nichts an.
„Aha.“ Er lächelte sie entwaffnend an. „Komm.“ Er reichte ihr seinen Arm und Martta kam sich vor wie in einem zweitklassigen Film. Er musste es mit der Höflichkeit nun wirklich nicht übertreiben. Sofort fühlte sie sich steif und ungeschickt. Doch er schien das nicht wahrzunehmen.
Als sie das Innere des Restaurants betraten kam sofort ein aufmerksamer Kellner auf sie zu und wies ihnen einen Tisch zu. Es war ein elegantes und, wie Martta wusste, durchaus teures Restaurant, doch sie liebte die exotische Atmosphäre und die fremden Gerüche die sie umgaben.
Mit einem Lächeln bedankte sie sich für die Speisekarte, die ihr der Kellner reichte und schlug sie auf. Sie hatte sich vorgenommen etwas nicht zu teures auszuwählen und sich aber keine weiteren Gedanken darüber zu machen. Das brachte doch nicht, wenn sie denn schon einmal hier waren. Schnell hatte sie sich entschieden und legte die Karte vor sich ab.
„Hast du was gefunden?“ Erkundigte sie Aki und sah sie über seine Speisekarte hinweg an.
„Ja.“ Sie nickte. „Ich nehme Palak Paneer.“
„Du musst nicht...“ Er hatte sie durchschaut. Doch sie fuhr ihm ins Wort.
„Ich möchte aber. Das esse ich am liebsten und ich habe sowieso nicht so viel Hunger.“
„Okay.“ Er maß sie noch mit einem langen Blick und wandte sich dann wieder seiner Karte zu. „Eigentlich sollte man ja mehrere Sachen essen, so wie in den Menüs.“
„Ich weiß.“ Sie schlug die Beine über und suchte eine bequeme Sitzposition. „Aber soviel schaffe ich heute Abend sowieso nicht. Und dafür ist es zu schade.“
„Auch wieder wahr.“ Gab es zu. Eigentlich hatte er sich ja, als sie vom indischen Essen angefangen hatte, auf ein solches Menü gefreut, aber so wollte er es auch nicht alleine essen. Also wählte er wie sie ein einfaches Gericht.
„Ich war hier schon ewig nicht mehr.“ Auch Aki lehnte sich entspannt zurück nachdem sie ihre Bestellung aufgegeben hatten. Eigentlich schon viel zu lange wenn er darüber nachdachte.
„Ich auch ewig nicht. Aber dafür hat Anneli ein Faible für indisches Essen und kocht ständig für alle die sich nicht wehren.“
„Anneli ist deine blonde Freundin, oder?“ Erkundigte sich Aki.
„Mhm.“ Bestätigte Martta und wunderte sich im Stillen. Anneli war wie ein bunter Hund, an ihr kam keiner vorbei und daher fand sie es schwer zu verstehen, dass Aki sie nicht kannte, dafür aber sie selbst.
„Kennt ihr euch schon lange?“
„Seit dem ersten Tag an der Uni.“ Zuckte Martta mit den Schultern. „Es geht also.“
„Das ist doch schon ziemlich lange.“ Bemerkte Aki dazu. Wieder zuckte sie die Schultern.
„Es gibt durchaus Leute, die ich länger kenne.“
„… Und welche die du kürzer kennst. So wie mich.“ Wieder lächelte er sie mit seinem umwerfenden Lächeln an.
„Wir waren im ersten Semester in einem Kurs.“ Widersprach Martta leise. Aki vergaß man nicht so schnell, auch wenn sie nie wirklich Kontakt mit ihm gehabt hatte.
„Echt?!“ Er riss die Augen auf.
„Soviel zu dem unauslöschlichen ersten Eindruck, den ich auf dich gemacht habe.“ Grinste sie plötzlich wieder amüsiert. Er erwiderte die Geste.
„Tja, manche brauchen eben länger um das wirklich Besondere zu sehen.“ Martta runzelte die Stirn. Wie hatte er denn das wieder gemeint? Doch er sah sie nur mit einem beunruhigend direkten Blick an, wurde jedoch vom Kellner unterbrochen, der ihr Essen brachte. Erleichtert machte sie sich über ihren Teller her.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:46 
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„Und schmeckts?“ Erkundigte sich Aki nach einer Weile des Schweigens.
„Ja, klar.“ Martta nickte und musste unwillkürlich an Matti denken, der ihr diese Frage auch vor einigen Stunden gestellt hatte. Doch da war sie eindeutig deutlich entspannter gewesen und hatte sich wohler gefühlt als jetzt. Mit Aki hatte sie immer das Gefühl, dass sie nicht wusste, was sie sagen sollte, während das Gespräch mit Matti inzwischen meistens wieder ganz leicht ging. Aber wahrscheinlich war es ein unfairer Vergleich, da es mehr oder weniger das erste Zusammentreffen mit Aki war, während sie Matti seit Jahren kannte.
Aki betrachtete aus dem Augenwinkel die schweigende Martta, während er vorgab sich ebenfalls auf seinen Teller zu konzentrieren. Er erinnerte sich noch genau, wann sie ihm das erste Mal aufgefallen war. Es war in einem Seminar gewesen und sie hatte eine wilde Diskussion mit einem der anderen Teilnehmer geführt. Diese blitzenden Augen würde er nicht so schnell vergessen!
„Und dir?“ unterbrach Martta seinen Gedankengang. „Schmeckts?“
„Ja, ja.“ Er nickte etwa abwesend. „Tut es.“ Sie schenkte ihm ein Lächeln.
„Schön.“ Wieder aßen sie schweigend, nicht sicher, was sie sagen sollten.
„Was hast du denn den Sommer über gemacht?“ Meldete sich Aki schließlich zu Wort.
„Der war völlig unspektakulär. Ich habe gearbeitet.“ Martta schob sich die letzten Reste auf ihrem Teller zusammen und bugsierte sie auf ihre Gabel.
„Ah. War es wenigstens ein erträglicher Job?“
„Ja, schon. Ich habe bei den Ferienspielen der Stadt gearbeitet, das hat Spaß gemacht.“
„Also keine finstere Fabrik.“
„Nein, das nicht. Es war schon okay. Und es hat Kohle gegeben.“ Sie zuckte mit den Schultern.
„Kriegt du keine Unterstützung von deinen Eltern?“ Erkundigte sich Aki. Er hatte seine Mahlzeit beendet und saß bequem zurückgelehnt in seinem Stuhl. Martta war bei seiner Frage unmerklich zusammengezuckt, entspannte sich dann jedoch wieder.
„Meine Eltern sind tot.“ Erklärte sie dann.
„Ich…oh!“ Aki riss erschrocken die Augen auf. „Ich meine…tut mir Leid, ich hätte nicht fragen sollen.“
„Woher hättest du es denn wissen sollen? Außerdem ist das schon okay. Sie sind schon seit zwölf Jahren tot.“ Beruhigte Martta ihn.
„Und wo wohnst du jetzt?“ Erkundigte er sich vorsichtig. „Also, wenn ich fragen darf.“
„Darfst du.“ Sie rang sich ein Lächeln ab. Es war nicht ihr Lieblingsthema, aber sie hatte sich daran gewöhnt, kam damit klar. „Bei meiner Tante und meinem Onkel. Ach ja…und meiner kleinen Cousine, die darf man nicht vergessen.“ Nun wurde ich Lächeln weicher, echter.
„Kleine Cousinen darf man nie vergessen.“ Lachte Aki.
„Hast du auch eine?“
„Nein.“ Verschmitzt grinsend schüttelte er den Kopf. „Ich bin das absolute Nesthäkchen der Familie.“
„Hat sicher auch was.“
„Schon. Alle kümmern sich um einen und stecken einem Dinge zu.“ Er verdrehte die Augen. „Genau das kann aber auch ganz schön nerven. Ich habe noch zwei ältere Schwestern neben meinem Bruder und was glaubst du, was die sich amüsiert haben, als ich meine erste Freundin hatte!“ Martta lachte leise.
„Das kann ich mir vorstellen. Die hatten sicher ihren Spaß.“
„Ich dafür weniger. Das war ganz schön peinlich.“ Seufzte Aki. Martta fühlte sich unwillkürlich wieder an das Gespräch mit Matti erinnert. Sie hatte wirklich nicht mehr daran gedacht, doch nun war die Erinnerung wiedergekommen. Nicht an den ganzen Abend und wie sie auf das Thema gekommen waren, aber die Szene in der Speisekammer wurde vor ihrem inneren Augen wieder lebendig.
Sie war etwas irritiert gewesen, als Jussi sie so einfach in den kleinen Raum schob und sie sich einem knallroten Matti gegenüberstand, der nervös von einem Bein auf das andere trat und sich dann ganz plötzlich vorbeugte und sie küsste. Sie hatte sich ein bisschen erschrocken, doch war es nicht unangenehm gewesen. Sie kannte Matti schon eine Weile und fühlte sich eigentlich wohl in seiner Gegenwart. Der Kuss selbst war eine Sache von Zehntelsekunden gewesen und hatte eigentlich nur bewegt, dass ihre Freundschaft um einiges fester und enger geworden war.
Eigentlich merkwürdig, dass sie ständig an den Vormittag denken musste, nun dass sie hier mit Aki saß. Aber irgendwie beschäftigte es sie. Vielleicht war es jedoch kein Wunder, nachdem was sie und Matti verband. Erst war es Freundschaft gewesen, dann Feindschaft und nun? Würden sie es wieder schaffen richtige Freunde zu werden? Sie hoffte es inzwischen sehr.
„Martta?! Bist du noch da?“ Hörte sie plötzlich Akis Stimme.
„Was? Äh…Ja. Sorry, ich war in Gedanken.“ Gab sie zu.
„Ich bin wohl keine sehr fesselnde Gesellschaft.“ Bemerkte Aki trocken.
„Das…nein. Es liegt nicht an dir. Tut mir leid, mir geht eben einfach viel im Kopf rum.“ Entschuldigte sie sich.
„Ist es ein Mann?“ Fragte er direkt nach. Überrascht und auch überrumpelt blickte sie ihn stirnrunzelnd an.
