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BeitragVerfasst: Di 19. Jan 2010, 17:43 
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Bakken Putzer

Registriert: Di 16. Sep 2008, 22:14
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So, hier mal wieder eine meine alten Storys, an der ich gerade fleißig die Fortsetzungen schreibe weil ich einige Ideen habe!
Hoffe sie gefällt euch! :floet:


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Di 19. Jan 2010, 17:43 


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BeitragVerfasst: Di 19. Jan 2010, 17:46 
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Bakken Putzer

Registriert: Di 16. Sep 2008, 22:14
Beiträge: 86
...noch eine kleine Anmerkung: mit der Story habe ich 2003 angefangen, seht es mir also bitte nach falls der Stil im Laufe der Zeit anders erscheint oder "erwachsener" klingt (oder auch nicht :floet: )
Ich wollte nicht alles umschreiben ;)


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BeitragVerfasst: Di 19. Jan 2010, 17:47 
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Bakken Putzer

Registriert: Di 16. Sep 2008, 22:14
Beiträge: 86
Teil 1

„... und somit entziehe ich ihnen Kraft meines Amtes das Sorgerecht für ihr Kind. Nun zur Begründung. Ich hoffe sie haben Verstand genug um zu erkennen dass ihr Verhalten ihrem Kind gegenüber absolut menschenunwürdig ist. Denn sie müssen bedenken, sie haben hier kein kleines Kind mehr vor sich, dem sie nach Belieben vorschreiben können was es zu tun und zu lassen hat. Da drüben sitzt ihre Tochter, die schon fast eine junge Frau ist und die auch so zu behandeln ist. Natürlich haben sie das Sorgerecht für sie gehabt, aber das heißt nicht dass sie ihr bis in alle Einzelheiten vorschreiben können wie sie ihr Leben führt. Genauso wenig können sie der jungen Dame verbieten ihren Bruder zu besuchen. Und ich möchte wetten, wäre ihr Sohn in seiner Jugend nicht eh schon so oft von ihnen getrennt gewesen wäre, so ein Prozess wie dieser hier wäre schon ein paar Jahre früher auf sie zugekommen. Allerdings wäre dann wohl der jungen Dame die ganze Quälerei erspart geblieben. Nun denn, das Sorgerecht wurde ihnen entzogen, doch da ihre Tochter noch ein paar Monate auf die Volljährigkeit warten muss haben wir uns mit dem Jugendamt zusammengesetzt, ihre Tochter hat selbst jemanden vorgeschlagen, dem wir das Sorgerecht übertragen können und die Jugendgerichtshilfe hat die nötigen Gespräche geführt. Das Sorgerecht wird also dem Bruder der Klägerin zugewiesen. Ich wünsche ihnen viel Glück dabei. Für die Eltern hoffe ich dass ihnen dies alles eine Lehre ist und sie irgendwann den Kontakt zu ihren Kindern wieder aufbauen können. Damit ist die Verhandlung geschlossen.“
Ohne meine Eltern auch nur eines Blickes zu würdigen verließ ich glücklich und erleichtert den Gerichtssaal. Draußen sah ich endlich meinen Bruder Ville den Gang entlang hetzen. Erleichtert darüber ihn zu sehen lief ich ihm entgegen. „Wow, tut mir leid Manja. Aber wir hatten Probleme mit dem Wind und deshalb hat der Wettkampf viel mehr Zeit in Anspruch genommen als ursprünglich geplant war.“ „Ist doch nicht schlimm...“ Lachend fiel ich meinem Bruder um den Hals. „Naja, anscheinend hat es auch ohne mich geklappt...“
Auf einmal ertönte hinter uns eine uns allzu bekannte Stimme. „Ja nun habt ihr ja erreicht was ihr wolltet. Aber ihr seid trotzdem unsere Kinder und ihr werdet es immer bleiben. Daran kann kein Gericht dieser Welt etwas ändern.“
Schlagartig verwandelte sich Ville’s ganze Haltung und er wirkte angespannt, ernst und unfreundlich. „Ja leider können wir das nicht ändern, aber wir können es immerhin verdrängen. Und das wird uns auch bestimmt gut gelingen da Manja mit zu mir nach Kuopio zieht.“ Einen Augenblick standen wir einfach so da. Unsere Eltern auf der einen Seite, Ville und ich auf der anderen. Eine Familie... Doch dann nahm Ville meine Hand und zog mich hinter sich her den Gang entlang. In dem Moment hätte ich glücklich sein müssen das die ganze Quälerei mit meinen Eltern nun ein Ende hatte, doch irgendwas in mir konnte sich trotzdem nicht so recht freuen. Und die Tatsache das mein lieber Bruder gerade nicht sonderlich freundlich aus der Wäsche guckte machte mir die Sache auch nicht gerade leichter. Ich kannte ihn eigentlich nur fett grinsend. Allerdings hatte ich auch nie so wirklich mitbekommen welche Probleme er mit unseren Eltern hatte. Ville war ja auch knappe acht Jahre älter als ich und quasi schon ein Teenager als ich anfing mitzubekommen was so alles in unserer Familie abging. Tja und als Teenager war Ville schon ein echt guter Skispringer und nicht so oft zu Hause. Und sobald er dann volljährig war zog er von Joutseno nach Kuopio und ich musste mich allein mit unseren Eltern herumschlagen.
Zu mir brach er auch nie den Kontakt ab und ich war eigentlich auch der einzige Grund warum er überhaupt mal zu Besuch kam.
Und nun zerrte er mich etwas barsch hinter sich her und ich wusste nicht genau was ich davon halten sollte. Als wir das Gerichtsgebäude verlassen hatten blieb Ville abrupt stehen und lächelte mich an. „So das hätten wir geschafft. Tut mir leid das ich dich so kopflos hinter mir hergezerrt habe, aber Krankenhäuser und Gerichte deprimieren mich immer.“ Wir standen uns einen Augenblick gegenüber und grinsten uns nur an. „Also Schwesterherz, was machen wir jetzt?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Vielleicht holen wir meine Sachen aus dem Heim und fahren dann endlich nach Kuopio. Ich will das hier endlich hinter mir lassen.“ Ville nickte und wir machten uns eiligst auf den Weg ins Heim. Während der Zeit der Verhandlung sollte ich nämlich nicht bei meinen Eltern untergebracht sein.
Als wir mit dem Auto in Kuopio angekommen waren schleppten wir meine 3 Koffer und den Rucksack in Ville’s Wohnung. „Und, willst du dein Zimmer sehen?“ Ich sah mich gerade staunend um denn so eine stylische Wohnung hätte ich Ville nie zugetraut. Ich war irgendwie ziemlich sprachlos und nickte nur mit einem dämlichen Grinsen im Gesicht. Er führte mich also in mein Zimmer und da verschlug es mir fast noch mehr die Sprache und ich fiel Ville erstmal restlos glücklich um den Hals. „Nana... ist ja schon gut, ich weiß das ich toll bin... Ich schlage vor du packst erstmal in Ruhe deine Sachen aus und dann unternehmen wir was tolles.“ Ich nickte nur und Ville ließ mich allein.
Ungefähr eine halbe Stunde später klopfte es leise an die Tür und Ville trat ein. „Hey Muckel... was ist denn mit dir los? Ich dachte du hättest deine Klamotten ausgepackt, statt dessen sitzt du da und starrst die Koffer an...“ Ich antwortete nichts und Ville setzte sich neben mich und legte mir unbeholfen einen Arm um die Schulter. „Hey was ist denn los?“ Ich seufzte einmal aus vollem Herzen und sah Ville an. „Ich frage mich nur seit einer knappen halben Stunde wie es sein kann, das mein ganzes Leben in 3 kleine Koffer und einen Rucksack passt...“ Ville brachte ein Lächeln zustande und sah mich an. „Ungefähr das gleiche habe ich mich gefragt als ich vor knapp 8 Jahren hierher kam. Glaub mir, das ändert sich ganz schnell.“ Immernoch etwas unbeholfen nahm er mich in den Arm und drückte mich kurz an sich. „Und jetzt pack deinen Kram aus, ich will dir endlich die Stadt zeigen.“ Damit ließ er mich wieder alleine und ich fing an meine Schränke und Regale einzuräumen.
Als ich fertig war ging ich zu Ville, wir zogen uns unsere Jacken an und machten uns auf den Weg. „Und, auf was hast du Lust?“ Ich grinste Ville an. „Ich hab Bock auf ein Eis...“ Ville sah mich ungläubig an. „Ein Eis? Mitten im Winter? Auf so ’ne Idee kannst auch nur du kommen...“ Trotzdem gingen wir in ein Café und während ich an meinem riesigen Eisbecher löffelte trank Ville einen schönen warmen Cappuccino und grinste mich über den Tassenrand frech an. „Bist du dir sicher das du dich mit dem Eisbecher nicht ein bisschen übernommen hast?“ Ich schaufelte weiter genüsslich mein Eis und sah ihn ganz unschuldig an. „Wieso? Du hast gesagt du lädst mich ein...“ Ville grinste noch breiter. „Ja tu ich ja auch aber ich meine damit ob das nicht ein bisschen viel Eis für deinen kleinen Magen ist?“ Ich schüttelte heftig mit dem Kopf und spachtelte weiter. „Wo denkst du hin? Ich vertrage mehr Eis als eine Fußballmannschaft...“ Ville grinste auf meinen Kommentar nur noch mehr, wobei ich schon dachte das ginge gar nicht.
Ungefähr zehn Minuten später aß ich auch schon um einiges langsamer und der Becher war noch gut zur Hälfte voll. Da hatte ich mich wohl doch ein wenig übernommen. Gerade als Ville zu einem Spruch ansetzte sprang etwas blondes an unseren Tisch und grinste uns abwechselnd an. „Hi Ville. Bist ja heute nach dem Wettkampf erstaunlich schnell abgehauen.“ „Hey Axu, was geht? Ich musste halt schnell nach Joutseno meine Schwester abholen. Die Verhandlung hatte ich eh schon verpasst, aber das wollte ich mir dann doch nicht nehmen lassen. „Ahja...“ Dann sah er mich an. „Dann bist du wohl die kleine Schwester!?! Freut mich dich kennen zu lernen. Ich bin Axu, Springerkollege von Ville.“ Er reichte mir die Hand. Froh über die Abwechslung ergriff ich sie und schüttelte kräftig. „Ich bin Manja. Freut mich.“ „Willst du dich nicht zu uns setzen?“ meldete Ville sich wieder zu Wort. „Ja da sag ich nicht nein“, meinte Axu und setzte sich neben mich. „Oh der Eisbecher sieht ja lecker aus. Ich dachte immer ich wäre der Einzige der im Winter Eis isst. Ich glaub ich nehme auch einen. Aber der ist schon ziemlich groß, oder?“ Ville grinste nur und ich wusste das sofort ein Spruch von ihm kommen würde. „Tja Axu, da hast du wohl Recht, aber meine Schwester meint sie könnte soviel Eis essen wie eine Fußballmannschaft.“ „Wow... Das ist doch mal eine Ansage. Ich wollte dir gerade meine Hilfe anbieten, aber wenn du den schaffst ohne das dir schlecht wird. Respekt!!“ Ich nickte nur und mampfte weiter mein Eis. Immer schön beobachtet von Ville und Axu, der seine Bestellung noch nicht aufgegeben hatte. Ich gab mir wirklich Mühe mir nicht anmerken zu lassen das mir langsam aber sicher echt schlecht wurde und ich nicht so wirklich voran kam. Aber das musste ja eigentlich auffallen. Und nach den Gesichtern der beiden zu urteilen fiel das auch auf. „Soll ich dir nicht doch helfen?“ fragte Axu nochmal. Aber ich schüttelten tapfer den Kopf und strich mir über den Bauch. „Da passt noch viel rein...“ Axu zuckte mit den Schultern und winkte die Bedienung ran. „Was kann ich für sie tun?“ „Tja, eigentlich wollte ich der jungen Dame neben mir helfen, aber sie meint sie schafft es alleine. Also nehme ich auch so ’nen Eisbecher. Aber ein paar Nummern kleiner.“ Ville, Axu und die Bedienung sahen mich nochmal alle erwartungsvoll an, aber ich mampfte weiter mein Eis. Die Bedienung drehte sich also um und ging. Da sahen mich Ville und Axu mit einem Blick an, der mehr als tausend Worte sagte, das sogar ein Blinder mit Krückstock merken würde das ich nicht mehr konnte. „Halt, Moment bitte...“ rief ich und die Bedienung kam noch einmal an den Tisch. „Ähmmm... Bringen sie vielleicht doch lieber nur einen zweiten Löffel. Das ist mir möglicherweise doch ein bisschen...zu viel.“ Sie grinste sich einen, nickte und verschwand um einen zweiten Löffel zu bringen. Axu und Ville grinsten mich schelmisch an und auch ich konnte mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. „Jaja, freut euch ’nen Ast, es ist vielleicht wirklich ein bisschen viel für mich. Schön ihr hattet Recht. Geilt euch das auf oder so?“ Ville und Axu sahen mich einen Augenblick lang leicht geschockt an, dann brachen sie synchron in schallendes Gelächter aus. „Wow Ville, deine Schwester ist aber ganz schön vorlaut.“ Und an mich gewandt meinte er: „Und du bist der Typ Mensch der mit Ville umgehen kann. Gratulation euch beiden, als Geschwister seid ihr bestimmt ein klasse Team.“ In dem Augenblick kam die Kellnerin wieder und brachte Axu seinen Löffel. Dann teilten Axu und ich uns freundschaftlich den Eisbecher, nach ein paar Happen schob ich ihm aber den ganzen Becher zu. „Okay, auf die Gefahr hin das ich mir das jetzt ein Leben lang von euch vorhalten lassen muss, aber wenn ich noch einen Löffel Eis esse platze ich.“
Die beiden grinsten mich jedoch nicht an und sagten weiter nichts. Als Ville seinen Cappu alle hatte und Axu mit meinem Eis fertig war schwiegen wir uns einen Augenblick an. Doch Axu brach die Stille. „Und, was habt ihr jetzt noch hübsches vor?“ Ich sah von Axu zu Ville und wieder zurück zu Axu, der mich nun fragend ansah. „Du brauchst mich gar nicht so fragend ansehen. Ich kenne mich hier nicht aus. Ich wohne schließlich erst seit heute hier.“ Ville zuckte auch mit den Schultern. „Ich weiß nicht, für den Abend habe ich mir nichts überlegt. Aber eigentlich hätten wir ja schon was zu feiern...“ Er sah mich fragend an und ich nickte zustimmend. „Ja Mensch das ist doch super,“ meldete sich Axu wieder. „Als du nämlich heute nach dem Wettkampf so schnell weg bist haben wir überlegt das wir zur Feier der Weltcuppause heute Abend zusammen ins ’Incognito’ gehen könnten. Kommt ihr doch einfach mit, dann lernt Manja gleich die ganze Truppe kennen. Sogar Janne meinte nach stundenlanger Überzeugungsarbeit das er vielleicht mal vorbeischaut.“ „Janne, oh je...“ Ville schlug sich gegen die Stirn. Dann wandt er sich zu mir. „Janne ist unser Außenseiter. Von der Presse wird er immer als unser Chef gehandelt weil er der älteste ist, aber intern grenzt er sich voll von uns ab. Macht voll einen auf Einzelgänger.“ „Ahja... Hört sich ja spannend an,“ erwiderte ich. „Und was ist das Incognito?“ „Das ist eine kleine Disco in der wir uns oft treffen. Da ist der Rummel um unsere Personen nicht so groß und die Musik ist auch geil,“ erklärte Axu mir.
„Okay Jungs, das ist ja ’ne feine Sache, aber ich komme da doch gar nicht rein. Ich bin doch noch keine 18. Und überhaupt war ich noch nie in einer Disco.“ „Ja und dass das nicht an dir lag ist ja wohl klar.“ Es war klar das Ville eine Anspielung auf unsere Eltern machte. Natürlich hätten sie mich nie in eine Disco gelassen. „Ja, trotzdem bin ich noch keine 18...“ „Ach Manja...“ Axu legte einen Arm um meine Schulter. „Als ob das ein Problem wäre. Heutzutage kommen 15 oder 16-jährige in die Discos. Und außerdem darfst du nicht vergessen das du mit uns dahin gehst. Da das unsere Stammdisco ist kennen wir natürlich den Besitzer ziemlich gut und wenn die tatsächlich deinen Ausweis kontrollieren wollen würden... Ein Wort von Ville und du bist drin. Außerdem bist du mit deinem Bruder da, der auch noch dein Erziehungsberechtigter ist, also kann dir keiner was. Also, was sagst du?“ Ich sah ihn an und bei dem Grinsen konnte ich natürlich nicht nein sagen.
Wir saßen noch ein bisschen beieinander und quasselten über dies und das. Dann bezahlte Ville und wir machten uns nach draußen in die eisige Kälte. Ein Stückchen liefen wir noch zusammen durch die Fußgängerzone, dann trennten sich unsere Wege. Wir verabschiedeten uns von Axu und verabredeten uns für 22 Uhr abends im Incognito.
Als wir wieder in unserer Wohnung angekommen waren stürzte ich mich als allererstes auf meinen Kleiderschrank um nachzusehen was ich am Abend anziehen könnte. Allerdings fand ich nichts was ich als discotauglich durchgehen lassen würde. Naja, ich war ja auch noch nie in einer Disco gewesen, woher sollte ich also die passenden Klamotten haben. Naja, so würde ich halt in Jeans und T-Shirt da auflaufen.
Ich ging ins Wohnzimmer uns setzte mich neben Ville aufs Sofa und sah mir mit ihm eine dusselige Talkshow an. Allerdings konnte ich mich nicht wirklich konzentrieren. Das fiel anscheinend auch Ville auf, denn er fragte was los wäre.
„Ville, ich glaube es ist besser wenn du dich heute Abend allein mit deinen Freunden triffst...“ Ville sah mich fragend an und schaltete den Fernseher aus. „Das kommt ja gar nicht in Frage. Wenn du unbedingt zu Hause bleiben willst dann würde ich nie auf die Idee kommen mich mit der Mannschaft zu treffen. Zumindest nicht an deinem ersten Abend. Hast du denn gar keine Lust hinzugehen? Axu wäre dann bestimmt traurig, ich glaube der kann dich gut leiden.“ Da musste ich wieder lächeln. Ich mochte Axu auch total gerne, auch wenn ich ihn kaum kannte. Aber er war halt ein absoluter Sympathieträger. Und er brachte einen pausenlos zum Lachen. Und es freute mich, das Ville sagte das Axu mich anscheinend mochte. „Es ist ja nich weil ich deine Leute nicht kennenlernen will oder so...“ „Sondern?“ Ville zwang mich ihn anzusehen. „Naja... Ich hab halt keine Lust da in Jeans und T-Shirt aufzutauchen und viel mehr hab ich eigentlich nicht.“
Ville lächelte und nahm mich kurz in den Arm. „Ach Schwesterherz... Wenn das dein einziges Problem ist dann kann dem doch abgeholfen werden. Wir besorgen dir einfach was stylisches zum anziehen.“ „Haha Ville, guter Witz. Guck mal auf die Uhr. Die Geschäfte haben doch schon alle geschlossen.“ Ville sah mich an als ob ich vom anderen Stern wäre. „Hey Manja überleg mal wer dein Bruder ist. Wenn man die richtigen Leute kennt ist doch alles in Ordnung.“ Damit ließ er mich sitzen und holte das Telefon. Er wählte eine Nummer und wartete bis sich am anderen Ende eine Stimme meldete. „Hi Kirja, hier ist Ville. Sag mal bist du noch in deinem Laden?“ Er hörte gespannt zu was diese Kirja antwortete und lächelte. „Hey da hab ich ja gerade noch Glück gehabt. Ich wollte dich fragen ob du ein bisschen Zeit hast und mir einen Gefallen tun könntest. Du würdest uns echt den Abend retten.“ Er drückte den Knopf für den Lautsprecher damit ich auch mithören konnte und eine angenehme Stimme klang aus dem Telefon. „Was kann ich für dich tun Ville? Und wer ist wir?“ „Ja also ich würde dir gerne Manja vorbeischicken. Also das ist meine kleine Schwester. Sie wohnt seit heute bei mir und ich wollte mit ihr ins Incognito und mich mit den Jungs treffen. Tja, allerdings haben wir gerade festgestellt das sie keine discotauglichen Klamotten hat und da hab ich logischerweise an dich gedacht.“ „Hmmm... ja wenn du sie gleich vorbeibringst werden wir schon was passendes finden.“ „Hey danke Kirja, du bist ein Schatz. Wir fahren gleich los.“ Und schon hatte er aufgelegt ohne eine Antwort von Kirja abzuwarten. „Also Schwesterherz, Jacke an, wir düsen los.“
Knapp 10 Minuten später hielt Ville’s Wagen vor einer schicken kleinen Boutique. Wir klopften an die Tür und Kirja öffnete uns. Sie war ziemlich klein, zierlich und hatte dunkle Locken und mochte ungefähr in Ville’s Alter sein. Kurz und gut, sie war mir auf Anhieb sympathisch.
„Hey Kirja, nochmal danke. Ohne dich würden Manja und ich heute Abend zu Hause rumsitzen.“ „Ach kein Ding. Willst du so lange warten oder soll ich Manja dann bei dir vorbeibringen? Liegt ja fast auf dem Weg.“ Ville sah mich an und überließ mir die Entscheidung. „Ja von mir aus kannst du fahren. Wenn das für Kirja kein Umweg ist... Außerdem kann ich dich dann überraschen.“ Ville zuckte mit den Schultern, verabschiedete sich von Kirja und machte sich wieder auf den Weg.
Nachdem Ville sich vom Acker gemacht hat ’scannte’ Kirja mich mit einem Blick ein und durchpflügte dann den Laden nach passenden Klamotten für mich. Etwas unschlüssig folgte ich ihr. „Hast du irgendwelche Wünsche deinen Stil entsprechend oder soll ich einfach machen?“ hörte ich Kirja aus einem Haufen Klamotten murmeln. „Ähm... tja...eigentlich sind Jeans und T-Shirts mein Stil... Nur sind meine für die Disco nicht wirklich geeignet. Also vielleicht einfach ’ne schicke Jeans und ein Shirt was nicht ganz nach Sport aussieht. Das wäre eigentlich ideal.“ Kirja sah mich an und hob ihre Augenbraue. „Okay hör zu, Ville und ich sind ziemlich enge Freunde und ich weiß über dich und die Sache mit deinen Eltern bescheid. Klar das du nie was anderes getragen hast. Aber mal ehrlich. Deine Eltern können dir jetzt nix mehr verbieten. Also hab mal ein bisschen Mut und probier was neues aus.“ Ich sah sie zweifelnd an. „Na komm schon. Ich such dir jetzt erst mal was raus und du probierst es an. Und wenn es dir nicht gefällt dann brauchst du es ja nicht zu nehmen, okay?“ Ich atmete einmal tief durch und nickte.
Eine Viertelstunde später stand ich in einer schwarzen Schlaghose und einem roten Top vorm Spiegel. Ich drehte mich hin und her und konnte an dem nicht so ganz Gefallen finden. Und so ging das eine ganze Weile weiter. Dann wollte Kirja mir einen Rock andrehen! Ich weigerte mich schon ihn auch nur anzuziehen, aber Kirja blieb standhaft. Also verschwand ich in der Umkleide, zog den meiner Meinung nach viel zu engen und viel zu hoch geschlitzten schwarzen Rock an und kam wieder raus. Kirja bekam sich vor Lachen gerade voll nicht wieder ein, aber der Rock und das geringelte Top sahen zusammen schon sehr komisch aus. „Oh sorry Manja. Ich hab dir das falsche Oberteil gegeben. Hier hast du.“ Ich griff mir den Fummel und verschwand wieder in der Kabine.
Das durfte doch echt nicht wahr sein. Sie wollte mir ungelogen ein schulterfreies Top andrehen. Zugegeben, ich brauchte keine Angst zu haben das es rutschte weil Obenrum ein voll gutes Gummi eingearbeitet war, aber trotzdem. Plötzlich wühlte sich eine Hand durch den Vorhang und stellte ein paar schwarze Stiefel neben mich. Die Frau wollte mich anscheinend echt umbringen. Aber da sie schon so nett war und wegen mir den Laden länger offen lies und sich hier mit mir abplagte konnte ich schlecht nein sagen. Also zog ich die Stiefel an, auf denen ich eh nicht laufen können würde und trat zur Begutachtung hinaus.
„Wow..“ Das war alles was Kirja rausbrachte. Sie schlich einmal um mich herum und sah mich staunend an. „Hey kleine, DAS ist dein Outfit und nichts anderes.“ Ich trat vor den Spiegel und drehte mich skeptisch hin und her. „Och Kirja nein... Ich fühl mich überhaupt nicht wohl darin und guck doch mal wie das aussieht. Vor allem an den Beinen. Ich bin zu dürr das hier zu tragen.“ Das stimmte allerdings wirklich und war keine Ausrede meinerseits. Dieses extrem schlanke lag bei uns in der Familie. Ville war das natürlich zugute gekommen, denn er musste nicht sonderlich auf seine Ernährung achten und behielt sein Gewicht trotzdem immer bei. Auch ich hatte mal mit dem Skispringen angefangen aber nicht so recht Gefallen daran gefunden, was vor allem die Schuld meiner Eltern war.
Kirja redete ohne Ende auf mich ein. Doch ich fand das für eine Disco echt zu overdressed. „Kirja, Ville hat mir schon gesagt das ich so ziemlich das einzige Mädel sein werde und da will ich nicht noch so da auflaufen.“ Plötzlich kam mir eine Idee. „Sag mal wieso kommst du nicht einfach mit?“ Kirja sah mich fragend an. „Ich weiß nicht ob Ville das recht ist. Ich meine wir sind voll gut befreundet, aber zu seinen Kollegen hat er mich noch nie mitgenommen.“ Sie wurde leicht rot und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. „Du stehst auf Ville!!! Ich hab Recht oder?“ Sie errötete nur mehr und nickte leicht. Ich lächelte und legte einen Arm um sie. Mir war gerade eine phantastische Idee gekommen. Ich sah es fast schon als Berufung an meinen Bruder mit Kirja zu verkuppeln. Dafür würde ich sogar über meinen Schatten springen und diesen Fummel anziehen. Wenn ich Glück hatte sah ich einen Großteil der Jungs eh so schnell nicht wieder.
Schließlich konnte ich Kirja überreden mitzukommen, ich rief Ville an und sagte ihm das Kirja mich im Incognito vorbeibringen würde, verschwieg aber das sie mitkommen würde und dann schlossen wir den Laden und fuhren zu Kirja.
Sie hatte eine kleine, aber total gemütliche Wohnung und ich nutzte die Gelegenheit um sie ein bisschen über meinen lieben Bruder auszufragen. Dann zog Kirja sich um und wählte einen ähnlichen Stil wie ich damit ich mich nicht so overdressed fühlte. Dann wollte sie mich schminken. Erst wehrte ich mich ein bisschen, aber nachdem sie meinte, ohne Make up würde ich aussehen wie wenn Ville nach dem Training auf einen Ball gehen würde. Wohlgemerkt ohne sich umzuziehen. Also ließ ich mich wohl oder übel anmalen.
„So, nun nur noch deine Haare. Hast du was dagegen wenn ich ein bisschen daran rumschnibble?“ Ich sah sie mit großen Augen an und Kirja konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. „Keine Angst, ich hab mal eine Ausbildung als Frisörin gemacht.“ Ich seufzte und ließ sie machen. Gegen diese Frau hatte ich einfach keine Chance.
Als sie fertig war ich allerdings sehr erstaunt und erkannte mich fast selbst nicht wieder. Als sie dann auch fertig gestylt war fuhren wir, natürlich viel zu spät los. Doch schon im Auto überkamen mich voll die Zweifel. „Ach Kirja ich weiß nich. Du hast gerade eine komplette Typumwandelung mit mir gemacht. Wenn mir das heute morgen jemand gesagt hätte, hätte ich denjenigen wahrscheinlich nur ausgelacht. Ich meine, ich weiß selbst dass das mal bitter nötig war, aber trotzdem..:“
Wir standen gerade an einer Ampel und Kirja sah mich an und nahm meine Hand in ihre. „Manja, jetzt mach dich nicht verrückt. Du bist aufgeregt, das ist alles. Aber das brauchst du nicht. Ville ist doch da und ich stehe dir auch bei. Und den Rest kenne ich auch noch nicht, also stell dich nicht so an.“ „Ja du hast ja Recht.“
Ein paar Minuten später hielten wir vor dem Incognito an. Und schon als ich aus dem Auto stieg hatte ich das Gefühl das ich jeden Moment tot umfallen würde vor Aufregung. Meine Knie zitterten und meine Hände waren Feucht. Doch bevor ich hätte weglaufen können stand Kirja schon neben mir und nahm mich wie ein kleines Kind an die Hand und zog mich zum Eingang.


