Flashback
"Finja, ich bitte dich, geh nicht mit ihm mit. Er will dich doch nur ausnutzen." "Ach quatsch Tom, du phantasierst. Wir wollen doch nur ins Kino, wenn du willst komm doch einfach mit."
"Und euch beim Knutschen zu sehen, vergiss es." "Bist du etwa eifersüchtig, weil Kathi dich verlassen hat?"
"Oh das war jetzt fieß, mach doch was du willst." Tom drehte sich um und verließ ihr Zimmer, er stieg auf sein Motorrad und fuhr davon. Finja zuckte mit den Schultern und dachte sich nichts dabei. Sie lief zu Magnus und ging dann mit ihm ins Kino. Doch so recht abschalten konnte sie nicht. Immer wieder rutschte sie nervös auf ihren Platz hin und her. Seufzte hin und wieder und schien recht abwesend zu sein.
"Danke Magnus das war ein sehr schöner Abend, aber bitte sei mir nicht böse, ich muss jetzt erst einmal meinen Streit mit Tom beilegen." Sie saßen im Auto und sahen sich einander an.
Finja hatte seit einigen Minuten ein seltsames Gefühl, so als ob man ahnte das etwas passiert war.
"Ok, aber ruf mich an." Er beugte sich zu ihr herunter und küsste sie zum Abschied. Mit einem mulmigen Gefühl ging sie auf ihr Elternhaus zu, als sie das Wohnzimmer betrat, standen gerade zwei Polizisten in jenem und überbrachten die schreckliche Nachricht.
Tom hatte sich Todgefahren.
Er war mit überhöhter Geschwindigkeit in eine Kurve gefahren und hatte dabei die Kontrolle über sein Motorrad verloren. Es war als verschwamm alles vor ihr. Sie wollte es nicht glauben, schloss die Augen und öffnete sie Minuten später.
Finja konnte die beiden Polizisten nur anstarren, eine ganze Weile, irgendwann schrie sie das es nicht sein könne, das sie sich irren mussten, aber tief in ihrem inneren wusste sie dennoch, das die Polizisten recht hatten. Sie streubte sich dieses Gefühl zuzulassen.
Flashback Ende
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Finja öffnete die Augen. Sie hatte wieder einmal geweint. Sie musste raus, jetzt sofort.
"Komm Charly wir gehen ne Runde spazieren." Sie klopfte auf ihren Oberschenkel und schon stand der kleine zu ihrer Seite.
Finja lief durch den großen Park Kuopios bis sie zu einer kleinen Abzweigung kam. Der Weg war etwas steinig, aber dafür war die Aussicht nachher um so schöner.
Hinter diesem Weg lag ein großer See. Sie liebte dieses Fleckchen Erde, sie hatte es bei einem Ausflug in den ersten Tagen, die sie hier verbracht hatte entdeckt. Charlie trottete neben ihr her und erkundete seine Umgebung mit neugierigen Hundeaugen.
"Hey Charly komm, wir gehen da lang." Sie betrat einen kleinen Steg und setzte sich ganz vorne hin. Finja zog ihre Schuhe aus und tauchte ihre Füße ins Wasser. Charly streckte sich aus und bettete seinen Kopf auf ihren Oberschenkel. Finja genoss die Ruhe.
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Janne langweilte sich tödlich auf der Party, er hatte gerade sein erstes Bier ausgetrunken als seine Gedanken zu dem abgelaufenen Nachmittag wanderten.
Als er Julian den Raum betreten sah, schlenderte er hinüber. Er drückte ihm eine Flasche Bier in die Hand. "Doch alleine?"
Julian nickte bedrückt. "Ja, ich war da wohl etwas voreilig."
"Stimmt irgendetwas nicht?" Janne hatte durchaus bemerkt das ihm sein Gegenüber etwas verschwieg. "Wie mans nimmt. Ich habe Finja wohl ein bisschen überfordert."
Die beiden setzten sich in eine ruhigen Ecke und Julian erzählte Havu die Geschichte. Er wusste einfach nicht mehr wie er mit ihr umgehen sollte.
"Die Idee mit dem Hund finde ich gut, so kommt sie wenigstens etwas raus, aber was ist denn mit ihr los das sie sich so zurückzieht? " Bisher hatte Julian zwar immer mal von sich gesprochen, aber was seiner Schwester fehlte hatte er nie erzählt.
"Ist eine lange Geschichte und sicher nicht für eine Party geeignet." Janne verstand den Wink und bohrte nicht weiter nach.
"Wenn du lieber nach Hause willst, ist das in Ordnung." "Mh, ich denke das wäre das beste, amüsieren kann ich mich wohl eh nicht." Julian stellte seine halb leere Flasche auf dem Tisch und verabschiedete sich von Janne.
"Nun spring doch schon an." Wütend schlug er auf das Lenkrad.
"Streikt die Karre?" Julian drehte den Kopf und sah in Havus lachendes Gesicht. "Mal wieder, wird Zeit das ich mir was anderes zulege." Janne nickte und sah den Freund fragend an.
"Soll ich dich fahren?" "Wäre toll, aber nur wenns dich nicht stört."
"Hätte ich sonst gefragt?" "Vermutlich nicht."
"Na siehste und jetzt komm bevor meine Gäste merken das ich fehle." Julian verschloss die Tür seines Wagens und ließ sich neben Janne auf den zweiten Sitz sinken.
Schweigend fuhren sie den kurzen Weg bis zu dem Haus der Berggrens. "Wir sehen uns dann morgen, wenn ich mein Auto abhole." "Geht klar, ach und Julian. Das wird schon." Der angesprochene nickte, wusste er doch genau das Janne nicht auf das Problem mit seinem Wagen gezielt hatte.
Nachdenklich fuhr der junge Finne den Weg zurück, ein ganzes Stück vor seiner Wohnung bog er in eine kleine Seitenstrasse und stieg aus.
Er machte sich Sorgen. Er kannte Julian zwar noch nicht lange, aber er mochte ihn. Sie waren sich an der Uni über den Weg gelaufen, als Julian sich gerade einschreiben lassen wollte. Von da an sind sie die letzten Wochen mehrmals Joggen gegangen und auch abends hatten sie sich mit seinem Freundeskreis desöfteren getroffen.
Ihm war schnell aufgefallen das Julian etwas bedrückte, aber er war bisher nicht mit der Sprache herausgerückt. Das es etwas mit seiner Schwester zutun hatte, war ihm heute Mittag aufgefallen.
Sie hatte den selben traurigen Ausdruck in den Augen gehabt, wie anfangs auch Julian. Janne lief den kurzen Weg bis zum See und kickte dabei immer wieder kleine Steinchen vor sich her. Die Hände hatte er in seinen Taschen tief vergraben und den Kopf hielt er gesenkt.
Er bog um die Ecke und trat hinter den Bäumen vor. Vor seinen Augen erstreckte sich ein riesiger See. Sein Lieblingsplatz. Hierher kam er oft wenn er seine Ruhe brauchte und wenn er einfach nur nachdenken wollte.
Sein Blick fiel auf den kleinen Steg, sein Platz, der auf einmal besetzt war. Er erkannte sie sofort, an der Art wie sie sass, wie ihr Körper sich verhielt.
Langsam ging er auf sie zu und setzte sich neben sie. Sie war total versunken in ihren Gedanken.
"Stört es dich, wenn ich mich eine Weile zu dir setze?" Finja schrack aus ihren Gedanken als sie seine Stimme vernahm. Nickte aber dann doch.
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