„Es geht dich eigentlich nichts an, aber ja. Ich habe seit kurzem wieder Kontakt mit einem alten Freund und darüber habe ich nachgedacht.“
„Magst du ihn?“ Fragte er weiter.
„Ja, natürlich. Er ist ein Freund.“ Sie zuckte mit den Schultern. Aki seufzte. So würde er hier nicht weiterkommen, sie wollte ihn anscheinend nicht verstehen. Doch er hatte das untrügliche Gefühl, dass er bei ihr nicht mit der Brechstange weiterkam. Wohl oder übel würde er sich gedulden müssen. Geduld gehörte nicht zu seinen starken Eigenschaften, doch war klar, dass ihm nichts anderes übrig bleiben würde.
„Erzähl doch mal was über dich.“ Wechselte er daher das Thema. Auch weil es ihn brennend interessierte.
„Über mich?“ Martta runzelte die Stirn. „Du weißt doch schon alles Wichtige.“
„Naja, was sind denn z.B. deine Hobbies?“ Präzisierte Aki seine Frage.
„Ach so.“ Martta spielte mit ihrer Serviette. „Ich spiele Hockey und Klavier. Sonst…“ Sie zuckte mit den Schultern. „Mache ich das, was wohl alle gerne machen. Freunde, Kino, Lesen, Skifahren und solche Sachen.“
„Du spielst Eishockey?“ Aki sah überrascht aus.
„Nein.“ Sie musste bei dem Gedanken lachen. „Feldhockey.“
„Ah.“ Nun grinste er auch. „Trägst du dann auch so ein fesches Röckchen?“ Martta zog eine Augenbraue hoch.
„Das lässt sich leider nicht vermeiden.“
„Wieso, magst du keine Röcke? Du brauchst nun wirklich nicht mit deinen Reizen zu geizen.“ Erklärte er geradeheraus. Martta spürte wie sie rot wurde. Sie hasste solche Bemerkungen, auch wenn er es vielleicht als Kompliment gemeint hatte.
„Nein.“ Murmelte sie befangen. „Die sind nur beim Sport nervig.“
„Okay, das mag stimmen.“ Nickte er. „Da kann ich nichts zu sagen.“ Ein freches Grinsen hatte sich über sein Gesicht gebreitet.
„Wie sich Röcke oder wie sich Sport anfühlt?“ Martta ging auf seinen lockeren Ton ein.
„Röcke. Sport kenne ich schon.“ Lachte er.
„Ja? Was machst du denn?“ Erkundigte sie sich nun.
„Ich spiele Eishockey und ein bisschen Fußball zwischendurch.“
„Glaub es oder nicht, aber ich habe es nie hingekriegt.“ Seufzte Martta.
„Was? Fußball?“ Er runzelte die Stirn und blickte sie fragend an.
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Schlittschuhlaufen.“
„Du kannst nicht Schlittschuhlaufen?“ Mit großen Augen sah er sie an.
„Naja… Laufen schon, nur nicht bremsen.“
„Oha. Da ist natürlich ungünstig. Ich würde ja sagen, ich bringe er dir bei, aber da müssen wir wohl noch ein bisschen warten.“
„Ich fürchte auch, dass das nicht viel Sinn hat. Es haben schon viele versucht, aber ich kanns einfach nicht.“
„Ach was.“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Das lernst du schon.“ Ihr Blick war weiterhin zweifelnd.
„Das glaube ich nicht. Aber ich kann auch ganz gut ohne leben.“
„Auch wieder wahr. Auch wenn ichs mir nicht vorstellen kann.“ Daraufhin zuckte Martta nur mit den Schultern. Sie hatte kein Problem damit.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:47 
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„Hei!“ Anneli stürmte in Marttas Zimmer und ließ sich schwer atmend auf deren Sofa fallen.
„Oh, hei. Wieder im Land?“ Martta, die am Schreibtisch gesessen hatte, drehte sich auf ihrem Drehstuhl herum, so dass sie die Freundin ansehen konnte.
„Ja.“ Anneli grinste vergnügt. „Und du hast dich in meiner Abwesenheit aushalten lassen, habe ich gehört?“
„Häh?“ Mit verwirrtem Gesicht musterte Martta die Freundin. „Was um alles in der Welt meint du?“
„Du warst Essen.“ Verkündigte diese triumphierend. „Mit einem Mann.“ Martta hob eine Augenbraue.
„Ich war sogar mit zwei Männern essen, du musst also präziser sein.“
„Was?“ Annelis triumphierender Gesichtsausdruck fiel in sich zusammen. „Da bin ich einmal nicht da und schon legst du los!“ Neugierig musterte sie die Freundin. „Dann hast du mir ja einiges zu erzählen.“
„Bist du neugierig?“ Amüsiert betrachtete sie die Andere.
„Ja klar.“ Gab diese unumwunden zu. „Wer ist denn der andere Glückliche?“
„Ich nehme an, du hast das von Matti gehört?“ Anneli nickte. „Und dann war ich mit Aki am Abend weg.“
„Aki?“ Die Blonde runzelte die Stirn. „Kenne ich einen Aki?“ Martta nickte.
„Aus der Uni. So ein Blonder.“ Anneli riss die Augen auf.
„Der der immer einen ganzen Harem mit sich führt?“
„Ja. Ich war auch eher…irritiert als er mich angesprochen hat.“ Gestand Martta. „Und bin es eigentlich immer noch.“
„Wieso? Er sieht doch gut aus!“ Anneli lehnte sich grinsend zurück. Doch Martta rümpfte die Nase.
„Das vielleicht. Aber ich glaube, dass wir uns nicht unbedingt viel zu sagen haben.“ Das Grinsen ihrer Freundin wurde immer breiter.
„Muss man ja auch nicht unbedingt.“
„Oh man, Anneli.“ Martta verdrehte die Augen.
„Was denn?“ Verteidigte sich die Andere. „Man wird ja wohl noch ein bisschen Spaß haben dürfen!“
„Darf man schon.“ Lachte Martta nun. „Ich bin mir nur nicht so sicher, ob ich das mit Aki will.“
„Warum nicht? Oder gibt es da einen Anderen?“ Nun begannen Annelis Augen richtig zu leuchten.
„Nein, gibt es nicht. Aber ich muss ja auch nicht mit jedem der mich anspricht ins Bett hüpfen.“
„Stimmt auch wieder.“ Gab Anneli zu. „Aber wie war er sonst so?“
„Nett, bemüht. Ich glaub nur ich war ein wenig unkooperativ.“
„Oh Martta! Warum denn?“
„Ich…Die Geschichte ist noch ein wenig länger. „Gab Martta zu. „Er hatte mich schon am Abend zuvor zu einer Party mitgenommen.“
„Oh und?“
„Und hat mich nach zwanzig Minuten den ganzen Abend ignoriert.“
„WAS?! Was ist das denn für ein Depp?“
„Erst Traumtyp, dann Depp?“ Grinste Martta.
„Naja also…So verhält man sich doch nicht.“
„Nein. Ich fand es auch doof, deshalb bin ich auch skeptisch. Auch wenn er sich entschuldigt hat.“
„Mhm…“ Anneli zog eine Schnute. „Das ist wirklich schwierig. Was sagte denn dein Gefühl?“
„Mein Gefühl? Das ist wie gesagt skeptisch. Und auch ein bisschen gebauchpinselt.“
„Dass du die Auserwählte von Price Charming bist?“ Martta verdrehte die Augen.
„Wenn du es so sehen willst. Ich weiß nur nicht, ob Prince Charming die Playstation der Prinzessin vorzieht. Außerdem, wer freut sich nicht, wenn er gemocht wird.“
„Womit wir wieder beim Thema sind.“ Lenkte Anneli das Gespräch wieder in eine andere Richtung.
„Bei welchem Thema?“ Martta runzelte fragend die Stirn.
„Bei welchem Thema wohl? – Matti und du!“
„Was ist mit Matti und mir?“
„Manchmal bist du echt schwer von Kapee.“ Seufzte Anneli. „Ihr wart zusammen aus!“
„Wir waren nicht zusammen aus. Wir haben uns zufällig getroffen und haben dann noch einen Kaffee getrunken. Und dann sind wir eben hungrig geworden.“ Den wahren Grund ihres Treffens verschwieg sie, das ging zukünftige Geburtstagskinder überhaupt nichts an.
„Schade eigentlich.“ Nachdenklich betrachtete Anneli die Freundin. „Es wäre so eine schöne Sensation für die Party geworden.“
„Du hast einen Knall!“ Martta verdrehte die Augen. „Und außerdem siehst du Gespenster.“
„Mhm…Was ist denn eigentlich mit heute Abend?“
„Was soll damit sein?“
„Da ist meine Party.“ Spezifizierte Anneli ihre Aussage.
„Ich weiß.“ Immer noch verstand Martta nicht, was ihre Freundin von ihr wollte.
„Magst du Aki nicht mitbringen?“
„Aki?“
„Ja, wieso nicht. Vielleicht entpuppt er sich ja doch noch als Prince Charming. Und es wird mit Sicherheit keine Playstation geben.“ Nun musste Martta lachen.
„Das ist natürlich ein Grund. Aber du musst mich nicht verkuppeln.“
„Das macht aber Spaß.“ Widersprach Anneli. Doch Martta warf ihr einen fast bösen Blick zu.
„Lass es!“
„Mhm…Okay.“ Anneli legte den Kopf schief. „Wir machen einen Deal. Ich bin ganz brav und du bringst ihn mit.“
„Du bist doch nur neugierig!“ Lachte Martta.
„Na und? Lass mich doch neugierig sein!“
„Okay. Ich werde es mir überlegen.“ Stimmte Martta zu. Anneli würde doch nicht nachgeben.
„Mehr krieg ich wohl nicht? Mhm…?“ Anneli kannte ihre Freundin.
„Nein.“
„Ich muss auch wieder los.“ Sie erhob sich. „Joni kommt mich abholen, wir wollen die Getränke für heute Abend kaufen.“
„Dann kauft mal schön ein.“ Auch Martta stand auf, um die Freundin noch an die Tür zu bringen.
„Und ich rechne dann heute Abend mit zwei Personen…?“
„Anneli!“ Die lachte.