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BeitragVerfasst: Di 19. Jan 2010, 17:48 
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Bakken Putzer

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Teil 2

Der Türsteher ließ uns ohne Ausweiskontrolle durch und ehe ich mich versah stand ich mit Kirja mitten in der Disco. Sie hatte Ville erblickt und zeigte in seine Richtung. Er saß allerdings mit dem Rücken zu uns und konnte uns demnach nicht sehen. Um ihn herum saßen bestimmt zehn andere Männer. Schlagartig wurde ich wieder tierisch nervös, besonders als einer der Jungs mich direkt ansah. In dem Augenblick zog Kirja mich weiter auf die Gruppe zu. Der Junge der mich ansah, er war bestimmt kaum älter als ich, sagte etwas und schlagartig drehten sich alle Köpfe in unsere Richtung und sahen uns grimmig an. Da drehte auch Ville sich um und guckte ein bisschen wie ein Auto. Es sah ganz so aus als ob er mich zuerst nicht erkannte, was allerdings echt kein Wunder war. Kirja hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Dann schwand die Verwunderung aus Ville’s Gesicht und er lächelte aus allen Poren und kam uns entgegen. Er breitete seine Arme aus und drückte mich fest an sich. Dann sah er mich an und ging einmal um mich rum. „Extrem geil Schwesterchen. Ich hätte dich fast nicht erkannt. Du siehst mich sprachlos, und das passiert echt nicht so oft.“ Dann erst bemerkte er Kirja. „Oh hey Kirja. Danke für alles. Und schön das du mitgekommen bist, du siehst wahnsinnig toll aus.“ Bemerkte ich da etwa eine leichte Röte im Gesicht meines Bruders??? Und auch Kirja wurde rot wie eine Tomate was Ville aber anscheinend nicht auffiel.
„Kommt setzt euch zu uns.“ Er dirigierte uns an den Tisch und wir setzten uns neben ihn. „Hey Leute, darf ich vorstellen. Manja, meine kleine Schwester die seit heute bei mir wohnt und die ich eben fast nicht erkannt hätte. Und rechts von mir Kirja, eine sehr gute Freundin die aus Manja einen komplett anderen Typen gemacht hat.“ Schlagartig wurden die Gesichter der Jungs freundlich und sie begrüßten uns. „Tja Mädels, also ich stell euch den Haufen dann mal vor. Das ist Arttu, Vellu, Jussi, Risto, Matti, Tami, Pekka, Tommi, Havu und der grimmig guckende da hinten in der Ecke ist Janne.“ Ich versuchte mir die Namen zu merken, was jedoch nicht so einfach war. Beim letzten Namen verschlug es mir jedoch voll die Sprache. Janne, das war der Außenseiter von dem Ville erzählt hatte. Bei seinem Blick konnte einem echt das Blut in den Adern gefrieren. Er guckte einfach nur böse aus der Wäsche und schien nicht besonders viel von der Gesellschaft halten die ihn umgab. Kurz und gut, man konnte fast Angst vor ihm haben und ich würde ihm nie im Dunkeln allein begegnen wollen. Aber trotz der Tatsache das er mich total einschüchterte, dieser Mann sah umwerfend geil aus.
Während ich so meinen Gedanken nachhing starrte ich ihn ziemlich dämlich an und erschrak fürchterlich als er mir plötzlich eiskalt in die Augen sah und sein Blick soviel sagte wie ’Sprich mich an und ich brech dir das Genick’. Schnell sah ich weg und wandt mich an Ville. „Sag mal wo ist denn Axu? Der wollte doch auch kommen.“
„Hab ich hier gerade meinen Namen gehört?“ Ich sah mich um und erblickte Axu’s blonden Wuschelkopf. Er sah mich lachend an und quetschte sich zwischen Ville und mich. „Hi Manja, schön das du mitgekommen bist. Wenn du das eben nicht gesagt hättest hätte ich dich voll nicht erkannt. Siehst gut aus.“ Ich wurde ein bisschen rot und dankte dem lieben Gott dafür das es in Discos immer schön dunkel war. „Danke Axu. Du hast dich aber auch ganz schön schick gemacht.“ „Ja Standart ’ne? Nee im Ernst. Du hast mich heute Nachmittag in meinem denkbar schlechtesten Outfit kennengelernt...“ Wir grinsten uns an und brachen in schallendes Gelächter aus was die ganze Atmosphäre aufzulockern schien und ein wunderschöner Abend begann. Die Jungs waren wirklich alle zusammen super nett, bis auf diesen Janne, mit dem traute ich mich nicht zu reden.
Zu später Stunde versuchte Ville mich auf die Tanzfläche zu ziehen, aber ich weigerte mich standhaft. Dann schleifte Ville mich zu Bar und bestellte mir einen Pina Colada. Ich runzelte die Stirn. Ich hatte noch nie Alkohol getrunken und wusste nicht wie viel ich davon vertragen würde. Und ich hatte keine Lust am nächsten Tag erzählt zu kriegen das ich auf dem Tisch getanzt hatte. „Hey Schwesterchen, ich will dich doch nicht abfüllen oder so. Aber ehrlichgesagt bist du auch alt genug dafür und so ein Pina Colada hat noch keinem geschadet. Außerdem ist das super-lecker.“ Also schlürfte ich meinen Cocktail und war ehrlich gesagt recht angetan davon. Das schmeckte echt lecker.
Das Ville mich danach auf die Tanzfläche bekam lag aber nicht an dem Drink. Ich bemerkte keinerlei Wirkung. Aber Ville gab sich so unendlich viel Mühe das ich mich wohlfühlte, da konnte und wollte ich mich nicht so anstellen. Und ob man es glaubt oder nicht, es machte mir sogar richtig Spaß. Als wir nach einer halben Stunde wieder zu den anderen gingen meinte Axu gleich das ich ja wohl die neue Dancefloorqueen wäre. „Hey Axu, ich glaub ich hab mich gerade nicht komplett zum Horst der Nation gemacht, aber soooo toll war es nun auch nicht.“
Die anderen waren allerdings alle irgendwie Axu’s Meinung und so musste ich mit jedem mal getanzt haben. Außer mit Janne versteht sich. Der saß den ganzen Abend nur da und redete mit niemandem.
Als ich gerade wieder mit Axu die Tanzfläche stürmen wollte erklang plötzlich ein Schmusesong und wir verzogen uns wieder an den Tisch. Allerdings fiel mir auf das Ville und Kirja nicht da waren.
Ich sah mich suchend um und entdeckte die beiden wenig später auf der Tanzfläche. Bei der Schnulze!!! Ich stieß Axu an und zeigte auf die beiden. „Und ich hab mir schon überlegt wie ich die verkuppeln soll.“ Axu sah mich fragend an. „Naja, ich weiß das sie auf ihn steht und als wir gerade angekommen waren hat er ihr gesagt das sie toll aussieht und er ist ein ganz kleines bisschen rot geworden und sein linkes Ohr hat gezuckt. Das tut es immer wenn er aufgeregt ist.“ Axu sah mich an und grinste. „Sein Ohr zuckt?“ Ich nickte eifrig. „Ja aber sprich ihn nicht darauf an, das Thema mag er nicht so besonders. Aber du kannst ja mal drauf achten.“


