„Ich will zurück in den Weltcup“ – SÜDKURIER-Interview mit Skispringer Alex Herr zu seinem Comeback
Knapp zwei Jahre ist es her, da stellte Alexander Herr seine Sprungskier in die Ecke und beendete seine Karriere. Nun steht der 30-Jährige vor seinem Comeback. Die ersten Trainingssprünge hat er bereits absolviert.
Alex, wie ernsthaft sind Ihre Comeback-Absichten?
Sehr ernsthaft. Wenn ich so etwas mache, dann sicherlich nicht aus Jux und Tollerei.
Was führte Sie zu diesem ungewöhnlichen Schritt?
Ich habe die Vergangenheit aufgearbeitet und gemerkt, dass ich immer noch motiviert bin und Spaß an diesem Sport habe. Zudem weiß ich, dass ich beruflich einen Rückhalt und damit ein zweites Standbein habe, wenn es nicht klappt.
Sind Sie mit 30 nicht schon zu alt für solch ein Vorhaben?
Der Japaner Takanobu Okabe hat vergangenen Winter mit 38 Jahren ein Weltcup-Springen gewonnen. Da ist 30 Jahre auf keinen Fall zu alt. Ich sehe es eher als Vorteil, da ich reifer geworden bin.
Was erwarten Sie sich von Ihrer Rückkehr? Welche Ziele haben Sie?
Wenn ich nicht das Ziel hätte, wieder im Weltcup zu springen, bräuchte ich nicht auf die Schanze zurückzukehren. Im kommenden Winter sind zudem ja noch Olympische Spiele.
Und für welches Land wollen Sie starten?
Deutschland.
Aber nach dem Eklat bei Olympia gab es schwere Differenzen zwischen Ihnen und dem Deutschen Skiverband. Sind diese mittlerweile ausgeräumt?
Ja. Das ist geklärt. Ich habe die nötigen Gespräche mit Funktionären und Sportlern bereits geführt. Sicherlich habe in der Vergangenheit auch Fehler gemacht. Aber ich will nun nach vorne schauen und mit Leistung überzeugen.
Wie reagierte der Trainerstab des DSV auf Ihre Absichten?
Sie waren überrascht, begrüßen aber meine Entscheidung.
Sind Sie überhaupt fit genug, um wieder als Spitzensportler angreifen zu können?
Ich bin noch nicht 100 Prozent fit. Aber ich habe mich die vergangenen zwei Jahre fit gehalten mit Radfahren, Laufen und Krafttraining und bin nicht so weit von den 100 Prozent entfernt.
Seit zwei Wochen springen Sie wieder. Gibt es bereits Vergleiche mit anderen Springern?
Beim Training in Hinterzarten habe ich gemerkt, dass ich noch mithalten kann. Aber darauf lege ich im Moment keinen großen Wert. Viel wichtiger ist, dass ich mich auf mich selbst und meine Technik konzentriere.
Martin Schmitt und Sie sind gleich alt. Welche Rolle spielte bei Ihrer Entscheidung, dass er im vergangenen Winter mit 30 Jahren wieder in die Weltspitze zurückkehrte?
Das spielte gar keine Rolle. Es war einzig und allein eine persönliche Entscheidung von mir.
Wann ist Ihr erster Wettkampf geplant?
Mitte Juli die Deutschen Meisterschaften. Dort will ich mich dem Trainer-Team für weitere Aufgaben anbieten.
Quelle:
http://www.suedkurier.de/sport/regional ... 16,3802317