„Man wird es ja noch mal probieren dürfen.“
„Nein.“ Knurrte Martta.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:48 
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Martta starrte auf ihr Telefon. Sollte sie oder sollte sie nicht? Sie musste sich ja eingestehen, dass der gestrige Abend im Laufe der Zeit immer mehr gewonnen hatte und doch war sie sich nicht sicher, ob sie Aki mit auf Annelis Party nehmen wollte.
Wollte sie dieses Signal an ihn aussenden, dass sie interessiert war? Denn das würde mit Sicherheit für ihn so rüberkommen wenn sie ihn nun anrief. War sie denn überhaupt interessiert? Da war sie sich nicht so sicher. Er war…nett. Und sie hatte sich schon ein bisschen an seine sehr direkte Art gewöhnt, die ja auch was für sich hatte. Sie wusste bei ihm immer woran sie war. Andererseits konnte und wollte sie nicht vergessen, dass er sie so nachdrücklich abserviert und ignoriert hatte. Das war ein Scheißgefühl gewesen, das musste sie nicht noch einmal erleben. Andererseits…Verdiente nicht jeder eine zweite Chance?
Eine Stimme schreckte sie aus ihren Gedanken.
„Hallo?! Ist da wer dran?“ Sie sah nach unten, wo die Stimme herkam und erstarrte. Während sie nachgedacht hatte, hatten sich ihre Finger wohl unbewusst entschieden und die Wahltaste gedrückt.
„Ja, hallo. Hier ist Martta.“ Meldete sie sich nun dazu gedrängt. Gar nicht zu reagieren wäre wohl noch bescheuerter gewesen, da er sicher ihren Namen hatte lesen können.
„Ja, hallo. Ich dachte schon du hättest die Tastensperre vergessen oder so, weil keiner dran war.“ Ertönte seine gutgelaunte Stimme aus dem Hörer.
„Ähm…nee.“ Stritt sie es ab. „Ich wollte schon anrufen.“
„Ah, schön. Bist du gestern gut nach Hause gekommen?“ Martta musste unwillkürlich lachen.
„Ja, die drei Stufen habe ich ohne Gefahr für Leib und Leben überstanden.“
„Naja, man weiß ja nie.“ Sie hörte sein leises, kehliges Lachen. „Aber weshalb rufst du denn an?“ Erkundigte er sich dann.
„Wie kommst du darauf, dass es einen Grund gibt?“ Diese Frage überraschte sie.
„Du würdest nicht ohne Grund anrufen.“ Stellte er fest und Martta fragte sich unwillkürlich, wieso er sie so gut einschätzen konnte. „Also was gibt’s?“
„Naja…Ich wollte fragen…ob du heute Abend Zeit hast. Anneli feiert in ihren Geburtstag rein und hat gemeint es wäre okay, wenn ich noch jemanden mitbringe.“ Sie war froh, als es draußen war. Ihr Herz klopfte wie verrückt in ihrer Brust.
„Und dann hast du an mich gedacht?“ Erkundigte er sich. Martta zögerte.
„Ganz ehrlich…?“
„Nein, sag es nicht. Sie ist neugierig. - Aber…“ Sie hörte wie er einmal tief durchatmete. „Ich komme gerne mit, wenn du es denn auch willst.“
„Natürlich.“ Gab Martta zurück. „Sonst hätte ich ja nicht gefragt.“
Aki fuhr sich durch die Haare. Er war sich da nicht so sicher. Innerlich verfluchte er diesen verdammten Abend, an dem er sich viel zu wenig um sie gekümmert hatte. Was ihn da geritten hatte wusste er nicht. Er wusste nur, dass er alles dafür geben würde, dass es ungeschehen gemacht würde. Und er konnte es ihr auch nicht verdenken, dass sie skeptisch war. Aber immerhin hatte er eine neue Chance bekommen an diesem Abend und er würde sie nutzen!
„Schön. Wann soll ich denn wo sein? Soll ich dich abholen?“
„Das wäre sicher am Einfachsten. So um neun?“
„In Ordnung. Ich weiß ja, wo ich dich finde. Bis dann.“
„Bis dann, Aki.“
„Und Martta…?!“
„Mhm?“
„Ich freu mich.“
Bevor sie darauf reagieren konnte, hatte er aufgelegt und nur das Tuten drang noch in ihr Ohr.
Sie seufzte und legte das Telefon weg. Hatte sie es sich doch gedacht, dass er es so aufnehmen würde. Und sie…? Sie war keinen Schritt weiter damit, zu ergründen was sie denn wollte. Aber vielleicht würde ja der Abend helfen?
Erneut störte sie ihr Telefon, diesmal indem es klingelte.
„Ja, hallo?“ Meldete sie sich.
„Hallo Martta.“ Schallte ihr Mattis tiefe Stimme entgegen.
„Oh, hei. Wie geht’s?“ Sie lehnte sich bequem zurück und zog die Beine an.
„Gut, und dir?“
„Auch gut.“ Echote sie.
„Dann ist ja gut. Weshalb ich anrufe…“
„Ja?“ Sie hörte ihn lachen.
„Darf ich ausreden?“
„Nein?“ Nun musste sie auch mitlachen.
„Och, Mensch.“ Beschwerte er sich.
„Okay, rede.“ Lenkte sie ein. „Ich höre zu.“
„Sehr gut. Ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob ich die heute Abend abholen soll. So als Privattaxi.“ Martta seufzte innerlich.
„Das ist lieb Matti, aber ich werde schon abgeholt. Trotzdem danke, dass du extra gefragt hast.“
„Oh, aha.“ Er klang etwas irritiert, wahrscheinlich hatte er nur nicht mit dieser Antwort gerechnet. „Wer…?“
„Ein Kommilitone holt mich ab…Aki.“ Erklärte sie sofort.
„Ist das nicht der von Sonntag…?“ Matti zog fragend die Augenbrauen zusammen.
„Ja.“ Sie nickte.
„Aber er…“
„Ich weiß.“ Unterbrach Martta ihn. „Aber er hat sich entschuldigt und naja…“ Sie zuckte mit den Schultern, auch wenn er das nicht sehen konnte. „Jeder hat doch eine zweite Chance verdient.“
„Mhm.“ Bestätigte Matti einsilbig. Auch sie hatten eine zweite Chance bekommen, worüber er mehr als froh war.
„Bist du irgendwie…böse?“ Erkundigte sich Martta etwas erschrocken, als er so ablehnend reagierte.
„Was? Nein! Ich habe nur daran gedacht, dass auch wir eine zweite Chance bekommen haben.“
„Hm. Das stimmt wohl.“
„Und…“ Matti verstummte für einen Moment, sprach dann aber doch weiter. „Ich bin heilfroh darüber.“
„Ich…“ Martta schluckte. „…Auch.“
„Schön. Wir sehen uns also heute Abend?“
„Na, klar.“ Lachte sie nun wieder. „Es sei denn…du willst nicht.“
„Warum sollte ich nicht wollen?“ Nun war er ehrlich erstaunt.
„Ich weiß ja nicht.“ Konnte sie nur antworten.
„Oh, Martta! Ich würde dir doch nicht anbieten dich abzuholen, wenn ich dich nicht sehen wollte!“
„Das ist…schön. Danke Matti.“ Ganz so einfach war es eben immer noch nicht, auch wenn es immer besser wurde.
„Dann bis später.“
„Ja, bis später, Matti.“
Sie legte auf. Das war wirklich nett gewesen, dass er an sie gedacht hatte und sie hatte abholen wollen. Es gab ihr das alte vertraute Gefühl zurück, dass er immer für sie da gewesen war und auf sie aufgepasst hatte. Sie hatte dieses Privileg immer genossen, bis…bis, ja bis alles falsch gelaufen war.
Mit auf einem Mal schwerem Herzen erhob sie sich und legte das Telefon weg. Davon, dass sie hier herumsaß und grübelte würde es ja auch nicht besser werden.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:48 
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Wachser
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Aki drückte, wie am vergangenen Abend, auf den Klingelknopf und trat dann einen Schritt zurück, der Dinge harrend die da kommen würden. Wenig später wurde die Tür aufgerissen und ein Blondschopf schob sich durch den Spalt.
„Wer bist du denn?“ Die Kleine musterte ihn streng.
„Hallo, ich bin Aki und möchte Martta abholen.“ Stellte er sich artig vor. „Und du bist sicher ihre Cousine.“
„Mhm.“ Sie nickte. „Ich bin Teresa.“ Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihm zu. „Gehst du mit Martta auf die Party?“ Fragte sie unbekümmert und ohne Anstalten zu machen Martta zu holen oder ihn rein zulassen.
„Ja.“ Stimmte er zu.
„Bist du in sie verknallt?“ Platzte Teresa heraus. Aki riss ungläubig die Augen auf, doch Martta verschonte ihn vor einer Antwort.
„Teresa!“ Hörte er ihre tadelnde Stimme. Er konnte sich gut vorstellen, wie sie als Lehrerin war. „So was fragte man nicht! Außerdem könntest du ihn mal hereinbitten.“
„Nö, wieso?“ Antwortete sie ungerührt. „Er will dich ja nur abholen, nicht herkommen.“
„Dann lass mich wenigstens durch, ich bin nämlich fertig zum gehen.“
Aki sah, wie Teresas Kopf aus dem Türspalt verschwand, dann hörte er ihre helle Stimme von drinnen: „So kannst du ihn aber nicht angeln, da musst du dich schon mehr aufbrezeln.“
„Vielleicht will ich das ja gar nicht. Und jetzt gehe ich. Tschüß Teresa.“
„Mhm.“ Brummte diese.
Aki war bei Marttas Aussage unwillkürlich zusammengezuckt. Ob sie es wirklich so meinte und er überhaupt keine Chance hatte? Oder hatte sie das einfach so gesagt, um ihre nervende Cousine abzuschütteln? Er würde es wohl herausfinden müssen.
„Hei!“ Trotz der Zweifel lächelte er sie zur Begrüßung strahlend an.
„Oh, hallo.“ Sie erwiderte das Lächeln etwas zurückhaltender. „Tut mir Leid wegen Teresa, die kleine Krabbe macht gerade eine etwas schwierige Phase durch.“
„Kein Problem.“ Wank er ab. Sie hatte das Tribunal Teresa ja noch unterbrochen, bevor diese richtig loslegen konnte. „Können wir?“ Er wies auf die Gartenpforte.