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BeitragVerfasst: Mi 20. Jan 2010, 05:38 
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Bakken Putzer

Registriert: Di 16. Sep 2008, 22:14
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Teil 3

Ville und Kirja ließen sich auch eine ganze Weile nach dem Song nicht am Tisch blicken. Keiner wusste genau wo sie waren aber, ich hätte sonst was verwetten können das zwischen den beiden was ging. Mit Axu und Jussi zusammen stellte ich die wirrsten Vermutungen auf als Kirja auf einmal wieder auftauchte, ohne meinen Bruder natürlich. Ich ging ihr entgegen und nahm sie beiseite. „Hey Kirja, wo ist denn Ville abgeblieben?“ Sie sah mich traurig an und schluckte. „Draußen... Mit seiner Freundin.“ Jetzt hatte es mir aber die Sprache verschlagen. Er hatte mir gar nichts von einer Freundin erzählt. Ich nahm mich zusammen und versuchte Kirja auszuquetschen. Sie erzählte mir das sie nach diesem Schmuselied an die frische Luft gegangen wären und sich sehr nett unterhalten hätten und Ville hätte sich tausendmal bedankt bla bla. Dann wäre allerdings so eine aufgetakelte blonde aufgekreuzt und auf einmal schien Ville Kirja’s Anwesenheit nicht mehr so angenehm zu sein und sie war reingekommen. Ich war ein wenig geschockt denn ich hätte wetten können das Ville genauso was von Kirja wollte wie andersrum. Aber anscheinend hatte ich mich getäuscht.
Kirja hatte dann keine Lust mehr zu bleiben, wünschte uns noch viel Spaß und fuhr dann nach Hause. Nach und nach verabschiedeten sich auch die anderen Jungs bis schließlich nur noch Axu und ich da waren, Ville musste auch noch irgendwo mit dieser blonden, von der Kirja erzählt hatte, rumschwirren und Jussi laberte Janne eine Kante ans Ohr. Der sah nicht wirklich begeistert aus und hätte ich nicht schon relativ weit von ihm entfernt gesessen hätte ich mittlerweile echt die Flucht ergriffen. Aber Jussi schien das nicht weiter zu stören. Hauptsache er hatte jemanden den er zuschwallen konnte. Auf einmal traten zwei Mädels an unseren Tisch, nicht viel älter als ich und sahen mich herausfordernd an. Dann setzten sie ihr wohl künstlichstes Lächeln auf und machten sich für die Jungs bemerkbar. Sofort waren Janne und ich vergessen und Axu und Jussi verschwanden mit den beiden in der Menge. Etwas ratlos sah ich mich um. Ich kannte hier niemanden und saß allein da. Okay Janne war da, aber der würde mich wahrscheinlich umbringen wenn ich ihn ansprechen würde. Als Axu und Jussi allerdings wirklich nicht mehr auftauchten und Ville sich auch nicht blicken ließ beschloss ich mich in die Höhle des Löwen zu wagen und Janne einfach anzulabern. Was konnte ich schon verlieren??? Außer meinem Leben... *gg* Aber die Disco war ja noch gut gefüllt und da würde er sich vielleicht mit seinen Mordgelüsten zurückhalten. Und bevor er jetzt auch noch aufstand und ich ganz allein rumsaß riskierte ich es lieber blöd von der Seite angemacht zu werden.
„Hey...“ Langsam wandt er mir seinen Kopf zu und sah mich mit einem Blick an, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Hey...“ Okay, das hörte sich nun nicht gerade so begeistert an, aber er hatte mich immerhin nicht gleich angesprungen um mir den Kopf abzureißen. Doch fiel mir siedendheiß ein das ich mir ja vorher mal hätte überlegen können was ich mit ihm reden wollte. Oder wie es momentan aussah womit ich ihn zuschwallen konnte, denn dem augenblicklichen Stand der Dinge nach zu urteilen würde von seiner Seite bestimmt keine großartige Konversation zu erwarten sein. „Und, wie geht’s so?“ Oh mein Gott, was dümmeres hätte ich jetzt echt nicht sagen können... Wieder sah er mich mit diesem leicht furchterregenden Blick an. „Geht so.“ Wow, so eine umfangreiche Antwort hatte ich ja nun echt nicht erwartet. „Ja mir auch. Ich bin froh das ich jetzt bei Ville wohne und von meinen Eltern weg bin, obwohl es natürlich, so blöd es sich auch anhört, geringfügig ungewohnt ist plötzlich so viele Freiheiten zu haben.“ In meinem Geiste sah ich mich an einem Pranger stehen, vor mir stand eine Person die genauso aussah wie ich und mir eine große Torte ins Gesicht schmiss... Wie konnte ich hier nur so ’nen Müll verzapfen? Wie es mir ging interessierte ihn schätzungsweise soviel, wie wenn in China ein Sack Reis umfallen würde. Aber vollkommen entgegen meiner Erwartungen schwieg er nicht!!! Er gab immerhin ein undefinierbares Brummen von sich. Im Geiste klopfte ich mir selbst auf die Schulter. Wenn das nicht mal der Anfang einer wunderbaren Freundschaft war.
Ich fing an Janne zuzuschwallen, genau wie es Jussi nur ein paar Minuten vor mir getan hatte. Und mit jeder Minute wurde ich sicherer. Gut, er sah nicht wirklich begeistert aus, aber immerhin tat er so als ob er mir zuhören würde. Ich wähnte mich ganz auf der sicheren Seite und redete und redete und redete und naja... Irgendwann, es kam für mich total unerwartet, stand Janne auf wobei er seinen Stuhl laut und energisch zurückschob. „Ich hole mir was zu trinken. Willst du auch was?“ Ich war ganz verdutzt und nickte nur. Einen Augenblick sah Janne mich noch fragend an und wartete wahrscheinlich darauf das ich ihm sagte was ich wollte, doch irgendwie kam ich gar nicht auf die Idee. Also drehte er sich um und entschwand Richtung Theke.
Plötzlich klatschte mir eine Hand auf die Schulter und einen Augenblick später saß Ville neben mir und grinste mich an. „Hi warum sitzt du hier ganz alleine?“ Dabei sah er mich jedoch nicht an, sondern knapp an meinem Kopf vorbei. Ich folgte seinem leicht glasigen Blick und erblickte so ein aufgetakeltes blondes Püppchen das ihn aufreizend angrinste. Kirja hatte also echt nicht übertrieben. Ich wurde wütend weil er Kirja wegen so einer künstlichen Tussi hatte links liegen lassen und blaffte ihn dementsprechend an. „Naja, Janne holt was zu trinken, Axu und Jussi sind mit irgendwelchen Groupies abgezischt, die anderen Jungs sind nach Hause und Kirja...“ Ich machte eine theatralische Pause. „...Kirja ist auch gegangen nachdem du sie wegen dieser wasserstoffblonden, zehn Mal operierten Barbie mit Haarverlängerung, künstlichen Fingernägeln und schlechtem Klamottengeschmack wie eine heiße Kartoffel mit Pickeln hast liegen lassen!!!“ Ville sah mich mit großen Augen an und ich verschränkte trotzig die Arme. „Ja und auf ihren Schuhen konnte sie auch nich mal laufen...“ Ville’s Augen wurden größer und größer und sein Gesichtsausdruck wurde dämlicher und dämlicher. „Wie jetzt? Die Haare sind nich echt???“ Ich sah Ville empört an, doch er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Doch mein böser Blick ließ das Grinsen einem schuldbewusstem Blick weichen. „Sie ist echt wegen Sonja nach Hause gegangen?“ „Ja sicher ist sie das. Und was meinst du wie blöd sie sich gefühlt hat? Mein lieber Bruder, da musst du dir ganz schön was einfallen lassen um das wieder gerade zu biegen...“ Ville seufzte und blickte etwas gedankenverloren in den Raum.
Dann sah er mich fragend an und legte den Kopf schief. „Und du hast hier die ganze Zeit mit Janne gesessen?“ Ich nickte. „Und, habt ihr euch schön angeschwiegen?“ Ich sah leicht belustigt an. „Nein haben wir nicht. Ich hab ihn zugeschwallt bis es ihm wahrscheinlich zu den Ohren rauskam.“ Ville grinste mich an. „Echt mal??? Hehe das is cool. Und was hast du ihm so spannendes erzählt?“ „Och pfffffff...“ Ich überlegte kurz und war dann irgendwie selbst erstaunt. „Ja...ich hab ihm...irgendwie alles von unseren Eltern erzählt...und wie froh...ich bin bei dir zu sein...“ Ich war total baff. Ich hatte einfach drauf losgelabert und nicht wirklich darauf geachtet was ich redete.
Ville sah mich leicht belustigt an und grinste breit. „Na das wird ihn ja alles mächtig interessiert haben...“ Entnervt sah ich Ville an und ditschte ihn gegen die Schulter. „Haha, ich weiß auch das ihn das ’nen Scheiß interessiert, aber ich hatte keine Lust hier alleine am Tisch zu sitzen und mich komplett zu langweilen. Und wenn’s ihn nervt hätte er es immerhin auch sagen können...“ Ville nickte zustimmend und wir schwiegen einen Augenblick. Plötzlich knallte vor mir etwas auf den Tisch und ich erschreckte mich wahnsinnig. Janne war mit den Getränken wiedergekommen und hatte das Glas vor mich auf den Tisch geknallt.
„Oh...ähhh...Dankeschön.“


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BeitragVerfasst: Fr 22. Jan 2010, 16:46 
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Bakken Putzer

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Teil 4

Eine knappe halbe Stunde später verließen Ville und ich mit Janne im Schlepptau die Disco. Janne murmelte ein etwas undeutliches „Ciao“, stieg in einen etwas protzigen BMW und ließ die Reifen quietschen als er vom Parkplatz brauste. „Wow, sag mal ist der immer so drauf?“, wandt ich mich fragend an Ville. „Ja eigentlich schon. Wenn wir alle unter uns sind ist er ein bisschen gesprächiger, aber im Großen und Ganzen ist er immer so.“ „Oh man wie anstrengend...“ Ville grinste mich an und machte mit einer Geste deutlich das ich einsteigen sollte. Also tat ich wie befohlen, wir fuhren nach Hause und ich ließ mich ins Bett fallen und schlief gleich darauf ein.
Als ich am nächsten morgen gähnend, mit total verstrubbelten Haaren und in einem großen Mickey Mouse T-Shirt aus meinem Zimmer trat hörte ich Stimmen aus der Küche. Ich sah nach wer da redete und traf Ville und diese wasserstoffblonde Puppe aus der Disco an. Während Ville mir lächelnd einen guten morgen wünschte musterte diese Sonja mich erstmal von oben bis unten und kam dann künstlich grinsend auf mich zu und umarmte mich. „Und du musst das kleine Schwesterlein sein. Freut mich total dich kennenzulernen.“ Ich machte mich von mir los und sah sie skeptisch an. „Ja, gleichfalls. Ich geh dann mal duschen.“ Und schon brachte ich mich in Sicherheit in der Hoffnung durch die Dusche ein bisschen lebendiger zu werden.
Als ich gerade dabei war mich anzuziehen klopfte Ville an meine Tür. „Manja? Telefon für dich.“ Ich stutzte einen Augenblick, antwortete dann aber, dass ich gleich kommen würde. Wer sollte mich hier anrufen? Ich schlüpfte schnell in ein Paar Jeans und ein T-Shirt und machte mich auf den Weg in den Flur. „Hallo?“ meldete ich mich. „Hi Manja, ich wünsche dir einen schönen guten morgen. Na wieder wach? Oh hier ist übrigens Axu.“ „Oh guten morgen Axu. Ja so langsam fühle ich mich wieder lebendig. Was gibt’s?“ „Oh ja, das hätte ich schon fast wieder vergessen. Also ich wollte dich fragen ob du nicht Lust hättest mit mir ein wenig durch die Stadt zu streifen. Ich könnte dir zeigen wo was geht, deine Schule und so weiter.“ Wow das wär ja echt cool.“ Ich freute mich wirklich, denn Axu war wirklich sehr nett und es war einfach nur lustig Zeit mit ihm zu verbringen. „Okay, dann hole ich dich in einer Stunde ab.“ Und schon hatte er aufgelegt. Dieser Mensch war so ein Chaot. Ich beschloss grinsend erstmal zu frühstücken und dann ganz in Ruhe auf Axu zu warten.
Jedoch spätestens als ich die Küche betrat verging mir das Lächeln wieder. Diese Tussi war ja immer noch da. Ich machte mir also nur schnell eine Schale Cornflakes und verschwand dann ins Wohnzimmer vor den Fernseher.
Ich wachte von einem schrecklich schrillen Ton auf und wusste zuerst nicht wo ich war. Als dann ein strohblonder Schopf vor mir auftauchte und mir durch die Haare strubbelte wusste ich das Axu da war. „Hey hast du etwa schon wieder gepennt?“ Anscheinend war ich wirklich eingeschlafen, also nickte ich verlegen. „Hehe das ist schon in Ordnung.“ Axu bemerkte meinen Blick und richtete sich auf. „Oh sorry ich hab vergessen euch einander vorzustellen.“ Hinter ihm hatte ich nur eine Bewegung registriert, jetzt erkannte ich dort aber ein Mädchen, schätzungsweise in meinem Alter, blonde, schulterlange Haare, ein bisschen kleiner als ich. „Das ist Leena-Anna, meine Freundin.“ Ich richtete mich auf und schüttelte ihre ausgestreckte Hand. „Du kannst auch einfach Lea sagen.“ „Hi Lea, ich bin Manja, Villes Schwester.“ Ich hatte nicht gewusst das Axu eine Freundin hatte, aber es erstaunte mich auch nicht weiter und sie war mir auf den ersten Blick ziemlich sympathisch.
Ein paar Minuten später verließen wir das Haus, natürlich nicht ohne uns von Ville zu verabschieden der immer noch Besuch hatte und mir ein bisschen Geld zusteckte. Axu öffnete die Beifahrertür seines Wagens, Lea stieg hinten ein und Axu fuhr logischerweise. Bevor er jedoch losfuhr sah er mich von der Seite an. „Du magst sie nicht, oder?“ Ich sah ihn an und nickte. „Ich hasse sie. Wegen ihr hat er gestern Abend Kirja stehen lassen. Und diese Tussi kann Kirja in hundert Jahren nicht das Wasser reichen.“ Axu nickte und fuhr los. „Ja, ich frage mich auch was da in ihn gefahren ist. Bis jetzt waren seine Freundinnen irgendwie das totale Gegenteil von Sonja gewesen. Super nett und auch hübsch, aber auf eine natürliche Art und Weise wenn du verstehst. Einfach coole Mädels mit denen man beim weggehen auch Spaß hatte. Diese hier, da musst du ja aufpassen was du sagst und zum Beispiel Billard spielen kannst du schon gar nicht mit ihr, da könnte ja ein Fingernagel abbrechen. Echt mal, wenn wir jetzt was unternehmen sind wir immer alle heilfroh wenn er sie nicht mitbringt.“ Ich nickte nur zustimmend, schlug dann aber vor das Thema zu wechseln. Wir laberten also über den letzten Abend, wobei Lea allerdings nicht mitreden konnte da sie ja nicht dabei war und ich hoffte nur inständig dass sie sich nicht ausgeschlossen fühlen würde.
In der Stadt angekommen spazierten wir durch die Fußgängerzone und Axu und ich machten quasi die Alleinunterhalter da Lea nicht einen Pieps von sich gab. Ich konnte nur beten das sie mich nicht hasste oder so. Als wir in einem Café saßen beschloss ich in die Offensive zu gehen und sie einfach anzuquatschen. Also fragte ich sie warum sie am Vorabend nicht dabei war. „Oh ich hatte keine Zeit. Meine Eltern sind im Urlaub und ich habe noch fünf jüngere Geschwister auf die ich aufpassen muss. Jetzt kann ich auch nur mitkommen weil unsere Nachbarin sich bereiterklärt hat ein paar Stunden auf die Kleinen acht zu geben. Axu meinte es wäre ganz doll wichtig das ich dich kennenlerne.“ Axu nickte darauf zustimmend und schlürfte dabei lautstark an seinem Eiskaffee. Das halbe Cafè starrte uns an und wir brachen in einen kollektiven Lachflash aus.
Nachdem wir uns davon erholt hatten entschlossen wir uns aufgrund der vielen bösen Blicke der anderen Leute lieber vom Acker zu machen. Axu zeigte sich spendabel und lud uns ein. Dann setzten wir unseren Spaziergang durch die Stadt fort, gingen aber bald zurück zum Auto da Lea nach Hause musste. Nachdem wir sie abgesetzt hatten fuhr mich Axu zur Schule, in der momentan noch Ferien waren. Wir setzten uns auf eine überdachte Bank und schwiegen uns einen Moment lang an. Axu schien nervös zu sein und das steckte irgendwie an. Plötzlich drehte er sich jedoch zu mir um und sah mich an. Die Nervosität quoll ihm aus allen Poren was seine leicht geröteten Wangen und das leichte Zittern in seiner Stimme bestätigten. „Und, wie findest du sie?“ Einen Moment lang war ich verwirrt und sah ihn nur fragend an. „Na Lea. Wie findest du sie?“ Ich überlegte einen Moment. „Naja, irgendwie scheint sie mir das totale Gegenteil von dir zu sein. Ganz ruhig eben, aber ich finde sie nett. Ja ich mag sie.“
Axus Augen begannen zu strahlen und er nahm mich stürmisch in den Arm. „Boah du glaubst gar nicht was mir da für ein Stein vom Herzen fällt.“ Ich sah ihn fragend an. „Nee das glaube ich wirklich nicht. Wieso freut dich das so?“ Axu wurde in seiner ganzen Art ruhiger, was mir fast ein bisschen Angst machte. „Naja, weißt du... Ach das ist nicht so einfach. Weißt du, ihre Familie gilt hier in der Stadt als...naja ich will nicht sagen ’asozial’, aber sie werden schon verächtlich angesehen, nur weil sie acht Kinder haben. Weißt du ihre Eltern arbeiten sehr hart um über die Runden zu kommen, dieser Urlaub ist eigentlich nur eine Woche Ferien auf einem Campingplatz in Helsinki, und selbst dafür haben sie sehr lange gespart. Auf jeden Fall werden sie von allen als nicht ganz ’gesellschaftsfähig’ betrachtet. Natürlich ist das Quatsch, aber wenn du heute nicht dem Gesellschaftsmittelmaß entsprichst bist du ja für alle der letzte Dreck. Glaub mir, es hat mich sehr viel Arbeit und Überzeugungskraft gekostet sie davon zu überzeugen das ich es ernst mit ihr meine. Und es dauert wirklich bis sie anderen gegenüber auftaut. Ich glaube selbst in meiner Gegenwart fühlt sie sich ab und an unwohl. Und das obwohl ich mir wirklich alle erdenkliche Mühe mit ihr gebe. Aber naja, wir sind erst seit drei Wochen zusammen. Nach dem Urlaub will sie mich ihren Eltern vorstellen. Ich glaube das ist ein gutes Zeichen.“ Er machte eine kurze Pause. „Du bist bis jetzt die Einzige die weiß das Lea und ich zusammen sind. Den Jungs hab ich sie auch noch nicht vorgestellt. Ich war mir nicht sicher wie sie reagieren würden. Also dachte ich es wäre gut wenn ich nach und nach ein paar Leute einweihe. Dann sind beim ersten großen Treffen schon mal ein paar Leute dabei die Bescheid wissen. Ich glaube das wäre gut für sie.“ Ich nickte und tätschelte Axus Hand.
„Ich weiß was du meinst und es freut mich das ich die erste sein durfte die sie als deine Freundin kennengelernt hat. Ich kann mir in etwa vorstellen wie sie sich fühlt. Du weißt schon wegen meinen Eltern. Ich war nie wirklich angesagt bei den Leuten, weil ich so gut wie nichts mitmachen durfte. Das ist wirklich hart. Aber das wird schon. Am besten ist wir stellen sie mal Ville vor. Der gibt auf die Meinung anderer eh nichts und wird ihr gegenüber absolut nicht voreingenommen sein.“ Axu schloss mich in seine Arme und bedankte sich. Ich lächelte ihn an und dann fuhr er mich nach Hause.
Auf der Heimfahrt musste ich Axu allerdings noch eine Frage stellen. „Sag mal, was werden deine Eltern zu Lea sagen?“ Axu winkte ab. „Ach die werden damit kein Problem haben, allerdings glaube ich das Lea ein bisschen Angst hat ihnen zu begegnen. Also warte ich erst mal ab bis ich ihre Eltern kenne. Vielleicht ist es dann einfacher für sie.“
Axu setzte mich zu Hause ab und ich bedankte mich für den tollen Tag. Er steckte mir seine Handynummer zu, ich konnte ihm allerdings meine nicht geben, da ich gar kein Handy besaß. Aber vielleicht würde sich das ja ändern.
Diese Sonja war zum Glück nicht mehr da, allerdings schien Ville auch ausgeflogen zu sein. Also machte ich es mir vor dem Fernseher gemütlich und dachte über den Tag nach. Dabei wurde mir bewusst, dass ich Axu anscheinend total falsch eingeschätzt hatte. Ich hatte in ihm nur den albernen Jungen gesehen, der immer der Spaßvogel war. Aber in ihm drin steckte einer der wundervollsten Menschen die ich je kennengelernt hatte.


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BeitragVerfasst: Fr 22. Jan 2010, 16:46 
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Bakken Putzer

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Teil 5

Nahezu eine Stunde nachdem ich nach Hause gekommen war kam auch Ville wieder und begrüßte mich. „Hattest du einen schönen Tag?“ „Ja auf jeden Fall.“ Ville setzte sich neben mich und grinste mich an. „Und, hat er dir auch die Schule gezeigt?“ Ich schenkte ihm ein großes Paket böser Blicke und murmelte dass sie Schule ganz schön sei, mich momentan aber nicht interessierte. Ville lachte und hob abwehrend die Hände. „Okay okay. Bis zum Ende der Ferien kein Wort mehr über diese... Einrichtung. Hast du Lust Essen zu gehen? Ich lade dich ein.“
Na wenn mein Herr Bruder schon mal so spendabel war sagte ich natürlich nicht nein.
Beim Essen erzählte ich Ville von meinem Ausflug mit Axu, Lea erwähnte ich jedoch mit keinem Wort. Ich wollte es Axu überlassen ihm von ihr zu erzählen. Wir hatten auch echt einen schönen Abend, zumindest bis Ville mit Sonja anfing. „Sag mal, kann es sein das du sie nicht leiden kannst?“ Ich hatte wirklich keine Lust über die blöde Kuh zu reden, aber wenn er das Thema schon anschnitt... „Das trifft es so ziemlich auf den Punkt, ja.“ Villes Augenbrauen schnellten in die Höhe und ab da wusste ich dass der angenehme Teil des abends vorbei war. „Kannst du mir das vielleicht auch erklären?“ Okay anscheinend war jetzt Kampf angesagt, den konnte er haben wenn er wollte. „Na sicher kann ich dir das erklären. Also erstens mal sieht sie aus wie die Schwester von Barbie. Künstliche Fingernägel, wasserstoffblond, aufgetakelt, sie sieht operiert aus und ist mir überhaupt unsympathisch. In Sachen Frauen hätte ich dir echt einen besseren Geschmack zugetraut. Alles was diese Frau ausmacht ist ihre Oberflächlichkeit, und das passt so überhaupt nicht zu dir. Und am meisten an ihr stört mich das du wegen ihr Kirja hast total links liegen lassen. So behandelt man seine Freunde nicht, auch wenn jemand dabei ist der mehr als ein Freund ist. Und deshalb kann ich sie nicht leiden.“ Wow, ich war stolz auf mich. Ich hatte mich um Kopf und Kragen geredet und Ville ordentlich meine Meinung gesagt. Der sah mich auch ein bisschen geplättet an, fing dann aber urplötzlich an zu grinsen und brach dann in einen Lachflash aus. Dann stand er auf, kam um den Tisch herum, zog mich hoch und knuddelte mich wie ich früher meinen Kuschelbären. Ich verstand wirklich die Welt nicht mehr und sah ihn deshalb mit meinem wohl unintelligentesten Blick an. Ville drückte mich zurück auf meinen Stuhl und nahm wieder mir gegenüber platz. „Ach Schwesterherz, denkst du echt ich wäre mit Sonja zusammen?“ Nun war der Zeitpunkt gekommen an dem ich entdeckte das ich noch unintelligenter gucken konnte. „Ja seid ihr denn nicht zusammen?“ Ville grinste nur und schüttelte den Kopf. „Ja aber... Axu hat mir doch erzählt das du sie immer mitnimmst wenn ihr weggeht und...“ „Und die denken wahrscheinlich auch alle das sie meine Freundin ist, aber wenn du die Jungs mal alle fragst, dann hat noch nie wer gesehen wie Sonja und ich uns geküsst haben.“ Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und atmete erst mal tief durch. Mein Blick fiel auf das noch volle Weinglas neben meinem Teller, und so schnell wie Ville gar nicht gucken konnte war es auch schon leer. „So ich glaube das musst du mir erst mal erklären.“ Ville sah mich ein bisschen verdutzt an, nickte jedoch und meinte das er schnell bezahlen würde und mir alles auf dem Heimweg erklärt.
Im Auto fing er dann mit seinen Erzählungen an und als ich in meinem Bett lag und nicht schlafen konnte dachte ich noch einmal über die ganze Situation nach. Diese Sonja war eine Freundin von Ville und studierte Schauspielerei. Sie hatte eine Nebenrolle in einem Film bekommen in der sie eine aufgetakelte blonde namens Barbie spielen sollte. In Wirklichkeit war sie brünett und diese von mir als ’operiert’ abgestempelte Oberweite war nicht mehr als ein ausgestopfter BH. Ville und sie hatten sich erst vor ein paar Wochen kennengelernt und sie hatte ihm von der Rolle erzählt und er war schließlich derjenige der vorschlug sie solle sich doch in ihrer Freizeit als Barbie verkleiden und sich so auf die Rolle vorbereiten. Kirja hatte er nur links liegen lassen weil er unheimlich in sie verschossen war und in ihrer Gegenwart so nervös war. Und da war es einfacher gewesen sich mit Sonja zu unterhalten. Ich hatte ihm nicht erzählt das Kirja mindestens genauso scharf auf ihn war wie er auf sie. In der Hinsicht würde ich mir noch etwas einfallen lassen. Ich drehte mich um und kuschelte mich in die Decke. Eigentlich konnte ich mit dem Verlauf des Tages doch ganz zufrieden sein...


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BeitragVerfasst: Di 26. Jan 2010, 22:23 
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Bakken Putzer