„Ja, klar.“ Sie trug in der einen Hand eine große Schüssel, mit der anderen hängte sie sich gerade ihre Tasche um.
„Hätte ich auch etwas mitbringen sollen?“ Er wies auf die Schüssel in der er richtigerweise einen Salat vermutete.
„Ach was.“ Beruhigte Martta ihn. „Es wird bestimmt genug geben und es war ja auch so kurzfristig.“
„Ich hab was zu trinken dabei.“ Er nickte zu seinem Auto hinüber.
„Oh, das ist nett. Aber du musst wirklich nicht.“ Er sah sie verschämt an.
„Die wahren Spender sind auch meine Eltern, ich habe deren Weinkeller etwas dezimiert.“
„Was?!“ Martta starrte ihn an, doch Aki wank ab.
„Ich hab ja nichts wirklich Teueres genommen und der ist so voll, da haben sie längst den Überblick verloren.“
„Mhm.“ Machte Martta, nicht wirklich sicher, was man darauf antwortete. Mit Weinkeller die so voll waren, dass man die Übersicht verlor, hatte sie keine Erfahrung.
„Laufen wir oder sollen wir fahren?“ Wechselte Aki das Thema.
„Also wirklich weit ist es nicht und mit Parken sieht es da wohl auch eher schlecht aus, besser wir laufen, wenn das für dich okay ist?“
„Ist es, natürlich.“ Er öffnete die Beifahrertür und entnahm dem Auto zwei Flaschen. „Wir können.“
„Gut.“
Sie liefen nebeneinander her und wieder fiel es Martta auf, dass sie nicht wusste, was sie sagen sollte.
„Wird das eine große Party?“ Durchbrach Aki schließlich die Stille.
„Ja, ziemlich.“ Nickte Martta. „Anneli kennt ziemlich viele Leute.“
„Du auch?“ Erkundigte er sich wieder sehr direkt.
„Mhm, notgedrungen ja. Durch Anneli. Aber ich bin nicht so, dass ich ständig Fremde anquatsche.“
„So wie ich?“ Sie zuckte mit den Schultern, so gut das so beladen ging. „Anneli macht das oft. Dich kenne ich ja eigentlich nicht.“
„Mhm. Aber wir sind ja gerade dabei das zu ändern.“ Er sah sie von der Seite an und konnte gerade noch sehen, wie sich ein feiner roter Schimmer über ihren Wangen ausbreitete. Aki blieb stehen und sah sie direkt an. „Magst du mich näher kennen lernen?“ Fragte er plötzlich direkt. Martta fühlte sich in die Ecke gedrängt. Genau darüber war sie sich ja nicht schlüssig.
„Deshalb sind wir ja jetzt hier.“ Antwortete sie ausweichend und er nickte. Das hatte er sich schon gedacht.
„Gut. Und wo müssen wir hin?“ Fragte er seine Enttäuschung über ihre Antwort überspielend.
„Da vorne…“ Sie streckte die Hand aus und deutete. „Müssen wir rechts und dann sind wir fast da.“
„Aha.“ Sie gingen weiter. Erneut schwiegen sie und Martta zermarterte sich den Kopf nach einem unverfänglichen Thema. Doch es wollte ihr einfach nichts einfallen und da Aki auch merkwürdig schweigsam war, liefen sie schweigend durch den Spätsommerabend, bis zu Jonis Zuhause. Das Haus seiner Eltern hatte einen großen Hobbykeller in dem sie ungestört feiern konnten.
Sie durchquerten den Vorgarten und betraten das Haus, da sich Martta nicht mit Klingeln aufhielt, sondern einfach die Tür öffnete. Im Hausflur kam ihnen Joni entgegen, der eine ganze Hand voll Schlüssel hatte.
„Was ist denn das?“ Mit gerunzelter Stirn wies Martta auf die Schlüssel. „War Anneli wieder zu aufsässig und du hast die gefesselt und geknebelt, oder was?“ Neckte sie.
„Nein.“ Joni lachte. „Ich habe alle Zimmer, in die niemand rein sollte abgeschlossen, jetzt sollte ich nur noch ein gutes Versteck finden. Aber hallo erst mal.“ Er umarmte Martta. Dann streckte er Aki eine Hand entgegen. „Hei, ich bin Joni, Annelis Freund.“
„Hei.“ Aki nickte und schüttelte die dargebotene Hand. „Aki.“
„Wo ist denn Anneli?“ Unterbrach Martta die Männer.
„Unten.“ Joni wies mit dem Kinn auf die Kellertreppe. „Geht nur schon runter, ich komme gleich.“
„Okay.“ Martta nickte und mit Aki in ihrem Kielwasser stieg sie in den Keller hinab.
„Hei Süße!“ Anneli kam auf sie zugestürmt sobald sie den Kellerraum betraten. Sie hatte rote Wangen und ihre Augen blitzten. Das war ein Tag nach ihrem Geschmack, mit ihr als Hauptperson. Sie umarmte Martta samt Schüssel und drückte sie an sich, dann wandte sie sich Aki zu.
„Hei, du bist Aki, nicht?“
„Ja, hei. Du hast Geburtstag, richtig?“ Erkundigte er sich.
„Fast.“ Lachte Anneli. „Erst morgen. Du darfst also erst ab zwölf gratulieren.“
„Wo kann ich die hintun?“ Er hielt ihr die Flachen hin.
„Oh, dass wäre aber nicht nötig gewesen, aber danke. Ich glaube…“ Sie studierte die Etiketten. „Die stelle ich erst mal beiseite. Das wären ja Perlen vor sie Säue geworfen. Danke!“ Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, dann zog sie ab. Martta grinste, als sich Aki wieder ihr zuwandte.
„Das ist dann also Anneli.“ Lachte sie.
„Ich weiß.“ Er grinste zurück.
„Magst du was zu trinken?“ Sie stellte ihren Salat an der dafür vorgesehen Stelle ab und wandte sich dann wieder an Aki. Es war noch relativ leer und so konnten sie noch ungestört ihre Getränke auswählen.
„Ja gerne.“ Nickte er.
„Was denn?“ Martta bückte sich und ließ ihren Blick über die Vorräte in dem Kühlschrank, der in der Ecke auf dem Boden stand, gleiten.
„Gibt’s Bier?“ Aki spähte über ihre Schulter hinweg.
„Ja, klar. Hier.“ Sie reichte ihm eins und nahm sich dann selbst auch eines heraus. Als sie sich herumdrehte während sie sich aufrichtete übersah sie den Menschen hinter ihr und knallte voll mit ihm zusammen.
„Hei Martta. Nicht so stürmisch.“ Hörte sie Mattis lachende Stimme und spürte gleichzeitig seinen warmen Griff um ihre Hüfte, mit dem er sich vor einem Sturz rettete.
„Ich bin nicht stürmisch. Du warst im Weg, das war das einzige Problem.“ Frech lachte sie ihn an. Er schüttelte nur den Kopf und sie spürte, wie er die Umarmung intensivierte und sie an sich drückte.
Als sie aus der angenehmen Wärme seiner Umarmung wieder aufgetaucht war, sah sie, dass er ihr Bier in der Hand hielt.
„Ach ja, danke für das Bier.“ Grinste er.
„Hey!“ Beschwerte sie sich. „Das ist meins.“
„Das war deins.“ Antwortete er und bevor sie etwas entgegnen konnte war er abgezogen.
„Das ist doch…“ Brummelte sie vor sich hin, drehte sich dann wieder zu Kühlschrank herum und entnahm ihm ein weiteres Bier.
Aki, der die Begrüßung mitbekommen hatte, betrachtete Martta aus dem Augenwinkel. Wer war der Andere? Gut das wusste er aus dem Fernsehen, aber was war er für Martta? Sie hatte sie ehrlich gefreut ihn zu sehen, etwas, was sie noch nie gezeigt hatte, wenn sie ihn traf. Und das schmerzte schon ein bisschen. Andererseits war es auch kein langes Intermezzo gewesen, dieses Aufeinandertreffen. Er würde wohl abwarten müssen, was der Abend so brachte.
„Träumst du?“ Hörte er plötzlich Marttas belustigte Stimme neben sich.
„Was? Nein. Ich…“
„Schon gut.“ Lachte sie. „Ich wollte nur wissen, ob ich dein Bier auch aufmachen soll, oder ob du es den ganzen Abend so mit dir herumtragen willst?“
„Ach so. Nein, ich wollte es schon trinken.“
„Gut.“ Sie öffnete es und warf den Deckel zusammen mit ihrem in den Abfall. „Das war übrigens Matti.“ Fuhr sie dann fort. „Leider ist er etwas schnell verschwunden, sonst hätte ich ihn dir vorgestellt.“
„Ich weiß.“ Er nickte.
„Mhm, ja.“ Sie ditschte sich an die Stirn. „Das vergesse ich immer. Aber es gibt ja noch andere Leute hier. Komm!“ Sie griff nach seinen Pulloverärmel und zog ihn hinter sich her um ihre Runde zu machen. Es war in den letzten Minuten merklich voller geworden und so mussten sie sich schon durch die Menge schlängeln.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:49 
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Martta sah sich um. Anneli hatte Aki mit Beschlag belegt und sie wollte gar nicht wissen, was die ihn alles fragte. Suchend sah sie sich nach jemandem mit dem sie sich so lange unterhalten konnte um.
„Hei.“ Matti erschien unversehens an ihrer Seite.
„Hei.“ Sie lächelte ihn an.
„Wo hast du denn deine Eroberung gelassen?“ Erkundigte der sich. Martta hob eine Augenbraue.
„Das ist ein Kommilitone.“ Erklärte sie.
„Jaja.“
„Hrrr.“ Knurrte sie. „Fang du nicht auch noch an.“
„Wieso, wer denn noch? Er?“
„Eigentlich meinte ich Anneli und Teresa, aber ich glaube schon.“
„Er?“ Matti hob eine Augenbraue.
„Mhm.“ Sie nickte.