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Teil 6

Am nächsten morgen besah mich Ville sehr kritisch als ich am Frühstückstisch Platz nahm. „Sag mal hab ich mich getäuscht oder hast du nicht neue Klamotten von Kirja gekriegt? Warum ziehst du die nicht an?“ „Weil das genau zwei Outfits waren und ich damit am helllichten Tag bestimmt nirgendwo hingehen würde. Das ist mehr fürs ausgehen gedacht. Wieso fragst du?“ „Naja, Schwesterherz ich will dir nicht zu nahe treten... aber deine Klamotten...naja...die sind irgendwie scheiße.“ Er sah mich mit diesem Dackelblick an, aber ich war ihm überhaupt nicht böse. „Ja weiß ich.“ Genüsslich aß ich weiter mein Brötchen während Ville mich verwirrt musterte. „Wie du weißt das? Warum tust du nichts dagegen?“ „Hallo????? Ich hab kein Geld?“ Als ich sah wie er nach seinem Portemonnaie griff (Word sagt man schreibt das so...) schüttelte ich den Kopf. „Ich will nicht dass du immer alles bezahlst.“ Ville sah mich leicht entnervt an. „Halloooooooooooooooooo? Erde an Manja. Ich hab dein Sorgerecht, ich bin der Einzige der hier verdient, also wo bitte liegt dein Problem?“ Ich zuckte mit den Schultern, denn ich wusste es selbst nicht. Ich fühlte mich einfach unwohl wenn Ville immer so spendabel war. „Weißt du was? Wenn dich das wirklich so stört dann such dir halt einen Job. Aber bis dahin bezahl ich das.“ Nun waren keine Widerworte mehr gestattet und somit nahm ich die 200 Euro und verschwand mit dem Telefon in meinem Zimmer.
Fünf Minuten später hatte ich Axu an der Strippe. Er war gerade dabei mir zu erklären das er absolut nichts von Frauenmode verstand. „Warum gehst du nicht wieder zu Kirja? Die hat dich doch das letzte Mal auch ganz gut eingekleidet.“ „Ja aber wenn ich da was kaufe reicht das Geld nur für zwei bis drei Teile, ich will aber so langsam meine ganzen Klamotten loswerden. Bitte Axu, ich kenn doch sonst keinen.“ Ich hörte ihn schnaufen. „Okay hör zu, ich seh zu das ich Lea erreiche und sie von ihren Geschwistern wegbekomme. Wenn ich das geschafft hab hol ich dich ab, ist das ein Deal?“ „Und was für einer.“ Damit verabschiedeten wir uns und ich machte es mir vorm TV gemütlich und wartete.
Knappe zwei Stunden später klingelte es an der Tür. Ville der gerade gehen wollte und sich die Schuhe anzog öffnete und Axu stürmte mit Lea im Schlepptau in an ihm vorbei. Hätte Ville es nicht so eilig gehabt hätte er wegen Lea bestimmt nachgefragt, so schüttelte er aber nur den Kopf und war weg.
„Hi Manja, sorry das es so lange gedauert hat, aber ich musste erst noch Leas Tante vom anderen Ende der Stadt einfahren damit die auf die Kleinen aufpasst.“ Ohje, Axu machte sich so viele Umstände wegen mir. Ich bekam schon wieder ein schlechtes Gewissen, aber er meinte mit einem Eis nach dem Einkaufen wäre das schon okay.
Eine halbe Stunde später standen wir im H&M und sahen uns um. Axu hatte irgendwen getroffen den er kannte und war am labern, Lea und ich streiften durch die Reihen. Mit meinen Blicken suchte ich Rat bei ihr, sie hob jedoch abwehrend die Hände und meinte sie würde in solchen Läden für gewöhnlich nicht einkaufen. Na toll. Nachdem wir 10 Minuten durch den Laden geirrt waren beschloss Lea mich einfach mit irgendwelchen Klamotten in eine Kabine zu stecken. Mit einer Jeans und einer Stoffhose und ein paar Shirts bekleidet bezog ich eine Kabine. Die Hosen waren so gut wie gekauft, und die Oberteile waren auch okay aber für das Wetter momentan noch ein bisschen zu kühl. Lea verschwand und kam einen Augenblick später mit ein paar Langärmligen Teilen wieder.
Nachdem auch Axu sich losgeeist hatte und die Sachen für total toll befunden hatte ging es noch in ein Schuhgeschäft. Nachdem ich auch noch ein schönes Paar neuer Turnschuhe hatte reichte das Geld sogar noch für 3 Kaffee und 3 Stückchen Kuchen. Während Axu seinen Kuchen mümmelte fragte er ob er auch meine Handynummer kriegen könnte. „Theoretisch ja schon, ich hab allerdings kein Handy.“ Axu ließ die Gabel fallen und machte auf beleidigt. „Na toll. Schlimm genug, dass meine Freundin keins hat, meine beste Freundin hat auch keins. Warum straft mich Gott so?“ Er hatte es natürlich nicht so gemeint, aber Lea verzog ein wenig das Gesicht. „Tut mir ja echt leid dass das für dich so eine Katastrophe ist, aber ich hab nun mal kein Geld um mir ein Handy zu kaufen.“ Axu bemerkte natürlich seine ungeschickte Wortwahl, auch wenn es nur ein Scherz gewesen war und sah sie ganz geknickt an. „Ähhh...ich geh mal eben bezahlen.“ Und schon war ich aufgesprungen und in Richtung Kellner entschwunden.
Als ich wiederkam redete Axu mit Engelszungen auf Lea ein. Ich entschloss mich dazu, die beiden lieber allein zu lassen. „Hey Leute, wenn ihr nichts dagegen habt würde ich noch schnell bei Kirja vorbeischauen wie es ihr geht und dann mit dem Bus nach Hause fahren.“ Axu bemerkte meinen Wink mit dem Zaunpfahl, fragte noch nach ob ich den Weg auch wirklich finden würde und verabschiedete sich dann. Ich beugte mich zu Lea runter, nahm sie in den Arm und flüsterte ihr zu das sie nicht zu bockig sein sollte. Dann schnappte ich mir meine Sachen und machte mich auf den Weg zu Kirja.
Ich verlief mich auch fast gar nicht und betrat eine halbe Stunde später fröstelnd ihren Laden. Es war gerade wenig los, also nahm ich die Einladung auf einen Tee dankend an und zeigte ihr meinen neuen Errungenschaften. „Ich hätte echt gerne bei dir eingekauft, aber das kann ich mir einfach nicht leisten.“ Sie lächelte mich an. „Das ist schon okay.“ Wir erzählten ein bisschen und ich erwähnte auch meine geplante Jobsuche. Kirja schien einen Augenblick lang zu überlegen, lächelte mich dann an und fragte ob ich bei ihr arbeiten wollen würde. „Was? Meinst dun das ernst?“ Sie nickte. „Ja. Siina und ich schmeißen den Laden zwar allein, aber es ist halt doch relativ viel arbeit, aber zu wenig um noch jemanden einzustellen. Und du wärst ja keine Vollzeitstelle. Also als Nebenjob würde das doch passen. Du kannst nach der Schule vorbeikommen, dich hinten hinsetzen, was essen und Hausaufgaben machen und danach arbeitest du hier und ich nehm dich mit nach Hause. Das würde doch sehr gut passen.“ Vor lauter Freude schmiss ich mich auf Kirja, das das so einfach gehen würde hätte ich ja nicht gedacht. Wir erzählten noch einen Moment, dann wurde Kirja aber von einer Kundin gebraucht und ich machte mich mitsamt meinen Klamotten auf zur Bushaltestelle. Ich musste ein bisschen warten und fuhr dann nach Hause.


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BeitragVerfasst: Di 26. Jan 2010, 22:24 
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Bakken Putzer

Registriert: Di 16. Sep 2008, 22:14
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Teil 7

Dort angekommen entledigte ich mich meines Mantels und der Schuhe und kuschelte mich an Ville, der auf dem Sofa saß und sich eine Soap ansah. „Na, ein bisschen kühl draußen?“ Er zwinkerte mir zu. „Och nur geringfügig.“ „Wo warst du eigentlich die ganze Zeit?“, wollte Ville wissen. „Ich hab mir schon fast Sorgen gemacht.“ Ein kleiner Vorwurf schwang in seiner Stimme mit und ich bekam ein schlechtes Gewissen. Ich hätte ja wirklich mal anrufen können. Nachdem ich dann von meinem Tag berichtet hatte murmelte Ville sich irgendwas in den Bart und konzentrierte sich wieder auf den Fernseher. Ich beschloss dann erst mal duschen zu gehen und Ville dann meine neuesten Errungenschaften zu zeigen. Und er war wirklich positiv überrascht. „Wow, ich wusste gar nicht das Axu in Sachen Mode ein so guter Berater ist.“ Anscheinend hatte er gar nicht mitbekommen das Lea auch dagewesen war. Aber das war auch gut so, ich wusste nicht was ich ihm dann hätte sagen sollen. Axu musste so langsam mal alle einweihen was Lea anbetraf. Und er sollte ganz schnell bei Ville anfangen.
Die Nacht über konnte ich aus unerfindlichen Gründen nicht wirklich schlafen. Ich war der Meinung das lag an dem baldigen Schulbeginn, allein der Gedanke daran machte mich zugegebenerweise ziemlich kribbelig. Aber es war nun erst Freitagmorgen und ich hatte noch das ganze Wochenende Zeit. Und das würde ich absolut genießen. Und wenn ich mich in der Schule eingewöhnt hatte sollte ich auch bei Kirja anfangen zu arbeiten.
Den ganzen Freitag hing ich in der Wohnung rum, machte ein bisschen sauber und ließ es mir gut gehen. Der Samstag verlief nicht anders. Zumindest nicht bis Ville nach Hause kam. Im Schlepptau hatte er ’Barbie’, was mich aber nun ja nicht mehr störte. Im Gegenteil, ich lernte sie als Sonja kennen und fand heraus dass sie wirklich sehr nett war und wir unterhielten uns angeregt. Gegen 21 Uhr klingelte das Telefon und Ville ging in den Flur um ungestört telefonieren zu können. Als er das Wohnzimmer wieder betrat hingen Sonja und ich uns gerade in den Armen und konnten nicht mehr aufhören zu lachen. Sie hatte mir einen total stupiden Witz erzählt, der mich jedoch so zum lachen brachte das ich sie ansteckte und wir nicht aufhören konnten. Ville unterbrach uns jedoch und fragte ob wir nicht mit ins Incognito gehen wollten. Sonja sagte sofort zu denn sie hatte mir schon erzählt dass sie sich vor Villes Kumpels outen wollte da die Dreharbeiten zu dem Film mittlerweile angefangen hatten und sie diese Barbie-Rolle privat wirklich satt war. Ich jedoch zögerte. Ich war bis jetzt nur einmal mit seinen Jungs weggewesen und es war ja auch ganz nett, aber irgendwie war ich in der Hinsicht doch ein bisschen scheu. Nachdem Sonja aber meinte, ich könnte mir doch nicht entgehen lassen wie die alle aus der Wäsche gucken würden, wenn sie ihre Perücke abnahm, gab ich mich geschlagen und sagte zu. Ville fragte mich dann sehr süß ob ich nicht Kirja anrufen wollte um sie zu fragen ob sie auch kommen wollte. Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen und rief sie an. Ich musste sie zwar ein wenig überreden, aber letztendlich sagte sie zu.
Ich zog mich also an und Sonja half mir mit den Haaren und schminkte mich ein wenig. Dann fuhren wir los. Natürlich waren wir die letzten!!! Zur Verteidigung muss ich aber sagen das Ville zu lange im Bad gebraucht hat. *gg*
Als wir dann zu der Gruppe stießen kam Axu sofort auf mich zu. „Hey Manja, siehst gut aus, wie geht’s?“ „Hey Axu mir geht’s gut. Wo hast du Lea gelassen?“ Er zog mich ein Stückchen von den Anderen weg. „Du weißt doch, dass ich sie nicht so ins kalte Wasser schubsen will. Außerdem muss sie wieder den Babysitter mimen.“ Bei dem Satz verzog er ein wenig die Mundwinkel und ich konnte sehr stark erahnen wie gern er sie dabei gehabt hätte. „Axu du bringst sie nächste Woche mit zu mir, dann stellen wir sie Ville vor.“ Axu nickte nur gehörig und wir gingen wieder zu den anderen. Villen sah mich schon schief an. „Na, was habt ihr zwei beiden für Geheimnisse?“ Und mir flüsterte er ins Ohr: „Geht da was zwischen euch?“ Ich sah ihn total perplex an und musste dann aber grinsen. Er hatte das wirklich ernst gemeint. „Quatsch Ville, wir sind nur Freunde, da mach dir mal keine Sorgen.“ So wie er mich ansah glaubte er mir nicht aber ich schüttelte nur den Kopf und wandt mich an Kirja die ein wenig griesgrämig guckend in der Ecke saß und nichts sagte. „Hey Kirja, na wie schauts aus?“ Sie sah mich an als wolle sie mir jeden Moment an die Gurgel springen. „Ach mir geht’s total gut. Besonders da ihr diese Tussi mitgebracht habt. Da kann ich ja eigentlich gleich nach Hause gehen.“ Ich zwinkerte ihr vielsagend zu. „Warts erst mal ab.“
Ca. eine Stunde später war es soweit. Sonja hatte gerade alle mit einem Vortrag über Maniküre genervt als sie plötzlich fragte ob den Anderen auch so tierisch heiß war. Die Blicke waren echt zu göttlich. Klar, das Incognito ist ’ne Disco, da ist es immer ziemlich warm, aber heute war nicht so viel los und deshalb konnte man von tierisch heiß bestimmt nicht sprechen.
Aber Ville und ich wussten ja was gleich passieren würde und wir mussten uns tierisch zusammenreißen um nicht gleich loszuprusten. Ich vermied es auch erfolgreich meinen Bruder anzusehen, denn sonst hätte ich mich unter Garantie nicht zurückhalten können. Und dann kam der große Augenblick: Sonjas Hand wanderte in Richtung Haaransatz und ganz langsam entledigte sie sich ihrer wasserstoffblonden Perücke. In diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher als eine Videokamera. Allerdings schien Ville schon eher auf die Idee gekommen zu sein, denn er drehte gerade ein Video mit seiner Digitalkamera. Ich widmete meine Aufmerksamkeit schnell wieder Sonja, deren Hand gerade Richtung Ausschnitt wanderte und ganz viele zusammengeknüllte Taschentücher zum Vorschein brachte.
Danach stemmte sie die Hände in die Hüften und sah herausfordernd in die Runde. Jussi war der erste der etwas sagte und schon bald darauf plapperten alle durcheinander, bis Ville endlich um Ruhe bat und Sonja die Gelegenheit nutzte alles zu erklären. Da ich die Story bereits kannte schnappte ich mir Villes DigiCam und sah mir das Video an. Dabei fiel mir etwas auf. Nämlich Janne!!! Während alle anderen das Schauspiel mit großen Augen verfolgten blickte er nur düster drein. Ich wollte nachsehen wie er die Szene jetzt beobachtete, aber ich fand ihn nicht. Als ich fragte wunderten sich alle, denn niemand hatte ihn gehen sehen. Ich dachte dass er vielleicht kurz rausgegangen war oder so, aber er tauchte den ganzen Abend nicht wieder auf.


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BeitragVerfasst: Di 26. Jan 2010, 22:24 
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Bakken Putzer

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Teil 8

Am nächsten morgen saß ich mit Ville zusammen beim Frühstück. "Sag mal Ville, was ist eigentlich mit Kirja?" Verständnislos sah er mich an, die Zähne feste in sein Honigbrötchen gerammt. "Was soll mit Kirja sein," nuschelte er. "Na komm, du stehst auf sie! Hab ich Recht?" Villes Gesichtszüge entgleisten, seine Gesichtsfarbe wurde eine Spur dunkler und sein linkes Ohr zuckte. "Sag mal, was haben die dir gestern in den Drink getan? Seit wann hast du so ein loses Mundwerk?" Ich fand es göttlich wie Ville versuchte seine Unsicherheit zu verbergen. Ich beugte mich zu ihm rüber und kniff ihm in die errötete Wange. "Ach Villilein, du kannst es ruhig zugeben. Es geht ihr doch genauso." Von einer Sekunde auf die andere wechselte Villes Teint von zartrosa zu dunkelrot. "Meinst du echt?" - "HA wusste ich es doch." Triumphierend sprang ich auf und brachte mich in Siegerpose während Ville in sich zusammensackte. "Boah du Luder, ich dachte du meinst das ernst." Plötzlich tat er mir leid. Sein Gesichtsausdruck und seine Körperhaltung verrieten mir, dass er ehrlich enttäuscht war. "Ach Ville, ich meine das doch ernst. Ich hab mich nur gefreut, dass ich dich durchschaut habe." "HA reingefallen!!!" Ville war aufgesprungen und nun hatte er sich in Siegerpose gestellt. Über meinem Kopf sah ich Fragezeichen schweben. Ich muss Ville sehr meschugge angesehen haben, denn er setzte sich hin, trank einen Schluck Kaffee und nahm meine Hand. "Ich hab heute Morgen als wir nach Hause gekommen sind mit Kirja telefoniert. Ich hab ihr im leicht benebelten Kopf ein Liebesgeständnis gemacht. Und als du unter der Dusche warst hat sie nochmal angerufen und gefragt ob ich dass, was ich ihr gestern gesagt habe immer noch ernst meine. Tja...." Ville machte eine bedeutungsschwangere Pause. "Und heute Abend gehe ich mit ihr essen." Ville sah mich an und war glücklich. Ich war so gerührt, dass ich fast in Tränen ausgebrochen wär.


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BeitragVerfasst: Do 28. Jan 2010, 20:35 
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Bakken Putzer

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Teil 9

Am Montagmorgen riss mich ein schrilles Klingeln aus den Träumen. "Verdammte Scheiße, stell doch mal wer die Kapelle ab." Murrend schnappte ich mir den Wecker und stellte ihn aus. Ohne zu zögern ließ ich mich zurück in mein Bett fallen und kuschelte mich in meine Decke. Doch im nächsten Augenblick stand Ville mitten im Raum. "Boah Ville, deine gute Laune kann ich um sechs Uhr noch nicht ertragen. Hau ab." Ville war gestern schon so nervig gut gelaunt gewesen. Ich freute mich für ihn und Kirja, aber im Augenblick hatte ich andere Sorgen. "Komm schon Manja, du wirst sehen es wird toll sein in der Schule." Er fing das Buch, das ich ihm entgegenschleuderte geschickt auf, trat einen Schritt auf mein Bett zu und klaute mir meine Decke. "Oh Ville, du bist eine Landplage." Fluchend stand ich auf und ging ins Bad um zu duschen. Wenig später saß ich mit Ville am Küchentisch und nippte an meinem Kaffee. "Hey Manja," Ville nahm meine Hand in seine. "Mach dich doch nicht verrückt, es ist nur eine Schule." Nur eine Schule, er hatte gut reden. Ich war noch nie sehr beliebt in der Schule gewesen, Freunde hatte ich eigentlich nicht gehabt.
Mein altes Leben bei meinen Eltern drängte sich mir schneller wieder auf als mir lieb war. Die letzten Tage bei Ville hatte ich mich so wohl gefühlt. Mit ihm und seinen Freunden, die mich ohne Ausnahme nett aufgenommen hatten. In Axu hatte ich einen sehr guten Freund gefunden und ich war mir sicher dass ich auch Lea bald zu meinen Freunden zählen konnte. Aber in der neuen Schule hatte ich all das nicht. Dort muss ich wieder von vorn anfangen und diesmal hatte ich keine Hilfe und niemanden der mir Mut machte.