„Und du?“ Er hatte sich zu ihr nach unten gebeugt, damit sie nicht so laut sprechen mussten. Martta biss sich auf die Lippe und zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung. Er ist nett und man kann Spaß mit ihm haben.“
„Und, hasts gefunkt?“
„Mhm.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht. Bisher jedenfalls.“
„Sei nur ehrlich zu dir. Und zu ihm auch.“ Martta verzog das Gesicht.
„Matti der große Beziehungsberater?“ Spottete sie. „Wo ist denn deine, wenn du so genau Bescheid weißt?“
„Ich habe halt Erfahrung darin, wie so was scheitern kann.“ Kam es doch etwas bitter von ihm. „Daher kenne ich mich damit so gut aus.“
„Bist du unglücklich?“ Unwillkürlich legte sie ihm tröstend eine Hand an den Rücken.
„Nein Martta.“ Er bemühte sich um ein kleines Lächeln. „Nicht unglücklich.“
„Sondern?“ Nun zuckte er mit den Schultern.
„Zum Schreien glücklich nun auch wieder nicht, aber es ist schon okay so.“
„Die Welt ist merkwürdig.“ Sie schüttelte den Kopf. „Dass dich keine will.“
„Vielleicht will ja auch ich keine.“ Das Lächeln war nun deutlich gequält.
„Du meinst…!“ Martta riss ungläubig die Augen auf. Dafür hatte sie nun noch gar keine Anzeichen bemerkt.
„Nein, nein.“ Wehrte Matti ab. „Ich bin nicht schwul. Ich meinte nur, dass noch nicht die Richtige dabei war.“
„Ach so.“ Sie schüttelte den Kopf.“ Und ich dachte schon...“
„Du solltest es vielleicht lassen.“ Lenkte er das Gespräch nun in leichtere Bahnen.
„Was?“ verwirrt sah sie ihn an.
„Das Denken.“ Grinste er.
„Hey!“ Spielerisch trat sie ihm gegen das Schienbein. „Erst mir das Bier klauen und dann auch noch frech werden!“
„Aua.“
„Das war verdient.“ Nickte sie. „Außerdem musst du als Wiedergutmachung mit mir Tanzen.“ Sie wies mit dem Kopf auf die Ecke, die als Tanzfläche diente und in der schon einiges los war.
„Tanzen?“ Er starrte sie entsetzt an.“
„Ja genau.“ Sie griff nach seiner Hand und steuerte mit ihm die Tanzfläche an.
„Vergiss es.“ Sträubte er sich. „Ich tanze nicht.“
„Tja.“ Ließ sie sich nicht beirren. „Das hättest du dir früher überlegen müssen.“
„Was ist denn hier los?“ Joni betrachtete das merkwürdige Pärchen belustigt.
„Wir gehen tanzen.“ Erklärte Martta gleichmütig.
„Tun wir nicht“ Widersprach Matti sofort.
„Gute Idee.“ Stimmte Joni grinsend Martta zu. „Der muss mal seine Hemmungen verlieren.“
„Hey!“ beschwerte sich Matti. „Ich bin auch noch hier, also redet nicht so über mich. Außerdem habe ich keine Hemmungen!“
„Dann hindert uns ja nichts daran Tanzen zu gehen.“ Martta bewegte sich, mit Matti im Schlepptau, erneut in Richtung Tanzfläche.
„Doch, ich Tanze einfach nicht. Ich bin unmusikalisch.“ Suchte er nach eine neuen Ausrede. Martta drehte sich zu ihm herum und sah ihn mit blitzenden Augen an. Matti spürte, wie sein Herz für eine Millisekunde aussetzte. Dieser Blick war… Ja, zum weiche Knie bekommen.
„Siehst du da irgendwen, der musikalisch aussieht?“ Wies sie in die besagte Ecke. „Da ist es sowieso so dunkel, dass das keiner mitbekommt.“ Ignorierte sie erneut seine Einwürfe.
„Bitte Martta!“ Nun klang er fast verzweifelt. „Lass es gut sein.“ Überrascht sah sie auf.
„Was ist?“ fragte sie leise nach.
„Ich tanze einfach nicht, okay?“
„Mhm…“ Sie biss sich auf die Lippe und legte den Kopf schief. „Auch nicht für mich?“
„Mhm…“ Brummte er unwillig, drehte sie herum, legte ihr von hinten die Hände auf die Schultern und schob sie in Richtung der Tanzenden. „Aber sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“
Sie spürte, wie er sie leicht in seine Arme zog und sich etwas ungelenk mit ihr zu bewegen begann. Es war ein ungewohntes und dann doch wieder so gewohntes Gefühl von ihm festgehalten zu werden. Sein Geruch war so wie er immer war, wie er immer gewesen war. Doch diesmal traf er nicht nur für eine Sekunde in ihre Nase, sondern erfüllte sie bei jedem Atemzug. Martta fühlte wie sie sich entspannte, trotz seiner etwas holzigen Bewegungen.
Das Lied endete und sie entfernten sich ein bisschen voneinander.
„Geht doch.“ Lächelte Martta aufmunternd.
„Naja.“ Gab er brummend zurück. Die ersten Takte des nächsten Liedes erschallten und er runzelte die Stirn. Auch das noch. Ein ruhiges, absolutes Schmuselied. Er sah zu Martta runter.
„Willst du?“ Fragte er unsicher.
„Wenn wir schon mal hier sind.“ Auch sie sah nicht völlig überzeugt aus.
„Okay.“ Langsam näherten sie sich wieder und er zog sie diesmal näher an sich heran. Martta drückte unwillkürlich ihre Nase in sein T-Shirt. Hier im Keller war es durch die vielen Menschen sehr warm. Doch er war nicht unangenehm verschwitzt. Nur warm und der Ruhepol als den sie ihn immer empfunden hatte. Ihre Hände ruhten auf seinem Rücken. Er war so schmal, dass sie locker herumkam.
Matti hatte sich auf die Lippe gebissen und hoffte, dass sie nicht mitbekam wie sehr sein Herz schlug. Ihre wirren Locken kitzelten ihn an Gesicht und Hals, doch er empfand es nicht als unangenehm, es gehörte einfach zu ihr. Genau wie ihr frischer Geruch, der ihn zudem in der Nase kitzelte und ihn ganz leicht im Kopf werden ließ.
Martta war ganz im Tran der Musik und des warmen Körpers, der sie an ihren presste, als Matti plötzlich ruckartig stehen blieb.
„Was ist?“ Verwirrt hob sie den Kopf.
„Das Lied ist vorbei.“
„Oh.“ Sie bekam rote Wangen und sah zu Boden, dann hob sie den Blick vorsichtig wieder. „Danke.“ Sie löste sich von ihm. „Danke für den Tanz, Matti.“
„Fertig?“ Fragte er leise nach. Sie lächelte.
„Ja, du bist erlöst.“
„Mhm.“ Fast meinte sie etwas wie Enttäuschung in seinen Augen zu sehen, doch das war wohl ein Irrtum.
„Danke noch mal.“ Sie drückte seine Hand und wandte sich dann ab. Noch immer war sie ganz im Zauber des Tanzes gefangen, hatte aber Angst, dass er das merken würde.
Immer Martta, immer alles für dich. Meldete sich eine Stimme in ihm, doch er sprach es nicht aus, sondern ging in die entgegen gesetzte Richtung davon. Immer noch in Gedanken bei Martta und dem Tanz, sah er Anneli erst, als er fast gegen sie gelaufen wäre. Breit grinsend musterte sie ihn.
„Und wie hab ich das gemacht?“
„Was?“ Unverständlich sah er sie an.
„Das Lied. Wer meinst du hat eben das langsame Lied ausgesucht?!“ Matti verdrehte nur die Augen und wandte sich ab. Er wollte jetzt genau darüber nicht reden und schon gar nicht mit einer so breit grinsenden Anneli.
„Was ist los?“ Plötzlich wieder ernst sah sie ihn an.
„Nichts ist los. Ich hasse Tanzen.“ Brummte er nur. Dass das nicht mehr so ganz stimmte musste sie ja nicht wissen.
„Aber für sie tust du alles?“ Er spürte ihre Hand an seiner Schulter.
„Lass gut sein Anneli.“
„Okay. Aber du weißt…“
„Nein.“ Wandte er ein. „Gar nichts.“ Dann ließ er sie stehen. Anneli seufzte leise. Sie hatte ihm doch nur anbieten wollen mit ihr zu reden, aber anscheinend wollte er nicht reden. Oder nur nicht mit ihr?


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 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:50 
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„Hei, da bist du ja.“ Hörte Martta Akis Stimme hinter sich und drehte sich dann zu ihm herum.
„Ja.“ Sie versuchte ein Lächeln. „Hat sie dir ein Loch in den Bauch gefragt?“
„Anneli?“ Ein Kranz von Lachfältchen bildete sich um seine strahlend blauen Augen. „Ja hat sie. Jedenfalls hat sie es versucht.“
„So ist sie halt. Redet immer gerne und ausgiebig und muss alles wissen.“
„Ihr ergänzt euch schon gut.“
„Ja, das stimmt wohl.“ Nickte sie.
„Magst du tanzen?“ Wechselte er das Thema. Fast erschreckt blickte Martta ihn an. Sie konnte jetzt nicht mit ihm tanzen. Konnte mit niemanden tanzen nach dem vergangenen Tanz. Entschuldigend schüttelte sie den Kopf.
„Nein. Tut mir leid, aber gerade nicht. Da ist so ein Gedränge, dann macht es keinen Spaß.“ Sie wusste, dass dies eine Ausrede war, auch wenn gerade viel los war, aber sie konnte nicht anders.
„Okay. Irgendwelchen anderen Vorschläge?“
„Wie viel Uhr ist es denn?“ Sie drehte sein Handgelenk so, dass sie auf seine Uhr sehen konnte.
„Kurz nach zehn.“
„Na dann ist ja noch Zeit. Wollen wir mal raus gehen? Etwas frische Luft könnte nicht schaden.“
„Hört sich gut an.“ Sie machten sich auf den Weg nach draußen.

Matti hatte sich etwas zu trinken geholt und sah sich gerade nach einem feien Plätzchen um, als er Marttas Lockenkopf mit einem großen Blonden den Raum verlassen sah. Super, das war genau das, was ihm noch gefehlt hatte, dass sie jetzt mit diesem blonden Dödel verschwand. Er seufzte.