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BeitragVerfasst: Do 28. Jan 2010, 20:35 
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Bakken Putzer

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Teil 10

Um kurz vor halb acht fuhr Ville bei der Schule vor. Zögernd verabschiedete ich mich von ihm und ging über den Schulhof auf das Gebäude zu. Ich spürte die neugierigen Blicke der anderen Schüler und wollte am liebsten davonlaufen. Eine junge Lehrerin sprach mich an und begleitete mich zum Sekretariat. Dort bekam ich meinen Stundenplan, ganz schön vollgepackt, wie ich zähneknirschend feststellen musste.
Die Sekretärin war noch so freundlich mich zu meiner Klasse zu bringen. Allein hätte ich den Weg in dem riesigen Gebäude wohl auch nicht gefunden.
Zögerlich klopfte ich also an und betrat den Raum. Ein älterer Lehrer begrüßte mich. "Und du musst Manja Kantee sein, hab ich recht?" Ich nickte und er redete bereits, an die Klasse gewandt, weiter. "So Leute, das ist eure neue Mitschülerin Manja. Stellt euch vielleicht in der Pause mal einander vor. Und du Manja setzt dich bitte hier vorne in die erste Reihe zu Tuomas. Da habe ich dich im Blick und kann am besten beurteilen wie du mit dem Stoff klarkommst. Dann lern erstmal in Ruhe deine Mitschüler kennen und in ein paar Wochen ändern wir die Sitzordnung komplett. Dann kannst du dich weiter nach hinten verziehen wenn du möchtest.“ Er zwinkerte mir zu und schob mich zu meinem Platz. Ich setzte mich also dem Schicksal ergeben neben Tuomas, der mir jedoch sofort grinsend die Hand gab und meinte wenn ich Fragen hätte sollte ich die nur raushauen.

Nach der letzten Stunde verließ ich recht zufrieden aber total ausgepowert die Schule. Die ganze Angst war unbegründet gewesen, meine Mitschüler waren wirklich nett. Alle blieben in der Pause im Klassenraum und stellten sich mir vor, stellten Fragen und ich konnte alle ein wenig kennenlernen. Auch die Lehrer schienen in Ordnung zu sein. Es würde auf jeden Fall nicht so die Hölle wie an der bisherigen Schule sein, und allein das machte alles sehr viel einfacher.
Während alle anderen sich auf dem schnellsten Weg nach Hause machten, schlug ich den Weg in die Stadt ein. Ich besorgte ein paar Dinge für die Schule und machte mich dann auf den Weg zu meinem Bus. Auf einmal hörte ich Räder quietschen. Erschrocken drehte ich mich um. Im nächsten Augenblick sah ich einen angsteinflößenden dunklen Wagen an mir vorbeibrettern. Fassungslos über so viel Rücksichtslosigkeit und triefend vor Nässe sah ich dem Ungetüm hinterher. Es hatte am Vormittag ordentlich geregnet und der Typ war ohne Rücksicht auf Verluste durch eine Pfütze gebrettert.
So nass wie ich war konnte ich mich unmöglich in einen Bus setzen, also musste ich wohl oder übel zu Fuß nach Hause gehen. Doch der Wind trocknete meine Klamotten recht schnell und nach einer Stunde Fußmarsch fuhr ich die letzten Stationen.

Zu Hause verzog ich mich gleich in die Wanne um einer richtig fetten Erkältung vorzubeugen. Denn dass diese Einweichung durch Fremdverschulden nicht ohne gesundheitliche Folgen blieb merkte ich schon.


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BeitragVerfasst: Mo 1. Feb 2010, 17:21 
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Bakken Putzer

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Teil 11

Am nächsten morgen quälte ich mich noch aus dem Bett und fuhr zur Schule. Ich konnte ja schließlich nicht an meinem zweiten Tag wegen Krankheit fehlen. Die Geschichte wie ich zu meiner Erkältung gekommen war machte in der Klasse die Runde und auch die Lehrer konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. An meiner alten Schule hätten sich alle über mich lustig gemacht. Hier wurde zwar auch darüber gelacht, aber eher über die Situation, nicht über mich selbst.
Nach der dritten Stunde wurde ich ins Sekretariat geschickt um Fieber zu messen und von dort begleitete mich sie Sekretärin wieder zur Klasse um dem Lehrer gleich mitzuteilen, ich wäre bei einem Arzt besser aufgehoben und müsse danach wohl auch ein paar Tage im Bett bleiben.
Also fügte ich mich meinem Schicksal, ging zu einem Arzt und musste mich auch gleich für den Rest der Woche krankschreiben lassen. Entnervt machte ich mich auf in die Apotheke und von da aus nach Hause und straight ins Bett. Jetzt wollte ich nur noch schlafen und alles um mich rum vergessen.
Ich wachte auf weil Ville mir mit seinen Eisfingern auf die Stirn patschte. "Boah Ville, hau doch gleich richtig drauf!" Verärgert schob ich seinen Arm weg. "Was ist denn mit dir los? Wieso bist du nicht in der Schule und wieso hast du Fieber?" Verwirrt sah ich ihn an. Man könnte meinen er sei krank und nicht ich. "Ich bin nicht in der Schule WEIL ich Fieber habe. Ich wurde nach Hause geschickt. Mein Attest liegt in der Küche. Und Fieber habe ich, weil die Welt voller Prolls mit fetten Autos ist, die nur leider nicht fahren können." Ville zog die Augenbrauen hoch und ich erzählte ihm von dem Vorfall. Wir hatten uns danach nicht gesehen weil Ville und Kirja unzertrennlich waren.
"Weißt du was das für ein Auto war? Hast du gesehen wer gefahren ist? Hast du dir das Nummernschild gemerkt? Bist du hinterhergelaufen?" Ville überschüttete mich mit wirklich selten dämlichen Fragen und ich verdrehte die Augen. "Ville, der Typ ist gerast wie ein wilder, das ging echt viel zu schnell!" - "Aha!" Ville sprang auf und tigerte die Sherlock Holmes himself durch mein Zimmer. "Es war also ein Mann!" Ich ließ mich zurück in mein Kissen sinken. "Das weiß ich nicht hundert pro, aber so wie der gefahren ist kann das nur ein Mann sein. Wahrscheinlich impotent." Ville sah mich kurz verwirrt an. Er holte Luft um etwas zu sagen und in dem Augenblick klingelte es. Ein entschuldigender Blick und schon war er verschwunden. Erleichtert schloss ich die Augen.
Als Ville zehn Minuten später immer noch nicht wieder aufgetaucht war ging ich in Richtung Wohnzimmer, in der Annahme Kirja wäre gekommen. Gerade noch rechtzeitig stoppte ich und zog verwundert die Augenbrauen hoch. Das hörte sich ganz nach Janne Ahonen an, und die beiden diskutierten über irgendwas.
Ich ging davon aus, dass das Gespräch der beiden länger dauern konnte und ging in die Küche um mir einen Tee zu machen. Ich stellte Wasser auf und machte mich auf die Suche nach Tee, fand jedoch keinen. Da Ville jedoch entgegen vieler Vermutungen ein guter Hausmann war wusste ich, dass er Tee im Keller bunkerte.


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BeitragVerfasst: Mo 1. Feb 2010, 17:22 
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Bakken Putzer

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Teil 12

Um in unseren Keller zu kommen, musste man aus der Haustür raus und eine kleine Treppe runter. Ich war zu faul mir etwas überzuziehen und außerdem würden diese paar Sekunden mit dem Schlafanzug draußen die Erkältung nicht schlimmer machen. Also schnappte ich mir einen Schlüssel und flitzte in den Keller. Draußen war es kälter als erwartet. Den Tee hatte ich innerhalb weniger Sekunden gefunden und langsam stieg ich die Treppe wieder hinauf. Ich fühlte mich schwächer als ich erwartet hatte und mir wurde schwarz vor Augen wenn ich mich zu schnell bewegte. Oben angekommen suchte ich nach dem richtigen Schlüssel als ich etwas äußerst interessantes entdeckte. Vorsichtig trat ich ein paar Schritte näher, die Kälte tapfer ignorierend. Im Hintergrund hörte ich Janne Ville einen Abschiedsgruß zurufen und die Haustür zuziehen. "Wiese stehst du im Schlafanzug hier draußen und starrst mein Auto an?"
Es kam mir vor wie in Zeitlupe, dass ich mich umdrehte und Janne anstarrte. "Das ist also dein Auto!" Er nickte und klapperte ungeduldig mit seinem Schlüssel. "Ja und es wär nett wenn du mich einsteigen lassen würdest. Außerdem solltest du reingehen, sonst holst du dir noch den Tod." Das war für mich der Tropen, der das Fass zum überlaufen brachte. "Du meinst also ich hole mir den Tod, weil ich hier in der Kälte stehe und deine beschissene Prollkarre angucke? Der einzige Grund warum ich mir möglicherweise was hole ist der, dass du deinen Führerschein anscheinend im Lotto gewonnen hast. Und das berechtigt dich noch lange nicht dazu, wie ein hirnamputierter durch die Gegend zu pflügen und absolut rücksichtslos durch jede Pfütze zu rasen die es gibt. Stell dir vor, es gibt nämlich Leute die Anstand haben. Und ich gehöre anscheinend zu diesen Leuten, denn nachdem du dieser klitzekleinen Pfütze nicht ausweichen WOLLTEST und ich wie ein begossener Pudel dastand, hatte ich genug Anstand nicht in den Bus zu steigen und bin zu Fuß nach Hause gelaufen. Vielleicht kannst du dir vorstellen, dass das jetzt im Winter nicht so lustig ist. Aber vielleicht solltest du es selbst mal ausprobieren, denn ich weiß nicht ob jemand, der seine Impotenz durch so ein Auto und so einer Fahrweise auszugleichen versucht, wirklich genug Grips hat um das zu wissen." Während Janne mich anstarrte wie ein Marsmännchen rang ich nach Atem. Ich hatte ihn angeschrien, dass es wahrscheinlich in ganz Kuopio zu hören war. Und so wie er guckte hatte er mich sehr gut verstanden, auch wenn aufgrund der Heiserkeit einige Worte gesagt worden waren, ich sie aber gar nicht oder nur krächzend herausbrachte.
Nachdem ich wieder zu Atem gekommen war und Janne mich immer noch wortlos anstarrte fuhr ich lautstark fort. "Und wenn ich noch einmal erlebe, dass du so harakiri-mäßig durch die Gegend düst kannst du dir sicher sein, dass ich dir das kleine, mickrige Überbleibsel deiner Möchtegern-Männlichkeit eigenhändig abschneide. Und wenn du noch einmal hier auftauchst und mich mit deiner scheiß Visage belästigst kastrier ich dich mit einem Löffel, und das Ganze mit einem Genuss, an den ich mich mein ganzes Leben erinnern werde und von dem ich noch meinen Enkeln und Urenkeln berichten werde." Die letzten Worte hatte ich sehr unverständlich rausgebracht, denn meine Stimme verließ mich. Janne wollte ansetzen etwas zu sagen doch ich schrie ihm dazwischen. "Und wag es ja nicht mit mir zu reden sonst vergesse ich mich und jetzt sieh zu dass du hier weg kommst sonst zeige ich dich an du irrer, dämlicher..." Mir wurde schwarz vor Augen und ich versuchte mich festzuhalten. Meine Beine knickten weg und ich spürte den Schnee durch meinen Schlafanzug dringen. Im nächsten Moment fühlte ich mich hochgehoben. Ich wusste dass es nur Janne sein konnte und wollte mich wehren, dann war es dunkel.


Zuletzt geändert von In_cog_ni_to am Mi 3. Mär 2010, 12:28, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Mi 3. Feb 2010, 08:10 
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Bakken Putzer

Registriert: Di 16. Sep 2008, 22:14
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Teil 13

Als ich aufwachte sah ich Ville mit besorgtem Blick an meinem Bett sitzen. Der kalte Waschlappen raubte mir fast komplett die Sicht und ich versuchte ihn wegzuschieben. Mein Brüderchen kam mir zuvor, nahm den Waschlappen weg, hielt ihn erneut in kaltes Wasser und eh ich mich versah hatte er ihn mir wieder auf die Stirn geklatscht. „Da lässt man dich mal ein paar Minuten aus den Augen und schon bist du dabei den berühmtesten Skispringer Finnlands umzubringen.“ Ich fing an mich zu erinnern und sah Ville empört an. „Der Arsch kann froh sein, dass es schwarz um mich rum wurde. Und wenn er der berühmteste ’Aus-zehn-Metern-in-ein-Schnapsglas-Springer’ Finnlands wäre, ich kenne keinen bekloppteren Typen als ihn. Der soll froh sein wenn er mir nicht nochmal über den Weg läuft. Ich würde dem.... Was denn?“ Ville hatte die ganze Zeit versucht mich zu unterbrechen. Er stand auf gab den Blick auf Janne frei, der etwas bedrückt in der Ecke des Zimmers auf meinem Lieblingssessel saß. „Was macht der Arsch hier? RAUS!!!“ Ich sprang auf um diesen Bazillus irgendwie aus meinem Zimmer zu vertreiben, sackte aber direkt an der Bettkante in Villes Arme. „Schwesterherz, du solltest im Bett liegen bleiben und dich nicht aufregen.“ Er hatte mich zurück ins Bett verfrachtet und deckte mich zu. „Dann sorg dafür dass dieser Parasit mir nicht wieder unter die Augen kommt.“ Ville nickte ergeben und verließ mit Janne das Zimmer.
Ein paar Augenblicke später kam Ville wieder zurück, ohne Janne im Schlepptau. Er sah mich schon mit diesem Blick an und ich verdrehte die Augen. „Lass mich in Ruhe Ville, ich bin krank. Ich hab keine Lust mit dir über Ahonen zu diskutieren. Das ist ein Tabuthema in diesem Haus.“ Ville schnaufte, nickte und verschwand.

Die nächsten Tage verbrachte ich lieb und brav im Bett. Ville ließ mich zum Glück mit dem Thema Ahonen in Ruhe. Allerdings war ich auch sowas von heiser, dass er mir verboten hatte überhaupt zu sprechen. Ich war überrascht als drei Tage nach dieser Aktion Tuomas in meinem Zimmer stand. Ville stand hinter ihm und guckte misstrauisch. „Ville du kannst uns ruhig allein lassen, wir sitzen in der Schule zusammen.“ Ville beobachtete Tuomas immer noch mit Argusaugen, nickte aber und verschwand. „Dein Bruder ist ja schräg. Der hat alles versucht um mich davon abzuhalten dich zu besuchen. Aber heute hab ich gesagt ich müsse dir Hausaufgaben bringen.“ „Heute?“ Verwirrt sah ich in an. „Ja ich war bis jetzt jeden Tag hier aber er hat mich nicht reingelassen.“ Ich schüttelte den Kopf und deutete Tuomas, sich auf meinen Sessel zu setzen. „Ville ist in der Hinsicht wirklich manchmal schräg. Und, bringst du mir wirklich Hausaufgaben?“ Er grinste entschuldigend und legte einen Stapel Papier auf meinen Tisch. „Oh man, das nenne ich Arbeit.“ Da meine Stimme schon wieder dabei war zu versagen und Tuomas der Meinung war, ich bräuchte wirklich Ruhe verabschiedete er sich recht bald und versprach gegen Ende der Woche nochmal vorbeizuschauen. Er war vielleicht eine halbe Stunde weg und ich war dabei einzudösen, als es klingelte und wenig später meine Zimmertür aufging. Ich beäugte den riesigen Blumenstrauß der sich durch den Türrahmen schob äußerst kritisch und war kurz davor loszuwettern, als ich Axu´s blonde Haare erkannte. Er grinste, trat ein und hinter ihm betrat Lea schüchtern lächelnd das Zimmer. „Hey das ist ja nett, dass ihr mich besuchen kommt.“ Axu grinste und legte den Strauß auf meine Bettdecke. „Wir wären bestimmt schon früher gekommen, aber die letzten Tage waren ein bisschen stressig und außerdem hat ein bestimmter Herr nicht ein Wort darüber verloren, dass du krank im Bett liegst.“ Er sah Ville mit hochgezogenen Augenbrauen an. Der jedoch sah nur leicht fragend zu Lea die jeden Blickkontakt mied. Axu bemerkte den Blick und holte tief Luft. „Ja...ähhh...Ville, das ist Lea. Sie ist meine Freundin.“ Urplötzlich fing Ville an zu strahlen. „Achso. Und ich hab mich gerade gefragt ob ich wirklich so ein schlechtes Gedächtnis habe. Aber wenn wir uns noch gar nicht kennen... Ich bin Ville, Manja’s großer Bruder.“ Er reichte ihr die Hand und sie ergriff seine ganz schüchtern. „Hi“, war alles, was sie rausbrachte. Ville verschwand wieder um im nächsten Augenblick wieder reinzukommen. Axu und Lea hatten sich gerade in meinen Sessel gestapelt und an Ville’s Blick konnte ich erkennen, dass er sich für Axu freute. „Axu Milch wie immer?“ Axu nickte nur. „Manja du? Ach du kriegst eh nur Tee...“ Empört sah ich ihn an, doch bevor ich mich beschweren wollte sah er Lea an. „Und du Lea? Was trinken? Wir haben Wasser, Saft, Cola, Sprite, Milch, Kakao, Kaffee, Tee, Cappuccino, heiße Zitrone, Apfelschorle, Erdbeermilch, wahlweise auch Bier, Rum, Wein, Lakka oder Wodka!“ Lea sah ihn mit großen Augen an, war aber schon sichtlich entspannt da Ville sie ganz normal behandelte. „Erdbeermilch wär toll, wenn’s keine Umstände macht.“ Ich war überrascht über diesen für Lea’s Verhältnisse langen Satz. „Erdbeermilch ist kein Problem.“ Ville war schon wieder dabei wegzulaufen. „Hey ich will auch Erdbeermilch!“ Ville steckte den Kopf wieder durch die Tür. „Du bist krank, du kriegst Tee. Erdbeermilch schleimt wenn man krank ist.“ Und schon war er weg. Gefrustet verschränkte ich die Arme. „Ich würde alles für nen Schluck Erdbeermilch tun.“