„Na Sportsfreund?!“ Sauste eine Hand auf seine Schulter nieder.
„Hallo Ville. Was gibt’s?“
„Wie? Was solls den geben? Ich will doch nur mit meinem alten Freund Matti ein Bier trinken.“ Erklärte der.
„Aha.“
„Und dann…dann muss ich dir unbedingt etwas erzählen.“ Fuhr er fort.
„Aha.“ Wiederholte Matti ergeben. Die Geschichten von Ville drehten sich in der Regel um Frauen. Kein Thema, das er jetzt haben musste. Aber an Ville kam man nicht vorbei.
„Ja, ich kann dir sagen.“ Fuhr der dann auch schon fort. „Du hättest echt nach Helsinki mitkommen sollen am Wochenende. Ich sagen dir…!“ Er küsste die sich an der Spitze berührenden Daumen und Zeigefinger und öffnete diese dann. „…Diese Frauen. Das hat die Provinz einfach nicht zu bieten. Also die eine, die war ganz klein und dunkel, die hatte vielleicht ein Temperament! Und dann am letzten Abend waren wir noch in diesem Club und ich sag dir…“ Er lehnte sich zu Matti und flüsterte: „Die hatten den ganzen Körper tätowiert. Krass sage ich dir und die ist abgegangen! So gut hatte die es noch nie gemacht…“
„Ville!“ Unterbrach ihn Matti barsch. „Hör auf, das interessiert mich nicht und wenn du die halbe Stadt im Bett hattest. Es interessiert mich nicht.“ Damit ließ er den Verdutzten stehen und schlängelte sich durch die Menge in Richtung Ausgang, er brauchte jetzt frische Luft! Egal bei was er Martta und diesen Typ nun sehen würde, er musste raus hier. Doch von den Beiden war nichts zu sehen, als er vor das Haus trat. Nur eine kleine Gruppe Raucher hatte sich dort zusammengescharrt und er trat zu ihnen. Alle Ablenkung, sofern sie nicht Ville hieß, konnte ihm nur recht sein.

„Martta?!“ Aki trat zu ihr.
„Ja, was gibt’s?“ Sie musste zu ihm hochsehen, er war wirklich ein ganzes Stück größer als sie.
„Ich muss morgen früh raus und sollte jetzt gehen.“ Erklärte er unumwunden.
„Oh. Das wusste ich nicht. Sollen wir also gehen?“
„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Du kannst schon noch bleiben. Es ist doch die Party deiner besten Freundin. Und ich sollte eh nicht mehr fahren und habe mir schon ein Taxi bestellt. Oder willst du auch nach Hause?“ Fragend sah er sie an.
„Eigentlich würde ich gerne noch ein bisschen bleiben.“ Gab sie zu.
„Würde dich später jemand nach Hause bringen?“ Fragte er besorgt nach und Martta wunderte sich ein bisschen. Jetzt wo sie quasi um die Ecke von ihrem Zuhause waren machte er sich Sorgen, aber beim letzten Mal, als sie am anderen Ende der Stadt gewesen waren, hatte es ihn einen feuchten Dreck interessiert.
„Ich finde schon jemanden.“ Nickte sie. „Und sonst könnte ich auch hier schlafen.“
„Gut.“ Er schien wirklich erleichtert zu sein. „Meinst du, es ist ein Problem, wenn mein Auto bis Morgenabend vor eurem Haus steht?“
„Nein, natürlich nicht. Komm gut nach Hause.“
„Du auch – nachher. Aber erst noch einen schönen Abend. Und es tut mir wirklich leid.“
„Ach was. Wenn du früh raus musst, dann musst du früh raus. Aber schön, dass du überhaupt gekommen bist.“ Sie lächelte vorsichtig.
„Ja, danke für die Einladung.“ Er drücke sie kurz. „Ich hab mich gefreut. Tschüß.“
„Ja, machs gut und schlaf gut.“
„Werde ich.“ Mit einem letzten Lächeln und einem Winken verschwand er.


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BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:50 
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„Na?!“ Joni trat zu Matti, der an der Wand lehnte.
„Was gibt’s?“ Er spielte mit seiner Bierflasche.
„Das wollte ich dich eigentlich fragen.“ Entgegnete Joni.
„Frag lieber nicht.“ Seufzte der Andere.
„So schlimm?“ Matti zuckte mit den Schultern.
„Aber ihr versteht euch wieder ganz gut, oder?“ Joni wies mit dem Kopf auf Martta, die mit Anneli lachte.
„Mhm.“ Betätigte Matti.
„Und das ist so schlimm?“ Joni widmete wieder alle seine Aufmerksamkeit seinem Freund.
„Nein, das ist eigentlich schön.“ Gab Matti zu.
„Eigentlich?“ Joni hob fragend eine Augenbraue.
„Ja.“ Matti seufzte. „Jetzt wo wir wieder Kontakt haben, uns näher kommen, kommen auch die Gefühle wieder.“
„Was?“ Der andere riss die Augen auf. „Aber ich dachte…“
„Ich dachte auch, dass das endlich vorbei ist und in den letzten Jahren war ja auch alles okay. Aber jetzt…“ Er zuckte mit den Schultern.
„Und was wirst du jetzt tun?“ Erkundigte sich Joni.
„Wie, was ich tun werde?“ Matti runzelte die Stirn. „Nichts. Sie ist ja anderweitig… beschäftigt.“
„Ich glaube eigentlich nicht, dass sie da so wirklich interessiert ist.“
„DU glaubst das?“ Mattis Augenbraue erreichte fast seinen Haaransatz.
„Okay, Anneli glaubt es. Und die sollte es wissen. Aber ich finde nicht, dass es eine gute Idee ist, wenn du schon wieder alles in dich hinein frisst und die einzige die nicht Bescheid weiß ist die, die es betrifft.“
„Ich werde es ihr aber nicht sagen.“ Stellte sich Matti stur. „Nicht jetzt, wo sich unsere Freundschaft langsam wieder normalisiert. Das mache ich nicht noch einmal kaputt.“
„Du meinst, besser Freundschaft als nichts?“
„Ja.“ Matti stieß sich von der Wand, an der er gelehnt hatte, ab.
„Wo willst du hin?“ Joni beobachtete ihn.
„Mein Bier ist leer.“ Matti hob die leere Flasche hoch. „Und ich glaube, ich brauche jetzt etwas Stärkeres.“
„Aber übertrieb es nicht.“ Hielt Joni Matti zurück. „Der Blonde ist weg, du hast also freie Bahn. Außerdem sollte sie nachher jemand nach Hause bringen.“
„Bist du dir sicher, dass er weg ist?“
„Mhm.“ Bestätigte Joni. „Ich hab ihn in ein Taxi steigen sehen.“
„Danke.“ Mattis Mundwinkel zuckte.
„Immer wieder gerne.“ Grinste Joni. „Und du weißt, dass du immer mit mir reden kannst?“
„Du klingst wie ein Mädchen.“ Brummte Matti.
„Vielleicht bin ich ja eins.“ Flötete Joni übertrieben hoch und entlockte Matti so ein Grinsen.
„Das will ich mir lieber nicht vorstellen. Außerdem wäre wohl Anneli dann auch nicht so begeistert.“
„Weiß man’s?“ Grinste Joni wieder mit normaler Stimme.
„Igitt. Darüber will ich erst recht nicht nachdenken.“
„Dann geh und rede mit ihr.“ Joni schlug den Anderen kameradschaftlich gegen den Oberarm.
„Mal sehen.“ Matti entfernte sich, erst mal auf der Suche nach etwas zu trinken.
Vor den Getränken in der Ecke stoppte er. Eigentlich fühlte er sich ja wirklich so, dass er etwas Stärkeres gebrauchen könnte. Andererseits hatte Joni natürlich Recht. Er sollte lieber die Zeit mit Martta verbringen.
„Na, kannst du dich nicht entscheiden?“ Hörte er da wie auf ein Stichwort ihre helle Stimme hinter sich. Erfuhr herum.
„Was meinst du?“
„Du hast eine ganze Weile die Getränke angestarrt.“ Lachte sie. „Deshalb habe ich mich gefragt, ob du dich nicht entscheiden kannst.“
„Ach so. Nein, eigentlich konnte ich mich wirklich nicht entscheiden.“
„Aber jetzt schon?“
„Ja. Jetzt schon.“ Sie war tausendmal wichtiger als alles andere. Er öffnete den Kühlschrank. „Magst du auch was?“
„Ja, gerne. Ist da noch Cola drin?“
„Cola?“ Matti drehte sich mit hochgezogener Augenbraue herum und reichte ihr die gewünschte Flasche.
„Guck nicht so. Das muss auch mal sein zwischendrin.“ Martta nahm sich einen frischen Becher. „Magst du auch.“
„Ja bitte.“ Nickte er und sie stellte noch einen zweiten Becher dazu und goss sie voll.
„Hier.“ Sie reichte ihm die eine Cola, stellte dann die leere Flasche in die Kiste zurück und nahm sich ihren Becher.
„Und wir tun da wirklich nichts anderes rein?“ Fragte er.
„Was Stärkeres?“ Abschätzend studierte Martta ihr Glas.
„Mhm.“ Nickte er. Sie rümpfte die Nase.
„Das wäre eigentlich schon verlockend.“ Gab sie zu. „Und was?“ Matti warf ihr einen überraschten Blick zu.
„Was willst du denn? Bacardi?“
„Mhm. Von mir aus.“ Sie hielt ihm ihren Becher hin, dass er eingießen konnte. „Danke.“
„Dann Prost.“ Er hielt ihr seinen Becher hin, doch Martta ließ ihren nicht an seinen stoßen. „Was ist?“ Irritiert sah er sie an. „Magst du nicht?“
„Doch. Aber nur, wenn du mir dabei in die Augen guckst. Sonst gibt es sieben Jahre schlechten Sex und das ist mir ein zu großes Risiko.“ Grinsend zwinkerte sie ihm zu. Matti spürte wie ihm heiß wurde. Die Kombination Martta und Sex war nicht gut. Nein, darüber sollte er lieber nicht nachdenken!
„Okay.“ Er suchte mit seinen Augen nach ihren und wurde von blitzenden grünen Augen festgehalten.
„Prost.“ Sie lächelte und stieß nun wirklich mit ihm an.
„Ja, Prost.“ Er konnte nicht aufhören zu grinsen. Einen Blickwechsel mit ihr und er fühlte sich als würde er fliegen.
„Bist du dir sicher, dass du Bacardi in deine Cola getan hast und nicht andersherum?“ Sprach ihn Martta auch gleich an.
„Mhm? Was?“ Er schwebte immer noch der Decke näher als dem Boden.
„Du guckst so als hättest du die halbe Flasche getrunken und nicht einen Schluck.“ Ergänzte sie ihre Aussage.
„Hm...Ach so…nee.“ Wehrte er ab. Martta schüttelte nur lachend den Kopf.
„Na, so sicher bin ich da nicht.“
„Du bist doof.“ Brummte er als Antwort.
„Aber du hast mich doch trotzdem lieb?!“ Sie legte den Kopf schief und kokettierte mit ihm. Matti spürte, wie ihm heiß wurde. Scheiße, so ging das nicht weiter. Bald würde ihm die Situation entgleiten.
„Natürlich. Red’ nicht so einen Müll.“ Murmelte er und wollte sich abwenden. Doch sie ließ ihm keine Chance dafür.
„Warum bist du denn jetzt plötzlich so brummig?“ Sie trat auf ihn zu und legte ihre Hand auf seinen Arm. „Man könnte ja fast meinen, du hättest Stimmungsschwankungen.“ Sie wunderte sie ehrlich, was mit Matti los war. Er verhielt sich so völlig Matti-untypisch bzw. hatte es getan, inzwischen kam der alte Brummbär wieder zum Vorschein. „Kommst du in die Midlifecrisis?“ Stichelte sie ein bisschen, um ihn wieder aus der Reserve zu locken.
„Das verwechselst du.“ Er musste sich räuspern. „Das seit ihr Frauen und die Wechseljahre. Wäre ich in der Midlifecrisis hätte ich jetzt an jedem Arm ein junges Gemüse hängen.“
„Hey!“ Grinste Martta. Auch Matti hatte inzwischen anscheinend seinen Humor wieder gefunden. „Ich bin auch jung und knackig!“
„Komm, meine Junge-Knackige.“ Er legte ihr den Arm um die Schultern und schob sie so halb vor sich her. „Gehen wir tanzen.“
„Gehen wir…“ Sie lief willig vor ihm her, stoppte dann jedoch ruckartig und drehte sich mit ungläubigem Gesicht zu ihm um. „…Tanzen?!!! Geht’s dir gut? Bist du sicher, dass du nicht doch die ganze Flasche Bacardi getrunken hast?“ Mit großen Augen starrte sie ihn an.
„Ja, völlig.“
„Meine Güte! Den Tag muss ich mir rot im Kalender anstreichen.“ Staunte Martta. „Und du bist ganz sicher…?“
„Frag nicht so viel, sonst überlege ich es mir noch einmal anders.“ Drohte Matti und bekam sie so dazu weiterzulaufen. Nicht jedoch ohne seine Hand genommen zu haben und ihn mit sich mitzuziehen.
„Nix, da. Du kommst mit!“
„Wo geht ihr hin?“ Mischte sich Anneli ein, die zu ihnen getreten war.
„Tanzen.“ Seufzte Matti. Es ging die Andere nichts an, dass es sein Wunsch war. Und wirklich nahm sie es ihm ab.
„Sie fordert dich aber heute auch ganz schön.“
„Ich bin ein Mann und leide still vor mich hin.“ Gab er sich dramatisch, doch Martta zog ihn unaufhaltsam weiter.
„Angsthase.“ Sie zwickte ihn, nachdem er die Arme locker um sie gelegt hatte und sie angefangen hatten sich zur Musik zu bewegen, in die Hüfte. „Du hättest ruhig zugeben können, dass du es warst, der mit mir tanzen wollte.“ Matti zuckte zusammen, damit hatte er nicht gerechnet. Er beugte sich zu ihrem Ohr und flüsterte hinein.
„Das wäre meinem Ruf abträglich gewesen.“
„Deinem Ruf als was?“
„Als Nichttänzer.“ Gab er ebenso leise zurück und hörte sie daraufhin leise lachen.
„Du spinnst doch.“ Er spürte wie sie näher kam und den Kopf an seine Schulter legte. Es war ein eher ruhiges Lied das gerade gespielt wurde, doch lange nicht so ein Schmusesong wie beim ersten Mal als sie getanzt hatten. Vorsichtig verstärkte er die Umarmung, schloss dann die Augen und ließ sich von ihrer Nähe und der Musik wegtragen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:51 
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Wachser
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Anneli trat von hinten an Joni, der bei der Anlage saß und in den CDs wühlte und legte ihm von hinten die Arme auf die Schultern, so dass sie den Kopf neben seinen halten konnte und so sehen konnte, was er sich ansah.
„Hei, Schatz.“ Raunte sie ihm ins Ohr.
„Hei mein Lieblings-Geburtstagskind.“ Lächelnd fasste er hinter sich und zog sie auf seinen Schoß.
„Du…“ Sie begann ihn liebevoll im Nacken zu kraulen.
„Was?“ Genießerisch hielt er still und genoss die Gänsehaut, die sich vom Nacken ausgehend über seinen ganzen Körper ausbreitete.
„Ich glaube du solltest mal ganz schnell ein richtig schön schmusiges Lied aussuchen.“
„Wieso?“ Brummte er genießerisch.
„Deswegen.“ Vorsichtig drehte sie seinen Kopf in die Richtung der Tanzenden.
„Oh.“ Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Hat sie ihn wieder dazu gekriegt.“
„Dürfte nicht so schwierig gewesen sein.“ Lächelnd betrachtete auch Anneli das versunkene Paar. „Also such schnell was raus, damit sie nicht gestört werden.“ Joni lachte über ihre Hektik.
„Willst du sie verkuppeln? Meinst du das funktioniert?“ Er legte wie von Anneli gewünscht ein sehr romantisches Lied ein. „Was ist denn mit dem Anderen, dem Blonden?“
„Ich glaube nicht, dass sie da wirklich Interesse hat.“
„Aber Matti?“ Joni war skeptisch, so gern er sie auch zusammen sah, konnte er sich nicht vorstellen, dass nach allem was war, ausgerechnet Matti Marttas Auserwählter war.
„Nein, ich glaube das ist eher Freundschaft. Wieder gefundene Vertrautheit gemischt mit Alkohol.“ Ein Grinsen breitete sich über ihr Gesicht aus. „Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.“
„Dein Wort in Gottes Gehörgang.“ Was Joni skeptischer. Er hoffte es sehr für seinen Freund, aber Martta war in diesem Zusammenhang einfach undurchsichtig.

„Ich bring sie um.“ Grummelte Martta nach den ersten Takten des neuen Liedes.
„Wen?“ Murmelte Matti in ihr Haar.
„Wen wohl? Anneli!“
„Warum?“ Er genoss ihre Nähe, ihre Wärme, ihren Geruch und ihren Körper so eng bei sich zu spüren.
„Wer sucht schon solch eine Schmalzmusik aus, außer ihr?“
„Vielleicht will sie ja mit Joni kuscheln?“ Warf Matti ein und dankte Anneli im Stillen für dieses Lied, so sie es denn wirklich gewesen war, die es ausgesucht hatte.
„Die kuscheln immer, auch ohne Musik.“ Grollte Martta weiter.
„Sollen wir aufhören?“ Erkundige sich Matti schweren Herzens. „Du musst es nur sagen.“
Wollte sie, dass sie aufhörten zu tanzen? Nein, das war es wirklich nicht was sie wollte. Die alte Vertrautheit hatte sich zwischen ihnen wieder eingestellt, die auch die Jahre des Zwists nicht so einfach hatten verscheuchen konnte. Der Alkohol tat sein übriges, dass sie sich leicht und unbeschwert fühlte.
„Nein, nicht aufhören.“ Flüsterte sie und sofort spürte sie, wie er die Umarmung verstärkte, sie näher zu sich heran zog. „Das ist echt verrückt.“ Stellte Martta nach einer kleinen Weile fest.
„Was?“ Erkundigte sich Matti leise.
„Dass wir hier tanzen und das obwohl ich dich vor nicht allzu langer Zeit noch dahin jagen wollte wo der Pfeffer wächst.“ Antwortete sie ebenso leise.
„Willst du das immer noch?“ Erkundigte er sich.
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Jetzt nicht mehr. Das war ziemlich bescheuert von mir. Ich…“
„Psst.“ Schnitt er ihr das Wort ab. „Nicht heute Abend.“
„Mhm.“ Sie legte den Kopf, den sie während ihrer Unterhaltung angehoben hatte, wieder auf seine Schulter und entspannte sich.

„Na?“ Anneli ließ sich neben Martta nieder, die auf einer Matratze saß und die verbliebenen Partygäste beobachtete.
„Was na?“ Sie wandte nun den Kopf und sah die Freundin fragend an.
„Zufrieden mit dem Abend?“
„Sollte ich das nicht eher dich fragen? Es ist doch deine Party.“ Wunderte sich Martta.
„Aber ich als deine Freundin werde dich ja wohl fragen dürfen, ob du zufrieden bist.“
„Darfst du. Aber das hört sich gefährlich an.“
„Was?“
„Dass du so betonst, dass du meine Freundin bist. Also was willst du? Spuck’s aus.“ Anneli grinste.
„Du kennst mich zu gut.“
„Kunststück.“ Grinste Martta zurück. „Also was ist?“
„Du hast ganz schön viel getanzt.“ Näherte sich Anneli langsam dem Thema.
„Ja…?“ Martta konnte sich schon denken, was die Andere wollte.
„Das sah sehr vertraut aus.“ Martta zuckte mit den Schultern.
„Na und? Wir kennen uns gut. Und jetzt hör endlich auf Gespenster zu sehen.“
„Wie kommst du denn da drauf.“ Gab sich Anneli unschuldig.
„Weil du einen solchen Tonfall drauf hast.“ Erklärte Martta ruhig. „Da gibt es nichts zu interpretieren.“
„Aber mit Aki hast du viel seltener getanzt.“
„Hast du eine Strichliste geführt?“ Martta hob spöttisch eine Augenbraue hoch.