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BeitragVerfasst: Mi 3. Feb 2010, 08:10 
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Bakken Putzer

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Teil 14

Lea grinste mich das erste Mal an. „Ich geb dir was ab wenn du willst!“ Begeistert setzte ich mich auf und wollte schon zu einer Dankesrede ansetzen, als Axu mich unterbrach. „Ville hat gesagt sie kriegt keine Erdbeermilch weil das schleimt.“ – „Axu, es schleimt bei mir und nicht bei dir also halte dich da raus.“ – „Genau“, pflichtete Lea mir bei. Axu sah gespielt entsetzt von ihr zu mir und wieder zurück. „Verbündet ihr euch gerade gegen mich?“ Wir nickten beide synchron und Axu ließ sich gegen die Sessellehne fallen. Ville kam mit einem Tablett herein und stellte es auf dem Tisch ab. „Ville, die Mädels verbünden sich gegen mich!“ Ville blickte in unsere unschuldigen Gesichter und sah uns beide mit strengem Blick an. „Keine Erdbeermilch!“ Wir schüttelten synchron den Kopf und Ville verließ uns augenzwinkernd. Lea gab mir unter Axu’s Protest von ihrer Erdbeermilch ab und ich lehnte mich genüsslich schlürfend an die Wand. „Die Blumen sind übrigens total schön, vielen Dank!“ Axu grinste nur. „Die waren doch bestimmt sauteuer, oder?“ – „Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul“, war Axus geistreiche Antwort. Ich nahm den Strauß und schnüffelte daran. Mir fiel das Preisschild auf und ich musste grinsen. Das war typisch... „AXU.“ – „Was denn?“ Axu und Lea sahen mich erschrocken an. „Du hast 55 Euro für einen Blumenstrauß ausgegeben??? Bist du wahnsinnig? Du bringst den sofort zurück!“ Axu wollte nicht, doch ich bestand darauf. „Axu ich sag’s zum letzten Mal: Entweder du bringst den Strauß zurück und holst dir das Geld wieder oder ich vergesse mich und schmeiß ihn aus dem Fenster!“ Axu wurde auf dem Sessel immer kleiner. „Was?“ Er nuschelte etwas, doch ich verstand es nicht. “Axu sprich deutlich!” – „Der Strauß ist nicht von mir.“ Meine Augenbrauen schnellten hoch. „Wie nicht von dir? Von wem...AHONEN!!!“ Axu versteckte sich hinter Lea. Ich schmiss den Strauß mit voller Wucht auf den Boden. Lea sprang von Axus Schoß, sammelte ihn wieder auf und legte ihn mir wieder aufs Bett. „Der Strauß kann doch auch nichts dafür. Er hat halt gesagt Axu soll ihn dir geben, weil es ihm leid tut.“ Argwöhnisch sah ich Axu an. „Hat er das wirklich gesagt? Dass es ihm leid tut?“ Axu schüttelte leicht den Kopf und bekam dafür einen Rippenstoß von Lea. „Ich hab beim Training erzählt, dass ich dich besuche. Da ist er zu seinem Auto gestapft, hat den Strauß rausgeholt und ihn mir mit den Worten ’Nimm den mit’ in die Arme gedrückt. Was sollte ich denn machen? Janne Ahonen widerspricht man nicht, schon gar nicht als kleiner, unbedeutender, unerfolgreicher Skispringer.“ Axu setzte seinen Dackelblick auf. „Mir kommen die Tränen.“ Lea schlichtete dann erfolgreich und ich stellte die Blumen, wenn auch widerwillig in eine Vase.
Als die beiden gegangen waren erzählte ich Ville von dem Strauß doch der packte mir nur lächelnd an die Schultern. „Hey das ist doch voll nett von ihm! Für einen Janne Ahonen ist das eine ganz große Geste, glaub mir.“ Ich schnaufte und machte mich auf den Weg zurück in mein Zimmer. „Ist mir egal wie groß die Geste ist. Das gibt Krieg!“ – „Hast du was gesagt Schwesterlein?“ – „Ich hab nur laut gedacht.“ Ich hoffte einfach, dass er mich nicht verstanden hatte und legte mich erschöpft ins Bett.


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BeitragVerfasst: Mi 3. Feb 2010, 22:24 
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Bakken Putzer

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Teil 15

Gegen Abend wurde ich wach und das erste, was ich sah war der doofe Blumenstrauß. Ich wollte mich umdrehen und weiterschlafen, doch die Stimmen, die ich aus dem Wohnzimmer hörte, machten mich neugierig. In letzter Zeit bekam Ville aber oft Besuch! Ich öffnete meine Zimmertür und schon hörte ich Janne. „Das kann doch nicht wahr sein, was will der denn hier?“ Ich kaute einen Moment lang nachdenklich auf meiner Unterlippe. „Na warte!“ Ich zog mir meinen Bademantel über, schnappte mir den Blumenstrauß und ging Richtung Wohnzimmer. Janne wollte anscheinend gerade gehen, denn er war schon aufgestanden. „Wie gesagt: Überleg’s dir! Wir würden uns freuen.“ Dann sah er mich. „Ahonen! Guck mal was ich heute bekommen hab. Schön oder?“ – „Ganz nett.“ Ich ging auf ihn zu und baute mich vor ihm auf. „Na, stellst du gerade fest, dass du nen scheiß Geschmack hast?“ Ville packte mir fest auf die Schulter. „Manja, sieh zu dass du wieder ins Bett kommst. Mach hier bitte keinen Zwergenaufstand.“ Ich schüttelte seine Hand ab. „Halt dich da raus Ville. Und nun zu dir.“ Ich wand mich Janne wieder zu. „Was fällt dir eigentlich ein Axu mit diesem beschissenen Grünzeug hier herzuschicken? Dachtest du ich kriegs nicht raus? Ich hab dir gesagt du sollst mich in Ruhe lassen und hier nicht wieder auftauchen!“ Während ich Janne anschrie schlug ich mit dem Blumenstrauß auf ihn ein. „Und dieses Gestrüpp kannst du dir gepflegt in den...“ Ville schob sich zwischen uns und wir sahen uns bitterböse in die Augen. „Manja, sieh sofort zu, dass du in dein Zimmer kommst und überleg mal was du gerade im Begriff bist zu sagen!“ Ich legte den Kopf schief, sah Ville an und...schlug mit den Blumen auf ihn ein. „Hör auf dich einzumischen!“ Ville sprang aus der Schusslinie und ich traf wieder Janne. „Dieses Gestrüpp kannst du dir gepflegt in den Arsch schieben du Widerling. Ich will dich hier nicht mehr sehen, wenn du was von Ville willst dann geht ein Bier trinken oder so.“ Erschöpft hörte ich auf auf ihn einzuschlagen, der Strauß war eh auseinander gefallen und ich hatte nur noch ein paar Blumenstängel in der Hand. Janne trat einen Schritt vor und stand so dicht vor mir, dass gerade einmal eine flache Hand dazwischengepasst hätte. Schnaufend sah er auf mich herab, dann zu Ville, dann wieder zu mir. „Sei froh, dass dein Bruder da ist du Miststück.“ Er wand sich ab und ging Richtung Tür. Ville wollte etwas sagen, wahrscheinlich passte es ihm nicht wie sein Kumpel mich betitelt hatte. Doch Janne hob, ohne zurückzusehen nur den Arm. „Nichts für ungut Ville.“

-

Es dauerte noch anderthalb Wochen bis ich richtig gesund war und wieder zur Schule gehen konnte. Janne tauchte nicht mehr bei uns auf und zwischen Ville und mir war das kein Thema mehr. Ich hatte eine saftige Standpauke von meinem Bruder erhalten und auch eingesehen, dass ich vielleicht ein kleines bisschen übertrieben hatte. In meiner Freizeit traf ich mich viel mit Axu, Lea war auch dabei sooft es ging. Außerdem musste ich für die Schule einiges nachholen.
Einen Freitag kam ich später aus der Schule weil ich noch eine Frage hatte und unsere Lehrerin mir half. Ich hatte gerade das Schulgelände verlassen als mir ein Plakat auffiel. Das konnte ja nicht wahr sein. Eine meiner Lieblingsbands spielte in Kuopio, in zwei Wochen schon. Ich musste unbedingt mit Ville reden, da wollte ich auf jeden Fall hin.

Zuhause schleimte ich gleich ein bisschen an Ville herum. Natürlich wusste er, dass ich irgendwas von ihm wollte. „Naja weißt du, da ist so ein Konzert in zwei Wochen. Eine meiner absoluten Lieblingsbands kommt nach Kuopio und da würde ich gern hin.“ Ville grinste kopfschüttelnd. „Ja und? Du willst mich doch wohl nicht um Erlaubnis fragen, oder? Du wirst in ein paar Wochen 18, da werde ich mich hüten dir Vorschriften zu machen.“ Ich setzte mich auf die Arbeitsplatte unserer Küche und sah Ville beim abtrocknen zu. „Ist mir schon klar, aber es ist ein Donnerstag. Ich hab am nächsten Tag Schule. Das ist genau der Donnerstag wo du mit Kirja nach Rovaniemi zu ihren Eltern fährst, also muss ich mit dem Bus hin. Du kannst mich aber nicht abholen und so spät fahren keine Busse mehr.“ Ville lehnte sich gegen den Herd und schwang das Geschirrtuch nachdenklich auf seine Schulter. „Das ist ja doof. Du weißt dass ich dich ungern Taxi fahren lasse. Die Typen haben ihren Führerschein doch alle im Lotto gewonnen. Du könntest natürlich einfach eine halbe Stunde früher gehen, dann kriegst du den letzten Bus.“ Zerknirscht sah ich ihn an. Ich verstand seine Abneigung gegen Kuopios Taxifahrer, da einer seiner Studienkollegen mal von einem angefahren wurde, weil der Fahrer Alkohol getrunken hatte, aber früher vom Konzert abzuhauen war auch doof. „Du kannst es dir aussuchen: Konzert und früher abhauen oder ganz zuhause bleiben.“ – „Ich denke du willst mir keine Vorschriften machen?“ Ville grinste. „Mach ich auch nicht, aber ich lege die Rahmenbedingungen fest.“ Ich sah ein, dass ein Teil des Konzerts besser war als gar nichts und nickte. „Okay, dann hau ich halt früher da ab, was soll’s. Die werden irgendwann wieder hier spielen und dann hab ich nen Führerschein.“ Ville nickte und ich verzog mich um Hausaufgaben zu machen.


Zuletzt geändert von In_cog_ni_to am Mi 3. Mär 2010, 12:29, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: So 14. Feb 2010, 12:32 
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Bakken Putzer