„Nein. Aber das war nicht zu übersehen.“ Blieb Anneli ruhig.
„Dann ist es halt so. Ich kann ja auch nichts dafür, dass Matti unbedingt Tanzen wollte.“
„ER wollte das?“ Anneli bekam große, ungläubige Augen.
„Tja.“ Martta musste über das Gesicht der Freundin grinsen. „Das hättest du jetzt nicht gedacht!“
„Nee, wahrlich nicht. Aber wie viel hatte er denn getrunken?“
„Keine Ahnung. Er schien mir aber noch ziemlich klar zu sein.“
„Hast du ihn bezirzt?“
„Ich bin unschuldig. Ich bin nur das Opfer.“ Stellte Martta so trocken fest, das Anneli anfing zu kichern.
„Das klingt aber gemein.“
„Tja.“ Lachte nun auch Martta. „Das Leben ist hart und grausam.“
„Ach was.“ Anneli lehnte den Kopf an die Schulter der Freundin. „Das glaubst du doch wohl selbst nicht.“
„Nein.“ Stimmte die andere zu.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wer einmal lügt...
BeitragVerfasst: Do 24. Jul 2008, 14:52 
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Wachser
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„Martta, Telefon!“ Die Angesprochene, die gerade die angenehm warme Sonne in der Hängematte liegend genoss, erhob sich.
„Hier.“ Ihre Tante drückte ihr das tragbare Telefon in die Hand, als sie in der offenen Küchentür auftauchte.
„Ja, hallo?! Martta hier.“ Meldete sie sich.
„Hallo Martta. Hier ist Aki.“
„Oh, hei.“ Sie ging wieder zurück zu ihrer Hängematte und legte sich wieder hin. „Bist du fertig mit was immer du auch gemacht hast?“ Erkundigte sie sich.
„Ja, glücklicherweise.“ Seufzte er. „Meine Schwester ist umgezogen. Das war ganz schön stressig.“
„Das glaube ich. Umziehen ist immer stressig.“
„Ja. Bist du heute Nacht eigentlich noch gut nach Hause gekommen?“
„Ja, klar. Sonst wäre ich ja nicht hier.“
„Stimmt auch wieder.“ Sie höre ihn leise über seine Unbedachtsamkeit lachen. „Warum ich eigentlich anrufe: hättest du Lust spazieren zu gehen? Es ist so schön und wer weiß wie lange noch.“
„Das stimmt.“ Stimmte Martta zu. „Ich habe auch schon die ganze Zeit hier in meiner Hängematte die Sonne genossen.“
„Boah, gemein. Ich habe Möbel geschleppt und du hast dich in der Sonne geaalt?“ Beschwerte er sie gespielt empört.
„Klar. Ist doch eine gerechte Aufteilung.“ Lachte sie. „Aber Spaziergang klingt gut.“ Ging sie dann auf seine eigentliche Frage ein.
„Echt?! Schön. Und wo?“
„Am See?“ Schlug sie vor.
„Willst du baden?“ Lachte Aki.
„Nein, nein.“ Wehrte Martta ab. „Aber vielleicht die Füße reinhalten.“
„Okay. See klingt aber gut. Wann sollen wir los?“
„Jetzt sofort, oder?“
„Gut. Soll ich dich abholen?“
„Ach was. Wir treffen uns da. Das wäre ja total der Umweg für dich.“ Wehrte sie ab.
„In Ordnung. Also bis in einer halben Stunde? Reicht dir das?“
„Ja, klar. Bis dann.“
„Bis gleich.“

„Hei. Bin ich zu spät?“ Etwas atemlos ließ sich Martta neben Aki, der auf einer Bank in der Sonne saß, fallen.
„Nein, nein.“ Beruhigte er sie.
„Puh.“ Sie wischte sich über die Stirn. „Ich dachte schon, ich schaff’s gar nicht mehr.“
„Wieso?“
„Naja.“ Lachte sie. „Den ganzen Tag hatte ich mich erfolgreich verdrückt und dann musste ich eben noch allerlei für meine Familie erledigen.“
„Aber jetzt bist du ja da.“ Er lächelte sie entwaffnend an. „Gehen wir?“
„Ja.“ Schnell erhob er sich und bot ihr die Hand dar, um ihr hoch zu helfen.
„Danke.“
„Keine Ursache.“ Sie schlenderten am Ufer entlang. „Habt ihr noch lange gefeiert gestern?“ Erkundigte er sich.
„Oh, ja!“ Lachte Martta. „Das kann man so sagen. Ich war so um halb acht zu Hause.“
„Okay, das ist wirklich lange. Da bin ich fast schon wieder aufgestanden.“ Sie rümpfte die Nase.
„Nicht schön.“
„Nein.“ Stimmte er zu. „Aber es ging schon.“
„Seit ihr fertig geworden mit dem Umzug?“ Erkundigte sich nun Martta.
„Ja.“ Er nickte. „Wir waren ziemlich viele Helfer, da haben wir sogar das ganze Zeug meiner Schwester in einer moderaten Zeit geschafft.“
„Ich fürchte schon den Zeitpunkt, wenn ich mal mein Zimmer ausräumen muss.“ Gestand sie. „Andererseits würde es sicher nicht schaden alles Mal auszumisten.“
„Das kenn ich.“ Lachte er. „Als Kind, da hat meine Mutter ab und zu mein Zimmer ausgemistet, aber inzwischen…“
„…Da passiert das gar nicht mehr.“ Schlussfolgerte sie.
„So ähnlich.“ Aki grinste. „Aber bei meiner Schwester war es auch nicht besser. Sie war eigentlich schon mal ausgezogen, aber jetzt ist es wohl endgültig, da meine Mutter ihr Zimmer für die Kinder meine älteren Schwester herrichten will.“ Er verdrehte sie Augen. „Ich habe eindeutig zu viele Geschwister.“
„Ich habe mir oft welche gewünscht.“ Gab Martta zu. „Aber jetzt habe ich ja Teresa.“
„Das kann ich mir vorstellen, dass das etwas…langweilig ist.“
„Es ging.“ Sie zuckte die Schultern und sah auf den Boden vor sich. „Unsere Nachbarn hatten eine Tochter in meinem Alter. Wir waren ziemlich unzertrennlich. Lange…“
„Und warum ist das auseinander gegangen? Habt ihr euch auseinander gelebt?“
„Das klingt wie ein altes Ehepaar.“ Martta zog die Schultern hoch. „Nein, sie ist gestorben, vor etwa fünf Jahren.“
Aki schluckte. Damit hatte er jetzt gar nicht gerechnet. Eher mit einer Kinderfreundschaft, die eben die Pubertät nicht überlebt hatte. Das war schon hart, erst die Eltern und dann die beste Freundin…
„Tut mir leid.“ Flüsterte er. Bei solchen Themen gingen ihm immer die Worte aus. Martta zuckte hilflos mit den Schultern.
„Kann man nichts machen.“
„Komm her.“ Aki blieb stehen und zog das Mädchen an seine Brust. Martta lies es zu. Es bewegte sie immer über Aina zu sprechen, doch es war besser geworden.
Nachdem sie den dicken Klos in ihrem Hals hinuntergeschluckt hatte, begann sie die Umarmung zu beurteilen. Was fühlte sie in Akis Armen? Er roch gut, dass konnte sie nicht abstreiten. Sein etwas schlaksiger, aber trotzdem gut trainierter Körper, der sich an sie presste war sicher auch nicht zu verübeln. Aber trotzdem, irgendetwas fehlte…
Martta hob den Kopf und Aki ließ sie sofort los.
„Geht’s?“ Fragte er besorgt.
„Ja, klar.“ Nickte sie.
„Gut.“ Sie gingen weiter. Wieder schwiegen sie, weil keiner wusste was er sagen sollte, welches Thema jetzt ungefährlich wäre. Es war Marttas Handy, das die Stille durchbrach. Fast schon dankbar zog sie es hervor.
„Anneli.“ Erklärte sie Aki nach einem kurzen Blick auf das Display. Der nickte und wandte sich dem See zu, so dass sie ungestört telefonieren konnte.
„Hei.“ Meldete sie sich.
„Hei, Süße. Wo bist du denn? Ich bin bei dir und keiner weiß was.“ Martta schüttelte ungläubig den Kopf. Einmal war sie kurz nicht da und dann schien die Welt zusammenzubrechen.
„Ich bin am See.“ Entgegnete sie.
„Am See?! Was macht du denn da?“ Erkundigte sich die andere ehrlich erstaunt.
„Spazierengehen.“ Erklärte Martta. „Mit Aki.“
„Aha.“ Für einen Moment schwieg Anneli, dann fragte sie weiter. „Weißt du schon, wann du zurück bist?“
„Ist es wichtig?“ Erkundigte sich Martta. Einerseits waren sie und Aki noch nicht so lange unterwegs, andererseits würde es ihr auch nicht so viel ausmachen, umzudrehen. Es stimmte einfach nicht wirklich zwischen ihnen. Es fehlte der Knall, die fliegenden Herzchen. Sie war einfach nicht verliebt in Aki, da war sie sich nun sicher.
„Naja.“ Wägte Anneli ab. „Es geht um den Urlaub. Wir sollten endlich mal planen. Jetzt wo ich offiziell das Geschenk bekommen habe.“
„Mhm.“ Martta sah auf ihre Uhr. Es war kurz nach Vier. „Reicht es in einer Stunde?“
„Klar.“
„Gut. Dann komm ich gleich von hier aus vorbei. Bei dir?“
„Nein, bei Joni. Wir wollten Grillen, wo es doch so schön ist.“
„Okay.“ Stimmte Martta zu. „Das ist im Garten wirklich besser als auf dem Balkon.“
„Ja, bis nachher dann.“
„Bis dann.“ Martta legte auf.
„Termine?“ Erkundigte sich Aki, der wieder zu ihr kam.
„Ja.“ Nickte sie. „Aber erst in einer Stunde.“
„Sollen wir dann zurückgehen?“
„Ach was, noch ist ja noch Zeit.“ Es war schließlich nicht sehr freundlich ihn nach zwanzig Minuten wieder nach Hause zuschicken.


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