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Teil 16

An besagtem Donnerstag machte ich mich rechtzeitig auf den Weg. Ich wollte auf keinen Fall zu spät kommen, nur weil ich einen Bus verpasste oder so. Die Halle war relativ klein und gemütlich, aber brechend voll. Ich sah mir in Ruhe die Vorband an und holte mir danach was zu trinken. Interessiert sah ich mich um, konnte jedoch niemanden entdecken, den ich kannte.
Als es dunkel wurde schoss mir das Adrenalin wie ein Blitz durch die Adern und ich wurde ganz hibbelig. Meine Eltern hatten mich nie auf Konzerte gehen lassen und es war ein aufregender Augenblick für mich. Als Seether auf die Bühne kamen hatte ich mich ziemlich weit vorgearbeitet und sobald die ersten Gitarren erklangen fingen die Leute um mich herum an wie wild zu springen und zu schubsen. Zuerst wurde ich leicht panisch, hatte aber keine andere Wahl als mitzumachen und verfiel in einen regelrechten Rausch. Der Auftritt war der Wahnsinn und obwohl mit der Schweiß in Strömen am Körper runterlief wurde ich immer euphorischer. Ich war zuerst etwas irritiert als es in meiner Hosentasche vibrierte, aber dann fiel mir ein dass Ville mir sein Handy gegeben hatte damit es mich daran erinnerte zu gehen. Ich überlegte ob ich nicht doch bleiben wollte um dann mit dem Taxi zu fahren. Ville musste das ja nicht unbedingt wissen. Aber ich wusste dass ich meine Klappe nicht halten können würde und ich wollte Ville nicht verärgern. Also arbeitete ich mich Richtung Ausgang vor. Ich drehte mich noch ein letztes Mal um und sah traurig zur Bühne. Sie hatten mein Lieblingslied noch nicht gespielt und das wollte ich unbedingt live erleben. Ich seufzte, drehte mich um und trat durch die Tür ins Freie. Mein T-Shirt klebte an meinem Körper und durch die Hitze im Club fing ich in der Kälte sofort an zu frieren. Ich wollte gerade meinen Pulli anziehen als ich eine Stimme hörte. „Was machst du denn hier?“ Ich drehte mich um und sah Janne vor mir stehen. „Ich war auf dem Konzert, was denkst du denn?“ – „Und wieso gehst du jetzt? Die spielen noch!“ Ich hatte überhaupt keine Lust mich mit ihm zu unterhalten. „Ach echt? Wär mir fast entfallen.“ Jannes rechte Augenbraue schnellte in die Höhe, genau wie bei Ville wenn er sauer wurde. „Na ich muss meinen letzten Bus kriegen. Ville will nicht dass ich Taxi fahre.“ Janne nickte nur, wahrscheinlich kannte er Villes Abneigung gegen Taxifahrer. Da er nichts weiter sagte drehte ich mich um und wollte gehen. „Ich könnte dich mitnehmen.“ Ich blieb stehen. Hatte ich richtig gehört? Ich drehte mich zu Janne um und sah ihn fragend an. „Was?“ – „Ich sagte ich könnte dich mitnehmen. Dann kannst du den Rest noch sehen. Die spielen bestimmt noch ne halbe Stunde.“ – „Du glaubst ja wohl nicht ernsthaft, dass ich mich freiwillig zu dir ins Auto setze, oder? Ich bin nicht lebensmüde.“ Ich fragte mich woher ich die Frechheit besaß, die ich Janne gegenüber ständig an den Tag legte. Das war normalerweise überhaupt nicht meine Art. Ich kannte allerdings auch niemanden, den ich so verachtete. Ich wollte mich gerade umdrehen als ich aus dem Club die ersten Töne von ’Broken’ hörte, meinem absoluten Lieblingslied. „Ohhhhhhhhhhhh.“ Janne sah mich fragend an. „Sie spielen mein Lieblingslied.“ Verzweifelt sah ich auf meine Uhr. Ich würde mich jetzt schon beeilen müssen wenn ich den letzten Bus noch kriegen wollte. „Los, geh wieder rein.“ Janne zeigte mit dem Kopf Richtung Club, doch ich zögerte. „Ich biete es nicht nochmal an.“ Wirklich etwas zu verlieren hatte ich eigentlich nicht und Ärger von Ville würde es so auch nicht geben. So schnell ich konnte stürmte ich wieder in den Club und blieb wie verzaubert stehen. Alles war dunkel, nur die Lichterketten um die Mikroständer waren an, Feuerzeuge wurden in die Luft gehalten und die Stimme des Sängers verursachte mir eine Gänsehaut. Wie verzaubert stand ich da, sang mit und war der wohl glücklichste Mensch der Welt.
Nach dem Lied spielten sie wieder die rockigen, harten Sachen. Ich sah Janne an. „Haust du direkt nach dem letzten Lied ab ohne auf mich zu warten oder kann ich mich wieder reinstürzen?“ – „Eine Minute warte ich, dann bin ich weg.“ Ich nickte und schob mich wieder zwischen den schwitzenden und springenden Körpern durch nach vorne und genoss den Rest des Konzerts.
Als die Zugaben gespielt waren und das Licht wieder anging beeilte ich mich zu Janne zu kommen. „Ich weiß das ist echt viel verlangt, aber ich würde mir gerne noch ein Tourshirt kaufen...“ Janne verdrehte die Augen und deutete genervt auf den Merchandisestand. Ich grinste ihn an und flitzte los. Ich wartete hinter den vielen Leuten, die sich ebenfalls etwas kaufen wollten und entdeckte, dass sogar Shaun, der Sänger der Band, an dem Stand stand und den Leuten CDs verkaufte und signierte. Die Gelegenheit wollte ich mir natürlich auch nicht entgehen lassen, auch wenn Janne nicht so lange warten wollte und einfach abhaute. Das war mir gerade echt egal. In dem Moment stand er aber schon neben mir. „Du musst hartnäckiger sein, sonst drängeln sich alle vor.“ Und schon packte er mich am Arm, zog mich mit und wir standen vor Shaun. Ich wusste gar nicht wie mir geschah und sah von einem zum anderen. Shaun grinste mich an und fragte ob ich eine CD wollte. Ich schüttelte den Kopf und er sah mich verwundert an. „Die CDs hab ich schon alle.“ Sofort grinste er wieder breit und ich war froh meine Englischkenntnisse anscheinend nicht verloren zu haben. „Ich hätte gerne ein Shirt.“ „T-Shirt, Top, Tanktop?“ Ich war so nervös dass ich nicht wirklich auf die Reihe bekam was er von mir wollte. „Sweater“, sagte Janne trocken und Shaun bückte sich, wühlte in einem Karton und hielt mir zwei Kapuzenpullis entgegen. Ich hielt mir beide an, entschied mich für eine Größe und gab Shaun das Geld. „Willst du noch ein Foto?“ Ich nickte bevor mir einfiel, dass ich kein Fotohandy und schon gar keine Digicam hatte. Doch Janne schob mich zu Shaun hin, der nahm mich in den Arm und drückte mir einen Kuss auf die Wange. In dem Augenblick blitzte es. Janne hatte ein Foto mit seinem Handy gemacht und hielt es Shaun zum angucken hin. Der nickte, drückte mich nochmal und zwinkerte mir zu. „Mit dem nächsten Album kommen wir wieder. Ich hoffe du kaufst dann wieder ein Shirt, du bist süß.“ Ich war so perplex, dass ich nur nicken konnte, dann schoben sich zwei Jungs vor mich die auch Autogramme haben wollten und Janne zog mich hinter sich her aus dem Club. Draußen zog ich den neuen Pulli über und ließ den alten um die Hüften gebunden, dann stapfte ich wortlos hinter Janne her zu seinem Auto. Ich setzte mich neben ihn und während er wortlos den Wagen startete bedankte ich mich. „Wofür?“ – „Na dass du gewartet hast. Und ohne dich wär ich nicht so schnell drangekommen. Und wär wahrscheinlich bei dem Verkäufer gelandet und nicht beim Sänger. Oh mein Gott, das war krass. Er hat gesagt ich bin süß.“ – „Er war auf Droge.“ Entsetzt sah ich Janne an. „War er gar nicht.“ – „Warum hat sich wohl diese Ami-Tussi von ihm getrennt? Weil er dauernd dicht war!“ – „Ja, aber er hat seit dem schon längst ne Entziehungskur gemacht und ist clean.“ Wir standen an einer Ampel und Janne sah mich an. „Du kennst dich ja richtig aus.“ – „Ich interessiere mich nun mal für die Bands die ich gerne höre.“ – „Ich hätte dir keinen so guten Musikgeschmack zugetraut.“ – „Ich dir auch nicht.“ Janne sah mich böse an, doch die Ampel wurde wieder grün und er konzentrierte sich auf den Verkehr. „Wo hast du deinen Führerschein eigentlich her? Bei einer Fahrschule kannst du den unmöglich bekommen haben.“

Janne sah mich nur böse an, fing an auf dem Lenkrad zu trommeln und sagte gar nichts. Schlagartig wurde mir die Situation unangenehm, denn Janne war wirklich unglaublich nett zu mir. „Tut mir leid.“ Janne sah weiter auf die Straße und hob die Augenbrauen. „Naja. Es ist wirklich sehr nett von dir, dass du mich nach Hause bringst. Sonst hätte ich echt eine Menge von dem Konzert verpasst. Und neulich mit den Blumen… Also vielleicht hab ich da ein ganz klein bisschen überreagiert.“ – „Ein ganz klein bisschen!?!“ Ich rutschte etwas in meinem Sitz herunter. Man gab ja nun wirklich nicht gerne zu sich wie ein Kleinkind benommen zu haben. „Okay, das war ganz schön daneben von mir. Die Blumen waren echt sehr hübsch. Aber ich war doch zu Recht sauer. Du kannst doch nicht so durch eine Pfütze pflügen wenn da direkt jemand vorbeigeht. Und außerdem kannst du mir nicht sagen, dass du nicht gemerkt hast dass du jemanden nassgespritzt hast.“ – „Natürlich hab ich das gemerkt.“ Na jetzt war ich baff. „Ach. Und mal anhalten und sich entschuldigen kam dir da nicht in den Sinn?“ – „Hatte keine Zeit.“ Fassungslos sah ich ihn von der Seite an während er sich auf den Verkehr konzentrierte. „Halt an!“ – „Was?“ – „Du sollst anhalten hab ich gesagt.“ – „Musst du kotzen oder was?“ Janne sah mich genervt an. „Nein, aber mit so einem Arsch wie dir will ich nicht länger in einem Auto sitzen. Den Rest nach Hause kann ich auch laufen.“ – „Wo ist bitteschön dein Problem?“ – „Du hast mitten im Winter durch dein raudihaftes Verhalten jemanden nassgespritzt und du hattest keine Zeit anzuhalten und dich zu entschuldigen? Lag deine Freundin zufällig in den Wehen??? Oh Moment, ich wette du hast gar keine Freundin, mit dir hält es doch kein Mensch länger als fünf Minuten aus!“ Bislang war Janne zügig aber sittsam gefahren, doch plötzlich drückte er ungeheuer auf die Tube und ich klammerte mich ängstlich an den Türgriff. Ich kreischte. „Sag mal spinnst du Ahonen? Willst du uns umbringen?“ Janne raste ohne Kommentar weiter und hielt schließlich mit einer Vollbremsung vor unserem Haus. So schnell ich konnte schnallte ich mich ab und sprang aus dem Auto. Ich hatte die Tür noch nicht zugeschlagen, da gab er wieder Vollgas und war im nächsten Moment verschwunden. Zitternd und schimpfend stapfte ich in unsere Wohnung. Nachdem ich ein Glas Wasser getrunken hatte schrieb ich Kirja eine SMS, dass ich wieder zuhause angekommen war, dann ging ich ins Bett.


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BeitragVerfasst: Mo 15. Feb 2010, 23:08 
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Bakken Putzer

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Teil 17

Am nächsten morgen fühlte ich mich wie gerädert als der Wecker klingelte. Ich hatte vor lauter Wut lange nicht einschlafen können. So hatte Janne mir nachhaltig das tolle Konzert versaut. Immer noch wütend machte ich mich fertig und fuhr mit dem Bus zur Schule. Auf dem Schulhof gesellte ich mich zu meinen Klassenkameraden. „Na wie war das Konzert gestern? Haben sie dein Lied gespielt solange du da warst?“ Tuomas und den anderen hatte ich natürlich tagelang vorgeschwärmt, dass ich zum Konzert gehen würde. „Das Konzert war sehr geil. Allerdings wäre ich auf dem Heimweg fast umgekommen!“ Teils verwirrt, teils belustigt sahen mich die anderen an und ich erzählte was passiert war. Als ich fertig erzählt hatte schüttelte Leena nur mit dem Kopf. „Kann doch nicht wahr sein! Was hat denn dein Bruder für abgefahrene Freunde? Wo hat der den kennengelernt? Sag ihm mal er soll sich von finsteren Locations fernhalten.“ Ich grinste sie an. „Ville treibt sich nicht in finsteren Locations rum. Er ist auch total unschuldig. Er hat früher mit Janne zusammengearbeitet. Er springt jetzt zwar aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr, aber mit den Jungs aus der Mannschaft ist er immer noch befreundet. Aber der Ahonen geht echt nicht. Es gibt bislang echt keine Menschen die ich hasse, aber er ist kurz davor der erste zu werden! “ – „Ahonen??? Du redest von Janne Ahonen?“ Zweifelnd sah ich Leena an. „Leena, ich rege mich doch schon seit Wochen über den auf!!!“ – „Ja aber du redest immer nur von Janne. So heißt doch jeder zweite!“ Entschuldigend sah sie die drei Janne’s aus unserer Klasse an. „Nix gegen euch, echt!“ An mich gewand sagte sie: „Du stehst also auf Kriegsfuß mit Janne Ahonen. Damit stehst du auch auf Kriegsfuß mit halb Finnland meine liebe. Als ich jünger war, war ich voll verknallt in ihn, aber anscheinend ist er ja nicht so sympathisch.“ Ich schüttelte heftig mit dem Kopf. „Nee, ist er überhaupt nicht sympathisch. Gibt’s das Wort antisympathisch? Wenn nicht hab ich das jetzt für ihn erfunden. Da bin ich auch gerne mit halb Finnland verfeindet.“ – „Manja, das heißt unsympathisch.“ Tuomas grinste mich an und alle kicherten. „Das weiß ich, aber unsympathisch kann jeder. Ahonen ist anders. Der ist antisympathisch!“ Die anderen lachten und gemeinsam machten wir uns auf den Weg in unseren Klassenraum.


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BeitragVerfasst: Mo 15. Feb 2010, 23:09 
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Bakken Putzer

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Teil 18

Das Wochenende über lernte ich intensiv für die Schule. Demnächst standen ein paar Klassenarbeiten an und da ich so lange krank war hatte ich immer noch zu kämpfen. Sonntagnachmittag beschloss ich mir auch noch ein bisschen was zu gönnen und nicht nur zu lernen. Ich traf mich mit Axu und Lea im Kino, besorgte auf dem Rückweg an einer Tankstelle eine Tüte Chips und machte es mir dann auf dem Sofa bei einem guten Film gemütlich. Gegen acht wurde die Wohnungstür aufgeschlossen und Ville und Kirja kamen freudestrahlend mit drei Pizzen auf dem Arm herein. Als sie die fast leere Tüte Chips sahen wirkten sie jedoch ein bisschen bedröppelt. „Was macht ihr denn schon hier? Ich dachte ihr wolltet erst morgen früh wiederkommen?“ – „Ähm…joa…“ Ville sah bedröppelt von den Pizzen zu der Chipstüte. „Wir dachten wir überraschen dich und machen uns alle zusammen nen gemütlichen Abend. Und wir dachten du freust dich bestimmt über eine Pizza. Naja.“ – „Ach, die passt hier noch locker rein.“ Grinsend tätschelte ich meinen Bauch. Hunger hatte ich zwar keinen mehr, aber die beiden waren so lieb und hatten extra für mich ihren Wochenendurlaub bei Kirjas Eltern abgekürzt. Und sie sah ihre Eltern eh nicht sonderlich oft, da diese in der Nähe von Rovaniemi lebten.
Also fläzten wir drei uns aufs Sofa und aßen Pizza. „Wie war eigentlich das Konzert? Hat das mit dem Bus geklappt?“ – „Ich musste gar nicht mit dem Bus fahren. Ich hab Janne da getroffen und der hat mich hinterher nach Hause gefahren.“ Ville hörte auf zu kauen und sah mich mit vollen Backen an. „Janne? Reden wir hier von Janne Ahonen?“ Ich nickte nur. „Ich denke du hasst ihn?“ – „Ich wollte auch gehen, aber er kam mir nach und hat mir angeboten mich zu fahren. Dann haben sie mein Lieblingslied gespielt und da konnte ich nicht anders als sein Angebot anzunehmen.“ Ville sah sehr skeptisch aus, Kirja grinste. „Und ihr lebt beide noch?“ – „Ja. Es war knapp, aber ja.“ – „Wie meinst du das, es war knapp.“ Ich biss ein großes Stück von meiner Pizza ab um überlegen zu können. Ich war wirklich nicht gut auf Janne zu sprechen, aber sollte ich Ville erzählen was passiert war? Immerhin waren die beiden befreundet. Und ich hatte schon genügend Auseinandersetzungen mit Ville gehabt, weil ich nicht mal den Namen Ahonen hören wollte. „Ach, nur das übliche. Wir haben uns angezickt und ich war froh als er mich hier abgesetzt hat.“ Ville sah mich immer noch skeptisch an. „Hast du wenigstens danke gesagt?“ Ganz langsam ließ ich meine Hand mit dem Pizzastück sinken und sah Ville direkt ins Gesicht. „Du redest mit mir als wäre ich ein dummes Kleinkind. Natürlich hab ich mich bedankt. Mehrmals sogar. Ich weiß schließlich was sich gehört.“ Im Gegensatz zu Ahonen, das sagte ich aber nicht laut. Nun mischte sich auch Kirja ein. „Wieso hast du dich mehrmals bedankt? Du musst doch nicht auf den Knien vor ihm kriechen, nur weil er dich nach Hause fährt. Da er ein Freund von Ville ist hätte ich das als selbstverständlich erachtet.“ Ich nickte kauend. „Du hast ja Recht, aber er hat noch auf mich gewartet weil ich mir ein Shirt kaufen wollte. Da war tierisch viel los und ich kam und kam nicht dran. Da hat er mich am Arm gepackt und gedrängelt und wegen ihm hat mir der Sänger höchst persönlich einen Pulli verkauft UND mir einen Kuss auf die Wange gegeben für das Foto das Janne geschossen hat. Achja, hab ich erwähnt, dass er sagte ich sei süß?“ Bei der Erinnerung fing ich wieder an dümmlich zu grinsen. „Wer? Janne?“ Ich schlug Ville gegen den Arm. „Der doch nicht. Shaun, der Sänger!“ – „Und was ist jetzt mit dem Foto?“ Ich zuckte nur mit den Schultern. „Vegetiert auf Jannes Handy rum. Wahrscheinlich hat er’s schon gelöscht.“ Ville sprang auf und rannte zum Telefon und verschwand in der Küche. „Kirja, sag mir nicht, dass er jetzt den Ahonen anruft.“ – „Doch, wahrscheinlich schon. Ich bin echt erstaunt, das hätte ich von Janne nie erwartet.“ Grinsend stupste sie mich an. „Vielleicht steht er ja auf dich!“ Ich zeigte ihr nur einen Vogel und aß weiter meine Pizza.
„Ich muss noch schnell den PC anmachen, Janne schickt mir das Foto per Mail. Ich brauche echt dringend ein Fotohandy, das geht so nicht weiter.“ Fünf Minuten später kam Ville mit einem Blatt Papier in der Hand zurück und sah mich skeptisch an. „Das ist der Sänger? Und von dem bist du so begeistert? Der sieht voll finster aus! Auf was für Konzerte gehst du bitteschön?“ – „Der war total nett! Und das war ein ganz normales Konzert, Ahonen war schließlich auch da.“ – „Ahonen ist auch komisch.“ Kirja und ich brachen in schallendes Gelächter aus. Sowas aus Villes Mund zu hören war einfach der Knaller!
Als wir uns wieder beruhigt hatten schloss ich den Pizzakarton, schnappte mir das Bild und stand auf. „Den Rest Pizza packe ich in den Kühlschrank. Und dass das morgen noch da ist!“ Warnend sah ich Ville an. „Ich mach mich dann bettfertig, ich will ausschlafen. Wir sehen uns morgen.“


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